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Samstag, 20. Juli

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1901.

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nebst

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Amtliches.

Bei der vom 2. bis 12. Juli abgehaltenen 2. Dienst- Prüfung sind nachstehende Lehrer zur Versetzung von Schul­diensten für befähigt erklärt worden: Friedrich Dölker, Seminarunterlehrer in Nagold, Karl Krauß, Untcrlehrer in Buhlach, Karl Pfrommer, Unterlehrer in Oberthal, Eugen Weiß, Unterlehrer in Baiersbronn.

sj Ruhe uud Zuversicht

predigen unsere Börsenorgane allen denen, die durch die großsn wirtschaftlichen Knsen der jüngsten Wochen an der Solidität unserer Banken und industriellen Unternehm­ungen irre geworden sind und damit fortfahren, ihre größeren oder kleineren Kapitalien in sicheren, wenn auch weniger hoch verzinslichen Reichs- oder Staatsanleihen an­zulegen. Bis zur Stunde ist das große Publikum aber noch kopfscheu, der Wert einer sicheren Kapitalsanlage ist ihm durch die neuesten Krisen gar zu deutlich zu Gemüt geführt worden, als daß sich das Vertrauen zu den privaten Banken und Betrieben so bald wieder einstellen sollte. So lange das Publikum aber dem Banken- und Jndustriemarkte fern bleibt, so lange kann an den Börsen kein flottes Ge­schäft eintreten, können von den Machern keine großen Ge­winne eingestrichen werden. Es ist daher nur ganz natür­lich und selbstverständlich, daß die den Börsen dienenden Blätter in immer eindringlicherer Weise das Privatpublikum zu beruhigen und zu erneuter Kauflust anzuregen suchen. Es wird in dieser Beziehung auf eine ganze Reihe von Momenten hingewiesen, die ja Wohl ganz geeignet er­scheinen, die Spekulation aufs Neue anzufachen, die aber gleichwohl als beweiskräftig nicht angesehen werden können.

Wie über die Banken wissen einzelne Börsenorgane auch über unsre industriellen Institute nur Schönes und Gutes und Zuversicht Erweckendes zu sagen. Es sei ganz unangebracht heißt es, sich von den jeweiligen Schwankungen der Konjunktur abhängig zu machen. Der Blick müsse auf das große Ganze gerichtet werden. Wir haben sehr gute Jahre gehabt und unsre Industrie wird sich nach dem gegenwärtigen Rückgänge auch schnell wieder erholen; es liege daher für Niemanden ein Grund zu Besorgnissen oder zur Zurückhaltung vor. Auch das ist ja richtig ; aber kann mau es dem kleinen Manne verdenken, wenn er nach den zahlreichen Pleiten und Konkursen, denen unsre industriellen Etablissements in den letzten Wochen zum Opfer gefallen sind, vorsichtig wird. Auch wir glauben zuversichtlich an einen erneuten Aufschwung der deutschen Industrie, deren Leistungsfähigkeit, ja Vorbildlichkeit die Anerkennung der ganzen Welt erzwungen hat. Im Augenblick ist die Situ­ation aber keine günstige, so daß die Beteiligung des Privatpublikums an industriellen Unternehmungen trotz des beweglichen Appells der Börsenorgane keine besonders leb­hafte werden wird.

Nun wird in diesem Zusammenhänge von den Börsen­organen darauf hingewiesen, daß der Industrie nur durch die Chinawirren und den Transvaalkrieg die Hände ge­bunden seien, daß aber nach Beendigung dieser beiden Er­scheinungen ein glänzendes Aufblühen aller industriellen Unternehmungen zu erwarten sei. Die Chinawirreu seien so gut wie beigelegt, und der Transvaalkrieg werde in allernächster Zeit mit der Unterwerfung der Boern sein Ende erreichen, so daß der Tag des industriellen Aufschwungs nicht mehr ferne sei. Diesen Standpunkt hat die Börse, was die Transvaalangelegenheit betrifft, seit Beginn des Krieges eingenommen. Wir erinnern uns noch ganz genau, daß der Kriegsbeginn, der Uebergang bewaffneter Boern- abteilungen über die Natalgrenze mit einer allgemeinen Hausse der Börsen beantwortet wurde. Die Besorgnis der kriegerischen Verwickelungen hatte Monate lang wie ein Alp auf den Börsen gelegen. Der Ausbruch des Krieges wurde von ihnen deshalb mit so großer Zuversichtlichkeit begrüßt, weil man behauptete, der einmal begonnene Krieg werde auch ganz schnell zu Ende geführt werden und mit einem

kompletten Siege der Engländer enden. Trotz der schweren Enttäuschung wird die Aussicht auf eine baldige Beendigung des Krieges von den Mutmachern der Börse auch heute noch ins Treffen geführt. Und trotzdem besteht die Thatsache, daß bis zur Stunde kein Mensch zu sagen vermag, wie lange die Feindseligkeiten in Südafrika noch dauern und ob sie überhaupt jemals mit einem Siege der Engländer abschließen werden. Und ebenso sind wir doch über die weitere Entwickelung der Chinafrage trotz der neulichen halbamtlichen Beschwichtigungstelegramme noch immer im Ungewissen. Soweit die Börsenorgane ihren Appell an das Privatpublikum, aufs Reue Mut zu fassen, auf die Aussicht einer baldigen Beendigung der beiden Kriege gründen, vermögen sie also garnicht überzeugend zu wirken. Ruhe, aber Vorsicht erscheinen daher noch immer weit mehr geboten als Ruhe und Zuversicht.

wüirtteiiibeirsisetzer; L<rirbt«»s.

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 17. Juli. (74. Sitzung.) Aus der Tagesordnung stand zunächst die Schlußabstimmung über das Körperschaftsforstgesetz, das mit 75 gegen 6 Stimmen Annahme fand. Es folgt die I. Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Einkommensteuer. Abg. Gröber (C.) präzisiert seinen Standpunkt dahin, daß die Erträgnisse der Einkommensteuer abzuwarten seien, deren Ausfall dann die Entschließung über eine Ergänzung zur allgemeinen Ver­mögenssteuer oder über eine modifizierte Ertragssteuer er­möglichen und beantragte Verweisung des Regierungsentwurfs an eine Kommission zur Vorberatung. Abg. K. Hauß- mann (Vp.): Es erhebe sich die Frage, ob nicht sofort die Ertragssteuern abgeschasft werden sollten. Auch halte er die sofortige Fertigstellung eines Gesamtplans über die ergänzende Vermögenssteuer für notwendig, über die ein Antrag der Volkspartei in der Kommission die übrigen Fraktionen vor eine Entscheidung stellen werde. Die vorgeschlagenen Ab­schreibungen am Kataster seien willkürlich, die Gestaltung der Gewerbesteuer geradezu ungerecht, die Ausscheidung des Persönlichen Arbeitsverdienstes sei jedoch ein wichtiger Ge­danke. Werde die Volkspartei mit ihrem Antrag über die Einbringung einer Vermögenssteuer überstimmt, müsse die Limitierungssrist auf 4 Jahre festgesetzt werden. Da vom Budgetrecht der I. Kammer außerordentlich viel abhänge, werde in diesem Streitpunkt die Volkspartei das Recht der II. Kammer mit der alten Zähigkeit wahren. Die Möglich­keit von Proportionellen Zuschlägen zu allen Stufen werde zu wahren sein. Bezüglich des Höchstsatzes des Tarifs müsse weit über den Standpunkt der l. Kammer hinaus­gegangen werden. Die wichtigste Entscheidung sei der Ab­zug am Gewerbekataster, den die Regierung auf 35 pCt. verringere. Da die Landwirtschaft entlastet werde, müsse das Gewerbe mehr ausbringen. Der persönliche Arbeits­verdienst der Gewerbetreibenden sei in Württemberg noch ein Hauptsaktor im Gewinn des Gewerbes; am Gewerbekataster seien wesentliche Abschreibungen vorznnehmen. Da gegen die Warenhaus- und Bauplatzsteuer die Motive selbst Be­denken erheben, falle es auf, daß diese Stenern von den Gemeinden ohne staatliches Aufsichtsrecht eingesührt werden könnten. Er vermisse die Gemeindesteuer. Gegen die Wohn- und indirekten Steuern bestehen die Bedenken fort; die Fleischsteuer müsse fallen, umsomehr als große Zölle auf Fleisch und Vieh in Aussicht stehen. Bon dem Maß der Verbesserungen des Reformplans werde es abhängen, ob die Volkspartei schließlich zustimmen werde. (Bravo!) Abg. Keil (Sz.) faßte seine Ausführungen in einem Fraktions­antrag zusammen, der auf den Eintritt in die Beratung des vorliegenden Entwurfs verzichten und die Regierung um einen andern ersuchen will, in dem eine Vermögens-, Erbschafts- und Schenkungssteuer enthalten, die Volksabgabe­steuern (wie die auf Wohnung, Fleisch und Lustbarkeit) aber fehlen sollen. Abg. v. Geß (D. P.) erklärte das Ein­verständnis der deutschen Partei mit den Grundzügen des Regiernngsentwnrfs, in dem nur Einzelheiten zu bean­standen seien; als oberster Grundsatz gelte ihm, die Auto nomie der Gemeinden und Körperschaften in der Beratung zur Geltung zu bringen. Nächste Sitzung Donnerstag 18. Juli. Tagesordnung: Fortsetzung. Anträge der Finanz­kommission.

Landesnachnchteu.

* Altensteig, 19. Juli. (Schwimmunterricht in den Schulen.) Verschiedene Städte in Preußen haben den Schwimmunterricht in den Schulen als obligatorischen Lehr­gegenstand eingeführt. Hiezu wird uns geschrieben:Jeder deutsche Junge, und die Mädchen sollten keine Ausnahme machen, müßte von Rechts wegen schwimmen lernen. Die

Kunst des Schwimmens kommt jederman zu gute, viel Geld kostet der Unterricht ja nicht. Schwimmen lernt sich ja schließlich ganz von selber, der Lernende braucht nur die Tempos der Kundigen zu beobachten und nachzuahmen, wobei er natürlich die Vorsicht beobachten muß, das tieie Wasser so lange zu meiden, bis er sich sicher fühlt. Abge­sehen von dem großen Nutzen, den die Kunst des Schwim­mens bei besonderen Gelegenheiten, Unfällen u. dergl., bietet, ist ihre Ausübung die denkbar gesundeste Gymnastik. Muskeln und Lungen werden gekräftigt, der ganze Körper wird ge­stählt, und das angenehme Gefühl, das man nach dem Baden und Schwimmen empfindet, läßt sich mit gar keinem anderen vergleichen. Die Schulen bei uns in Württemberg haben daher die heilige Pflicht, dahin zu wirken, daß ihre Zög­linge, Knaben und Mädchen, Gelegenheit finden, neben vielen anderen guten Dingen auch die Kunst des Schwim­mens zu erlernen."

* Strafkammer Tübingen, 16. Juli. Die Strafkammer beschäftigte sich heute mit dem Brandstifter, der im verflossenen Frühjahr die Einwohner von Otten­hausen bei Neuenbürg durch sein Treiben in Angst und Besorg­nis versetzte. Auf der Anklagebank saß der kaum 15 Jahre alte Schreibgehilfe Hermann Keßler (Schultheißen Sohn), von Ottenhausen. Er war beschuldigt, zwei Fälle von vorsätzlicher Brandstiftung verübt zu haben, und zwar an dem Eigen­tum des Kannenwirts Erlenmaier in Ottenhausen. Das nach neunstündiger Verhandlung, zu der 45 Zeugen er­schienen waren, verkündete Urteil lautete dahin: Keßler wird unter Freisprechung von einem Verbrechen der Brand­stiftung, wegen eines weiteren solchen Verbrechens unter Versagung mildernder Umstände zu der Gefängnisstrafe von einem Jahr verurteilt und hat die Kosten seiner Hart, eines Teils des Verfahrens und diejenigen des Sirasvollzugs zu tragen. Der Antrag des Verteidigers, den Verurteilten, gegen von seinem Vater angebotene Sicherheit aus der Untersuchungshaft zu entlassen, wurde abgelehnt.

^Stuttgart, 18. Juli. Das N. Tgbl." schreibt: Unsere Annahme, daß man den Personenverkehr der Staatsbahnen, un­beirrt durch das in Württemberg auf dem Gebiet der Tarner­mäßigung für überraschende Vorgehen Preußens, weiter sort- schreiten werde, erhält ihre Bestätigung durch folgende Mitteil­ung: An der gestern abgehaltenen Sitzung der Tarifkommission der Kammer der Abgeordneten nahmen auch Minister von Soden, Staatsrat v. Balz und Direktor v. Dopiel teil. Der Berichterstatter K. Haußmann referierte über die früheren Besprechungen der Kommission. Bon den Regiernngsvertrctern wurde darauf die Versicherung gegeben, daß auch die Re­gierung die Tarifreform mit der Einführung der 45tägigen Gültigkeit der Rückfahrkarten nicht als abgeschlossen be­trachte und daß sie die Einführung eines einheitlichen, ver­billigten Tarises unter möglichster Beseitigung der be­stehenden Ausnahmetarife für erstrebenswert halte. In einer an diese Erklärung sich anschließenden längeren Besprechung trat eine weitgehende Uebereinstimmnng zwischen den Re- giernngsvertretern nnd den Mitgliedern der Kommission be­züglich der Ziele der Tarisreform zu Tage.

* Stuttgart, 18. Juli. Die Kammer der Standcs- herren hat heute den Jnitiativ-Gesetzentwurs, betr. die Ent­schädigung der Gemeinderäte, in etwas anderer Form angenommen, indem sie das Taggeld für Gemeinden mit nicht mehr als 2000 Einwohnern auf nur 3 Mk. fest­gesetzt hat.

ss (Das lautsprechende Telephon.) Das Telephon, wie wir es kennen, hat bei allen seinen Vorzügen einen Mangel; es hat eine nur schwache Stimme, und wir müssen cs dicht an das Ohr halten, um zu vernehmen, was es redet. Nun hat die Weltfirma Siemens und Halske nach langwierigen Versuchen ein lautsprechendes Telephon hergestellt. Im Prinzip unterscheidet sich dieses nicht von dem gewöhnlichen; die gleichen physikalischen Gesetze kommen in Anwendung, nur daß man die Stromstärke des wellenförmigen Stromes vergrößert hat. So ist erreicht worden, daß das Telephon nicht mehr flüstert, sondern mit lauter Stimme spricht, nicht gerade mit Donnerstimme, aber doch etwa mit der Lautstärke unserer gewöhnlichen Sprache.

* Balingen, 16. Juli. (Ehrung des Oberamtmanns.) Aus Anlaß und zu Ehren des zum Regierungsrat ernannten Oberamtmanns Filser fand gestern abend von sämtlichen hiesigen Vereinen ein großer Fackelzug mit Ständchen der Gesangvereine und Musikkapelle vor dem Oberamtsgebäude statt. Hierauf folgte ein Bankett in dem Gartensaale des Schwefelbades, das nicht nur von den Stadt-, sondern auch von sehr vielen Landbewohnern zahlreich besucht war. Stadt­schultheiß Eisele brachte den Dank nnd die Gefühle der Stadtgemeinde für die außerordentliche Thätigkeit ihres Ehren­bürgers, Regierungsrat Filser zum Ausdruck, wie auch die übrigen Vereins- nnd Gemeindevorstände dem Dank für die