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Dienstag, S. September.

Telegramm«

js Aew-Work, 8. Sept. Ein Telegramm aus Kaphaitien meldet: Das haitianische RebellcrikanonenbootCreteapierrot"

wurde durch das deutsche KriegsschiffPanther" an der Hafeueinfahrt Gouaives i« de« Grund gebohrt. Die Besatzung rettete sich.

Amtliches

U ebertragen wurde die Schulstclle in Meistern dem Hilfs­lehrer Friedrich Hart mann in Nellingen.

Tagespolitik.

Aus den Getreidezöllcn kann,WiedasBayer. Vaterld." schreibt, die unverhältnismäßig hohe Steigerung der Brot­preise nicht hergcleitet werden; denn trotz der Getrcidezöllr ist ja der Weizenpreis ganz gewaltig gesunken. Während vor 50 Jahren die Differenz zwischen Getreidepreis und Brotpreis nur 4,48 Mk und vor 40 Jahren 8,09 Mk. be­trug, stieg dieselbe mit dem Beginn der 70gec Jahre auf 21,40 Mk., 1880 auf 45,47 Mk. und betrug im letzten Jahrfünft des vorigen Jahrhunderts sogar 51,21 Mk.! Ein so schreiendes Mißverhältnis zwischen Getreidepreis und Brotpreis kann man, sagt derPfälz. Kurier" treffend, ge­wiß mit Recht alsBrotwucher" bezeichnen, nur muß man die Wucherer nicht in Regierung, Industrie und Landwirt­schaft suchen, sondern in den Reihen derer, die es verstanden haben, dem urteilslosen großen Haufen seit Jahrzehnten vorzuspiegeln, daß es der Zoll sei, der ihm die Wucher­preise für das tägliche Brot diktiere, während es doch der Zwischenhandel ist, der sich zwischen Bauer und Grossisten, zwischen Müller und Bäcker oder zwischen Bäcker und Consumenien emdrängt, seit Jahrzehnten im Namen der Humanität nach Zollfreiheit ruft, selbst aber gleichzeitig den Consum genau um das Zehnfache des verlangten Zolls verteuert und der Landwirtschaft unehrlicher Weise die Schuld für die hohen Brotpreise in die Schuhe zu schiebe» versteht, obgleich die Landwirtschaft und speziell der Ge­treidebau unter der Entwicklung der Getreidepreise in den letzten 20 Jahren ganz außerordentlich gelitten hat.

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Die Polen in Posen stehen den Deutschen als eine festgeschlossene Masse gegenüber. Sie kaufen nur bei polnischen Gewerbetreibenden und verkehren auch gesellschaft­lich nur untereinander, wobei Standesvorurteile kaum be­merkbar sind. Anders ist es mit dem Deutschen. Er kauft da, wo er am billigsten zu kaufen glaubt, und ist gesell­schaftlich in Kliquen gespalten. Zunächst scheidet sich die Beamtenschaft in zahlreiche Klassen, die außerdienstlich mit einander nicht gern in Berührung kommen. Es machen sich dabei recht interessante Feinheiten bemerkbar; so ist der Regierungssekretärmehr" als der Post- oder Eisenbahn­sekretär, der Eisenbahnsekretär wieder ein ungleich höheres Wesen als der Eisenbahnbetriebssekretär. Beim Bürgertum ist, es nicht viel anders; auch da kann von einem mehr als gelegentlichen Zusammenschluß nicht die Rede sein. Ziem­lich geringer Einschätzung von oben erfreut sich in Posen der Kaufmann. Freilich wäre es verkehrt, in diesem Kasten­geist eine besondere Eigenart der Provinz Posen zu er­blicken. Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind auch west­lich der Elbe dieselben und finden sich vielfach auch sonst noch in Deutschland. DaS Mißverhältnis springt in Posen nur deshalb in die Augen, weil die Staatsregicrung be­ständig den Zusammenschluß aller Deutschen predigt und der Reichskanzler erklärt hat, er wolle in der Provinz Posen keine Mandarinen dulden, und trotzdem im Pvsen- schen dieses Mandarinentum üppig weiter wuchert.

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Bulgarien hüte sich. Nachdem die Bulgaren so lange geschrien haben, daß Macedonien mit Gewalt aus den Händen der Türkei befreit werden müsse, haben die Türken jetzt auch den Gedanken eines Krieges aufgegriffen. Die Stimm­ung unter der mohammedanischen Bevölkerung in ganz Macedonien ist eine derartige geworden, daß sie ein so­fortiges Losschlagen gegen Bulgarien verlangt. Trotz der Abmahnungen der Botschafter sind doch die Nizams in vielen Bezirken zu Waffenübungen einberufen worden, und überall ist es deren erste Sorge, Ergebenheitstelegramme an den Sultan zu richten, der Großherr möge endlich die unhaltbar gewordene Lage beseitigen. Die Albanesen des nördlichen Mazedoniens gingen natürlich gleich einen Schritt weiter und verlangten 50,000 neue Gewehre, umfür den Sultan ihr Leben opfern zu dürfen." Im Mdizpalast gewinnt auch die Militärpartei immer mehr an Einfluß;

sie hat auch ein sehr wirksames Mittel, um auf den Sultan Eindruck zu machen. Sie weist darauf hin, daß die jung­türkische Bewegung, die Abdul Hamid so viele Sorgen macht, nur dadurch überwunden werden könne, daß sich das türkische Reich wieder in seiner echten Größe und Macht­entfaltung zeige und vor allem den fortwährenden Heraus­forderungen der kleine» Balkanstaaten ein Ziel setze. Durch diesen Hinweis hat man die Zustimmung des Sultans zu den bedeutenden Truppenansammlungen und besonders zu der Zusammenziehung von etwa 45 Batterien Geschützen längs der mazedonischen Grenze erlangt. Nach Ansicht des türkischen Generalstabes würde bei dem Ausbruch eines Krieges mit Bulgarien das türkische Heer in längstens sechs Wochen Sofia und die ganze Balkanlinie besetzt haben, sodaß ein russisches Heer, wenn es auf dem Kriegs­schauplätze erscheint, erst ganz Bulgarien erobern müßte.

LcLNdssnactz richten.

* Altensteig, 8. Sept. Im übel-berufenen diesjährigen Erdbeben-Winkel unseres Planeten hat es in der letzten Woche wieder mächtig rumort und leider abermals zahlreiche Menschenleben gefordert und bei uns in Deutschland ist die Witterung wieder äußerst heiß, dann schwül-gewittrig und veränderlich gewesen. Man möchte, obwohl ja die Sache so klar, wie zweimal zwei vier ist, nicht bewiesen werden kann, doch annehmen, daß Wetter und Eruptionen in der That mit einander in Zusammenhang stehen. Wenn dem aber so ist, dann kann für die Herbst- und Winteraussichten absolut nichts Bestimmtes prophezeit werden und die vor­wiegende Annahme, daß dem feuchten Sommer ein früher und kalter Winter folgen soll, bleibt so lange mehr wie ungewiß, als der Spektakel im Erd-Jnnern kein Ende nimmt. Im Familienhaushalt wird man sich mit dem Fernbleiben kühler Tage leicht abfiuden, die Zeiten stehen nicht blos unter dem Zeichen der Kraut- und Kartoffelernten, sondern auch unter dem der Forderungen nach Bewilligung eines höheren Familien-Etats! Das Leben ist nicht billig, Jung- Deutschland stopft immer mehr in den wachsenden Körper hinein, Wohl dem, dem's schmeckt! und die Ausgabefähigkeit

! und Kaufkraft eines Markstückes ist keine überwältigende. ! Mag nur zum Herbst das Geld wieder flotter rollreren und ! das Geschäft überall sich gut anlassen; die Landwirtschaft » schneidet im Durchschnitt diesmal nicht schlecht ab und von s dieser Seite her ist doch einigermaßen größere Belebung des gewerblichen Lebens zu erwarten.

* (Welenchket die Grepxerr.) Mit dem Kürzerwerden der Tage seien die Besitzer und Verwalter von Häusern an die Flur- und Treppenbeleuchtung erinnert und im öffent­lichen wie in ihrem eigenen Interesse aufgefordert, für die genügende Beleuchtung zu sorgen. Die Meinung vieler, daß letztere nur während bestimmter Monate einzntreten hat, ist falsch. Die Beleuchtung der Treppen hat vielmehr ohne Rücksicht auf die Jahreszeit stets vom Beginn der Dunkel­heit bezw. von dem Zeitpunkt an, an welchem die Straßen beleuchtet werden, anzufangen und hat so lange, als der regelmäßige Verkehr in dem Hause dauert bezw. bis zu dem Zeitpunkt, wo das Haus verschlossen zu werden pflegt, an­zudauern. Hierbei sei bemerkt, daß nach einer Entscheidung des Reichsgerichts den Hauswirt die Verpflichtung zur Be­leuchtung trifft, da der Hauseigentümer, der in Ausnützung seines Eigentums Mitbewohner aufnimmt und dadurch oder auf andere Weise einen Verkehr in dem Hause herstellt, auch die Pflicht hat, dafür zu sorgen, daß bei dem von ihm hergestellten Verkehr andere durch die Anlage des Hauses an ihrem Körper keinen Schaden leiden.

* Afakzgrafevweiker, 7. Sept. Eine schöne Feier­lichkeit hielt heute der hiesige Schützenverein ab, nämlich die Einweihung des neuerbauten Schießhauses. Hiezu hatte sich der Schützenverein Frcudenstadt sowie viele Schützen- freunde der Umgebung eingefunden. Die Beteiligung am Schießen war eine lebhafte und Dank der lächelnden Sonne entwickelte sich beim Schießhaus ein munteres Treiben. Die Schießresultate wurden mit Interesse verfolgt und wurde im allgemeinen gut geschossen. Der praktischen Thätigkeit im Schießstande schloß sich eine Erholung des Körpers im Schwanen" an, wo bei frugalem Mahl sich eine gehobene Stimmung entwickelte. Durch Humoristische Vorträge, an denen auch die Freudenstädter Gäste mitwirkten, wurden die Lach­muskeln der Anwesenden auf's angenehmste in Thätigkeit versetzt. Ein Tänzchen konnten sich die Schützenbrüder nicht versagen und wurden die Beine fleißig geschwungen. Das Arrangement der Feierlichkeit war gelungen und es nahm die Veranstaltung einen recht befriedigenden Verlauf.

EimückuneSpreiS für Nltensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung S Pfg.

Le» nrchrmal. je S P*g auswärts je i Pfg. die Ispaltig« Zell« oder deren Raum

Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.

Bekanntmachungen aller Sri finden die erfolg« I a

reichst« «erbreitung. j LUV».

^ Ohne Zweifel hat der Schützenverein durch diese gelungene

Feier sich den allgemeinen Beifall gesichert und wird sein vorgestecktes Ziel ihm viele Freunde zuführen.

-n. Aagyld, 8. Sept. Gestern nachmittag fand in der Stadtkirche ein Missionsfest statt, das von Missions­freunden aus Stadt und Land zahlreich besucht war. Als erster Redner trat Missionar Walker von Altensteig auf, j der nach der Eingangsansprache den Bericht über die Missions­gaben im Nagolder Bezirk erstattete. Aus dem Bericht ist zu entnehmen, daß an Beiträgen von einzelnen Gebern, von Vereinen, Schulen, Sammlungen, Gemeinschaften und Kirchen­opfern insgesamt 4144 Mk. 92 Pfg. und durch die Halb­batzenkollekte 4166 Mk. 02 Pfg. in die Bezirkskasse flössen. Weitere Redner waren: Missionar Gutekunst (Kamerun) und Missionar Eisfelder (Südmahrakta, Indien.) Das Schlußgebet sprach Dekan Römer.

Wagold, 8. Sept. Am letzten Samstag fand unter zahlreicher Beteiligung von Landwirten und Vertretern von Gemeinden auf dem hiesigenStadtacker" eine Versteigerung der vom X. landw. Gauverband in der Schweiz aufgekauften Zuchttiere der Simmenthaler Rasse statt. Als Vertreter der K. Zentralstelle für Landwirtschaft waren der Präsident Frhr. v. Ow und Oekonomierat Fecht, welch letzterer der Kommission beim Aufkauf der Tiere an die Hand gegangen war, anwesend. Geleitet wurde die Versteigerung durch Oberamtmann Ritter, den Vorstand des diesseitigen landw. Vereins, sowie durch Regierungsrat Völter aus Calw. Die schönen Tiere fanden viele Liebhaber und es wurde auf Grund der lebhaften Nachfrage ein Ucber-Erlös von Mk. 1500 erzielt, der jedoch (nach Abzug der Kosten) den Käufern wieder autaebracht werden soll. Verkauft wurden 33 Farren und 9 Rinder.

* Stuttgart, 5. Sept. Von der Generaldirektion der Eisenbahnen wird beabsichtigt, sämtliche Bahnstationen mit Verbandkästen auszustatten. Ferner werden auf den Stationen der Bahnarztsitze Krankentragbahren aufgestellt. Sämtliche Züge oder Zugführer werden mit Material zur ersten Hilfe­leistung ausgerüstet. Schließlich wird ein regelmäßiger Samariterunterricht in der ersten Hilfeleistung bei Unglücks- fällen durch die Bahnärzte eingerichtet. An dem Unterricht nehmen neben verschiedenen Veamtenkategorien auch einige Krankenkassenmitglieder teil.

* Der Stand der Weinberge im Stuttgarter Thal kann als sehr gut bezeichnet werden. Besonders die am häufigsten angepflanzten Trollinger lassen reichen Ertrag erwarten. Auch Portugieser stehen im allgemeinen ausgezeichnet, nur vereinzelt haben sie durch die Kälte etwas gelitten. Die Trauben beginnen sich zu färben, selbst auf der Winterseite ist die Entwicklung derselben überraschend gut.

* Die alte Kirchbrunnenguelle, welche vor einigen Tagen in Keilörou» entdeckt wurde, strömt jetzt vom Chor der Kirche her mit solcher Mächtigkeit in den Brunnenschacht ein, daß sie die enorme Menge von 15 Liter pro Sekunde ergiebt.

js Alm, 6. Sept. Ein Urteil, das besonders für Ge­werbetreibende, die Lehrlinge halten, von großer Bedeutung ist, wurde kürzlich vom Reichsgericht gefällt. Der That- bestand ist folgender: Ein minderjähriger Metzgerlehrling schoß bei einer Spielerei einen gleichalterigen Kameraden mittelst einer Zimmerflinte in den Hinterkopf. Der Vater des Verletzten verklagte den Meister auf Schadenersatz und erzielte bei den unteren Instanzen ein obsiegendes Urteil. Auch das Reichsgericht bestätigte unter Hinweis auf ß 832 des bürgerlichen Gesetzbuches und unter Anziehung des § 127 a der Gewerbeordnung die ergangenen Urteile. Das Erkenntnis ist für die Lehrhcrrcn von außerordentlicher Tragweite, da die Lehrlinge auch bei gewissenhafter Beauf­sichtigung Schaden stiften können. Der Meister kann dieser Eventualität Vorbeugen, wenn er in dem Lehrvertrag be­stimmt, daß die Eltern und Vormünder des Lehrlings für dessen Handlungen hasten. Wenn ein Vermögen nicht da ist, bleibt der Meister ohne Deckung. Das dürfte Anlaß zu sorgfältiger Überwachung der Lehrlinge geben.

* Wakdsee (Württemb.), 6. Sept. Ein heftiges Gewitter verbunden mit wolkenbruchartigem Regen und Hagelschlag, richtete gestern nachmittag gegen 5 Uhr an den Obstbäumen großen Schaden an. Bäume wurden mngerissen. Nach Berichten aus Haidgau vernichtete der Hagel die noch auf dem Felde liegenden Früchte, meist Hafer. Die Fenster­scheiben der meisten Häuser wurden vom Hagel eingeschlagen. An vielen Gebäuden wurden die Dächer abgedeckt. Bäume wurden frei aus der Erde gehoben und bis 30 Meter weit geschleudert. Die in der hiesigen Gegend erhoffte reichliche Obsternte ist größtenteils vernichtet. Auch in anderen Gegenden