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Geld.

ff Die erfreuliche Nachricht von der gewaltigen Ueber- zeichnung der letzten deutschen Reiche- und preußischen Staatsanleihe ist allgemein bekannt. Die Thatsache ergiebt, daß das deutsche Reich sich eines verdienten guten Kredites im Auslande, wie im Jnlande erfreut, denn aus fremden Staaten sind gleichfalls erhebliche Kauf-Aufträge eilige- gangen. Mancher schlichte deutsche Staatsbürger, der un­längst aus dem Reichstage hörte, wie die Einnahmen nicht mehr so recht für die Deckung der Ausgaben genügen wollen, hat bei der Lektüre des Anleihe-Resultats ganz gewiß ge­rufen:Was giebt es doch für heidenmäßig viel Geld, wie kann es da an Steuer-Objekten fehlen?" Wenn auch von den gezeichneten füufzehntausend Millionen Mark manche Million zu Spekulationszwecken aufnotiert ist, es bleibt immer noch genug übrig zur Bestätigung der oben er­wähnten Anschauungen und Angaben. Ja, man könnte bei­nahe fragen:Wenn so viel flüssiges Geld vorhanden ist, wie sind da nur die vielfach laut gewordenen Klagen mög­lich gewesen?" Zudem heißt es ja auch in den Börsen­berichten allenthalben:Viel, sehr viel flüssiges Geld!"

Es scheint 'da ein direkter Widerspruch vorhanden! Die Industrie klagt über mangelnde Aufträge, über Ge- fchäftsstockungen, über unterbundenen Kredit. Und dem Reiche wird das Geld nur so in Unmassen zugeworfen, trotzdem der Zinssatz doch gerade kein hoher ist. Und wenn man es auch sehr begreiflich findet, wenn Sparer mit bescheidenen Mitteln sich hüten, ihr ganzes Vermögen in schwankenden Papieren anzulegen, es muß, wenn solche Unsummen gezeichnet werden, doch auch viele Leute geben, die über mehr, als nur bescheidene Mittel verfügen. Die Vorgänge des verflossenen Jahres haben auch, wie einge- standen werden muß, nicht unberechtigtes Mißtrauen gegen mancherlei industrielle Unternehmungen austauchen lassen, das so bald nicht völlig überwunden sein wird, aber im Durchschnitt ist doch die deutsche Industrie solid. Warum liegt alles so fest, warum werden ihr keine neuen Mittel zu- gesührt, welche das Schwungrad des Unternehmungsgeistes in flotte Umdrehungen versetzen könnten?

Alan kommt unweigerlich zu der Annahme, daß die großen Kapitalien, welche etwas zu riskieren gestatten, meist in solchen Händen sind, die nur gegen unbedingte Sicher­heit Geld herausgeben. Daher ist bei aller Geldflüssigkeit der Kredit so drückenden Bedingungen unterworfen, daß die Kredit Suchenden schwer davon Gebrauch machen können. Es kann eine industrielle Anlage von Bedeutung, es können eine ganze Zahl Maschinen vorhanden sein, die in nor­malen Zeiten beträchtliche Werte darstellen, und sie werden heute bei der Kreditgewährung doch nicht für voll befunden, weil an Anlagen und Maschinen, die still stehen, kein Mangel ist. Wenn also heute die Hände, welche die Groß­kapitalien halten, sich nur unter Anwendung der äußersten Vorsicht öffnen, so muß man annehmcn, daß sie auch früher nicht sehr viel bereitwilliger mit dem eigenen Gelde ge­wesen sind. Wer aberfrisch und froh" Geld heraus­rückte, das sind die mittleren und kleinen Sparer, diese sind es auch, die voriges Jahr das Meiste verloren. Sie wollten sich ein Paar Prozent Zinsen mehr herausholen und nicht Wenige fielen gehörig in die Nesseln.

Es stimmt mit dem wieder gekräftigten deutschen Nationalwohlstande also trotz der vorhandenen, zur Zahlung bereiten ungeheuren Kapitalien doch noch nicht so ganz! Wer sehr Viel hatte, hat allermeist behalten, aber die Uebrigen sitzen noch recht zwischen Baum und Borke. Zahl­reiche kleinere Kapitalisten haben jetzt .wohl auch die Ge­legenheit benützt, frühereUnglückspapiere", die sie teuer gekauft und die nun bedeutend im Werte gesunken sind, gegen sichere Reichs-Anleihe umzutauschen, ein Experiment, das ihr verbliebenes Vermögen sicherte, aber keineswegs ihre laufenden Einnahmen erhöhte. Und darum wird man auch kaum in einer absehbaren Zukunft erwarten können, oaß das große Publikum sich wieder mit Hurrah an nicht ganz sicheren Börsen-Unternehmungen beteiligt. Es fehlt von Seiten der Börsenkreise ja nicht an Ermahnungen, das Publikum möchte die Sachlage freundlicher ansehen, die trübe Stimmung bei Seite werfen, damit sich in der Indu­strie der Unternehmungsgeist wieder regen könne. Das ist leicht gesagt, aber blos ein Schelm giebt mehr als er hat. Für diesmal ist das Großkapital an der Reihe, sich ein nationales Verdienst zu erwerben, indem es den Kredit-

JormersLag; 30. Januar.

Druck beseitigt. Und bei der Masse vorhandenen Geldes ist das nicht einmal eine so furchtbar großartige Aufgabe; jetzt kann sich einmal zeigen, wo ein Herz für die nationale Arbett steckt.

Deutscher WeichsLag.

* Werkln, 25. Jan. Heute beschäftigte sich der Reichs­tag zunächst mit dem Antrag der Geschäftsordnungs­kommisston, die Genehmigung zur Vernehmung des Abg. Conrad Haußmann (D. Vp.) als Zeugen vor dem Land­gericht Nürnberg zu versagen. Der Antrag wurde gegen die Stimmen der Rechten angenommen. In der Kommission gaben der Berichterstatter Buestng (ul.) und die Abgg Singer (Soz.) und Rettich (kons.) der Anschauung Ausdruck, daß der Reichstag solche Fragen, wie die vorliegenden am besten nicht prinzipiell, sondern von Fall zu Fall entscheide. In diesem Fall liege, wie der Berichterstatter und Abg. Singer betonen, kein besonderer Grund vor, die Genehmig­ung zu erteilen. Daraus wurde die zweite Beratung des Etats beim Reichsamt des Innern fortgesetzt. Abg. Rösicke (B. d. L.) verbreitete sich über die Zustände im Gastwirt­gewerbe, den Kleinhandel mit Branntwein, den unlauteren Wettbewerb und die Warenhäuser, die Vorbildung der Tierärzte, das Fleischbeschaugesetz und das Färben der Wurst. Sächs. Geheimrat Fischer erklärte, daß sich die sächsische Regierung den auf eine Anfrage geäußerten Be­denken des Reichskanzlers gegen eine Eröffnung der Grenze für die Vieheinfuhr aus Oesterreich-Ungarn nicht verschließen werde. (Lebhafter Beifall rechts.) Abg. Horn (Soz.) macht auf die Mängel der Sozialreform aufmerksam und geht insbesondere auf Klagen der Glasarbeiter und den vorjährigen Glasarbeiterstreik ein. Nach einer Erwiderung des bayerischen Ministerialdirektors von Herrmann und des sächsischen Geheimrats Fischer erklärte Abg. von Heyl (natl.) es für verwerflich, das Koalitionsrecht der Arbeiter zu beeinträchtigen ! Das größte soziale Elend liege in der Heimarbeit. Redner verlangt die Herabsetzung des Maximalarbeitstages für die Frauen von 11 auf 10 Stunden. Staatssekretär Graf Posadowsky erklärte die Lösung der Frage des unlauteren Wettbewerbs für sehr schwierig, ebenso die Durchführung des Fleischbeschaugesetzes. Die Leichenvcrbrenuung reichsgesetzlich fakultativ einzuführen, sei gesetzgeberisch unmöglich, lieber die Sonntagsruhe der Glasarbeiter würden die Ermittlungen fortgesetzt werden. Nächste Sitzung Dienstag.

* Merlin, 28. Jan. Nachdem der Präsident den Dank des Kaisers für die Geburtstagsglückwünsche dem Hause übermittelt, und das Haus das Andenken des verstorbenen Abg. Grafen Klinckowström (kons.) in der üblichen Weise geehrt hat, folgt die Interpellation Graf Hompesch und Genossen, betreffend Aufhebung des Jesnitengesetzes. Abg. Späh n (Ztr.) begründet die Interpellation. Staatssekretär Graf Posadowsky giebt in Stellvertretung des Reichs­kanzlers folgende Erklärung ab:Die Anträge des Reichs­tags in dieser Sache unterliegen gegenwärtig der entscheiden­den Prüfung der Einzelstaaten. (Lachen im Zentrum.) Die Notwendigkeit der Duldung des Predigerordens ist für die katholische Bevölkerung allerdings vorhanden; dagegen haben weite protestantische Kreise des deutschen Volkes gegen die Wiederzulassung des Jesuitenordens die schwersten Bedenken. Noch in dieser Session wird der Beschluß der verbündeten Re­gierungen in dieser Angelegenheit dem Reichstage in der üblichen Form mitgeteilt werden. In der Besprechung der Interpellation kennzeichnen die Abgg. D r. Stockmann (Rp.) Blos (Soz.) v. Staudy (kons.), Fürst Radziwill (Pole), Büsing, Schräder (Freis. Ber.), Richter (Freis. Vp.), Dr. Bachem, Delsor (Eis.) und Stöcker die bekannte Stellung ihrer Parteien zu der Aufhebung des Jesuitengesetzes und geben ihrem Bedauern über die Verzögerung der Antwort des Bundesrats Ausdruck, die hoffentlich nicht auf irgend welche politische Rücksichten zurückzuführen sei. Nachdem noch Staatssekretär Gras Posadowsky sich über die staats­rechtliche Stellung des Bundesrats und seiner Vertretung und über das Verhältnis des Reichskanzlers zum Bundes­rat geäußert, schließt nach einigen weiteren Bemerkungen die Besprechung, und das Haus setzt die zweite Etatsbe­ratung beim Reichsamt des Innern fort. Abg. Stolle (Soz.) beschwert sich über die ungeheure Zahl von Ueber- stunden, welche die Verwaltungsbehörden zulassen, während andererseits Tausende von Arbeitern brotlos umherlaufen; ferner über die erzwungene Sonntagsarbeit, die Beschränk­ung des Versammlungsrechtes, die späte Berichterstattung über schwere Unfälle, die Lehrlingszüchterei und die Ausbeutung der Kinderarbeit. Sächsischer Geheimrat Dr. Fischer nimmt seine Regierung gegen die Angriffe des Vorredners in Schutz. Abg. P a u l i-Potsdam (Antis.) tritt für den Befähigungsnachweis im Baugewerbe ein. Abg. Dr. Esche (ntl.) spricht über die

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1902.

Zunahme des AlkoholkonsumI und wünscht eine anderweite Regelung der Bestimmungen über den Betrieb von Schank­stätten.

Tagespolitik.

Fette und mag ere Jahre sind sich schon seit Menschen­gedenken gefolgt. Einmal geht es mit der Menschheit und mit allem, was sie schafft, stark bergauf dann kommt ein kleiner Stillstand, und dann gehts für eine Weile wieder bergab. Das ist ganz natürlich. Steigen und fallen, das thnt im Leben alles, denn es ist nun einmal weise dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Augenblicklich haben wir magere Jahre. Wie oft solche schon seit den letzten 50 Jahren wiederkehrten, lehrt folgende Zusammenstellung derLeipz. Volksztg.":

Bon 1857 bis 1862 6 magere Jahre

1863 .

1866 4 fette

1867

1870 3 magert

1871

1874 4 fette

1875

1879 5 magere

1880

1883 4 fette

1884

1888 5 magere

1888

1890 3 fette

1891

1895 5 magere

1896

1900 5 fette

Und wie lange werden diesmal die

mageren Jahrr

an halten.

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Die Polen sehen sich bei ihrem Versuch, die Waren deutscher Herkunft zu boykottieren, ganz unerwarteten Schwierigkeiten gegenübergestellt. Sie klagen bitter darüber, daß mit den deutschen Preisen kein anderes Land konkurrieren könne und empfindensehr bitter die vorzügliche Organisation des deutschen Handels, die eine äußerst Präzise und accurate Ausführung der Aufträge zur Folge habe. Die Herrn Polen werden sich also trotz ihrer nationalen Entrüstung, besonders wenn es die auswärtigen Firmen an der unum­gänglichen Coulanz fehlen lassen d. h. nicht genügend pumpen sollten, den deutschen Fabriken und Firmen wieder zuwenden.

* * *

Während die Russen im fernen Osten, in China, zu thun hatten, gab sich das von ihm ebenfalls bedrohte Afghanistan alle Mühe, ein wohlorganisiertes Heer aufzu­stellen, eigene Waffen- und Pulverfabriken und Arsenale zu erbauen und die Grenze nach dem russischen Turkestan hin mit einer Reihe starker und mustergiltiger Forts zu befestigen. Zur Zeit ist die Regierung von Afghanistan sogar damit beschäftigt, einen Generalstab zu organisieren. Unter der Leitung englischer Ingenieure werden eifrig Erdarbeiten ausgeführt und an den Quellen des Amu soll eine strategisch wichtige Zweigbahn erbaut werden. Der jetzige Emir Habib Ulla entsendet Wohl in der allernächsten Zeit eine Gesandt­schaft nach Petersburg, doch steht er vollständig unter englischem Einfluß, hat den Kanfleuten aus Kabul große Subsidien gewährt und dem englischen Handel Thor und Thür geöffnet. Da nun Afghanistan die Pforte nach Indien ist, so paßt den Russen diese Entwicklung der Dinge an ihrer Grenze durchaus nicht und es ist deshalb leicht mög­lich, daß es im Frühjahr zu Reibereien oder gar zu einem Krieg mit Afghanistan kommt, das die Russen nicht zu mächtig werden lassen wollen. Auch in Persien geht durchaus nicht alles nach Rußlands Wunsch. Doch haben sich während der chinesischen Wirren Belgier in der Ver­waltung festgesetzt und andererseits stört der deutsche Riesen­eisenbahnplan, die klein asiatische Bahn nach dem persischen Golf, die Pläne der Russen sehr. Die russischen Blätter meinen deshalb, der Zar soll seine Kosaken hinschicken, ehe es zu spät sei.

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* Akteuflekg. 29. Jan. Zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers hatte der Kriegerverein auf Mon­tag abend in dieLinde" Einladung ergehen lassen. Die Feier eröffnete der Kriegervereins-Gesangverein mit dem Lied:Wie könnt ich dein vergessen". Der Vereinsvorstand, Hr. Oberförster Weith, sprach zunächst dasWillkommen" an die Versammelten aus und streifte dann, obwohl, wie er betonte, die Kriegervereine sich nicht mit Politik beschäftigen sollen, in kurzen Zügen die auswärtige Politische Lage, die er bezüglich des Burenkriegs als tiefbedauerlich bezeichnet?, betrübend sei sodann, daß die Schöpfung Bismarcks, der Dreibund, so viele Feinde besitze, welcke an seiner Auflösung arbeiten, und im Innern des deutschen Reichs sei es die Polenfrage, welche eine schwere Krisis bedeute. Biele Ueber- windung werde es bei dieser Sachlage Wohl schon unfern Kaiser gekostet haben, seinem Wahlspruch getreu zu bleiben,