Nr. 11.
Erschein! TienLiag omrerSlaa. LamSiag und Lon-aag -riu der Gralis-Beilage -r; r Z 2 n n i a g s- ch a 5.
PeiiiltpreiS pi 8 Quartal im Bezirk u. ^iachbar- orisverkehr Mk. 1.15 rutzerbülb deSselven Mk l 25
Ar. 106.
»
Fmkffblatt für AllgmeinexKnMzf'
5/0N !>SN
«ÄttenSteig.fÄLdl.
und'A nterhült ungzb lattZ
obsren >)/cr^oIä..
^im "ickinigSp-eiS für Aüknüeig und ruhe Nmzebuiiq ei einmiliger Ein- rückiing je 8 Pf,-,.
! bei mchiinal. j- 6 Pfg. auswär L je 8 Pfz. die Ispaltige Zeile oder deren rdaiim.
Verwendbkire Beiträge werden dankbar angenommen,
S/
Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den «gl. Postämtern und Postboten.
Samstag, 13 Juki
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1901.
(I Eine neue Altersversicherung.
Wie in diesen Tagen mitgeteilt worden ist, wird im Rcichsamt des Innern eine neue Gesetzesvorlage betreffend die Alters- und Hinterblicbenen-Bcrsichcrung von selbstständigen Handwerkern vorbereitet. Mit einer richtig und ausreichend gestalteten Alters-Versorgung für selbständige Handwerker würde in der Thal eine beträchtliche Lücke in unserer Gesetzgebung geschlossen; nicht nur daß betagte Handwerker gegen den harten Kampf des Lebens sichergestellt würden, es würde auch die Lust, dem selbständigen Handwerkertum zuzustreben, bei den Gehilfen wieder bedeutend verstärkt werden. Vorsichtige junge Leute sind in Folge der mancherlei Lasten, welche die Gesetzgebung dem Mittelstand auferlegt, recht kopfscheu geworden, wenn es sich darum handelte, einen eigenen Herd zu gründen; waghalsige Elemente haben geringere Bedenklichkeiten gezeigt, aber man kann nicht immer sagen, daß sie ihrem Stande zur besonderen Zier gereicht hätten.
Bei einem solchen Gesetz muß vor allem der Gedanke in den Vordergrund gerückt werden, daß es sich hier keinesfalls um eine Art von Wohlthätigkeitsakt handeln darf. Das würde die ganze Sache total verpfuschen, dann blieben die heutigen Verhältnisse lieber bestehen, die doch auch schon mancherlei Möglichkeiten zu freiwilligen Versicherungen bilden. Eine solche speziell für selbständige Handwerker bestimmte Alters- und Hinterbliebenen-Bersichernng, an welcher sich der gesamte Meisterstand zu beteiligen hätte, muß die Standeswürde wahren, das ist unumgänglich erforderlich. Wir denken heute nicht mehr so streng über soziale Unter- , schiede, aber in der Sozial-Gesetzgebung muß auch der erreichten Selbständigkeit, die Arbeit und Mühen gekostet, Rechnung getragen werden. Bor allen Dingen daher keine bureaukratische Bevormundung! Selbständige Handwerker müssen eine sie betreffende Versicherung unbedingt selbst leiten, sonst wird die Wertschätznng ausbleiben.
Eine Altersversicherung für selbständige Handwerker braucht nicht überreichlich dotiert zu werden, aber sie muß genügend sein. Ueber diesen Punkt wird man schon einig werden, wenn man die rechte Organisation und Leitung gefunden haben wird. Ob man an einen Reichszuschuß zu' denken hat? Manchem wird ein solcher annehmbar erscheinen, wir meinen aber, die Mehrheit wird sagen: Wir können die erforderlichen Gelder selbst aufbringcn, wenn wir wirklich das wünschenswerte Handwerkerrecht erlangen. So schwierig alle diese Einzelpunkte sein mögen, bedeutsamer ist und bleibt, wie oben schon hervorgchoben, daß dem entsprochen wird in der ganzen Einrichtung, was selbständige Reichsbürger und Gewerbetreibende Wohl verlangen können.
Von sozialistischer Seile ist wiederholt ausgesprochen, Handwerker- und Bauernstand würden ja doch verschwinden, für sie etwas zu thun lohne nicht. In Wahrheit muß es aber zum Gegenteil kommen, denn aus diesen Ständen quillt der starke Strom der echten Volkskraft, sie bieten ein festes Ziel für den, der sich aus den wogenden Massen, die allerlei weitentlegenen Phantasien nachjagen, herausheben will. Was soll denn anders angefaugen werden? lind weil dem so ist, darum wünschen wir, es möchte hier ein Werk geschaffen werden, welches dem Handwerkerstande kräftigen Rückhalt zu bieten geeignet ist: Nicht viele Paragraphen, aber praktische und gute Paragraphen!
Landesnachrilvten.
-n. Berneck, 11. Juli. Eine Abteilung von 60 bis 70 Schüler vom Stuttgarter Realgymnasium passierte gestern unser Städtchen auf einer größeren Fußtour begriffen. — Gegenwärtig hat sich schon eine stattliche Anzahl von Luftkurgästen hier eingefunden; in nächster Woche werden noch weitere sich einstellen. Möge ihnen die herrliche Luft unserer Wälder und der Aufenthalt hier aufs beste bekomm-m.
* Stuttgart, 10. Juli. Die Gehaltsvorlage bildete den ersten Gegenstand, mit dem die württembergische Kammer der Standesherren, die nach vierwöchiger Pause wieder zusaminentrat, sich zu beschäftigen hatte. Obgleich der Standpunkt, den die Mehrheit der Abgeordnetenkammer der Vsr- lage gegenüber eingenommen hatte, lebhaft bekämpft und das Bedauern über die bei den höheren Beamten vorgenommenen Abstriche ausgesprochen wurde, erfolgte schließlich doch die Annahme der Vorlage in der von der Abgeordnetenkammer ihr gegebenen Fassung. Damit ist das Schicksal der Gehaltsaufbesserung endgültig entschieden, da auch die Regierung in der Annahme, daß die für jetzt zurückgestellten Wünsche sich bei späterer Gelegenheit erfüllen lassen, ihre Zustimmung erteilt hat.
* Stuttgart, 10. Juli. Die Abgeordneten Bogt und Genossen haben folgenden Antrag eingebracht: Die Kammer der Abgeordneten wolle beschließen: angesichts des
Arbeitermangels auf dem Lande an die K. Staatsregierung das Ersuchen zu richten, sich bei dem Generalkommando des Kgl. württembergischen Armeekorps für möglichst weitgehende Erntebeurlaubungen von Soldaten verwenden zu wollen.
* Stuttgart, 10. Juli. Die Tarifkommission der 2. Kammer beschloß die Anfrage an den Berkehrsminister zu richten, wie hoch sich die Neuanschaffungen stellen würden, wenn infolge einer bedeutenden Tarifherabsetzung die starke Verkehrszunahme eintreten würde.
* Stuttgart, 11. Juli. Die Handelskammer sprach sich gestern mit allen gegen eine Stimme dahin aus, daß die Vereinheitlichung des Eisenbahnwesens für das Reich und namentlich für Württemberg wirtschaftlich, finanziell und politisch vorteilhaft und dringend wünschenswert sei und befürwortete ein gemeinschaftliches Vorgehen mit anderen Kammern.
* Eßlingen, 9. Juli. In seiner gestrigen Sitzung beschloß der evangelische Gesamtkirchengemeinderat, zur Deckung der Bedürfnisse der evangelischen Kirchenpflege eine Kirchensteuer einzusühren. Das Defizit des Vorjahres betrug bereits 4000 Mk., und der neue Etat weist ein solches von 14 000 Mk. aus. Neben den beträchtlichen Kosten zur Heizbarmachung der Frauenkirche sind an der Bauschuld der Renovierung der Stadtkirchtürme noch 59 000 Mk. zu decken, weshalb eine Schuld mit ratenweisen Rückzahlungen im Betrag von 50 000 Mk. ausgenommen werden soll. Die Umlage der Kirchensteuer dürfte sich auf lO^/g der Staatssteuer belaufen. Solche Steuerpflichtige, welche 5 und weniger Mark Staatssteuer zahlen, werden jedoch von derselben entbunden sein.
* (Gustav Adolf-Stiftung.) In der 58. Jahresversammlung des Württ. Hauptvereins der Gustav Adolf- Stiftung, die am Montag im Eoangel. Bereinshaus zu Cannstatt stattfand, wurde folgender Verteilungsplan über die Einnahmen Pro 1900 vorgelegt. Die reine Einnahme bezifferte sich auf 146 461 Mk. 98 Psg., darunter 2020 Mk. Beiträge des K. Hauses, 91 243 Mk. Beiträge der Zwcigvereine in Württemberg und Hohenzollern, 23 604 Mk. Legate und 39 000 Mk. aus Zinsen u. s. w. Für die Beschlußfassung der Cannstatter Versammlung blieben außer Betracht ca. 65 000 Mk., darunter 18 864 Mk. Gaben mit besonderer Bestimmung, 21 464 Mk. als Anteil des Leipziger Centralvorstandes (ein Drittel der reinen Einnahmen) und 24 677 Mk. als Angebinde des Jahressestes zu Stuttgart, verteilt auf der vorigen Jahresversammlung daselbst. Die für Württemberg und Hohenzollern bestimmten größeren Beiträge für Kirchen-, Pfarr- und Schulhausbauten sind folgende: Althausen 2860 Mk., Ehingen 1200 Mk., Gundels- heim 2100 Mk., Horb 1800 Mk., Ochsenhausen 2200 Mk., Riedlingen 1040 Mk., Saulgau 550 Mk., Schramberg 3000 Mk., Tettnang 1700 Mk., Söflingen 3000 Mk., Sontheim 1000 Mk., Wälde-Wintersbach 1950 Mk., Bavendorf 1150 Mk., Waldsee 1750 Mk., Wangen 2470 Mk., Wasseralfingen 1400 Mk., Weilderstadt 1000 Mk. Für Konfirmanden, für Beiträge an Gemeinden, für Kostgelder und Schulgelder in Württemberg und Hohenzollern sind noch ausgeworfen 2680 Mk. Für Kirchen- und Schulbauten im Deutschen Reich sind bestimmt 2680 Mk. Für Frankreich 2000 Mk., für Oesterreich-Ungarn 13 000 Mk., für die übrige Diaspora (Spanien, Italien, Orient u. s. w.) 3400 Mk. Als nächstjähriger Festort wurde Urach gewählt, das übernächste Fest soll in Nürtingen stattfinden.
* Ravensburg, 10. Juli. Mittags brach in einer Mühle in Pleystein (Oberpfalz) Feuer aus, das sich rasch weiter verbreitete und in kurzer Zeit, wie dem „Regensb. Anz." gemeldet wird, drei Viertel des ganzen Ortes einäscherte. Die Kreuzbergkirche, die Stadtpfarrkirche, der Pfarrhos und das Nonnenkloster brannten ab. Ein Mann wurde von einem herabstürzeuden Balken erschlagen. Die Bevölkerung flüchtete mit ihrer beweglichen Habe auf die Felder.
* (Verschiedenes.) Das Obeckriegsgecicht in Stutt- gart verurteilte den Pionier Johannes Maier wegen Verweigerung der Ehrenbezeugungen und des Gehorsams gegen Vorgesetzte sowie wegen thätlicheu Bergreifens an denselben zu 3 ffz Jahren Gefängnis. — Ein genauer Kostenvoranschlag ist der für die neue Heilbronner Gasfabrik! Bei Prüfung des alten Voranschlags ergab sich, daß die in der Denkschrift des Gasdirektors Raupp vorgesehene Bausumme von 800 000 Mk. um bloß 400 000 Mk. zu nieder ist. Anstatt 800 000 Mk. kostet die neue Gasfabrik nunmehr 1110000 Mk. Eine angenehme Ueberraschung für die Bürgerschaft! — Eine geradezu erstaunliche Leistung hat in Folge einer Wette ein Mitglied des Radfahrer-Vereins in Aalen vollzogen. Derselbe hatte die Tour von Aalen nach Hall retour
in 4ffz Stunden zurückzulegen; insgesamt 112 Kilometer. — Der 21jährige ledige Bauernsohn R. Fackler von Ell- h ofen verletzte sich heute früh in selbstmörderischer Absicht dadurch lebensgefährlich, daß er sich mit einem Handbeil den Schädel spaltete; der Bedauernswerte zeigte schon längere Zeit Spuren geistigen Gestörtseins; vor einigen tragen versuchte er sich durch einen Schuß ums Leben zu bringen, was ihm nur durch Dazwischenkunft seiner Angehörigen mißlang. — In Ulm verurteilte das Schwurgericht die in Göppingen in Dienst gestandene Magd Hagen- maier wegen doppelten Kindsmords zu sieben Jahren Zuchthaus. — In Dettingen starb Kunstmühlebesitzer Schäfer an den Folgen eines Trunks in der Hitze. Der Tod des kraftvollen Mannes, der als langjähriger Gemeinderat und Steuereinschätzer thätig war, seiner Heimatgemcinde die Wohlthat elektrischer Beleuchtung verschaffte und für das Zustandekommen der Lenninger Bahn rastlos thätig war, wird in Stadt und Land lebhaft bedauert. — Großes Aufsehen erregte in Calmbach die Verhaftung der Witwe Gaus und ihres erwachsenen Sohnes, die mit dem unter eigentümlichen Verhältnissen erfolgten Tode des Gaus in Zusammenhang steht. Der Verstorbene kam in betrunkenem Zustand nach Hause, und wollte, da seine Frau ihm den Einlaß verwehrte, mit einer Axt die Zimmerthüre einschlagen. Dabei soll er sich selbst drei Finger abgeschlagen haben und infolge hievon verblutet sein.
* Ansbach , 11. Juli. Ueber das Vermögen des landwirtschaftlichen Kreditvereins für Mittelfranken ist gestern das Konkursverfahren eröffnet worden.
sf Durch einen Gnadenakt des Kaisers ist der Briefmarkenhändler Dauth in Frankfurt a. M. vor dem gänzlichen Ruin bewahrt worden. D., der früher eine Privatpost betrieb, war von der Reichspostverwaltung in eine Strafe von 20 910 Mk. genommen worden, weil er geschlossene Briefe als Drucksachen nach Vororten befördert hatte; außerdem war sein gesamtes Warenlager von der Post beschlagnahmt worden. Als letztes Mittel richtete D. ein Gnadengesuch an den Kaiser, und zwar mit günstigem Erfolge. Wie die Oberpostdirektion zu Frankfurt a. M. dem Briefmarkenhändler mitgeteilt hat, ist die Strafe von 20 910 Mk. auf kaiserlichen Befehl auf 200 Mk. herabgesetzt und gleichzeitig die Freigabe des beschlagnahmten Warenlagers verfügt worden.
* Dresden, 10. Juli. Heute früh wurde die aus Charlottenburg stammende Ehefrau Walter mit ihrem zweijährigen Kinde in ihrer Wohnung erstickt aufgefunden. Der Ehemann, der nach dnrchschwärmter Nacht erst heute früh nach Hause gekommen war, wurde sofort in polizeilichen Gewahrsam genommen, da es nicht ausgeschlossen erscheint, daß er die Schuld an dem Ende seiner Familie trägt. Walter sorgte nicht für dieselbe.
js Leipzig, 11. Juli. In der heutigen Sitzung der Handelskammer wurden Schreiben verlesen, in denen der stellvertretende Vorsitzende Dodel sowie die Mitglieder Meher und Schröder, Mitglieder des Aufsichtsrats der Leipziger Bank, um Genehmigung ihres Austritts aus der Kammer und um Enthebung von ihren sonstigen von der Kammer abhängigen Aemtern bitten. — Die „Leipziger Zeitung" meldet die Entbindung des Bankiers Dodel von den Obliegenheiten eines österreichisch-ungarischen Konsuls.
* Die sächsische Lotteriekasse hängt ebenfalls mit 10 Millionen im Leipziger Krach. Sie hat für 11 Millionen Lombarddarlehen aus ihr zur vorübergehenden zinsbaren Anlegung überwiesenen Staatsgeldern der Leipziger Bank gegeben, wovon nur für 1 Million vorschriftsmäßige Sicherheit durch Hinterlegung kurshabender Wertpapiere vorhanden ist. Für 10 Millionen hat sich die Lotteriekasse, entgegen den bestimmten Vorschriften, mit Pfandwechseln begnügt, welche das Giro der Leipziger Bank tragen und zum Teil von der Kasseler Trebergesellschaft und deren Tochterinstituten acceptiert sind. Der Fiskus hat dem Konkurse gegenüber das Recht auf abgesonderte Befriedigung aus diesen Pfändern; mit dem nicht gedeckten Reste tritt er in die Reihe der Konkursgläubiger ein.
* Berlin, 10. Juli. Der preußische Eisenbahnminister Herr v. Thielen ist auf dem Wege, ein populärer Mann zu werden. Er macht sich jetzt auch um die Frauenbewegung verdient. Im Gebiet der preußischen Staatsbahnen sollen, so wird heute berichtet, weibliche Personen in den größeren Güterabsertigungsstellen bei der Anfertigung von Fracht-, Roll- und Schalterkarten, Avisen, bei der Führung von Nachnahmcbüchcrn, Anfertigung von Monatsrechnungcn, sowie zur Bedienung von Schreibmaschinen Verwendung finden. Das sind durchweg Beschäftigungen, in denen sich