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und Sonntag mit der GratiS-Beilage Der SonntagS- Gafi.
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Donnerstag, 7. Wovemöer
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1801.
Amtliches.
Die Herbstkontrollversammlungen im Kontrollbezirk Nagold finden statt: Am 20. Nov. vormittags 9 Uhr in Nagold, am 20. Nov. nachmittags 2 Uhr in Haiterbach, am 21. Nov. vormittags 8 Uhr in Altensteig-Stadt, am 21. Nov. nachmittags 2 Uhr in Simmersfeld, am 22. Nov. vormittags 8^ Uhr in Wildberg. ^ _^ ^
Feldanlage auf der Markung Nothfelden. In den Gewänden: „Oberneuhausen, Unterneuhauseu, Weingartberg, Brändeberg, Unterstegen und Löchlen" ist eine Feldweg-Anlage beantragt und auf Grund zuständiger Prüfung zugelassen worden. Tagfahrt zur Abstimmung über den vorliegenden Antrag und zur Wahl der Mitglieder der Bollzugskommission ist auf Dienstag den 10. Dez., vormittags 10 Uhr anberaumt.
Umschau.
Das Geschwader unter Caillard vollführt eine Demonstration, die mehr auf die französische Kammer als auf die Türkei berechnet ist. Der Sultan hat schon den Schlüssel zu seinem Privatschatz in der Hand, um dem Staatsschätze eine Summe vorzuschießen, nachdem alle Gläubiger sich überzeugt haben, daß der Kalif ein Opfer abendländischer Erpressung ist. Der „Pathuau" kehrt mit der Geldküste an Bord heim, Constans und Delcasse umarmen sich vor versammelter Kammer.
Spanien hat mit dem Sultan von Marokko in wenig rühmlicher Weise sich verständigt; dieser hat einen mäßigen Entschädigungsbetrag für den Menschenraub der Rifpiraten gezahlt, die geraubten spanischen Kinder sind aber nicht befreit worden.
Das spannende Ereignis der letzten Tage liegt auf anderem Gebiet. Zum erstenmal greift eine Arbeiter- Association selbstbewußt in die hohe Politik ein. Sie ist nur zum Schutze der Arbeiterinteressen gebildet worden, aber beschwörend erheben sich alle Hände um Frieden zu gebieten den Mächtigen, die den Krieg wollen und durch ihn schon unsägliches Elend angerichtet haben. Die Amsterdamer Arbeiter rufen die Kameraden in allen Häfen auf, keinerlei Arbeit zu übernehmen für englische Schiffe, und schnell ist der menschenfreundliche Gedanke von den Mannschaften in zahlreichen auswärtigen Plätzen begriffen und gebilligt worden. Wenn Arbeiter durch Koalition ihre Lage zu verbessern suchen, so thun sie, was in gleicher Weise den Unternehmern zusteht. Hier handelt es sich um eine Teilnahme für die gehetzten Boern, in der die meisten Deutschen ohne Unterschied der Klassen übereinstimmen. Millionäre schütteln unwillig den Kopf zu Kitcheners Bulletins; die Besitzlosen wollen helfen; sie setzen einen Teil ihres Lohnes auf das Spiel und fallen den unbarmherzigen Briten in den Arm. Der Gedanke dieses Boykotts ist imposant, die Phrase: Krieg dem Kriege! wird zur lebendigen That. Ob der Zweck erreicht werden wird, ist zweifelhaft, das englische Gold ist mächtig und verführerisch, aber schon sind in Frankreich und Italien, in Deutschland und Belgien Zustimmungs- Erklärungen in großen Häfen abgegeben worden, und England ist bei fortgesetzter Renitenz vor die Gefahr gestellt, daß es auch bei Konflikten mit anderen Mächten, z. B. Rußland, seine „meerbeherrschende" Flotte gelähmt sehe. Daß ihm in diesem Falle eine kontinentale Schiffahrts-Gesellschaft Hilfe leisten würde, halten wir für ausgeschlossen.
Wo wird die begüterte Welt den Winter verleben? An der bevorzugten Riviera rumoren beständig Erdbeben, und die Gelehrten bezweifeln, daß der alte „Maulwurf" sich bald zur Ruhe setzen wird. In den englischen Hafenplätzen wie in Konstantinopel und Batum hat die Pest ihre Karte abgegeben, Neapel ist zwar gereinigt, aber man traut dem Frieden noch nicht. Wir bleiben daheim, Frostbeulen sind nicht so bösartig wie Pestbeulen.
Tagespolitik.
Mit Bezug auf die Handelsverträge sei noch mitgeteilt, daß Reichskanzler Bülow wiederholt erklärte, es sei notwendig, der Landwirtschaft erhöhten Schutz zu sichern. Ueberaus bedenklich sei es, die Umwandlung Deutschlands in einen Industriestaat nach englischem Muster zu betreiben, also dafür zu sorgen, daß auch bei uns binnen zehn Jahren 2'/- Millionen Acker Weizenboden zu 1 Million zusammenschrumpfen. Bülow tritt also für eine Erhöhung der Zölle,
mindestens auf landwirtschaftliche Erzeugnisse ein.
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Die Verdienste Waldersees um den Weltfrieden sind größer als die Menge ahnt. Der General Voyron, Befehlshaber der französischen Truppen in China, hatte an Waldersee eine Reihe anmaßender Briefe geschrieben. Diese hätten leicht zu einem Bruche führen können, wenn der Oberkommandierende Marschall Waldersee ein Hitzkopf statt
eines guten Diplomaten wäre. Schlimmer als die unbotmäßigen Briefe Voyron ist der Umstand, daß die französische Regierung diese Briefe jetzt veröffentlichen läßt, um zu beweisen, daß die Franzosen in China sich kein Titelchen um das deutsche Oberkommando gescheert haben. Das ist illoyal, unnobel im höchsten Grad, besonders nachdem der deutsche Kaiser den französischen General Bonnal in hochherzigster Weise ausgezeichnet und seine besondere Freude darüber ausgesprochen hatte, daß seit langer Zeit zum ersten Male wieder Deutsche und Franzosen Schulter an Schulter gegen einen gemeinsamen Feind in guter Waffenbrüderschaft und treuer Kameradschaft gekämpft hätten.
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Der holde Friede ist das höchste, aber auch das teuerste Gut der Menschheit. Man ersieht das aus folgenden Summen, die die Mächte für ihre Armeen ausgeben; diese aber sind natürlich nur dazu da, den Frieden zu wahren. England verwandte im Jahre 1900 für seine Armee 1810 Millionen Franken, Rußland 1291, Deutschland 969, Frankreich 978, Oestreich-Ungarn 478, Italien 380, Spanien 171, Schweden-Norwegen 108 Millionen. Wenn man hiezu noch die Zinsen der für die Armeen aufgenommenen Schulden hinzurechnet, so ergiebt sich die stattliche Jahres-Aufwendung von 11,707 Will. Franken, das ist die Hälfte des gesamten europäischen Einkommens.
LandesnachrichLen.
* Altensteig, 6. Nov. So mancher Garten wird liebevoll gepflegt, was aber sachgemäße Behandlung der Bäume, gute Bewässerung und geeignete Düngung vermag, das zeigt uns in seiner Nr. 44 der praktische Ratgeber im Obstund Gartenbau. Er beschreibt in einem längeren, mit vorzüglichen und lehrreichen Abbildungen versehenen Aufsatz, wie ein Liebhaber aus einem unfruchtbaren Garten nach und nach eine Musteranlage machte. Besonders interessant ist in demselben das ausgedehnte Bewässerungssystem, durch welches eine bequeme, billige und vor allen Dingen intensive Durchfeuchtung des Bodens erzielt wird und zwar in der Art, daß längs der Spaliere und Schnurbäume Wasser- leitnngsröhren laufen, deren Wände am Standorte der Bäume durchlöchert sind. Wer sich für die übrige Einrichtung eines derartigen Mustergartens interessiert, lese den vorerwähnten Aufsatz. ' Die betreffende Nummer ist kostenfrei vom Geschäftsaint obengenannter Zeitschrift zu Frankfurt a. d. Oder zu beziehen.
* Es sei darauf aufmerksam gemacht, daß am 31. Dez. ds. Js. die meisten Forderungen, welche in den Jahren 1898 und 1899 entstanden sind, verjähren, außerdem noch die kleine Anzahl von Forderungen aus dem Jahr 1897, für welche das Neue Recht die 4jährige Verjährungsfrist festgesetzt hat. Dringend geboten ist, solche Forderungen baldmöglichst anhängig zu machen, da die überall und namentlich auch bei den Gerichten gegen Jahresschluß vermehrte Geschäftslast die rechtzeitige Erledigung der in den letzten Tagen des Jahres eingereichten Anträge zweifelhaft macht.
* Lieöevzest, 4. Nov. Endlich hat man den Brandstifter, der die zahlreichen Brände der letzten Zeit angelegt hat, erwischt. Derselbe wurde in der Person eines in Pforzheim beschäftigten Kettenmachers verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert. Im letzten Vierteljahre hat es hier nicht weniger als neunmal gebrannt.
* SLiveaniageu. 4. Nov. (Die verschwundene Banknote.) Ein hiesiger Bürger wickelte einen Hundertmarkschein, um denselben gut aufzubewahren, in ein wollenes Tuch, legte dasselbe in einen Hut und diesen in den Kasten. Als der Mann später wieder nach dem Hut schauen wollte, fand er, wie der „N. B." berichtet, zum Schrecken in dem Hut eine Maus mit acht Jungen ; dieselbe hatte den Schein zur Ausstattung ihres Rests benützt und denselben so zernagt, daß man nicht einmal mehr die Nummer feststellen konnte.
* Stuttgart, 2. Nov. Der Prozeß Münch vor dem Berwaltungsgerichtshof ging heute zu Ende. Ans die Darlegungen der Verteidiger, welche für die Zurechnungsfähigkeit des Frhr. v. Münch eintraten und für diese eine Reihe von Beispielen anführten, entgegnete Ministerialrat Hoff- mann: R.A. Liebknecht habe sich Angriffe gestattet, die ein würdiges Pendant bildeten zu den Eingaben des v. Münch. Die Gutachten hätten in überzeugender Weise die Geistesgestörtheit v. Münchs dargethan; die Gemeingefährlichkeit desselben stehe außer Zweifel. Münch habe verschwiegen, daß er einen Revolver habe und hätte nach seiner Ansicht im Falle der Internierung von seiner Waffe Gebrauch gemacht. Der Redner erwähnt die Eingaben Münchs und die darin gegen die Behörden ausgestoßenen Beleidigungen,
ferner die Gutachten, welche Münchs Geistesgestörtheit dar" thun und verwahrt sich dagegen, daß seitens deS Ministeriums auf das zweite Gutachten des Dr. Geßler ein Druck ausgeübt worden sei. Er wiederhole den Antrag, es möge der Rechtsbeschwerde Münchs nicht stattgegeben werden. Freiherr v. Münch tadelt in seiner Erwiderung, daß entgegen den Vorschriften der Statuten ein Gutachten seitens eines Oberamtsarztes nicht abgegeben worden sei; er erwähnt den Widerspruch in den Gutachten des Dr. Geßler und beruft sich auf die seiner Geschäftsfähigkeit günstig lautenden Zeugnisse seiner Angestellten und des Gemeinderats. Justizminister von Faber habe sich eines schweren Verbrechens schuldig gemacht, als er den ersten Anstoß dazu gab, daß er, Münch, für geistesgestört erklärt wurde. In längeren Ausführungen sucht er sodann den Beweis dafür zu erbringen, daß ihm von den Behörden unrecht geschehen sei, und will das Tragen des Revolvers rechtfertigen. Er stelle den Antrag, den Vollzug der Verfügung des Ministeriums einzustellen, oder, sollte dies nicht gewährt werden, durch einstweilige richterliche Verfügung ihm das Recht zu sichern, daß er zu den gegen ihn schwebenden 14 Terminen zugelassen werde. Es sei für die Rechtspflege nachteilig und für seine Beurteilung ungünstig, wenn er durch die Internierung verhindert sein würde, diesen Terminen beizuwohnen. Diese Anträge werden vom Gerichtshof abgelehnt. In seiner Erwiderung wendet sich R.A. Liebknecht kurz gegen einige Ausführungen des Ministerialrats Hoffmann. Um Vs 10 Uhr wird die Verhandlung geschlossen. Der Gerichtshof wird seinen Beschluß am Mittwoch den 13. November vormittags 9 Uhr verkündigen.
* Stuttgart, 4. Nov. Mit Note des K. Staatsministeriums vom 30. Oktober d. I. ist dem Präsidium des Ständischen Ausschusses das zwischen der Königlich Württem- bergischen Postverwaltung und der Kaiserlich Deutschen Reichspostverwaltung abgeschlossene Uebereinkommen, betreff. Einführung gemeinsamer Postwertzeichen, samt den dazu gehörigen Aussührungsbestimmungen zur Kenntnisnahme für die Ständeversammlung zugegangen. Der St.-Anz. ist in der Lage, den Wortlaut des Übereinkommens wiederzugeben; dasselbe lautetim wesentlichen: An die Stelle der bisherigen Postwertzeichen für den allgemeinen Verkehr treten vom 1. April 1902 an einheitliche Postwertzeichen für das Gesamtgebiet der beiden Verwaltungen mit dem Vordruck „Deutsches Reich". Die Einrichtung soll in allen Teilen derart durchgeführt werden, daß die reichsverfassungsmäßige Selbständigkeit der Württembergischen Postverwaltung insbesondere in finanzieller Beziehung erhalten bleibt. Zum Zwecke der Berechnung des Anteils Württembergs an den Einnahmen aus den einheitlichen Postwertzeichen wird die Einnahme der Württembergischen Postverwaltung aus Postwertzeichen für den allgenieinen Verkehr im Rechnungsjahr 1899 zu Grund gelegt und sodann von Jahr zu Jahr der Prozentsatz zugeschlagen, um den die württembergischen Einnahmen aus diesen Wertzeichen in den dem Jahre 1899 vorangegangenen 3 Rechnungsjahren durchschnittlich gestiegen sind. Jedoch kann die Württembergische Postverwaltung innerhalb der ersten fünf Jahre des Uebcreinkommens je nach Abschluß der Jahresrechnung mit Wirkung für das abgelaufene Jahr verlangen, daß ihr Anteil an den Einnahmen aus den einheitlichen Postwertzeichen an Stelle der vorstehenden Berechnungsweise nach dem Verhältnis der Einnahme der Württembergischen Postverwaltung aus ihren Wertzeichen zu der Gesamteinnahme der beiden Postverwaltungen im Jahr 1899 bestimmt wird. Nach Ablauf der 5 Jahre wird die Württembergische Postverwaltung sich entscheiden, welche der beiden Berechnungsarten ihres Anteils für die Zukunft dauernd maßgebend sein soll. Die Endabrechnung erfolgt alljährlich nach Feststellung der Jahreseinnahmen. Die besonderen Wertzeichen Württembergs für den amtlichen und den Bezirksverkehr (Staats- und Bezirkswertzeichen) werden für Rechnung der Württembergischen Postverwaltung beibehalten. Gegenwärtiges Uebereinkommen ist bis 31. März 1906 unkündbar. Von diesem Zeitpunkt an steht jeder der beiden Verwaltungen ein Ijähriges Kündigungsrecht je zum Schluß eines Rechnungsjahrs zu. Vom 1. April 1902 an werden die seitherigen Postwertzeichen der beiden Verwaltungen außer Kurs gesetzt. Der Umtausch der seitherigen Postwertzeichen gegen die neuen Wertzeichen erfolgt durch die beiderseitigen Postanstalten in der Zeit vom 20. März bis 30. Juni 1902 je für Rechnung der Ausgabeverwaltung.
* Kekmshet«, O.-A. Leonberg, 4. Nov. Großfeuer wütete gestern abend in unserem Städtchen. Gegen 8 Uhr brach in dem Anwesen des Schultheißen Nick Feuer aus, dem in kürzester Zeit 6 Wohnhäuser und 7 Scheuern zum Opfer fielen. Außer der hiesigen Feuerwehr beteiligten sich