St. Pierre, befand sich unter den Passagieren. Er verließ St. Pierre am abend des 7. Mai, um nach Fort de France zu reisen. Er erzählt, daß man 72 Stunden nach der Katastrophe 2 Seesoldaten unter den Trümmern eines Hauses entdeckte und daß eine ganze Familie von 5 Personen noch lebend gefunden wurde. Alle bis auf eine der ge­fundenen Personen starben innerhalb einer Stunde nach ihrer Rettung, die letzte am nächsten Tage, in Fort de France. Mr. Ernoult sagt, daß er seine ganze Verwandt­schaft, einschließlich Frau, Kinder, Vater und Mutter im ganzen 45 Personen in den Ruinen von St. Pierre verloren habe. Außerdem verlor er seine Freunde, seine Stellung und sein Vermögen. Sämtliche Passagiere von Martinique sind der Ansicht, daß die Insel geräumt wer­den müsse.

ss Naris, 29. Mai. Wie der Gouverneur von Mar­tinique in einem Telegramm aus Fort de France von gestern meldet, hat sich die von der französischen Regierung ent­sandte Abordnung nach Guadeloupe begeben, um festzu­stellen, ob diese Insel zur Aufnahme einer bestimmten An­zahl der Einwohner von Martinique geeignet sei. Kontre- admiral Servan teilte dem Marineminister mit, daß der italienische Kreuzer Kalabria in Fort de France angekommen sei. Der Kreuzer ist von seiner Regierung entsandt worden, um bei der Ueberführung der Bewohner Martiniques be­hilflich zu sein. Die vom Ministerium für die Kolonien eröffnete Subskription für die Opfer der Katastrophe hat bis jetzt über O /2 Millionen Frs. ergeben.

* Hkaris, 29. Mai. Die von den drei großen Gruppen der Linken in der Kammer gewählten Delegierten und Ver­trauensmänner vereinigen sich morgen nachmittag. Da diese drei Gruppen mit den Sozialisten die Mehrheit der Kammer bilden, ist die Einigung der Linken gesichert, ebenso wie die Wahl Leon Bourgois' zum Kammerpräsidenren.

" London, 28. Mai. Aus Shanghai wird derDaily Ma l" gemeldet: Die Rebellion im Süden ist in vollem Gange. In einem heftigen Kampfe bei Chuluhsten wurden die Rebellen besiegt und sie verloren 1500 Mann an Toten und Verwundeten. Die Truppen verfolgten die Rebellen bis zu ihren verschanzten Dörfern und schnitten ihre Vor­räte ab. Die Rebellen, unter denen sich Knaben und Frauen befanden, machen verzweifelte Ausfälle und zwangen die Truppen zum Rückzuge. Der Rebellenführer Ching- Ting-Pin wurde getötet. Die Rebellen nahmen an Stärke zu. Die Boxer sammeln sich in großer Zahl bei Shantung.

* London, 28. Mai. DieEvening News" schreibt: Als die Bärenführer von Vereeniging nach Pretoria kamen, waren sie, wie sie erklärten, mit der Vollmacht seitens der Mehrheit der Kommandos ausgerüstet, alle Ansprüche auf Unabhängigkeit aufzugeben und, was die übrigen Punkte anging, unter den bestmöglichen Bedingungen Frieden zu schließen. Alle Nebenpunkte wurden dann eingehend be­sprochen und täglich sprachen die Burenführer mit Ausnahme zweier ihre volle Befriedigung mit den von Milner und Kitchener dargelegten englischen Absichten aus. Am Samstag wurde den Burenführern bedeutet, daß die Unterredungen lange genug gedauert hätten und daß es erwünscht sei, daß die Konferenz nun zu einem Beschlüsse komme. Zu Jedermanns Ueberraschung versuchten sie nun am Montag einen oder zwei der allerwesentlichsten Haupt­punkte aufs Neue zur Diskussion zu bringen, und sie erklärten, sie seien durchaus nicht sicher, daß es gelingen würde, die große Minderheit in Vereeniging für die Annahme der englischen Bedingungen zu gewinnen. Dieser völlige Front­wechsel der Bärenführer war nicht nur für Kitchener eine Ueberraschung, sondern die Nachricht darüber war auch eine völlige und unangenehme Ueberraschung für das Kabinett, dem in früheren Mitteilungen versichert war, der Friede sei nur Sache einiger Stunden. Das Kabinett instruierte nun Kitchener gestern, keine weitere Diskussion in Pretoria mehr zu gestatten, die Delegierten sofort nach Vereeniging zurück­zuschicken und zu verlangen, daß innerhalb zwei Tagen Antwort gegeben sein müsse. In Downing Street herrschte am Montag ohne Zweifel Optimismus, heute aber ist man nicht wenig besorgt wegen des Ergebnisses der Beratung in Vereeniging. Stündlich wird die Nachricht erwartet, daß

die Burenführer von Pretoria abgereist sind. Es ist nun Sache der 180 in Vereeniging versammelten Bürger, un­verzüglich mitzuteilen, ob sie die englischen Friedensbeding­ungen annehmen oder nicht.

* London, 28. Mai. DerDaily Mail" wird aus Pretoria vom Dienstag gemeldet: Die Burendelegierten sind noch hier und warten die definitive Antwort der eng­lischen Regierung auf ihre letzten Forderungen ab. Sobald diese Antwort eintrifft, welche für Dienstag abend erwartet wurde, werden die Verhandlungen, soweit sie in Pretoria geführt werden, beendet sein. Die Delegierten werden dann wahrscheinlich am Mittwoch nach Vereeniging abreisen, vielleicht aber schon Dienstag Abend abgereist sein. Sie legen dann das ganze Abkommen den Kommandos vor. Es besteht wenig Aussicht auf eine vollständige Uebergabe, wenn nicht diejenigen Führer, welche die englischen Be­dingungen angenommen haben und ihre Anhänger in Ve­reeniging auf ihre Kollegen einen Druck auszuüben ver­mögen. Die unversöhnliche Minderheit, der verschiedene bekannte Führer angehören, ist sehr geräuschvoll.

* DieCentral News" erfahren, daß die Buren hart­näckig darauf bestehen, ihre Waffen behalten zu dürfen. Die Buren behaupten, daß dies absolut notwendig sei wegen des numerischen Uebergewichts der Eingeborenen, und weil diese den besiegten Buren gegenüber, die sie Jahre lang mit eiserner Hand regierten, wenn sie nunmehr ihrer Waffen beraubt wären, ein aggressives Verhalten an den Tag legen würden. Die Regierung hat bis jetzt den Buren zwar zu­gestanden, daß sie ihre Pferde behalten dürfen, weigert sich aber, ihnen die Gewehre zu belassen. DerDaily Expreß" sagt über die Friedensverhandlungen :Es ist möglich, daß ein oder zwei Führer bis zuletzt obstinat bleiben und die Annahme der englischen Bedingungen verweigern. Da aber die Majorität die Bedingungen billigt und die Waffen niederlegen wird, so wird man die Obstinaten, die darauf bestehen weiter zu kämpfen, wie gewöhnliche Räuber be­handeln und ihre Unterwerfung wird dann bald genug durchgesetzt sein.

0 London, 29. Mai. Das Reutersche Bureau erfährt: Die vorhandenen Anzeichen deuten auf einen öelrkedigendeu Ausgang der gestern abgeschlossenen Verhandlungen in Pretoria. Es besteht Grund zu der Annahme, daß keine Schwierigkeit erhoben wurde, den Buren das Recht zuzu- geftehen, Waffen zur Verteidigung gegen Eingeborene und gegen wilde Tiere zu behalten.

* London, 29. Mai. Aus Graafreinet (Kapkolonie) wird gemeldet: Das Kommando Malans wurde gestern früh in der Nähe von Somerset-East in einen Kampf verwickelt. Nach längerem Gefecht zogen die Buren ab, ließen aber ihren Kommandanten Malan mit einer tätlichen Verletzung im Unterleib in den Händen der Engländer zurück.

* London, 29. Mai. Der Kabiuettsrat, der noch gestern abend eiligst Unberufen wurde, trat heute morgen zu einer Sitzung zusammen. Auch Chamberlain ist anwesend, obwohl er an einem Gichtanfall leidet.

* Dem Lok.-Anz. teilt man aus London mit: Man glaubt bestimmt, die endgültige Entscheidung der Buren­delegierten werde Ende der Woche eintreffen. Von anderer Seite verlautet, die englische Regierung wünsche die öffent­liche Ankündigung hinauszuschieben, bis sie nicht nur die Einstellung der Feindseligkeiten, sondern auch die erzielte Einigung über sämtliche Friedensbeöingungen mitteilen könne. Großes Interesse erregt das Gerücht, das; König Eduard selbst entweder in Person oder durch eine Botschaft den Friedensschluß dem Parlamente mitzuteilen wünsche. London trägt bereits ein erwartungsvolles Gepräge; bei herrlichem Wetter promeniert alle Welt in den Straßen und reißt sich mit nervöser Hast um die ausschließlich den Stand der Friedensfrage erörternden Zeitungen.

ff London, 29. Mai. (Unterhaus.) Balfour erklärt: Ich hoffe, dem Hause am Montag das Ergebnis der jüngsten Besprechungen in Südafrika mitteilen zu können, aber ich kann nicht bestimmt versichern, daß ich in der Lage sein werde, dies zu thun.

* Madrid, 28. Mai. Canalejas hat endgiltig demissioniert, weil Sagasta sich weigerte, die Kortes zu eröffnen und das

Vereinsgesetz zu diskutieren. Der morgige Ministerrat wird die Lösung der Krisis erörtern, die wahrscheinlich auf das Bautenportefeuille beschränkt bleibt. Bis jetzt sind nach amtlichen Daten 3120 Klöster und Brüderschaften einge­schrieben. Moret erklärte, die nicht eingeschriebenen würden aufgelöst.

* Madrid, 28. Mai. Im gestrigen Ministerrate stellte der Handelsminister den Antrag, zur Erledigung verschie­dener wichtiger Fragen die Kortes alsbald einzuberufen. Da er aber mit seiner Ansicht dem Ministerpräsidenten Sagasta gegenüber nicht durchdrang, so reichte er seine Ent­lassung ein. Dann stellten auch die übrigen Minister ihre Portefeuilles zur Verfügung, um die Neubildung des Kabinetts zu erleichtern.

* New-'Aork, 27. Mai. Der heute hier eingetroffene Lloyd-Schnelldampfer Kronprinz Wilhelm hatte eine außer­ordentlich stürmische Ueberfahrt. Das Wasser ging in großen Wogen über Deck; am 23. Mai wurden sechs Mann der Besatzung über Bord gespült; zwei davon ertranken.

* Aew-Dork, 28. Mai. Aus Roseau (Dominica) wird berichtet, daß am Abend des 26. Mai mehr Asche aus Martinique gefallen fei, als bei dem ersten Ausbruche.

ss Wew-Hork, 29. Mai. Dem New-Aork Herald zu­folge ist in Trenton (New-Jersey) mit 35 Millionen Doll. Kapital eine Habana Tobaco-Kompagnie gegründet worden. Das Blatt sagt, der amerikanische Tabaktrust bekomme durch diese Gründung 85°/, des kubanischen Zigarrentabakhandels in seine Gewalt.

0 In Nordamerika will sich nun auch einEhering" bilden. Er bezweckt, einen Austausch herzustellen zwischen dem Ueberreichtum von Männern im Westen und dem Ueberschuß der Frauen im Osten. Gut Glück!

* (Die Lage auf St. Vincent, einer englischen Insel der Kleinen Antillen.) Aus Kingston»» wird dem Bureau Reuter berichtet:Kingstown schmachtet nach Regen. Die Hitze und die Dürre sind niemals so groß gewesen. Es ist auf Jahre hinaus keine Aussicht vorhanden, das karaibische Land wieder zu beleben. Der Kanal, der den Distrikt mit Wasser versorgte, ist ausgetrocknet, und die ganze Gegend öde. Die Regierung versucht Land aufzukaufen, um die Flüchtlinge ansässig zu machen und Zimmerleute sind damit beschäftigt, an sicheren Orten Hütten zu bauen, um der Uebervölkerung Kingstowns abzuhelfen. Wie viele neue Krater sich gebildet haben, läßt sich nicht feststellen, weil es augenblicklich unmöglich ist, die Soufriere zu besteigen. Jedenfalls sind 4 Krater in Thätigkcit. Man hört rollende Geräusche und von verschiedenen Stellen des Berges fließt Lava und steigt Dampf auf. Der amerikanische Kreuzer Dixie ist mit Vorräten eingetroffen. Passagiere des Dampfers Madiana" berichten, daß die Regierung von Trinidad be­reit sei, Flüchtlingen von Martinique unter günstigen Be­dingungen zu überlassen.

* Neking, 28. Mai. Ein kaiserliches Edikt giebt be­kannt, daß die sämtlichen fremden Konsuln in Shanghai für die von ihnen bei Aufrechterhaltung des Friedens ge­leisteten Dienste der Orden des kostbaren Sterns verliehen worden ist, mit Ausnahme der Konsuln von Italien, Spanien, Belgien, Norwegen, Dänemark und Oesterreich-Ungarn, die geringere Auszeichnungen erhielten.

* Pretoria, 27. Mai. Vier Depeschenreiter der Buren, die beglaubigte Depeschen aus Europa an die im Felde stehenden Burenführer befördern sollten, wurden in der ver­gangenen Woche von Steinacker-Reitern abgefangen. Zwei Depeschenreiter wurden bei dem Versuch, zu entkommen, er­schossen. Alle Depeschen fielen den Engländern in die Hände.

ff Pretoria, 29. Mai. Die hier abgehaltene Konferenz ist gestern geschlossen worden. Die Burendelegierten sind am Abend nach Vereeniging abgereist.

Konkurse.

Alois Rettenmaier, Wirt in Breitenbach, Gde. Ellen­berg, OA. Ellwangen. Friedrich Stitz, Herrenkleidermacher in Mergentheim. Albert Keßler, Schuhmacher und Inhaber eines Bazars in Ravensburg. Johann Jönssen, Gerber in Tuttlingen.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

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Nagold, den 27. Mai 1902.

Vorstand der Zuchtgenoffenschaft:

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Altensteig.

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Schreibhefte bei M. Kieker.

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