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Erscheint Dienstag, Donnerstag, SamStag und Sonntag «it der GratiS-Beilag« Der Sonntag s- Ga«.

Bestellpreis pro Quartal im Bezirk u. Nachbar- »rtkverkehr Mi- 1.1b außerhalb desselben M. 1LL.

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EinrückungSpreiS für Altensteig und? nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 Pfg. be» mehrmal. je 8 P?g. auSwäctS je 8 Pfg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum

Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.

M. 127.

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Donnerstag, 21. August.

Bekanntmachungen aller Art finden di« erfolg- > 1NN2 reichste Verbreitung. I '

Amtliches.

U. erst ragen wurde die siebte Schulstelle in Vaihingen a. d. Fildern dem Unterlehrer.Albert Blum in Nagold. _^_

Der (SLtreidezoU und Württemberg.

Von Theodor Körner.

II.

Asm Riesenviehtrog und den Bauern, welche Getreide verkaufen.

Eine große Rolle bei denBildern aus de» einzelnen Oberämtern" spielt die Verwendung von Brotgetreide als Viehfutter. Wie hier gerechnet wird, sei am Beispiel des Oberamts Backnang vorgefühit. Nach sehr niedrigen Ernte­zahlen (8 Ztr. Dinkel auf 1 Morgen), welche nur für die geringen Böden zutreffen und in der Mehrzahl der land­wirtschaftlichen Betriebe doppelt so hoch sind, wird für dieses Oberamt eine Gesamtproduktion an Brotgetreide berechnet von:

41280 D.Z.

Hievon soll als Biehfutter beinahe die Hülste

nämlich .. 19004 verfüttert

werden, so daß für Nahrungszwecke nur 22276 übrig bleiben. Die in der Landwirtschaft thütigen

14104 Personen sollten jedoch 43941 brauchen so daß die rein landwirtschaftliche Bevölkerung nur für ein halbes Jahr Brotgetreide Hütte. Darnach würden die Land­wirte im Oberarm Backnang ihren Dinkel, Weizen, Roggen und die Gerste vorher in den Viehtrog werfen ehe sie selbst etwas haben. Und solche Resultate nennt der Handels­vertragssekretärtieferes Eindringen in diethatsächlichen" Verhältnisse der Landwirtschaft"! Aehnlich liegen die Ver­hältnisse in den Oberämtern Gaildorf, Göppingen, Neuenbürg.

Betrachtet man die Gesamtzahlen der Handelsvertrags­vereinsschrift für Württemberg, so ergiebt sich folgendes Bild: Produktion an Brotgetreide (ohne Hafer) 4 524357 D.Z.

Von diesem Brotgetreide erhalten:

Pferde 105 078 Ztr.

Rinder 497 365

Schweine 867 014

Geflügel 1 099 923 .,

2 569 380 Ztr. -- zus. 1284690 D.Z.

Somit wandern 28 °/o Brotgetreide in den Viehtrog!

Von den übrig bleibenden 72°/,, sollen jedoch die in und von der Landwirtschaft lebenden Personen 55 (2' z Mill.

D.Z.) verbrauchen, so daß als Ueöerschuß nur noch 17 °/o 770 359 D.Z. herausgerechnet werden. Da man nun als Saatgut rund 700000 D.Z. (150 ÜK auf Iba) rechnen darf, so blieben nach dieser Berechnung.von der gesamten Produktion nur 70 000 D.Z. 1 /s"/» zum Verkauf übrig.

Was soll man hiezu sagen? Darf man eine derartige .Rechnerei überhaupt noch ernst nehmen?

Der Herr Handelsvertragsvereinssekretär hat nach -seiner Methode mit Hilfe eines Riesendurstes und eines RiesenvieHlroges herausgerechnet, daß 890 Grundbesitzer mit mehr als 15 Morgen Besitz im Oberamt Leonberg im besten Fall 12 102 D.Z. (nach einer früheren Berechnung nur 7480 D-Z.) verkäuflichen Brotgetreide-Üeberschuß haben. Diese Zahl ist ihm für alle seine weiteren Schlußfolgerungen der feste Pol". Beruht diese Zahl auf irgend einer statistischen Grundlage? Nein! Hat der Verfasser vielleicht persönliche Erhebungen gesammelt? Nein! Er nimmt ein­fach an, und öamit fertig. Eine solche Beweisführung nennt aber nichtsdestoweniger das Organ der Sozialdemokratie unwiderlegliches Material!"

Wie werden nun die 12 102 D.Z. Ueberschuß auf die einzelnen Betriebe verteilt? Antwort:

1. Betriebe von 510 basollen verkaufen pro Betrieb 9D.Z.

2. 1050ba , 22 .,

3. über 50 üs, 177

Da der durchschnittliche Besitzstand dieser 3 Arten

716 und 111 bs, ist, so würden

die Betriebe unter 1 auf den Hektar Besitz 1,3 D.Z.

» 2 1,4

s 1

verkaufen. Diese Steigerung entspricht wieder nicht den Thatsachen, denn der größere Besitz verkauft relativ viel mehr als der kleinere, weil beim letzteren ein größerer Prozent­satz in der Haushaltung verbraucht wird als beim elfteren.

Will man feststellen, was Bauern über 5 da verkaufen können, dann muß man sich schon die Mühe nehmen und bei denselben anfragen. Wir können mit Zahlen aus der Praxis dienen.

Ein Landwirt im Oberamt Leonberg giebt an:

Größe des Gutes 9^ tm. Verkauf an Getreide:

40 Zentner Dinkel,

8 Roggen,

34 Gerste,

60 Haber.

Der Haber fällt in den Berechnungen des Handelsvertrags­sekretärs vollständig aus, es bleiben an Brotgetreide und Gerste bei As',, ba Besitz 82 Zentner zum Verkauf, somit kommen auf 1 ba 8,6 Ztr. 4,3 D.Z., aber nicht wie oben berechnet 1,3 D.Z.

Es verkaufen in Württemberg Brotgetreide:

a) 39 225 landw. Betriebe von 510 ba 350 567 D.Z.

b) 25 768 ,. ., .1050 589 821

o) 607 über 50 70 332

65 600 zusammen 1 010 720 D.Z.

oder in Prozenten ausgedrückt:

die Betriebe mit durchschnittlich 7 ba 22 Morgen 35 o/g ,, I ? 53 58 o/o

Großbetriebe mit 90280 7 o/g

Der Bauernstand ist es also, welcher mit rund 65 000 selbständigen Betrieben nach den Zahlen des Handelsvertrags­vereins mit 93 o/g am Verkauf von überschüssigem Brot­getreide beteiligt ist! Bei der von diesen Bauern verkauften Menge von rund 2 Millionen Zentnern soll der Zollschutz keine greifbaren Vorteile haben, während nur die mit 7 o/g und 150 000 Zentner Verkauf beteiligten 607 Betriebe über 50 üu ein größeres Interesse haben sollen? Man muß schon sehr dumm sein, wenn man durch einfache Gegenüber­stellung der Zahlen nicht sofort steht, um was es sich bei der Zollfrage in Württemberg handelt um die Bauern und den Mittelstand und nicht um die Junker und die Großbetriebe!

Tagespolitik.

Mit Bezug auf die Kaiserbegegnung in Reval wird aufs neue die Herzlichkeit des Verkehrs der beiden Monar­chen hervorgehoben. In einem Nachtrag aus Petersburg, den derB. L. A." veröffentlicht heißt es: Der Kaiser habe in Reval den politisch nicht hoch genug zu veran­schlagenden Erfolg gehabt, die Zurückhaltung zu überwinden, die der Zar selbst dem Kaiser gegenüber bei allem sonstigen gegenseitigen Einvernehmen bisher noch immer beobachtet hatte. Die beiden Monarchen seien dann mit der rückhalt­losesten Sympathie einander näher getreten und haben während der ganzen Dauer der Begegnung in geradezu herzlicher Freundschaft mit einander verkehrt. Bei dieser Gelegenheit habe zweifellos der Kaiser aus dem Munde des Zaren die Bürgschaft für die dauernde Aufrechterhalt­ung des Weltfriedens erlangt, von der er seitdem wieder­holt gesprochen hat. Auch in der mit den Botschafterkreisen in Fühlung stehendenPost" wird die Intimität der Be­ziehungen zwischen Berlin und Petersburg stark betont. Den Anlaß zu diesen Kundgebungen hat offenbar die Revanche-Rede des französischen Kriegsministers Andre ge­geben, aus der unschwer der Aerger über die Revaler Kaiserbegegnung herausznlesen ist.

* * *

S:

Die Kleinmütigen und Verzagten unter den Deutschen mögen sich durch ein Schriftchen des Amerikaners Vanderlip sagen lassen, auf wie stolzer Höhe Deutschland heute steht: Eine Bevölkerung von 56 Millionen, die in einem großen Nationalstaat fest geeinigt ist; das zweitgrößte internationale Verkehrssystem der Welt; ein Handel, der nur dem Englands und Amerikas nachsteht, der sich seine Märkte in den ent­ferntesten Gegenden der Welt erobert hat; ein Jndustrie- system, das jede Hilfsquelle des Landes ausgeimtzt,' die Einöden unter Kultur gebracht, durch die sorgfältige An­wendung der Wissenschaft auf den Ackerbau das Erträgnis des Bodens mehr als verdreifacht und die Zückerrüben- industrie geschaffen hat; ein System, das die Kohlenförderung vervierfacht, den größten Chemikalienhandel entwickelt, die größte elektrische Industrie, die drittgrößte Textil-, Eisen- und Stahlindustrie, die zwei größten Schifffahrtsunternehm­ungen der Welt hervorgebracht, das die Stadtbevölkerung verdreifacht, eine starke und drohende Auswanderung auf ein unbedeutendes Maß zurückgebracht, die Löhne gehoben, den Wert des Grund und Bodens gesteigert, die Staats­einkünfte verdreifacht hat; eine starke selbstvertrauende, fortschreitende blühende Nation: Das ist das moderne Deutschland als das Ergebnis von 30 Jahren staatsauf- bauender Arbeit. All das unter steter Gefahr eines Ueber- falles auf beiden Grenzen, unter einer schweren Steuer- und Militärlast." Es ist ein Loblied auf die deutsche Arbeit, das Vanderlip hier singt, und es klingt aus in den Satz:Wenn das Maß des Erfolges, den ein Volk über widrige Umstände erringt, die Probe auf seine Größe ist, dann ist Deutschland die größte Nation der Welt."

Lcrndesncrch richten.

* Aktensteig, 20. August. Der Thaler, das alte und im Verkehr vielgeliebte Münzstück, dürfte nun doch aus

dem Handel scheiden, nachdem auch der deutsche Handels­tag sich eingehender mit dieser Frage beschäftigt und bei aller Wertschätzung des Thalerstückes ihm doch das Be­dürfnis für seine Beibehaltung abgesprochen hat. Wohl er­kennt man an, daß das Fünfmarkstück in seiner heutigen Gestalt eine sehr unhandliche Münze ist, aber man hofft, um diese Unzuträglichkeiten dadurch herumzukommen, daß das Fünfmarkftück durch Verwendung feineren Metalles künftighin seine unhandlichen Formen verliere und nicht viel größer, als der jetzige Thaler ausfalle.

* (Sprechen Sie noch?) Diese Frage der Telephon­beamten fährt oft störend in ein längeres Gespräch zwischen 2 Teilnehmern am Fernsprecher. Eine neue Einrichtung, die am 1. Oktober in Betrieb genommen wird, soll außer anderen Verbesserungen auch den Fortfall dieser störenden Unterbrechungen zur Folge haben. Der Beginn eines Gesprächs wird von da ab durch das Aufleuchten einer Glühlampe angezeigt und sobald die Teilnehmer den Hörer ablegen, erlischt die Lampe und zeigt das Ende der Unter­haltung an. So berichtet man aus Frankfurt a. M.

* Irendenstadt, 18. Aug. In der Parzelle Almand der Gemeinde Baiersbronn brach in vergangener Nacht Feuer aus, durch welches ein großes Bauernhaus samt Anbau in Asche gelegt wurde. Hilfe war keine möglich, da das Haus hoch oben auf dem Berge lag.

* Mittelthal) 18. Aug. Einem bedauerlichen Un­glücksfall ist am letzten Freitag abend ein 12jähriges, epileptisches Mädchen zum Opfer gefallen. Dasselbe, die Tochter des Bernhard Günter, Wegwarts vom Schloß, sollte in Abwesenheit seiner Eltern für den Abend das Nötigste besorgen. Am Herde wurde es von einem seiner Anfälle betroffen und stürzte zu Boden. Durch den Fall kam es dem Feuer zu nahe und seine Kleider fingen an zu brennen. Das verunglückte Kind konnte sich aber erst Hilfe geben, als sein epileptischer Anfall nachgelassen hatte. Schreiend und hell brennend sprang es ins Freie und warf sich in den in der Nähe befindlichen Brunnentrog, auch die Nachbarn kamen zu Hilfe und von ärztlicher Seite geschah, was zur Linderung der Schmerzen gethan werden konnte. Aber die Brandwunden waren zu zahlreich und zu tief­gehend, und als die herbeigerufenen Eltern von der Arbeit heimkamen, fanden sie ihr Kind sterbend vor. (Gr.)

* Salmöach, O. A. Neuenbürg, 18. Aug. Heute vor­mittag brach im Gasthaus zum Ochsen hier Feuer aus, das mit solcher Schnelligkeit um sich griff, daß alsbald auch das Nebenhaus des Goldarbeiters Kalmbacher in Flammen stand. Bon diesem aus teilte sich Flugfeuer dem gegenüberliegen­den Anwesen (Wohnhaus mit Scheuer) des Goldarbeiters Gottlob Frommer mit, und in Bälde stand auch dieses, sowie zwei weitere anstoßende Anwesen der Bürger Weik und Kübler in Flammen. Sämtliche fünf Gebäude lagen innerhalb kurzer Zeit in Asche. Die Enlstehungsursache ist nicht b.kannt.

* Stuttgart, 18. August. Graf v. Waldersee traf gestern abend in Heilbronn ein und fuhr nach dem Gut Lantenbach, wo er bei seiner Schwägerin, der Freifrau v. Wächter, bis 23. August bleiben wird. Waldersee wird sich alsdann zu dem Kaisermanöver nach Pommern be­geben.

* Haftpflicht der Gemeinde«. Einen beachtenswerten Beitrag zu der Frage der Haftpflicht der Gemeinden liefert die Nr. 16 der Württ. Gemeindezeitung vom 15. ds. Das Blatt schreibt:Am Sonntag den 16. Dezember 1900 abends 10Vz Uhr fiel der verheiratete Kaufmann K. in Markgröningen i. W. in der Nähe seiner Wohnung in einen frisch gegrabenen, noch nicht ausgemauerten Hydrantenschacht der gerade im Bau befindlichen Hochdruckwafserleitung der genannten Stadt­gemeinde. Der Sturz hatte einen Bruch des linken Unter­schenkels zur Folge, welcher eine ziemlich lange Heilungs­dauer erforderte und dann eine Verkürzung des linken Beins um 1 '/z2 vm hinterließ. Der Verletzte forderte daher von der Stadt Ersatz der Kurkosten und für die Schädigung in seiner Erwerbsfähigkeit eine einmalige Zahlung von 3000 Mark. Diese Forderung war insofern begründet, als offen­bar eine grobe Fahrlässigkeit den Unfall herbeigeführt hatte, in dem der an einer dem Verkehr zugänglichen Stelle befindliche 1,60 m tiefe Schacht weder zugedeckt noch beleuchtet war. Hierfür waren aber zunächst die Unternehmer W. u. Th. ver­antwortlich, denen die Stadt die Grabarbeiten für die Wasser­leitung übertragen hatte, und die durch Vertrag ausdrück­lich verpflichtet waren, für jeden Schaden an Person und Eigentum, der durch den Bau der Wasserleitung verursacht werde, einzutreten. Die Unternehmer erklärten sich auch be­reit, nachdem sie im Strafverfahren wegen fahrlässiger Körper­verletzung je zu 50 Mk. verurteilt worden waren, ihre For­derung an die Stadt M. mit 1600 Mk. zu Gunsten des K. abzutreten, auf weiteres ließen sie sich jedoch nicht ein