Erscheint Dienstag, Donnerstags DamStag und Sonntag nit Ler Gratis Beilage Der Sonntags- G aß.
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Donnerstag, 11. September.
Bekanntmachungen oller Art finden di« erfolgreichste Verbreitung.
1902 .
Amtliches
Uebertragen wurde die zweite Stadtpfarrstelle Liebenzcll, Dekanats Calw, dem Stadtpfarrverweser Albert Dicrolf in Rottenburg, Dekanats Tübingen.
Auf den Stationen mit bedeutenderem Weinmostversandt werden während des bevorstehenden Weinherbstes innerhalb eines kurzen Zeitraums Weinfässer in großer Anzahl leer antoinmen und gefüllt wieder abgehen. Da sich die Fässer nach ihrer Größe und Form vielfach nur wenig von einander unterscheiden, so sind bei dem massenhaften Andrang und der häufig gebotenen Eile nur zu leicht Verwechslungen möglich, welche für die Beteiligten recht unangenehm werden können. Es ist daher die deutliche, jeden Zweifel über die Hingehörigkeit ausschließende, auch dem Regen standhaltende Bezeichnung der Gebinde die unerläßliche Vorbedingung für deren richtige und rechtzeitige Beförderung. Zur Vermeidung von Verwechslungen und Verschleppungen sind die Güterstellen angewiesen, nur solche Fässer anzunehmen, welche an einer der beiden Bodenseiten mit weißer Oelfarbe deutlich gezeichnet sind; es liegt jedoch im eigenen Interesse der Versender, die Fässer womöglich an beiden Bodenseiten mit dem vollständigen Namen zu versehen. Ganz unerläßlich ist die deutliche und haltbare, zweckmäßig gleichfalls an beiden Bodenseiten anzubringende Bezeichnung der Bestimmungsstation.
Zur Beschleunigung des Annahmcgeschäfts an den Postschaltern können vom 1. Oktober d. Js. an Firmen und Personen, welche Pakete selbst wägen, mit dein Gewichtsvermerk versehen, mit einem ihren Namen oder Firma tragenden oder andeutenden Aufgabezettel bekleben und in ein mit Durchschreibeinrichtung versehenes Ueberweisungsbuch eintragen. Auf Grund dieser Eintragung erfolgt die Einlieferung bei der Postanstalt, welche die eine der Ausfertigungen aus dein Buch herausnimmt und die zweite mit dem Buch an den Absender zurück- giebt. Die Aufgabezettel und Ueberweisungsbücher werden den Absendern von der Post geliefert, lieber die Einzelheiten der Einrichtung erteilen die Postanstalten, welche auch Anträge von Absendern rc. auf Besorgung der bezeichnten Verrichtungen entgegennehmen, auf Verlangen Auskunft.
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Tagespolitik.
Statt die angebliche Not des Handwerkerstandes durch Selbsthilfe und durch Anpassung an die nenzeitigen Verhältnisse zu bessern, ruft man fortwährend nach Staatshilfe und Geldbewilligungen und nach Wiedereinführung mittelalterlicher Einrichtungen. Dabei hat das Handwerk immer noch einen goldenen Boden, wenn es von einem fleißigen, sparsamen Meister betrieben wird. Auch der badische Handwerkertag, der soeben in Biihl versammelt war, huldigte der Anschauung, daß der Segen von oben kommen müsse. Es wurde beschlossen, Bezirks-Fachinnungen einzuführeu, wozu der Staat Geld geben soll. Auch für Ausstellungsund Verkaufshallen, die in jedem Handwerkerkammerbezirk zu errichten seien, soll der Staat Mittel bewilligen. Fenier soll die gesetzliche Einführung des Befähigungsnachweises für das gesamte Handwerk verlangt werden, und der Geselle soll eine Gesellenprüfung machen. — Der Handwerkertag sprach sich anch scharf gegen das Bazar-, Wanderlager-, Hausier- und Filialenunwesen aus und bat die Regierung, entsprechende Schutz-Maßnahmen baldthunlichst einzuleiten, da diese Geschäfte dazu angethan seien, die Selbstständigkeit des Mittelstandes unmöglich zu machen. Besonders seien die Ausverkäufe zu untersagen, wenn es sich nicht um Geschäftsaufgabe u. s. w. handle.
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Die faktische Besitznahme unseres Hinterlandes von Kamerun durch Deutschland ist durch den Zug des Oberstleutnants Pavel nach dem Tsadsee nunmehr erfolgt, lieber den Zug wird aus Garua bekannt, daß die von dem Kommandeur der deutschen Schntztruppe befehligte Expedition am 26. März von Garua abmarschiert ist, die Ngollo- und Sebeleba-Bcrge unter Gefechten durchquert, Dikoa am 21. April und den Tsadsee am 3. Mai erreicht hat. Der Rückmarsch wurde den Logon entlang über Karnak-Logon nach Maona genommen. Die Wicderankunft in Garua erfolgte am 7. Juni. Dem Sultan Subeon von Jola wurden in den Ausläufern der Mandava-Berge, westlich von Maona, zwei Niederlagen beigebracht, ohne daß es jedoch gelungen wäre, ihn gefangen zu nehmen. In Dikoa wurde eine französische Garnison — Kapitän Dunguille mit 1 weißem Unteroffizier und 50 Spahis — vorgefunden. Diese wohnte der feieriichm Hissung der deutschen Flagge bei und zog hierauf auf französisches Gebiet ab. Weitere französische Garnisonen in Kassevi und Gulfoa zogen beim Nahen der Expedition gleichfalls ab. — Es wird geklagt, daß die Engländer von Englisch-Bornu aus den Handel mit Deutsch-Bornu unterbinden, indem sie den von Norden kommenden Handelskarawanen den Uebertritt auf deutsches Gebiet verwehren. Sie haben ferner durch allerlei Versprechungen den Sultan Gentail veranlaßt, mit seinem Volke aus Dikoa auf englisches Gebiet überzusiedeln. Von deutscher Seite ist hiergegen energischer Protest bei den englischen Behörden eingelegt worden. Dikoa und Garua er
hielten deutsche Garnisonen und zwar Dikoa 50 Mann unter Oberleutnant Bülow, und Garua 50 Mann unter Oberleutnant Dominik. Oberstleutnant Pavel trat am 8. Juni l. I. von Garua aus den Rückmarsch zur Küste an und ist Mitte August in Duala eingctrofsen. Das Hinterland von Kamerun ist nun thatsächlich in Besitz genommen. *
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Das Kanonenboot des haitischen Präsidentschafts- Kandidaten, der im Kampfe mit dem amtierenden Präsidenten liegt, hielt in den Gewässern von Haiti den Hamburger Handelsdampser Marcomaimia an, erklärte seine Waffen und Munition für Kriegskontrebande und nahm sie weg. Der Handelsdampser war gegen das Kanonenboot machtlos, er mußte sich die Ausräubung gefallen lassen und dampfte dann weiter. Wäre die haitische Reoolutionspartci eine völkerrechtlich anerkannte kriegführende Macht, so wäre gegen die Beschlagnahme Kriegskontrebande führender Dampfer nichts einzuwendcn. Anch die Engländer hielten während des Burenkrieges an der afrikanischen Ostküste deutsche Schiffe an. Allein ein haitisches Revolutions- Kanonenboot kann nicht Kciegsrecht üben, seine That muß als grobe Seeräuberei angesehen werden. Und wie der Schlag auf den Blitz fuhr ein deutsches Kriegsschiff heran und schmetterte das Kanonenboot der haitischen Negerrevolutionäre in den Grund. Die deutsche Seemacht läßt sich nicht ungestraft zu nahe treten. Dieses energische Eir- greifen angesichts fremder Uebergriffe gegen Deutsche wirkt besser als zwanzig impulsive Reden Kaiser Wilhelms. Nicht mit Worten verschafft man einem Reiche wie Deutschland Respekt, sondern mit kraftvollen Thaten. Nun ist wieder einmal der Welt dargcthan worden, daß Deutschland seiner nicht spotten läßt. Das ist besonders allen amerikanischen Staaten gegenüber am Platze. Hunderttausende Deutsche haben sich auch in Südamerika niedergelassen. Viele Millionen deutsches Kapital sind hier in industriellen Unternehmungen angelegt, die Regierungen der südamerikanischen Staaten aber sind mehr als andere geneigt, Gewalt und Raubpolitik zu treiben. Ihnen wird die Lehre, die soeben Haiti empfing, eine Warnung sein. Auch die Vereinigten Staaten werden aufhorchen. Dieser Tage erst hat Präsident Roosevelt wieder ein Langes und Breites über die Monrco-Lehre geschwatzi: Amerika den Amerikanern. Kein Staat soll Besitz in Amerika erwerben dürfen und keine fremde Macht soll auf dem amerikanischen Erdteil oder in seinen Gewässern Krieg führen. Die Vereinigten Staaten seien die Besttzanwärter und der Schutzherr ganz Amerikas. Als vor einigen Wochen ein deutsches Kanonenboot vor der venezolanischen Hafenstadt La Guaria anffuhr, um wegen verletzter deutscher Interessen einzngreifen, da wurde es von einem Kriegsschiff der Vereinigten Staaten begleitet, das ein Eingreifen Deutschlands nicht dulden wollte. Allein die venezolanische Regierung erfüllte das deutsche Verlangen, die Gewalt war nicht mehr notwendig und so unterblieb auch der Konflikt mit den Vereinigten Staaten. Nunmehr ist vor Haiti dargethan worden, daß Deutschland keinerlei Uebergriffe gegen deutsche Interessen, daß es keine Verletzung der deutschen Macht auch in den amerikanischen Gewässern duldet und daß es sofort eingreift, mögen die Vereinigten Staaten noch so anmaßende Forderungen stellen und mag der Präsident Roosevelt noch so bombastische Reden vom. großen Amerika schwingen. Die deutsche Regierung hat nie ein Wort gegen die Monroe- Lehre geäußert, sie handelt aber, wie es einem machtvollen Reiche geziemt und sie wahrt ihr Ansehen, wo es auch sei.
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* Akkessieig, 9. Sept. Eine für Gemeinden beachtenswerte Entscheidung fällte die Kreisregierung Ludwigsburg als Beschwerdeinstanz. Danach sind Gemeindeholzhaucr, welche bei den Holzhauerarbeiten in den einzelnen Wochen mehr als die Hälfte des ortsüblichen Tagelohns gewöhnlicher Tagarbeiter verdient haben, invalidenversichernngS- pflichtig, so lange sie eine Versicherungsfreikarte nicht besitzen. Wenn auch die einzelneu Holzhauer, wie der Akkor- dant selbst, an dem Holzhauerakkord nach dem Verhältnis ihrer Zeitversäumnis teilnehmen, so erhalten sie durch diese Lohnform nicht die Eigenschaft von Unternehmern, sondern sind, wie der Akkordant selbst, als Akkordarbeiter (Lohnarbeiter) zu betrachten. Auch ist die Zeit der Beschäftigung an und für sich ohne Einfluß auf die Versicherungspflicht. Wenn auch zuzugeben ist, daß die betreffenden Holzhauer Lohnarbeit berufsmäßig nicht verrichten, so werden die in Rede sichenden Holzhauerarbeiten doch in „regelmäßiger
Wiederkehr" verrichtet. Und wenn sie auch „nebenher" verrichtet werden, so werden sie nicht gegen ein „geringfügiges Entgelt" verrichtet. Denn es verrichten die Holzhauer diese Arbeiten in jährlich 3 bis 4 Wochen mit einem Arbeitsverdienst von Mk. 7,1 bezw. Mk. 5,5. Dieser Ver- dienst übersteigt aber die Hälfte des wöchentlichen durchschnittlichen Jahresarbcitsverdiensts.
* In Walddorf ist Montag nachmittag das Wohnhaus der Hafner Kummers Witwe abgebrannt. Der rasch zu Hilfe eilenden Feuerwehr gelang es, das Feuer auf seinen Heerd zu beschränken. Die Entstehungsursache ist noch nicht bekannt. Als der Brand ausbrach war nur die Mitbewohnerin des Hauses, die blinde Frau Nestle zu Hause. Die Abgebrannten sind versichert.
* Ans dem Wakdachthak, 8. Sept. Während der Land-
mann noch die Früchte seines Fleißes einsammelt, ist bei dem Bienknzüchter die Erntezeit längst vorüber. Wenn er nun auf das Ergebnis dieses Jahrgangs zurückblick!, so kann es ihn nicht besonders freudig stimmen; denn manche Hoffnungen sind getäuscht, viele Honigtonnen stehen leer. Die warme Witterung im April reizte dir Völker zu starkem Brutansatz und kräftiger Entwicklung, sodaß die noch vorhandenen Vorräte rasch aufgezehrt wurden. Aber infolge der kalten und regnerischen Witterung im Mai stockte der Brutansatz; viele Flugbicnen wurden von Wind und Regen zur Erde geworfen und blieben erstarrt im Felde liegen; die Völker wurden täglich schwächer. Der reiche Blumenflor konnte nicht beflogen werden. Bald stellte sich Mangel ein. Wenn der Bienenzüchter es längere Zeit versäumte, nach seinen Pfleglingen zu sehen, so fand er gerade diejenigen Stöcke, die zu den schönsten Hoffnungen berechtigten, vom Huugertode hingerafft. Gelang es ihm, einige Stöcke zu retten, so blieben diese in der Entwicklung so zurück, daß sie im Laufe des Sommers kaum den nötigen Winrcroorrat sammeln konnten. Die Schwärme fielen erst spät und wenig zahlreich. Ebenso ist der Ertrag an Honig ziemlich gering. Der Imker muß daher den heurigen Jahrgang zu den schlechtesten zählen. Doch sollten ihn diese Mißerfolge nicht davon abhalten, auch ferner der Bienen mit Fleiß und Eifer zu warten. (Gr.)
* (Merkanf des Bades Geirrach.) Wie uns mttgetcilt wird, ist das Bad Teinach um den Preis von 1,850,000 Mk. von dem seitherigen Besitzer Brake an Herrn Emil Bossart aus Zürich, hinter welchem ein Konsortium Stuttgarter Herxen steht, verkauft und der Verkauf heute vormittag fest notariell abgeschlossen worden. Vor kurzem hatte Or. iusä. Hartmann-Ulm Ankaufsverhandlungen mit Herrn Brake angeknüpft, die sich aber vor dem notariellen Abschluß durch den Rücktritt von Dr. Hartmann wieder zerschlugen. Der nunmehr endgültige Verkauf des reizend gelegenen Bades wird letzterem einen neuen Aufschwung sichern und nicht nur von der Gemeinde Teinach selbst, sondern auch von zahlreichen früheren Badegästen mit Genugthmmg vernommen werden.
* Nächsten Sonntag wird in Weuenöücg die neue Turnhalle eingeweiht. Es findet unter anderem ein Festzug statt.
* Stuttgart, 9. Sept. Vom 1. Okt. an nimmt der Konsum- Verein den Vertrieb von Schuhwaren in seinen Geschäftskreis aus; er erließ dieser Tage ein Inserat, worin Schuhmachermeister von Stuttgart und den Vororten aufgesordert wurden, sich zu melden, wenn sie sich verpflichten wollen, Reparaturen an den vom Konsumverein verkauften Schuhwaren solid und zu festen Preisen rasch ausznfnhrm. Eine Versammlung von 250 Schuhmachermeistern beschäftigte sich gestern abend im Gasthaus zum Hirsch mit diesem Vorgehen. Der Sekretär des Schntzvereins, Hiller und Reichsiags- abgeordneter Schrempf waren die Hauptredner. Mit allen gegen 7 Stimmen wurde eine Resolution angenommen, die Protest erhebt gegen „den Versuch des Konsumvereins, die Preise für Schuhreparaturen noch weiter zu drücken", und alle Berufsgenossen, sowie die übrigen Handwerker Stuttgarts auffordert, „diesen Vorstoß gegen das selbstständige Handwerk" mit dem Austritt aus dem Konsumverein zu beantworten.
* Der Umtausch der alten Postwertzeichen bis zum 30. Juni d. I. veranlaßt das offiziöse Organ der Postverwaltung, die Verkehrs-Zeitung, zu folgender interessanten Ausführung: Es überrascht die hohe Zahl der noch in den Händen des Publikums gewesenen früheren Reichs-Postwertzeichen mit dem heraldischen Adler. Obgleich diese Wertzeichen schon seit mehr als zwei Jahren nicht mehr ausgegeben worden sind, so sind doch im Neichspostgebiete Wertzeichen dieser Art im Werte von 178,655 Mk., in Württemberg solche