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Samstag, 22. IleSruar.

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1902.

Amtliches.

Nach einem zwischen der Königlich Wiirttembergischen Postverwaltung und der Reichs-Postverwaltung abge­schlossenen Uebereinkommen werden vom 1. April d. I. ab für Württemberg und für das Reichs-Postgebiet gemein­same Postwertzeichen mit der InschriftDeutsches Reich" eingeführt. Mit dem Verkaufe der neuen Postwertzeichen wird am 20. März begonnen werden; jedoch sind die neuen Postwertzeichen nicht vor dem 1. April zur Frankier­ung gültig. Die zur Zeit im Würtiembergischen Postgebiete umlaufsfähigen Postwertzeichen werden mit Ende März d. I. außer Kurs gesetzt; diese Marken dürfen daher nach dem 31. März nicht mehr zur Frankierung von Post­sendungen oder Telegrammen benutzt werden. Es empfiehlt sich, beim Einkäufen von Freimarken, Postkarten u. s. w. auf die bevorstehende Einführung neuer Postwertzeichen Rücksicht zu nehmen und nicht zu große Markenbestände vorrätig zu halten. Unverwendete Württembergische Post­wertzeichen können in der Zeit vom 20. März bis Ende Juni d. I. bei den Würtiembergischen Postanstalten und den Reichs-Postanstalten gegen neue Postwertzeichen um­getauscht werden; auch werden sämtliche Württembergische Postanstalten ermächtigt, in derselben Zeit unverweudet gebliebene Reichs-Postwertzeichen gegen neue gemeinsame Wertzeichen umzutauschen. Eine Einlösung alter Postwert­zeichen gegen bar ist dagegen ausgeschlossen.

Auszug aus der Geschworenenliste des Schwurgerichts Tübingen pro I. Quartal 1902: Lorenz Luz, Rotgerber in Altensteig, Gottl. Rauschenberger, Gemeindepfleger in Schietingen, O.-A. Nagold, I. G. Kemps, Kronenwirt in Ebhausen, Matth. Keck, Gemeindcpfl. in Fünfbronn, Jak. Dürr, Uhrmacher in Wildberg, Gg. Mayer, Handelsgärtner in Calw, Joh. Mich. Deugler, Löwenwirt in Sulz, O.-A Nagold, Ehr. Brachhold, Kfm. in Wildbad, Ehr. Rapp, Lammwirt in Haiterbach, Wilh. Reichert, Fabrikant in Nagold, I. G. Hartmann, Gem.-Rat in Warth, O.-A. Nagold.

Die Bewerbungen um den landwirtschaftlichen Sep­temberpreis für das Jahr 1902 sind spätestens bis zum 1. Juli d. I. an die K. Zentralstelle für die Landwirt­schaft in Stuttgart einzureichen.

Versetzt wurde der Bezirksnotar Krayl II in Dornstetten seinem Ansuchen gemäß auf die erledigte Be­zirksnotarsstelle in Calw.

Ein Unglücks-Land.

sj Die Zustände in Spanien sind so überaus traurig, daß man wirklich veranlaßt ist, zu fragen, ob dem jungen Könige Alfonso X111. wohl beschieden sein werde, auf dem Throne das Mannesalter zu erreichen. Je näher der 1886 geborene König seiner Thronbesteigung kommt, um so heil­loser wird es in seinem Lande und es ist nicht eine einzige sichere Stütze da, welche den Bestand der Monarchie über die drohenden Anfechtungen hinaus gewährleisten könnte. Wenn Alfonso einmal als wirklicher König seinen Einzug in Madrid hält, werden ihm die Bewohner geradeso zujubcln, wie einst seinem Vater nach dem Sturze der kurzlebigen spanischen Republik; aber die Flitterwochen sind für ihn, das ist schon heute zu sehen, auf das Allerdürftigste bemessen. Denn das spanische Volk hat so ziemlich jede ernste Anhänglichkeit an die Dynastie verloren und die schweren Tumulte, die sich im Vorjahre bei der Vermählung der älteren Schwester des jungen Königs mit dem verhaßten Grafen von Caserta ereigneten, ließen bereits das Kommende ahnen.

In keinem europäischen Lande, selbst in Italien nicht, giebt es so viel Anarchisten, wie in Spanien. Alle strengen Bestrafungen, die Anwendung der gräßlichen Garrotte, des Würge-Eisens, für die zum Tode Verurteilten, Peitschenhiebe für die in Haft gehaltenen politischen Verbrecher, haben ihre Zahl nicht vermindern können, sie ist vielmehr unauf­hörlich gewachsen. Und der schlimme Einfluß dieser Leute erstreckt sich nicht blos auf die Industrie-Arbeiter; Spanien hat ja nur geringe wirkliche Groß-Jndustrie, der schwerer Arbeit wenig geneigte Charakter der Bevölkerung, die tief gesunkene Kaufkraft des Publikums verhindern einen lohnen­den Großbetrieb. Mindestens ebensosehr ist die Land­bevölkerung, der es noch zu sehr an eigenem Besitz, auch an der genügenden Anbau-Kennmis fehlt, von den anarchistischen Lehren angesteckt. Die Leute haben nichts und kommen zu nichts, ihre Armut bleibt unvermindert, der Lebenshalt wird aus verschiedenen Anlässen mehr und mehr gesteigert, während sie sehen, daß andere, die weit mehr an den Staat abgeben könnten, sich weislich aus dem Staube machen. Der Anarchis­mus ist da wirklich ein Produkt des finsteren Hasses und der grenzenlosen Verbitterung.

In Madrid, in den Cortes (der Volksvertretung) machen Minister und Abgeordnete große Worte, aber sie haben kein anderes Ziel, als sich einanderzuverständigen." Die Begabung der Politiker ist ebenso groß, wie ihre Eitel­keit, und die letztere wird nur übertroffen von dem Egois­mus. Ganz wenige wirklich bedeutende Charakterköpse ragen daraus hervor, aber ihre Worte werden ein Paar Tage, vielleicht eine Woche, beachtet, und alles ist wieder beim Alten. Die Ehrlichkeit in der Verwaltung ist mäßig, in den Stadtverwaltungen wird sie nicht selten durch ein wohlweislich ausgeklügeltes Spitzbuben-System ersetzt. Noch nicht lange ist eS her, daß die Stadt Madrid selbst einem königlichen Kommissar unterstellt wurde, zu dem Behufe, diesen Augiasstall auszuräumen.

Der Kuba-Krieg hat Hunderte von Millionen, Zehn­tausende von Menschen gekostet. Die ganze Last ist auf die breiten Bolksklassen geworfen. Die eleganten Madrider haben schwadroniert, die Provinzialen mußten auf der Ünglücksiusel ihr Blut lassen und der spanische Staat ver­lor Kuba selbst, behielt aber alle darauf lastenden Schulden. In der Armee herrscht kein Geist, wie er sein sollte: Die Offiziere denken an ihre Carriere und an elegante Abenteuer, die Soldaten bleiben wesentlich sich selbst überlassen. Die energischen nationalen Reform-Versuche, die der so früh an der Schwindsucht verstorbene König Alfonso XII. einleitete, sind Versuche geblieben. Und seit seinem Tode ist die Ent­fremdung zwischen Herrscherhaus und Bevölkerung eine immer größere geworden, die Nation steht dem, der sie lenken soll, mit, gelinde gesagt, völliger Gleichgiltigkeit gegenüber. Kein frisches nationales, kein frohes Arbeits­leben herrscht in Spanien, Genußsucht und Not, Ueberhebung und Haß. Daraus kann nichts Gutes kommen.

Die bedauerlichen Ausschreitungen, die wieder einmal in Barcelona stattfinden, sind für Spanien im Allgemeinen nichts Besonderes; es vergeht überhaupt keine einzige Woche, wo nicht ein größerer blutiger Krawall stattfindet. Und die Heftigkeit des Zusammenstoßes beweist am besten die Stärke der Unzufriedenheit mit der bestehenden Ordnung; den auf- gebotenen Soldaten wird bewaffneter Widerstand geleistet, Pulver und Blei erschrecken längst nicht mehr. Bisher hat es nur an einem Führer gefehlt; wird der gefunden, dann wehe dem Lande.Fern im Süd das schöne Spanien!", singt der Dichter. Aber für die Lebenden ist Spanien wahr­lich keine schöne Heimat mehr, es ist ein Unglücksland.

Deutscher Weichstag.

* Werkln, 18. Febr. Das Gesetz betreffend die Kon­trolle des Reichshaushaltes wurde in dritter Lesung ohne Debatte endgiltig genehmigt und hierauf die Beratung des Militäretats fortgesetzt. Abg. Falt in (Zentr.) beklagte es, daß Gerichtsschreiber nicht zum Reserveoffizier ernannt werden. Generalmajor v. Einern erklärt, daß keine syste­matische Ausschließung dieser oder irgend einer anderen Beamtenkategorie von der Beförderung zum Reserveoffizier stattfinde. Abg. R ö s i ck e-Kaiserslautern (B. d. L.) rügte Mißstände bei den Pferdemusterungen und Remonteankäufen. Der Fiskus sei der schofelste Kerl im Zahlen. General­leutnant v. Heeringen erwiderte, daß das Proviantamt selbstverständlich so billig als möglich einkaufen müsse. Abg. Graf Oriola (ntl.) wünschte höhere Entschädigungen für die Manöverlasten und polemisierte gegen die Aus­führungen des polnischen Redners und des Abg. Bebel in der letzten Sitzung. Auf eine Anregung des Abg. Bräsicke (freis. Vp.) erklärte Kriegsminister v. Goßler, daß die Rotzkrankheit in das Ülanenregiment Nr. 8 von außen hineingeschleppt worden ist. Jetzt sei kein Krankheitsfall mehr vorgekommen. Abg. Bebel (Soz.) bezeichnet? den Bau der Baracken in Wreschen und Schrimm für un­konstitutionell. Seine Freunde würden dem Militärstaat, der die Lebensmittel besteuere, nichts bewilligen. Abg. Lenzmann (freis. Vp.) kritisierte die Mängel des Militär­strafgesetzbuches, namentlich an der Hand des Falles Krosigk. Die Art und Weise der Verhaftung, die Jnhaftbehaltung Hickels, trotz des Freispruches in der ersten Instanz stelle einen Rechtsbruch dar. Er wendete sich alsdann gegen die nicht dem Gesetze entsprechende Besetzung des Gerichtshofes. Das Institut des obersten Gerichtsherrn habe sich völlig unhaltbar erwiesen. Die Disziplin und Gerichtsbarkeit sollten nicht in Widerspruch geraten. Abg. Bass er­mann (ntl.) erkannte an, daß die neue Strafprozeßordnung große Forischritte gegen die frühere enthalte. Das Institut der Gerichtsherren sei ihm nicht sympathisch. Geh. Kriegs­rat Romen führte aus, wie wenig die untergebenen Offi­ziere durch den Gerichtsherrn hypnotisiert werden, zeige sich gerade in dem Prozeß Marten-Hickel. Beide Gerichtsherren erklärten durch den Haftbefehl gegen Hickel, daß sie ihn für dringend verdächtig halten. Beide mal sprach das Ge­

richt Hickel frei. Das Sturmlaufen gegen das Militärgericht begann anläßlich der Wiederverhaftung HickelS. Dieselbe erfolgte, da neue Beweismittel vorhanden waren. Der neue Haftbefehl hätte allerdings genauer abgefaßt werden können. Die formellen Bestimmungen der bürgerlichen Strafprozeßordnung über den Haftbefehl wurden absichtlich nicht in die Militärstrafprozeßordnung ausgenommen. Das Reichsmilitärgericht sprach sich dagegen aus, daß die Richter boo ernannt worden seien. Redner wies schließ­lich die Angriffe auf die Militärjuristen zurück, die nicht den Rücken vor ihren Vorgesetzten krümmen.

* Werkt», 20. Jan. (Beratung der Militärstrafprozeß­ordnung.) Abg. Gröber (Zentr.) kam auf die Ausführ­ungen des Geheimrats Romen zurück, der wie ein schneidiger Staatsanwalt vor den Geschworenen gesprochen, aber doch nicht alle Bedenken entkräftet habe, welche gegen das Ver­fahren im Gumbinner Prozeß erhoben sind. Die Verhaft­ung Hickels nach seiner Freisprechung sei ohne Zweifel nicht zulässig gewesen. Abg. H a a s e-Königsberg (Soz.): Dem erneuten Haftbefehl gegen Hickel liegt kein einziger neuer Verdacht zu Grunde. . Erst nachträglich hat man nach Ver­dachtsgründen gesucht. Wir haben alle'die Meinung, daß hier das Gesetz verletzt ist. (Zustimmung.) Abg. Beckh- Koburg (fr. Vp.) bespricht einige Fälle der Militärjustiz und betont dann, daß Hickel nach der Freisprechung überhaupt nicht freigelassen worden sei und drei Tage bis zum Erlaß des neuen Haftbefehls verstrichen seien. (Hört, hört! links.) Geh. Kriegsrat Dr. Romen erklärt wiederholt, daß Hickel mit vollem Recht zum zweiten Mal in Haft genommen worden sei. Daß neue Verdachtsgründe Vorgelegen haben, gehe schon daraus hervor, daß er nach seiner Freisprechung vorläufig wieder festgeuommen sei! (Große Heiterkeit.) Als neues Beweismittel sei das Zeugnis des Generalleutnants von Alten hinzugekommen. Daß dieses Beweismittel zu­lässig ist, habe das Reichsmilitärgericht bejaht. Das Datum des Haftbefehls und des Aktenvermerkes sei das Gleiche. Er wage aber nicht, zu entscheiden, ob der Haftbefehl früher geschrieben sei, als der Aktenvermerk. (Hört! hört!) Abg. Müller-Meiningen (freis. Bolksp.) behauptet, Herr Romen hätte etwas mehr Logik entwickeln sollen, er scheine sich als den starken Mann zu fühlen, den wir noch immer vergebens im Deutschen Reiche suchen. (Große Heiterkeit.) Redner erklärt, daß Geheimrat Romen eine Reihe von Thatsachen verschwiegen oder unvollständig vorgetragen habe. Kriegs­minister von Goßler: Fast alle Mitglieder der Kommis­sion sprachen sich für das Institut der Gerichtsherren aus. Man habe alle Veranlassung, das Gesetz zu schonen, das erst Jahre in Kraft ist. Es sei bereits hier zugegeben worden, in wie vielfacher Beziehung ein Fortschritt gegen das alte Gesetz gemacht worden sei. Die vorgekommenen Versehen werden ihre Erledigung finden. Das sei selbst­verständlich. Disziplin und Gerechtigkeit decken sich in der Armee vollständig. (Beifall.) Damit ist dieser Teil der Beratung erledigt. Abg. Schlumberger (natl.) meint, die Selbstmordversuche, von denen Bebel sprach, seien eine beklagenswerte Neben-Erscheinung der allgemeinen Wehrpflicht. Graf Roon (kons.) wirft Bebel maßlose Uebertreibungen vor. Abg. Kunert (Soz.) kommt nochmals auf die Sol- daten-Mißhandlungen zurück. Kriegsminister v. Goßler stellt fest, daß deren Zahl zurückgegangen sei und hält es für unwürdig, daß der Vorredner dem Rittmeister v. Krosigk Feigheit vorwarf. Den Toten dürfe man nicht beschimpfen. Dem Versuche gegenüber, den verstorbenen Rittmeister von Krosigk als wahren Tyrannen hinzustellen, könne er erklären, daß in den Annalen der Armee ein so gemeiner Meuchel­mord überhaupt noch nicht verzeichnet sei. Heute 1 Uhr Fortsetzung.

LandesnachrichLen

* Korv, 18. Febr. Ein Beispiel von Ehrlichkeit das seinesgleichen sucht, gab kürzlich ein Handwerksbursche. Derselbe erhielt, wie die Horber Chronik erzählt, in dem Bezirksorte Felldorf versehentlich statt eine- Pfennigs ein Zehnmarkstück. Als er das Dorf schon verlassen hatte und Mühringen zuwanderte, zählte er sein gesammeltes Zehrgeld und bemerkte das Goldstück. Sofort kehrte der Mann um, fragte in allen Häusern, in welchen er um Unterstützung gebeten hatte, wegen desselben nach und konnte nach längerem Suchen dem unfreiwilligen Spender das schmerz­lich vermißte Goldstück zurückgeben. Auf diesem seinem zweiten Gange verfiel der ehrliche Bursche aber noch der Strenge des Gesetzes und mußte so für seine löbliche That auch noch büßen. Doch soll die Strafe nicht gerade hart ausgefallen sein.

* Weutliugen, 20. Febr. Vor 25 Jahren trat Fried­rich Payer, der Führer der schwäbischen Volkspartei, in deu Reichstag ein als Vertreter des Wahlkreises Reutlingen-