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Samstag» 7. September

Bekannimachungeii aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1991.

Amtliches.

Auszug aus der Geschworenenliste des Schwurgerichts Tübingen pro III. Quartal 1901: Paul Georg», Kfm. in Calw; Alb. Hager, Konditor in Calw; Joh. Mart. Hamann, Gemeindepfl. in Oberkollwangen; Heinrich Mayer, Oekonom in Nagold; Fr. Proß, Bauer in Sulz, OA. Nagold; Ernst Schaich, Kfm. in Simmersfeld; Eugen Seeger, Säg- werksbes. in Neuenbürg.

Auszug aus der Geschworenenliste des Schwurgerichts Rottweil Pro Ilt. Quartal 1901: Georg Graf, Säg- mühledes. in Dornstettcn; Ernst Kienzle, Oberförster in Baiersbrcnu; Christian Kläger, Gemeiudepflcger in Baiers- bronu; Karl Luz, Güterbeförderer in Freudenstadt; Johann Georg Müller, Gemeindepfleger in Vesenfeld; Albert Roller, Kfm. in Hochdorf.

Die chinesische Sühnegesandtschast.

* Berlin, 4. Sept. DerReichsanzeiger" meldet: Der Kaiser empfing in der heute nachmittag stattgefundenen Audienz aus den Händen des Prinzen Tschun ein Schreiben des Kaisers von China, worin er in feierlicher Weise seinem tiefsten Bedauern über die Ermordung des Gesandten Frhrn. v. Ketteler Ausdruck verleiht.. Die bei diesem Anlaß vom Prinzen Tschun gehaltene Ansprache hatte, in das Deutsche übertragen, folgenden Wortlaut:

Im Auftrag des großen Kaisers, meines allergnädigsten Herrn und Gebieters, habe ich die Ehre, Allerhöchstdesfen Schreiben in Ew. Majestät kaiserliche Hände zu übergeben. Nach den im vergangenen Jahre in China eingclretenen aufständischen Bewegungen fühlt der kaiserliche Herr aus eigenem Antriebe nicht weniger als auf Verlangen der Mächte die Verpflichtung, durch eine besondere Mission nach Deutschland Ew. Majestät sein aufrichtiges Bedauern über diese Vorkommnisse, insbesondere über den Vorfall, welcher Ew. Majestät ausgezeichneter Gesandter, Frhr. v. Ketteler, zum Opfer gefallen ist, auszudrücken. Um die Aufrichtigkeit dieses Bedauerns über allen Zweifel zu erheben, bestimmte Se. Majestät der Kaiser einen seiner allernächsten Bluts­verwandten für diese Mission. Ich bin in der Lage, Ew. Majestät zu versichern, daß der Kaiser, mein aller- gnädigster Herr, diesen Wirren, welche großes Unglück über China gebracht haben, im vollsten Sinne des Wortes fern- gestanden hat. Ferner hat nach dem zweitauseudjährigen Gebrauch der Kaiser von China die Schuld dafür auf seine eigene geheiligte Person genommen und ich habe daher den Auftrag, die innigen Gefühle des Kaisers, meines erhabenen Herrn, für Ew. Majestät bei Ueberreichuug dieses Schreibens zum Ausdruck zu bringen. Auch bei Ihrer Majestät der Kaiserin und der ganzen kaiserlichen Familie bin ich beauf­tragt, der Dolmetsch dieser Gefühle des großen Kaisers von China zu sein und den Wunsch auszudrücken, daß Ew. Maje­

stät Haus blühe und Gesundheit, Glück und Segen in vollstem Maße genieße. Seine Majestät der Kaiser von China hofft, daß die Ereignisse des vergangenen Jahres nur eine vorübergehende Trübung gewesen sind, und daß dieses Gewölk nunmehr der Klarheit des Friedens gewichen ist, die Völker Deutschlands und Chinas sich gegenseitig immer besser verstehen und kennen lernen mögen. Dies ist auch mein aufrichtigster Wunsch!

Auf diese Ansprache des Prinzen Tschun richtete der Kaiser folgende Antwort an den Prinzen:

Nicht ein heiterer, festlicher Anlaß, noch die Erfüllung einer einfachen Höflichkeitspflicht hat Ew. kaiserliche Hoheit zu mir geführt, sondern ein viel traurigerer, hochernster Vorfall. Mein Gesandter am Hofe des Kaisers von China, Frhr. v. Ketteler, ist der auf höheren Befehl erhobenen Mordwaffe kaiserlich chinesischer Soldaten in der Haupt­stadt Chinas erlegen. Ein unerhörtes Verbrechen, welches durch das Völkerrecht und die Sitte aller Nationen gleich schwer gebrandmarkt wird! Aus Ew. kaiserlichen Hoheit Munde habe ich soeben den Ausdruck aufrichtigen tiefen Bedauerns des Kaisers von China über die Vorkommnisse vernommen. Ich will gerne glauben, daß Ew. kaiserlichen Hoheit kaiserlicher Bruder persönlich den Verbrechen und den weiteren Gewaltthaten gegen unverletzliche Gesandt­schaften und friedliche Fremde fern gestanden hat. Um so schwerere Schuld trifft seine Ratgeber und seine Regierung. Diese möge sich nicht darüber täuschen, daß ihnen Sühnung und Verzeihung für ihr Verschulden nicht durch die Sühne­gesandtschaft allem ausgcwirkt werden kann, sonder« nur durch ein späteres Verhaken gemäß de« Vor­schriften des Völkerrechts und de» Sitte« zivili­sierter Nationen. Wenn der Kaiser von China die Regierung seines großen Reiches fürderhin streng im Geiste dieser Vorschriften führt, wird.auch seine Hoffnung sich.er­füllen, daß die trüben Folgen oer Wirrsale des vergangenen Jahres überwunden werden und daß zwischen China und Deutschland wieder die früheren, friedlichen und freund­schaftlichen Beziehungen herrschen, den beiden Völkern und der gesamten menschlichen Civilisation zum Segen gereichen. In dem aufrichtigen, ernsten Wunsche, daß dem so sein möge, heiße ich Ew. kaiserliche Hoheit willkommen!

* Berlin, 4. Sept. Das vom Prinzen Tschun über­gebene Handschreiben des Kaisers von China lautet in deutscher Uebcrsetzung:

Der große Kaiser "Dantsing entbietet Ew. Majestät dem großen deutschen Kaiser seinen Gruß. Seitdem unsere Reiche gegenseitig durch ständige Gesandtschaften vertreten sind, standen wir ununterbrochen in den freundschaftlichsten Beziehungen zu einander. Diese Beziehungen wurden noch inniger, als Prinz Heinrich von Preußen nach Peking kam j und wir hierbei den Vorzug hatten, den Prinzen häufiger

zu empfangen und mit ihm in vertraulicher Weise verkehren zu können. Leider drangen im 5. Monat des vergangenen Jahres Boxer in Peking ein; aufständische Soldaten schlossen sich ihnen an. Es kam dahin, daß Ew. Majestät Gesandter in Peking ermordet wurde, ein Mann, der, solange er seinen Posten in Peking bekleidete, die Interessen unserer Länder in wärmster Weise wahraahm und dem wir unsere besondere Anerkennung zollen mußten. Wir bedauern den Aufstand und daß Herr v. Ketteler ein so schreckliches Ende gefunden hat, um so mehr, als uns das Gefühl der Verantwortung schmerzt, nicht in der Lage gewesen zu sein, rechtzeitig schützende Maßregeln zu treffen. Aus dem Gefühl unserer schweren Verantwortlichkeit befehlen mir, ein Denkmal an der Stelle des Mordes zu errichten, als Merkzeichen, daß das Verbrechen nicht ungesühut bleiben dürfte. Weiterhin haben wir den kaiserl. Prinzen Tschuu-Tsai-Fong an der Spitze einer Sondergesandlschafl nach Deutschland entsandt, mit diesem unserem Handschreiben. Prinz Tschun, unser leiblicher Bruder, soll Ew. Majestät versichern, wie sehr uns die Vorgänge im vergangenen Jahre betrübt haben und wie sehr Gefühle der Reue und Beschämung uns beseelen. Ew. Majestät sandten aus weiter Ferne Ihre Truppen, um den Boxeraufstand niederzuwerfen und Frieden zu schaffen zum Wohle unseres Volkes. Wir haben daher dem Prinzen Tschun befohlen, Ew. Majestät unseren Dank für die Förderung des Friedens Persönlich auszusprechen. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß Ew. Majestät Entrüstung der alten freundschaftlichen Gesinnung wieder Raum geben werde und daß in Zukunft die Beziehungen unserer Reiche zu einander sich noch vielseitiger, inniger und segensreicher gestalten mögen als bisher. Das ist unsere feste Zuversicht!

DieBerl. Neuest. Nachr." berichten noch über den Empfang des Prinzen Tschun, daß der Prinz, wie verab­redet, unter drei Verbeugungen sich dem Kaiser näherte und mu den gleichen Ehrfurchtsbezeugungen den Audienzsaal ver­ließ. Die vom Prinzen gehaltene Ansprache wurde vom Dolmetscher übersetzt.

Landesuachrichtell.

* Altensteig, 6. September. Noch niemals seit dem Krieg hat es eine französische Zeitung gewagt, ihre Landsleute zum Besuch des Schwarzwaldes aufzufordern. Endlich aber scheint das Eis der Zurück­haltung zu breche», und imTemps" vom 28. August bringt ein Pariser eine begeisterte Schilderung vom Schwarz­wald. Der Franzose, der sich im Schwarzwald zur Sommer­frische aufhält, ist des Lobes voll von Schönheiten der Gegend, er begreift nicht, wie die Pariser jedes Jahr an das Meer gehen, wo sie in kleinen teuren Löchern sich aufhalten müssen, in denen man kaum schlafen kann, an­statt in den Schwarzwald zu gehen. Ganz neu sind dem

M Les«trucht. M

Was Glück sei, wirst du kaum Beim Glücklichen erfragen;

Erst wenn sein schöner Traum Verschwand, kann er dirs sagen.

Der Schrnieö von GLL'erborn.

Roman von E. v. Borgstede.

(Fortsetzung.)

Mit einemguten Abend" trat ein jeder über die Schwelle, und dann setzte er sich mit der Mütze auf dem Kopf entweder allein an einen Tisch oder zu einem andern, und darauf entspann sich das Gespräch, welches zumeist Julius und die Wirtin führten.

Und so war es denn auch heute. Frau Müller war plötzlich hinter dem Schenktisch aufgetaucht, ganz strahlend im Gesicht, und hatte Barbara gehen heißen, was nicht allzuoft passierte. Das Mädchen lief hastig empor in ihr Dachstübchen, in dem sie allein Hausen durfte, dort schwang sie sich auf das Fensterbrett, und beide Arme um das Kreuz des geöffneten Fensters klammernd, blickte sie hin­aus in die friedvolle, monderhellte Nacht. Ordentlich weiß schimmerte die Dorfstraße, und die Wiese, über die Friede! damals gegangen war, leuchtete wie versilbert; der Wald aber hob sich tiefschwarz vom Himmel ab, wie eine ge­waltige, uneinnehmbare Mauer. Und sonderbar, plötzlich fiel ihr ihre Wanderung mit Hellmaun ein, und sie schämte sich wieder. Seitdem war Friede! ihr sichtlich ausgewichen, und seinen Hellen Gesang hörte sie auch viel seltener, und immer schaute er sie so ganz besonders an, wenn er sie traf.

*

Um die Stämme des Waldes glomm das Abendrot, leise, leise rauschten die Baumkronen, hoch oben im Laub­versteck sang die Drossel ihr Abendlicd. Gundula mit den

Knaben kam schweigend durch den Forst daher, eine Fülle von Blumen in dem Strohhul. Sie hatte mit den Neffen getanzt und gesungen, nun Ivar sie ernst geworden, nur aus den schönen Augen lachte der alte Frohsinn, und sie hatte gesagt, auf den strahlenden Glanz vor ihnen deutend:

Der liebe Gott geht durch den Wald."

Wo ?" fragte Bertis schüchternes Sümmchen.Kann man ihn sehen?" und Hans fetzte hinzu:

Kommt der liebe Gott auch zu uns?"

Gnndula antwortete nicht, sie blieb Plötzlich stehen und blickte aufmerksam zu einer hohen Buche hinüber, welche etwas abseits am Rande einer Waldwiese stand. Lag dort nicht ein Mann im Grase? Oder täuschten sie ihre Augen? Aber nein, sie sah es ganz deutlich. Einen Augenblick dachte das Mädchen au Flucht, ihr Herz klopfte heftig, noch nie war hier zwischen den Bergen ein fremdes Gesicht aufgetaucht; aber dann siegte die Neugier und das Mitleid. Die Gestalt rührte sich nicht, vielleicht war es ein Verunglückter, welcher Hilfe nötig hatte?

Gundula näherte sich geräuschlos und blieb wie fest­gebannt stehen. Da lag in dem Schatten der breitästigen Buche ein fremder, schlanker Manu im Grase. Auf seine hohe, weiße Stirn fielen schwere, braune Locken, ein Bart von gleicher Farbe umschloß ein geistvolles, energisches, aber totenblasses Antlitz. Gnndula Strandow starrte den Unbekannten an wie eine Vision oder wie jemand, dem sich plötzlich das Märchenland aufthut. Er war so fein ge­kleidet, ein Vagabund war es jedenfalls nicht, und das Mädchen trat noch einen Schritt näher. O, wie blaß, wie furchtbar blaß er war, sollte er tot sein? Nun stand sic dicht neben ihm, er regte sich nicht, nun kniete sie neben ihm nieder und betrachtete ihn aufmerksam, Hans und Berti standen angstvoll, mit vorgestrecklen Köpfchen hinter ihr, und nun legte sie ihre warme, Weiche Hand auf die seine.

Da schlug der Mann im Moose seine Augen auf, zwe lichtvolle, tiefe Augen, und blickte das Mädchen au, das da, holde Scham und Verwirrung in dem süßen Gesicht, mit verwirrten Locken, den Hut mit Blumen gefüllt, neben ihm kniete; dann begann er zu lächeln und richtete sich ein wenig aus seiner liegenden Stellung empor.

Ich habe," sagte der Fremde mit seiner Weichen, zum Herzen sprechenden Stimme,nie an Wunder und Märchen geglaubt; aber hier ist eines. Habe ich Sie erschreckt?" fuhr er fort, als Gundula ihn noch immer angstvoll und errötend anschaute.Das sollte mir leid thun."

Verzeihung," hauchte Fräulein Strandow,ich - ich, ach, ich war ein thörichtes Mädchen und hielt Sie für tot und nun, und nun, was müssen Sie von mir denken," und plötzlich füllten sich ihre Augen mit Thränen.

Ach," entgegnete der Fremde mit leichtem Lächeln, Sie weinen, daß ich noch lebe? Wie grausam Sie sind."

Gundula schüttelte mit feuchten Augen lächelnd das Köpfchen.

Sie mißverstehen mich völlig; ich bin nur beschämt, mich Ihnen so dreist genähert zu haben."

Das galt ja dem Toten, und der Lebende wird das nie vergessen."

Der Mann hatte eine wunderbare, beruhigende Art, Gundulas Angst schwand immer mehr, ja, sie blickte ihn schon ganz mutig und forschend an und erhob sich von den Knieen. Dabei entsank der Hut ihrer Hand und schüttete seinen duftigen Inhalt über den Fremden aus.

Ach, unsere schönen Blumen!" riefen die Knaben wie aus einem Munde.Nun kannst du uns keinen Kranz machen, Tante Gundula!"

Das ist wahr; denn nun sind all' diese Blüten mein," sagte der Unbekannte mit feinem, gütigen Lächeln, und ich nehme sie mit nach Hause."