ss Areme«, 3. Juli. Die Familie des Photographen Vogt, bestehend aus dem Ehepaar und zwei Kindern, wurde heute früh in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Die Todesursache ist bis jetzt nicht bekannt.
Ausländisches
* Genf» 30. Juni. Der Mörder der Kaiserin Elisabeth, Luccheni, welcher bekanntlich sein Verbrechen mit lebenslänglichem Kerker büßt, ließ sich in der jüngsten Zeit wiederum im Gefängnis Ausschreitungen zu Schulden kommen, die die Einzelhaft des Verbrechers erheischten. Er schlug seine Zellengenossen, wollte sie erdrosseln und versuchte auch mehrmals, selbst seinem Leben ein Ende zu machen. Die Gefängnisverwaltuug von Genf traf daher besondere Vor- kehrungen, um Luccheni unschädlich zu machen. Aber auch diese haben sich als unzulänglich erwiesen. Denn neuerdings hat Luccheni einen Wärter überfallen, der seine Zelle betrat. Der Wärter erlitt keine ernstlichen Verletzungen und konnte noch der Gefahr entrinnen. Lucchini wurde in Eisen gelegt, z
* Prof. Vetter veröffentlicht im „Bund" den Worlaut seiner Ansprache bei der Jubelfeier des Germanischen Museums in Nürnberg. Sie lautet: Zum Jubelfest Ihres Museums habe ich die Ehre, Ihnen im Namen der schweizerischen Hochschulen deutscher Zunge Gruß und Glückwunsch zu entbieten. Das Schweizervolk deutschen Stammes, das seine Hochschulen meist selbst gegründet hat und nach bestem Vermögen hegt und Pflegt, denkt nicht immer daran, wie eng diese Anstalten mit dem geistigen Leben der gesamten deutschen Nation verknüpft sind und wie namentlich unsere Vergangenheit eine gemeinsame ist. Wie wir bei einer Fahrt in diese Feststädt nach und nach auch in der deutschen Landschaft und in ihrer Geschichte eine Größe und eine Poesie entdecken, von der wir uns bisweilen ein- bilden, daß sie erst bei 1500 Meter über dem Meer und bei Tell und den drei Eidgenossen beginne; wie wir da der endlosen Fläche des Dachauer Mooses und den Hängen mit dem gelbleuchtenden Ginster und den ernsten Föhren darüber einen Reiz abgewinnen lernen, den wir sonst erst vor einer Berglandschaft mit Alpenrosen und Arven zu empfinden gewohnt sind: so kommt es uns deutschen Schweizern hier und heute an diesem Feste der deutschen Vergangenheit auch erst wieder recht zum Bewußtsein, daß wir geistig immer zusammengehört haben, daß Karl der Große und die Nibelungen uns mit gehören und daß die Vorbilder von Allerheiligen zu Schaffhausen und des Münsters zu Bern in Hirsau und in Ulm stehen oder gestanden haben. Aber wir lassen uns deshalb unsere Berge und Seen nicht schelten und nicht nehmen und sind uns voll bewußt, daß die bescheidenen Eigenheiten unseres schweizerischen Alpenhauses, unserer schweizerischen Schlösser und Klöster ein wichtiger und nicht wegzudenkender Teil der Kultur- und Kunstgeschichte des großen deutschen Gesamtvolkes sind, trotz der Burg und dem Karthäuser Kloster zu Nürnberg, trotz Wartburg und Kloster Maulbronn. Eine deutsche Provinz in geistiger Beziehung also wollen wir in der deutschen Schweiz sein und bleiben, aber allerdings mit sehr bestimmten Reservatrechten! Wir freuen uns heute — und hier in Nürnberg —, daß wir deutsche Schweizer nicht, wie ein Teil des niederdeutschen Stammes, mit der politischen Abtrennung vom Reich auch die sprachliche und kulturelle vollzogen haben; wir freuen uns, daß wir uns geistig hier als Deutsche unter Deutschen, als Landsleute Göthes und Schillers, Erwin v. Steinbachs und Albrecht Dürers fühlen können; wir freuen uns heute und hier, nicht bloß wie Gottfried j Keller, der in trüber Zeit einen stillen Ort am Rhein gefunden hat, wo er „Schweizer darf und Deutscher sein", sondern wir freuen uns unter Deutschen am Feste dieser deutschen Anstalt, daß wir als deutsche Schweizer zugleich dem Geiste nach Deutsche sind und es zu bleiben hoffen! Diese werbende Kraft, dieser stammverbrüdernde Geist lebt '
für uns Deutschschweizer vor allem in Nürnberg und seinem Germanischen Museum und so rufen wir deutschschweizerischen Hochschulen denn heute aus vollem Herzen mit Ihnen: Heil Nürnberg, Stadt der alten Reichskleinodien, Stadt des neuen und des schönsten Reichskleinods! Heil Germanisches Museum, du weit über die Grenzen des deutschen Reiches hinaus und auch für uns deutsche Schweizer, auf geistigem Gebiete „allzeit Mehrer des Reichs"! — Man sollte meinen, diese Rede, die allen Nachdruck auf die geistige und kulturelle Zusammengehörigkeit Deutschlands und der Schweiz legt, müßte auch vom schweizerischen Standpunkt aus unverfänglich sein. Infolge der häßlichen Angriffe hat Professor Vetter seine Stelle niedergelegt.
* 1. Juli. In einem Anfalle religiösen Wahnsinns hat sich ein Häftling in dem Gefängnis von Melun fürchterlich verstümmelt. Der als geistesschwach bekannte Unglückliche, der nur wegen Landstreicherei festgenommen worden war, hatte sofort bei seinem Eintritt in das Haftlokal erklärt, er sei der Messias und müsse seine eigenen zahlreichen Sünden, sowie die der anderen Menschen sühnen, indem er sich selbst martere. Es gelang ihm, trotz der strengen Ueberwachung seitens des Personals, sich zwei verrostete Nägel von ungefähr zehn Zentimeter Länge zu verschaffen. Am Abend, als die anderen Häftlinge und die Wächter schliefen, durchbohrte er sich mit einem Pfriemen die beiden Füße; dann schlug er mit einem seiner Holzschuhe die beiden Nägel in die Wunden ein, bis in den Fußboden, sodaß er an diesem festgenagelt war. Hierauf brachte er sich mit dem Pfriemen mehrere schwere, wenn auch nicht tötliche Verwundungen in der linken Weiche bei. Dann breitete er die Arme in Kreuzigungsform an der Mauer aus und blieb in dieser Stellung bis zum nächsten Morgen. Als man ihn entdeckte, mußte man mit Zangen die Nägel, die ihn am Fußboden festhielten, ausreißen. Er stieß keinen Laut der Klage aus. Seitdem liegt er in der Krankenabteilung des Gefängnisses in Verzückung.
ff Aaris, 3. Juli. Der Schlußsatz der heutigen Erklärung Delcasses in der Deputiertenkammer über die Erneuerung des Dreibundes lautet nach dem stenographischen Bericht folgendermaßen: Niemand kann die Anmaßung haben, die Interessen Italiens besser zu kennen, als Italien selbst, und noch weniger, ihm die Richtschnur vorznzeichnen darüber, was seine Interessen ihm vorzuschreiben scheinen. Aber ebenso wird niemand überrascht sein darüber, daß wir, als uns auf den Trübinen mehrerer Parlamente die bevorstehende Erneuerung des Dreibunds angekündigt wurde, uns mit der Frage beschäftigen, in welchem Maße dieser diplomatische Akt mit den zu so richtiger Zeit wieder angekündigten Freundschafts- und Jnteressenbeziehungen zwischen Frankreich und Italien in Einklang stehen könnte. Die italienische Regierung sorgte selbst dafür, die Lage aufzuklären und zn präzisieren. Die Erklärungen, welche uns gegeben wurden, haben uns gestaltet, Gewiß-eit zu erlangen darüber, daß die Politik Italiens infolge seiner Bündnisse weder direkt noch indirekt gegen Frankreich gerichtet sei, daß sie in keinem Falle eine Drohung für uns bedeutet, weder in diplomatischer Form noch auch durch die internationale Politik oder militärische Stipulationen, und daß endlich Italien in keinem Falle und in keiner Form das Werkzeug oder der Gehilfe eines Angriffs gegen unser Land werden kann. Diese Erklärungen können keinen Zweifel aber den entschieden friedlichen und freundschaftlichen Charakter der italienischen Politik uns gegenüber bestehen lassen, noch auch üb.r das Gefühl der Sicherheit, von welchem nunmehr die Beziehungen beider Völker erfüllt sein müssen. Die Erklärungen geben uns schließlich die größte Zuversicht, daß sich nichts mehr der Weiterentwicklung der Freundschaft entgegenstellt, die bereits so fruchtbare Erfolge gehabt hat.
* In Frankreich agitiert man für die Abschaffung der Todesstrafe. Die Arbeitervereine haben eine Versammlung
abgehalten, in der Fräulein Henriette Meyer die Forderung auf Abschaffung der Todesstrafe begründete. Namentlich betonte sie die Notwendigkeit, dre Todesstrafe beim Militär abzuschaffen, bei dem sie noch in Form des alten Kriegsgesetzes für fünf Vergehen besteht. Anatole France, welcher die Versammlung leiten sollte, war durch Unpäßlichkeit ferngehalten, aber er schickte einen schönen Brief, den die Zeitungen veröffentlichen und in dem es u. a. heißt: Es ist eine Schmach, daß die Todesstrafe, die in mehreren Ländern Europas abgeschafft ist, in Frankreich noch besteht. Man muß sie abschaffen und in Erwartung dessen sie nicht mehr anwenden. Warum haben doch unsere Präsidenten der Republik das Beispiel, das ihnen Jules Grevy gab, nicht befolgt! Was das Militärstrafgesetz betrifft, das mit dem Tode Handlungen bestraft, die keine Vergehen, ja kaum Uebertretungen sind, so darf es nicht länger bestehen bleiben. Die Armee ist ein Berwaltungszweig wie die Landwirtschaft, die Finanzen oder der öffentliche Unterricht und man kann nicht begreifen, daß es noch eine Militärgerichtsbarkeit giebt, da es doch keine landwirtschaftliche, noch eine finanzielle, noch eine Universitäts-Gerichtsbarkeit giebt. Jede Sonderjustiz steht in Widerspruch mit den Grundsätzen des modernen Rechts. Die Militärprosossen werden unser» Nachkommen ebenso veraltet und barbarisch Vorkommen wie uns die feudalen und geistlichen Gerichtshöfe." Da mchrere Gegner der Todesstrafe in der Regierung sitzen, so dürfte die Agitation nicht ohne Erfolg bleiben.
* London, 2. Juli. Ein Kapstadter Drahtbericht weist darauf hin, daß Deutschland den fünften Teil und Amerika den sechsten Teil des südafrikanischen Handels in den Händen habe, alles andere gehöre Großbritannien. Wenn Großbritannien seine Stellung behaupten wolle, müsse es sein ganzes System ändern. Kapstadt sei voll von geschäftseifrigen, energischen deutschen und amerikanischen Agenten. Ein aus Berlin stammender Kaufmann erklärte angeblich dem Korrespondenten des Daily Expreß: Die britische Teil- nahmlosigkeit braucht nur noch fünf Jahre zu dauern, dann beherrschen wir das Feld völlig.
ff London, 3. Juli. Der heute ausgegebene Krankheitsbericht lautet: Der König hat den Tag gut verbracht. Das Allgemeinbefinden hat weitere Fortschritte gemacht. Die Wunde bereitet jetzt nur noch wenig Schmerz.
* Madrid, 1. Juli. Die Regierung hat gestern über 100 von Nonnen und Schwestern geleitete Schulen schließen lassen, weil dieselben sich den gesetzlichen Vorschriften der Regierung nicht gefügt hatten.
* Aekiug, 1. Juli. Der britische Gesandte Satow hat den Vertretern der anderen Mächte mitgeteilt, daß Großbritannien in Anbetracht der großen Verluste Chinas durch die Entwertung des Silbers Vorschläge, die Entschädigung
i solle 8 Jahre lang in Silber gezahlt werden. Dies würde ein Nachgeben gegenüber den Vorstellungen Chinas bedeuten. Der amerikanische Gesandte hingegen ist nicht ermächtigt, ein solches Zugeständnis zu machen, und es ist nicht wahrscheinlich, daß die anderen Staaten, welche die Zahlung in Gold wünschen, ihre Ansicht ändern.
Handel und Verkehr.
* Akteusteig, 4. Juli. Beim letzten Langholzverkauf erlöste die hiesige Stadtgemeinde im Durchschnitt 99,30/, des Revierpreises. — Dank der Gunst der Witterung konnte diesmal die Heuernte rasch geborgen werden. Dieselbe fiel sowohl in Bezug auf Qualität als Quantität des Futters zur allgemeinen Zufriedenheit aus.
* Stuttgart 30. Juni. (Landesprodukten-Börse.) Mehlpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: Mk. 29 bis 29.50, dto. Nr. 1: Mk. 27—27.50, dto. Nr. 2: Mk. 25.50 bis 26, dto. Nr. 3: Mk. 24—24.50, dto. Nr.' 4: Mk. 21 bis 21.50. Suppengries Mk. 29—29.50. Kleie Mk. 9.20.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
Knaben hinzu, „daß Ruthart bei mir sicher aufgehoben sei. Wenigstens würde ich mich eher in Stücke reißen lassen, als ich zugäbe, daß dem Knaben ein Leid geschähe."
Giulietta reichte dem braven Mann die Hand. „Ich danke Ihnen, mein Herr," entgegnete sie. „Wenn ich gewußt hätte, daß Ruthardo bei Ihnen gewesen, würde ich nicht in Sorge um ihn gewesen sein."
Sie wandte sich wieder dem Knaben zu in der Voraussetzung, daß der Verwalter sich entfernen würde, doch dieser schien noch etwas auf dem Herzen zu haben. Verlegen zu Boden blickend, stand er da.
„Wünschen Sie noch etwas?" fragte Giulietta. „Sprechen Sie frei, Sie wissen, daß ich stets gern auf Ihren Rat höre."
„O, Frau Gräfin, ich komme nicht, um Ihnen Rat zu erteilen. Ich wollte nur vielmehr von der Frau Gräfin einen Rat erbitten."
„Sprechen Sie!"
„Der Herr Graf Hasso auf Haldenberg hat mir durch den Justizrat Wedemeyer ein Schreiben zustellen lassen, in dem er mir befiehlt, fernerhin nur ihm Rechnung abzulegen und nur von ihm Befehle über die Bewirtschaftung des Gutes entgegenzunehmen. Nun weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll. Frau Gräfin sind doch die Mutter des Erben von Schloß von Wölfisheim und haben doch hier ein Wort mitzureden."
Giulietta erschrak. Also so weit war es schon gekommen, daß sie in dem Hause ihres Gatten und ihres unmündigen Sohnes die Herrin nicht mehr war? Daß sie sich allen Anordnungen des Grafen Hasso zu fügen hatte? Wie würde das wohl werden, wenn Graf Hasso auf Schloß Wölfisheim seinen Wohnsitz genommmen haben würde? Dann war sie in der That seine Gefangene und machtlos seinem Willen preisgegeben. Ihr Inneres empörte sich gegen ein solches Dasein der Abhängigkeit von Leuten, die
ihr niemals freundlich gesinnt gewesen waren. Das durfte niemals geschehen! Aber wie es ändern ? Sie war mit den deutschen Verhältnissen und selbst mit denen der gräflichen Familie so wenig vertraut! Sie besaß in Deutschland nicht einen einzigen Freund, an den sie sich vertrauensvoll wenden konnte. Da fiel ihr Blick auf das ehrliche Antlitz des vor ihr stehenden Mannes, und instinktiv fühlte sie, daß sie bei diesem einfachen Manne ein treues Herz und die redliche Bereitwilligkeit finden würde, ihr zu helfen.
„Ich danke Ihnen für diese Mitteilung," sagte sie rasch. „Ich weiß, ich darf Ihnen vertrauen. Wollen Sie mir mit Ihrem Rat zur Seite stehen? — Ich habe keinen Freund in dem mir fremden Lande."
„Frau Gräfin können jeder Zeit auf mich zählen," entgegnete Kempner treuherzig. Wenn es in meinen schwachen Kräften steht, werde ich Ihnen gern helfen."
„So kommen Sie mit auf mein Zimmer. Ich habe Ihnen wichtige Mitteilungen zu machen."
Sie nahm Ruthart bei der Hand und schritt rasch in das Schloß zurück. Der Inspektor folgte ihr. In dem Speisesaal, den sie durchschreiten mußten, begegnete ihnen Fräulein Gertrud, welche mit erstauntem Blick den Verwalter maß. Was wollte der Mann im Schluß? Was hatte er mit der Gräfin so eifrig za sprechen?
Giulietta wandte sich an das Kammermädchen: „Ich bin für Niemanden zu sprechen. Sorgen Sie dafür, daß ich ungestört bleibe."
Fräulein Gertrud lächelte Pfiffig. Dann eilte sie zu ihrem Vertrauten, dem Haushofmeister, um diesem die merkwürdige Thatsache zu melden, daß sich die Frau Gräfin mit dem Verwalter in ihrem Zimmer eingeschlossen habe.
„Können Sie nicht an der Thür lauschen?" fragte Herr Wöhlert.
„Nein, die Thüren sind durch dichte Portieren verhängt."
„Nun, so werde ich den Herrn Verwalter einmal selbst in's Gebet nehmen. Achten Sie nur auf die Gräfin."
Indessen prüfte der Inspektor Kempner im Zimmer Giuliettas die Papiere und Urkunden, welche der Justizrat zurückgelassen hatte, nachdem ihm die Gräfin den Zusammenhang der Erbschaftsangelegenheit mit den Bestimmungen des Fideikommisses, so gut sie es vermochte, auseinandergesetzt hatte. Uebrigens befand sich unter den Papieren des Justizrats ein ausführliches Rechtsgutachten, aus dem Kempner den Zusammenhang sehr gut entnehmen konnte.
„Ich verstehe vollkommen, Frau Gräfin," entgegnete er den hastigen Erklärungen Giuliettas, „um was es sich handelt: nicht mehr und nicht minder als um die Verwaltung des gesamten Fideikommisvermögens durch den Grafen Hasso, und welche Vorteile der Graf aus dieser Verwaltung ziehen kann, weiß ich Wohl am Besten zu beurteilen."
„Wenn es sich nur um die Verwaltung des Vermögens handelte," rief die Gräfin, „wollte ich sie ihm gern übergeben, wenn ich auch die Vernachlässigung der Rechte, welche ich doch als Wiwe des verstorbenen Inhabers des Vermögens besitze, bitter genug empfinde. Für mich ist die Hauptsache indessen, in meinen Mutterrechten nicht geschmälert zu werden; niemals werde ich mich damit einverstanden erklären, die Erziehung meines Sohnes ganz den Händen jener Leute anzuvertrauen. Ich weiß, man will mich von meinem Sohne trennen. Man achtet mich nicht für würdig, den Erben von Wölfisheim zu erziehen. Man fürchtet, ich könnte ihm Ideen, die seiner und seines Namens nicht würdig sind, anerziehen — deshalb soll er mir entrissen werden! Deshalb soll er in jener Familie erzogen werden, die seine Mutter verachtet, und die ich selbst verabscheue und hasse. Ehe ich das zugebe, fliehe ich mit meinem Sohne und verberge mich in der niedrigsten Gebirgshütte meiner ärmlichen Heimat." (Fortsetzung folgt.)