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Erscheint Dienstag, Donnerstag, SamStag und Sonntag mit der GratiS-Beilage Der Sonntags- G ast.

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Hlr. 109.

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Amtliches.

Die niedere Justizdienstprüfung haben u. a. mit Erfolg bestanden: Ernst Guckelb er ger von Freudenstadt und Johannes Kömpf von Althengstctt, OA. Ealw.

WttirtteitrbeVstsetzLV

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 18. Juli. (73. Sitzung.) Gegenstand der Tagesordnung ist der vierte Nachtrag zum Entwurf des Hauptfinanzetats. Die vier neuexigierten Gehalte für vier technische Kollegialräte bei den Kreisregierungen, ebenso die weiteren Titel, betreffend Wohnungsgclder, Kanzleibedürfnifse, Reise- und llmzugskosten rc. werden genehmigt. Prälat v. Sandberger berichtet über Kapitel 43 (für milde Zwecke) und beantragt, den Hausvätern und Lehrern der Reltungs- und verwandten Anstalten folgende Alterszulagen zu gewähren: a) an ständige Lehrer nach vollendetem 7. Dienst­jahr 100 Mk., nach dem 11. Dienstjahr 200 Mk. und von da ab in dreijährigen Fristen je weitere 100 Mk. mehr bis zum vollendeten 29. Dieustjahr; b) an unständige Lehrer 950 Mk. Abg. Gröber macht dem Berichterstatter Prälat v. Sand­berger den Borwurf, daß er den Beschluß der Kommissions­mehrheit zwar vorgelegt, in Wirklichkeit in seinem Bericht aber bekämpft habe. Das sei nicht Aufgabe des Bericht­erstatters. Prälat v. Sandberger beantragt die Wieder­herstellung des Regierungsentwurfs. Der Kommissionsantrag wird jedoch angenommen. Abg. Hartranft berichtet über Kapitel 93a, Kunstgewerbeschnle. In den letzten Jahren habe sich das Bedürfnis geltend gemacht, den Unterricht in den jetzt schon bestehenden Lehrfächern, sowie auch besonders in der Möbelschreinerei durch praktische Arbeiten in einer Lehr- und Versuchswerkstätte zu vervollkommnen. Nach der neuen Richtung des Kunstgewerbes kann der kunstgewerb­liche Unterricht ohne Ausführung von Entwürfen der Lehrer und Schüler mit dem nötigen Erfolg kaum mehr erteilt werden. Der Lehrerkonvent der Kunstgewerbcschule hat deshalb die alsbaldige Einrichtung einer Lehr- und Versuchs­werkstätte vom 1. Oktober ab beantragt. Kultminister von Weizsäcker: Die Verlegung der Kunstwerkstätten von München nach Stuttgart hat sich als undurchführbar er­wiesen; die gegenwärtige Vorlage soll Ersatz dafür schaffen. Abg. Rembol d-Aalen ist dafür, die Kunst und das Kunst- gcwerbe zu unterstützen, wünscht jedoch, daß die Vertreter der neuen Richtung nicht zu sehr in Künsteleien geraten. Abg. v. Geß bedauert, daß die Werkstätten in dem demnächst frei werdenden Zuchthaus untergebracht werden sollen. Kult­minister v. Weizsäcker: Man befreundet sich mit dem Gedanken der Unterbringung der Werkstätte in das Zucht­hausgebäude und hofft, daß aus dessen Ruinen hoffentlich ein neues, besseres Leben entsprießen wird. (Heiterkeit.) Der Titel wird angenommen, ebenso der Titel Lehr- und Ver­suchswerkstätte und der Titel betreffend Außerordentliches.

Laudesuachrichtell.

* Altensteig, 17. Juli. Unter Rufnummer 27 ist heute Paul Beck, Eisenhandlung hier, an das Telephon­netz angeschlossen worden.

* Alten steig, 17. Juli. (Herbst auf dem Schwarz­wald.) Gegenwärtig passieren mit Versandtfässern beladene Wagen in reicher Zahl unsere Stadt, um auf den Hinteren Waldorten das diesjährigeWeinerzeugnis" des Schwarzwalds aufzunehmen, das dann nach allen Himmelsrichtungen ver­sandt wird. Es handelt sich um die Aberntung großer Staats- und Gemeindeweinberge und ganze Schaaren junger und älterer Leute ziehen morgens mit Kübeln, Körben und sonstigen Gefässen vergnügt hinaus, gerade wie in den Wein­orten des Unterlandes, um, und das ist die schöne Seite, zu ernten wo nicht gehackt oder gepflügt oder ein eigener Grundbesitz vorhanden oder erforderlich ist, nämlich in den Wald, um der Heidelbeer ernte obzuliegen. Die Ernte bringt auch dieses Jahr wieder manchen Pfennig in die Häuser fleißiger Leute, wird doch das Simri gut reifer Heidelbeeren mit Mk. 1.70 bis Mk. 2. bezahlt. Das Wetter gestaltet sich Prächtig für die Ernte und so wird eine vorzügliche Qualität eingebracht. Die Beeren werden gegenwärtig nicht nur zur Bereitung von Heidelbeer- branntwein verwendet, sondern auch trefflich mundender Wein wird aus ihnen bereitet, deshalb ist es nicht unrichtig, wenn wir zur richtigen Charakterisierung des gegenwärtigen emsigen Umtriebs sagen: Herbst auf dem Schwarzwald. Auch mit Erdbeeren herrscht gegenwärtig ein reger Handel, das Liter wird mit 25 Pfg. bezahlt.

*Eb Hausen, 15. Juli. Dem letzten Bericht über den Hagelschlag ist ergänzend zuzufügen, daß ein Teil der nordöstlichen Markung Ebhausen stark, Nothfelden weniger, Mindersbach und Pfrondorf hart mitgenommen wurde.

Donnerstag, 18. Juli

* Calw, 15. Juli. Heute früh 2 Uhr brach aus un­bekannter Ursache im Hanse des Bauern Johannes Rau in Liebelsberg Feuer aus, welches das ganze Anwesen in kurzer Zeit in Asche legte. Das Mobiliar mit Ausnahme des Viehs ist verbrannt.

* Rottweil, 13. Juli. Daß eine Zwangs-Versteige­rung vom Gerichtsvollzieher mit Musik eingeleitet wird, dürfte Wohl kaum vorgekommen sein und doch hatten wir heute Nachmittag dieses Schauspiel in der Nähe der öffent­lichen Versteigerung dienenden Polizeiwache zu genießen. Der Gerichtsvollzieher versteigerte den Ertrag einer Pfändung bei einem früheren Wirt, darunter ein Musikwerk. Hatte schon der Transport dieses Möbels Neugierige angezogen, so war dies um so mehr der Fall, als die Steigerung mit Musik begann, denn die Kaufsliebhaber ließen sich zuerst einige flotte Stücke Vorspielen, ehe sie ein Angebot machten.

* Stuttgart, 12. Juli. Ein Fall grober Miß­

handlungen eines Soldaten beschäftigte heute das Kriegs­gericht. Der Musketier Bauer wurde im vorigen Herbste als Rekrut in die 4. Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr. 125 eingestellt und führte sich von Anfang an gut. Im März d. I. bekam er einen neuen Vorgesetzten, den Unteroffizier Stirner, der ihn fortgesetzt schlecht behandelte und zwar angeblich nur wegen seiner nachlässigen Kleider­haltung. Diese Mißhandlung erreichten ihren Höhepunkt in einer Stubenszene am 17. Mai, nachdem Bauer bei einer Kompagniebesichtigung mit schmutziger Patronentasche und zerrissener Halsbinde angetreten war, was dem Unteroffizier Stirner einen Verweis eintrug. Bauer wurde von Stirner in der Stube so heftig an die Kastenthür geworfen, daß diese zersprang. Dabei sagte Stirner:So du Lump, wegen dir komme ich noch ins Loch!" Hierauf faßte er den Mann an der Kehle, würgte ihn und rief:Kaput mußt du noch sein in dieser Woche und wenn ich standrechtlich erschossen werde vor der ganzen Kompagnie." Alsdann ließ Stirner die alte Mannschaft seiner Kompagnie zusammen­treten und beauftragte die Leute, doch energisch nach dem Bauer sehen zu wollen und ihn Ordnung zu lehren. Die Mannschaft faßte dies so auf, daß sie den Bauer gehörig schlauchen" solle. Am 21. Mai wurde Bauer auf indirektes Anraten des Unteroffiziers Stirner von der alten Mannschaft das Auffahren der schweren Artillerie" (schwere gemeinsame Prügelung) für die kommende Nacht angekündigt. Am Abend dieses Tages ließ Stirner den Bauer so lange das Gewehr halten, bis ihm die Arme vor Entkräftung sanken. Nach diesem Akt sollte Bauer endlich noch zum Strafappell antreten! Hierauf verschwand der Mißhandelte, der seit einigen Tagen Spuren von Lebensüberdruß zeigte und wurde gegen 7stg Ühr erhängt aufgesunde». In der heutigen sechsstündigen Be­weisaufnahme wurden insgesamt 22 Zeugen eidlich ver­nommen. Der Angeklagte Stirner hatte nichts gegen die fast übereinstimmenden, sein Verschulden schwer belastenden Aussagen einzuwenden. Auch für viele andere Mißhandlungen und Ueberschreitungen der Machtbefugnisse Stirners wurden Beweise erbracht. Der Vertreter der Anklage beantragte eine Gesamtstrafe, unter Anrechnung mildernder Umstände, von 7 Monaten Gefängnis nebst Degradation. Der Gerichtshof verurteilte den Angeklagten unter Annahme mildernder Um­stände wegen Vergehens gegen die Dienstgewalt, Beleidigung und Körperverletzung unter Mißbrauch der Waffe teilweise im Dienst zu 5 Monaten Gefängnis und Degradation. Drei Mitangeklagte Genossen Stirners wurden einer gemein­schaftlichen Anstiftung und Körperverletzung schuldig ge­sprochen, und zwar wurde der Gefreite Roller und Musketier Klink zu je 5 Tagen, Weimer zu 8 Tagen Gefängnis verurteilt. (N. Tgbl.)

* Stuttgart, 15. Juli. Der Bezirk Herrenberg wurde gestern von einem schweren Hagelwetter mit Körnern bis zur Hühnereigrvße heimgesucht. Die Ernte ist bis zur Hälfte vernichtet.

* Stuttgart, 15. Juli. Freiherr Oskar v. Münch hat von dem K. Ministerium des Innern seine Entlassung aus der württembergischen Staatsangehörigkeit erhalten, nachdem seitens der K. Kreisregierung zu Reutlingen ein diesbezügliches Bittgesuch abschlägig beschieden worden war.

* Stuttgart, 16. Juli. DerBeobachter" erhält von einem Gewährsmann, an dessen Zuverlässigkeit nicht zu zweifeln ist, Mitteilungen über die Gestaltung des Zolltarifs, wonach für die Getreidezölle durch Bindung der Zollsätze nach unten eine Art Doppeltarif geschaffen wird. Es seien in Aussicht genommen: Für Roggen Mk. 6, Weizen Mk. 6.50, Hafer Mk. 6. Bei Handelsverträgen soll für Roggen nicht unter Mk. 5, Weizen Mk. 5.50, Gerste Mk. 3, Hafer Mk. 5 festgesetzt werden. Außerdem sollen Zollerhöhungen angesetzt werden für Stiere und Kühe Mk. 25, für Jungvieh Mk. 15 pro Stück, für Schweine Mk. 10 für den Doppelzentner, Gänse 70 Pfg., Fleisch und Speck 30 und 35 Mk. pro

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Doppelzentner, Wurst 45 Mk., Butter und Käse Mk. 30 Eier Mk. 6.

* Kürzlich bekam der 27jährige Sohn des früheren Groß in Weil im Dorf (Leonberg) eine sauere Leberwurst vorgesetzt. Es stellten sich alsbald große Beschwerden bei ihm ein. Am Samstag abend wurde er in ein Stuttgarter Spital überführt. Aber es war zu spät für die Heilung. Der Bedauernswerte ist unter gräßlichen Schmerzen gestorben.

* Anläßlich der Einweihnng der Bahn Ebingen-Onstmet­tingen ist Herr Staatsrat v. Balz von den Gemeinden Thailfingen und Onstmettingen zum Ehrenbürger ernannt worden.

* (Verschiedenes.) In Heilbronn erschoß sich ein Schüler einer dortigen höheren Lehranstalt, welcher vor dem Abiturientenexamen stand. Geistige Ueberanstrengung dürfte die Willenskraft des fähigen jungen Mannes in so unheilvoller Weise beeinflußt haben, daß er zum Selbst­mord schritt. Aus einer Wirtschaftsstallung in Heilbronn wurde bei Nacht ein schwerer Schlachtochse gestohlen, ohne daß man den Dieb bemerkt hätte oder ihm bis jetzt auf der Spur wäre. In Oberberken (Schorndorf) schlug während eines Gewitters der Blitz in ein Bauernhaus, das samt einer Scheuer vollständig niederbiannte. Die seit Jahren nervenkranke Frau des Blechemballagenfabrikanten Rieger in Eberstadt (Weinsberg) vergiftete sich mit Schwefelsäure. In Dietersweiler schlug am Sonn­tag nachmittag um 3^2 Uhr während eines schweren Ge­witters der Blitz in das Haus des Wagnermeisters Jakob Huß von dort und äscherte das ganze Gebäude ein. Dem Weichenwärter Schneider am Trossin ger Staatsbahn­hof hat die Generaldirektion der württembergischen Staats­eisenbahnen für sein zielbewußtes Ablenken der am 14. Juni d.J. von Schwenningen aus ins Rollen geratenen drei Güter­wagen, welche mit sausender Geschwindigkeit die Station Trossingen passierten, eine Gratifikation von 20 Mk. zuerkannt. In Balingen wurde das 3jährige Kind des Fuhr­manns Steimle, das ohne Aufsicht von zu Hause fon- gelaufen war, von einem Holzwagen überfahren. Es ging ihm ein Rad über den Kopf. Das Kind war auf der Stelle tot. Die Pferde sollen gescheut haben und daher wird wohl den Fuhrmann keine Schuld treffen.

* Von der hohe nzollern scheu Grenze, 15. Juli. Die Rentabilität der neuen Bahnlinie Sigmaringen- Bingen scheint eine ganz geringe zu sein. Es soll schon öfters vorgekommen sein, daß nur ein einziger Reisender einstieg; auch der Güterverkehr entspricht nicht den gehegten Erwartungen.

* Würz bürg, 13. Juli. In verschiedenen Teilen Unterfrankens ist seit einigen Tagen mit dem Kornschnitt begonnen worden. Die Aehren sind voll, das Stroh sehr schön. Die Klagen der Landwirte zu Anfang Juni waren zu früh angestimmt.

ss Ludwigshafen, 16. Juli. Heute vormittag vor 11 Uhr stürzte die rangierende Maschine eines Materialzugs der Firma O. u. E. A. Menzel bei Straßenauffüllungs­arbeiten der Südd. Jmmobiliengesellschaft infolge Rutschens der Schienen eine ca. 3'/2Mtr. tiefe Böschung hinab, wobei der verheiratete Lokomotivführer Fischer augenblicklich getötet wurde.

* Kassel, 10. Juli. Der zweite Pfarrer der Kreis­stadt W. in Niederhessen wandte sich vor kurzem an den Magistrat mit der Bitte, in einem bisher unheizbaren Zimmer einen Ofen anbringen zu lassen. Er erhielt hierauf folgende Antwort:Der Stadtrat ist nicht in der Lage, Ihr Gesuch zu genehmigen, da Sie ohne sein Wissen und Genehmigung Ihre Familie vermehrt haben." Als allerdings dringend notwendige Aufklärung wird hinzugesetzt, daß der Pfarrer seine Schwiegermutter zu sich genommen hat.

* Am 11. Mai d. I. hat in Dresden eine Verhand­lung stattgefunden, die sich gegen 23 Angeklagte, Unter­offiziere und Mannschaften der 8. Komp, des Infanterie- Regiments Nr. 177 zu Königstein, wegen Mißhandlung eines Untergebenen richtete. Das Opfer war der körper­lich etwas unbeholfene und geistig nicht normale Soldat Lnngwitz, der jetzt zur Disposition der Ersatzbehörde ent­lassen ist. In der Verhandlung wurde festgestellt, daß er oft sein Mittagessen in der Kniebeuge einnehmen mußte oder am Einnehmen desselben überhaupt durch Aufgabe von schmutzigen Arbeiten verhindert wurde; daß ihm einmal ein Federhalter in den Mund gesteckt und auf diesen mit einem Stück Holz geschlagen wurde, daß Fußtritte, Ohr­feigen, Rippenstöße usw. an der Tagesordnung waren, daß ihm beim Geräteturnen die Beine geknickt oder mit Nadeln in das Fleisch gestochen wurde. Ferner sei an jene wider­liche Weihnachtsscene am heiligen Abend erinnert, La der arme Lnngwitz, mit Uniform und Helm angethan, sich auf