und 75 427, das ist eine Differenz von 164 223 Mk.! Male sich ein jeder aus, wie da an Material und Arbeitslohn herumgeschunden werden mag, wenn der Zuschlag auf das niedrigste Angebot erfolgte, und wie der Bankerott das sichere Ende einer solchen Arbeit sein muß.
* Die Insel Helgoland wird im Herbst gründlich ausgebessert. Die Verwaltung des Eilandes hat nämlich bei Striegau in Schlesien die Lieferung von insgesamt 300 000 Ztr. Steinen in Auftrag gegeben mit der Bedingung, daß jeder Stein ein Gewicht von 80 bis 120 Ztr. haben muß. Nach dem Eintreffen auf Helgoland werden diese Klötze an der Brandungsseite der Insel in das Meer gesenkt, um ihr so einen Schutz gegen den Anprall der Wogen zu gwähren.
* Wien, 3. Juli. Der „N. Fr. Presse" wird aus Prag gemeldet: Der russische General Ritich, der während des Sokolfestes für die Verbrüderung der Tschechen und Nüssen eingetreten war, hat in der „Narodny Lisch" eine Abschiedskundgebung erlassen, in der er ausführt: „Ihr könnt volles Vertrauen zu der Macht Rußlands haben. In Rußland werdet Ihr Tschechen alles finden, was Ihr sucht und auf was ihr hofft, ja noch mehr als Ihr voraussetzt. In der gemeinsamen einheitlichen Liebe zum Volke liegt Rußlands innere Kraft. Wo diese vorhanden ist, da bedarf es nur der Gelegenheit und Anregung, sie äußert sich auch nach außen." Den französischen Gästen wurden in Beneschau, Tabor, Sobeslau und Wittingau von der tschechischen Bevölkerung große Ovationen bereitet.
* Paris, 4. Juli. Die hiesigen Blätter heben mit großer Befriedigung die Leistungen des Unterseeboots Gustave Zede hervor, welches in 24 Stunden ungesehen die Fahrt von Toulon nach Ajaccio unternahm, gegen das Admiralsschiff, das anläßlich der Manöver dort weilt, ein Torpedo schleuderte und sich allen Verfolgungen entziehen konnte.
* Cadix, 4. Juli. Bei den Uebuugen der Torpedoboote im hiesigen Hafen wurde ein Torpedo, welches am Kiel nicht explodiert war, nach der Lehranstalt für Torpedos geschafft, wo es plötzlich explodierte. Ein Marineoffizier wurde getötet, 17 Matrosen und Zivilisten verletzt.
js Brüssel, 4. Juli. In der Repräsentantenkammer interpelliert Lorand die Regierung über die Winke, welche die belgische Polizeiverwaltung Andreas Dewet erteilt habe. Er fragt, ob die Regierung Dewet wirklich habe ausweisen wollen und erinnert daran, daß die Regierung seinerzeit auch Krüger ersucht habe, in Belgien nicht Aufenthalt zu nehmen. Die Regierung will die Interpellation morgen beantworten.
* London, 3. Juli. In der heutigen Sitzun'g der Kommission zur Prüfung der Entschädigungsforderungen der aus Südafrika ausgewiesenen Personen machte Lord Roberts Aussagen. Bei der Erörterung der Anschläge gegen sein Leben in Johannesburg und Pretoria sagte Roderts, die Anstifter der Anschläge seien deportiert worden. Die Beamten und Angestellten der Niederländisch-südafrikanischen Eisenbahn seien den Engländern sehr feindlich gesinnt, viele von ihnen feien deportiert. Jede Rücksicht sei diesen Leuten erwiesen worden. Er, Roberts, untersuchte persönlich die große Mehrheit der Fälle der Deportation. Ausgenommen die Mitglieder des Eisenbahnpersonals, deren Geschick der Verwaltung der britischen Eisenbahnen überantwortet worden sei, habe er keine Deportation genehmigt, ohne sich zu überzeugen, daß genügende Gründe vorliegen. In Erwiderung auf eine Anfrage des österreichisch-ungarischen Vertreters entgegnete Lord Roberts, hinsichtlich der Nationalität fei kein Unterschied gemacht worden.
* London. 3. Juli. Die „Times" meldet aus Simla
Gin Hartes Het'öbnis.
(Fortsetzung.)
Es fiel Mrs. Griffins Plötzlich ein, daß ihr Vorrat an Nähnadeln, Stecknadeln, Knöpfen und Zwirn zu Ende gehe, warum sollte sie diese Gelegenheit nicht benutzen, denselben wieder zu ergänzen? Sie konnte es ja leicht. Mr. Delaneh würde es nicht erfahren und überdies, was war denn schlimmes dabei? Sie würde schon Sorge tragen, daß die harmlose Händlerin nicht weiter als bis in die Küche dringe.
Die Stimme draußen hörte sich so freundlich und verlockend an. Sie fühlte, daß es ihr Wohlthun werde, wenn sie einmal wieder mit der Welt in Berührung komme, von der sie so streng abgeschlossen war.
Leise drehte sie den Schlüssel um und öffnete die Thür in der Absicht, erst noch ein kleines Zwiegespräch mit der Hausiererin zu halten, ehe sie dieselbe vollständig einließ. Aber diese vereitelte ihr Vorhaben, indem sie mit der sprich- wörtlichen Dreistigkeit ihrer Klasse sogleich die Schwelle überschritt.
„So, also Sie haben sich eines Besseren bedacht?" sagte sie unbefangen zu der Beherrscherin der Küche. „Nichts geht über reifliche Ueberlegung. Sie haben wohl gethan, mich einzulassen. Sie werden es nicht bereuen."
Dann lachte sie, setzte ihren Korb nieder und wärmte ihre braunen Hände über dem Feuer.
Mrs. Griffin war ganz überwältigt von der Keckheit der Händlerin, die sich ohne Umstände hingesetzt hatte und sich neugierig in der Küche umsah.
„Ich bitte Sie, nicht so laut zu lachen," sagte sie. „Wenn mein Herr Sie hörte, könnte er herunter kommen und Sie hinauswerfen. Ich sollte Sie überhaupt nicht eingelasfen haben, aber ich brauche einiges von Ihren Sachen. Fremde haben hier keinen Zutritt."
(Indien): Nach Mitteilungen von der Grenze des Fürstentums Sikkim wurde ein vom Kaiser und der Kaiserin-Witwe von China Unterzeichnete? Edikt in Tibet durch öffentlichen Anschlag bekannt gemacht, worin mitgeteilt wird, daß die europäischen Mächte in Nordchina siegreich waren, und ferner anbefohlen wird, das Leben der Missionare und der zum Christentum bekehrten Chinesen zu respektieren.
* London, 3. Juli. „Daily Mail" will von zuverlässiger Seite erfahren haben, daß, falls die Operationen in Südafrika nicht innerhalb zweier Monate eine entscheidende Wendung nähmen, der Krieg noch ein weiteres Jahr dauern könnte. Lord Kitchener arbeitet allerdings unentwegt fort und seine Ansicht, daß weitere Verstärkungen nicht nötig seien, werde von allen Sachkennern geteilt. Lord Milner werde Ende August oder Anfang September nach Afrika zurückkehren. An ein Aushungern der Voeren sei nicht zu denken, Munition hätten sie genügend, nur an Kleidermangel litten sie schwer, daher setzt man die Hoffnung auf die gegenwärtige Kälte.
js London, 4. Juli. (Unterhaus.) Bei der Beratung der zweiten Lesung der Anleihebill erklärte Hicksbeach in Beantwortung mehrerer Anfragen, es sei nahegelegt worden, dem Krieg ein Ende zu machen. Von Kitchener sei ein Telegramm eingegangen, in dem eine Bekanntmachung der Bärenführer in Transvaal wiedergegeben sei, wonach die Buren für ihre Unabhängigkeit kämpfen, die sie nie aufgeben werden. (Beifall bei den Iren.) Das seien Bedingungen, die England ihnen nicht bieten könne. (Beifall.) Ein wesentlich er Teil der Kriegskosten müsse Transvaal und dem Oranjefreistaat auferlegt werden.
* New-Dork, 2. Juli. Das ganze Land östlich vom Mississippi ist ein Glutofen. Das Thermometer zeigt durchweg 100 Grad Fahrenheit im Schatten. Die Morgue ist überfüllt. Allenthalben stürzen Menschen und Pferde nieder. Viele Fabriken schließen. Die Behörden öffnen alle Parks zum Schlafen.
* New-Aork, 4. Juli. Trotzdem in verschiedenen Gegenden Gewitter niedergegangen sind, hält die Hitze an. Die Kirche der heiligen Agnes in Brooklyn wurde durch Blitzschlag zerstört. Der Bau der Kirche kostete 250,000 Doll. Man schätzt, daß in Groß-New-Aork seit dem 28. Juni 517 Todesfälle infolge der Hitze vorgekommen sind.
* New-Jork, 4. Juli. Aus New-Orleans verschiffen die Engländer in dieser Woche 7000 Pferde und Maulesel nach Transvaal. Weitere 13,000 Stück sind in Kansas City bereit. — Die Arbeiter der Readinabahn erneuern den Streik.
ss New-Dork, 4. Juli. Der Burenagent Pearson richtet einen Aufruf an das amerikanische Volk, in welchem er bittet, die Waffen- und Munitionslieferungen für die Engländer einzustellen, welche nur dazu beitragen, die Grausamkeiten dieses Krieges zu verlängern. Ohne diese Waffen- und Munitionslieferungen würde England am Ende seiner Leistungsfähigkeit angelangt sein und der Krieg zu Gunsten der Buren enden.
*New-Aork, 4. Juli. Gestern kamen infolge der großen Hitze in Manhattan! 102, in Broklyn 77 Todesfälle vor.
sj Haarsträubende Einzelheiten über die Christenverfolgungen in der chinesischen Provinz Schansi teilte der aus China zurückgekehrte Missionar Götte mit, der zur Zeit in Bochum Borträge hält. Man lese: Wir besaßen im Anfänge der chinesischen Wirren ein Waisenhaus mit 380 Kindern und 86 chinesischen, 7 europäischen Schwestern, ein Seminar, schöne Schulen und Kirchen, die jetzt im Schutt daliegen. Unsere beiden Bischöfe erhielten eines Tages von dem Gouverneur eine Einladung zum Esseu, der sie folgten, sie wurden aber gebunden und enthauptet. Die 300 Waisen
kinder wurden in den Garten des Gouverneurs getrieben und dort von 3000 Soldaten niedergemetzelt. Die chinesischen Schwestern mußten dem Blutbade zusehen, wurden dann entkleidet und auf 36 Pfosten gesetzt und ihnen die Spitze in den Leib getrieben. Die sieben europäischen Schwestern fielen dem Beile zum Opfer, und die 18 Seminaristen wurden an einen Pflock gebunden und ihnen das Blut der hingeschlachteten Kinder so lange zu trinken gegeben, bis sie tot niederfielen. Zwei weiteren Bischöfen riß man die Zunge aus dem Halse, trieb einen Pflock in ihren Unterleib und ließ sie an den qualvollsten Martern dahin- sterben. Nicht die Boxer waren die Anstifter dieser Gräuel, sondern jene Bestie, die als allmächtige Kaiserin-Witwe den Thron einnimmt. Ein Erlaß, nach welchem sie alle Christen hingemordet wissen wollte, siel den Missionaren in die Hände. Schwestern und Jungfrauen wurden auf die schändlichste Art vergewaltigt, eiserne Haken in den Unterleib getrieben, und sie so Allem entkleidet durch die Straßen der Stadt geschleift, andere in Scharen in die Harems reicher Chinesen gesandt. Der Pater schätzt die Zahl der hingemordeten Christen auf 70 bis 80 000. Den Wirren folgte auf dem Fuße die schreckliche Hungersnot. Chinesische Mütter schlachteten und verzehrten ihre eigenen Kinder, nicht einmal die Leichen blieben verschont.
sj Die Fahrt von Nagasaki bis Batavia hat Graf Waldersee auf der „Gera" zwar glücklich, aber doch nicht ohne Fahrlichkeiten zurückgelegt. Ein gewaltiger Teifun, der gefürchtete Sturm, der schon so vielen Schiffen Verderben gebracht, überraschte auch die Gera, da man ihm wegen seines plötzlichen Auftretens nicht mehr vollständig ausweichen konnte. Das Schiff widerstand jedoch dem wütenden Sturm und gelangte ohne Schaden zu nehmen nach Batavia, von wo aus der Reise nun keine weiteren Gefahren drohen. Am Freitag wird die Reise von Batavia fortgesetzt. Da in der Stadt die Cholera herrscht, so blieb alles an Bord. Die Ankunft in Aden erfolgt am 18. d. M
Handel und Verkehr.
* Eßlingen, 3. Juli. Die Kirschenpreise erhielten sich trotz der Zufuhr von über 300 Körben auf dem heutigen Wochenmarkt auf ziemlicher Höhe. Bezahlt wurden im Engrosverkauf 10—16 Pfg., im Detailverkauf 12—18 Pfg. Der Handel ging gut.
* Heilbronn, 2. Juli. Am heutigen 2. Tag des Wollmarktes fand bei etwas regerem Verkehr der ganze Vorrat an Schäferwolle Absatz. Auch die von Händlern zugeführte Wolle wurde bis auf drei Partien vergriffen. Die Preise schwankten zwischen 85 Mk. und 102 Mk., d. i. somit gegen das Vorjahr ein Abschlag von 20—30 Mk. Per Ztr.
* Ehingen, a. D. Dem letzten Schafmarkt wurden zngeführt 1645 Stück ; davon sind verkauft worden 950 St. In fetter Ware ging der Handel gut und wurden auch anständige Preise bezahlt, nämlich 52—62 Mk. per Paar. Im übrigen befriedigten die gebotenen Preise nicht, weshalb die Weidepächter in Anbetracht der günstigen Witterungsverhältnisse es vorzogen, ihre Schafe bis auf Weiteres auf der Weide zu behalten.
^ 4 ' 4 ' 4 - 4 ^
4» Abonnements auf „Aus den Tannen" können 4» fortwährend gemacht werden. Bereits erschienene 4» Nummern werden nachgeliefert.
Lerantwo tlicher Xe-.akteu'«. W. Kieker. Alunste g.
„Ich wußte dies nicht. Ich bin fremd hier in der Gegend, und als ich dies große Haus sah, dachte ich natürlich : Hier ist der Ort, wo ich meine schönen Waren an den Mann bringen kann. Aber wenn ich zudringlich erscheinen sollte, will ich lieber sogleich gehen," sagte die listige Alte, indem sie begann, ihre Sachen wieder einzupacken.
„Seien Sie ruhig, seien Sie ruhig, lassen Sie mich erst meine Knöpfe und das, was ich nötig habe, kaufen," sagte Mrs. Griffin, die nicht erwartet hatte, daß sie sobald bei ihrem Worte genommen werden würde. „Zeigen Sie mir Ihre Waren, aber leise. Ich möchte nicht, daß mein Herr dadurch gestört würde."
„Und Ihre Herrin, nicht wahr? Würde sie mir nichts abkaufen?"
„Hier ist keine Herrin. Hier ist nur der Herr und ich. Ich bin Köchin und Haushälterin," sagte Mrs. Griffin, eine schwarze Spitzenhaube in der Hand wiegend und sich innerlich fragend, wie dieselbe ihr Wohl stehen möge.
Natürlich begann nun ein eifriges Handeln und Feilschen und die alte Frau ließ gutwillig alles zu den von Mrs. Griffins bestimmten Preisen, indem sie bei jedem Stück, das die Haushälterin beseite legte, bemerkte: „Ich sagte Ihnen ja, daß Sie einen guten Handel machen würden. Umsonst heiße ich nicht die billige Hanne."
„Ist das Ihr Name? Wie komisch!" sagte Mrs. Griffin.
„So nennt man mich," versetzte die Hausiererin, „mein wirklicher Name ist Mrs. Feintuch."
„Mrs. Griffin lachte wieder. Es lag so viel trockener Humor in dem ganzen Wesen der Händlerin, daß sie deren Gesellschaft gern noch etwas länger genossen hätte.
„Vielleicht trinken Sie noch ein Täßchen warmen Thee, ehe Sie gehen, Mrs. Feintuch," sagte sie rücksichtsvoll.
„Ja, das nehme ich mit Dank an," war die Antwort, und die alte Frau zog eine kurze schwarze Pfeife unter
ihrem Mantel vor. „Während Sie den Thee machen, werden Sie mir erlauben, mein Pfeifchen zu rauchen."
„Gewiß," sagte Mrs. Griffin, aber plötzlich wurde es ihr doch bange; denn es schien ihr, als ob sie die Gast- freundschaft etwas zu weit ausgedehnt habe.
„Wenn Mr. Delaney uns Plötzlich überraschen sollte, dachte sie. „Es war zwar nicht anzunehmen, aber die unerwartetsten Dinge Pflegen am ersten zu geschehen. Ich will hinauf in sein Zimmer gehen und sehen, ob er etwas nötig hat," war ihr zweiter Gedanke, in der Voraussicht seinem Herunterkommen vorzubeugen.
Aber das Glück begünstigte ihr Vorhaben; denn in demselben Augenblicke wurde oben geklingelt.
„Da klingelt der Herr," sagte Mrs. Griffin. „Bleiben Sie ruhig hier sitzen, während ich hinaufgehe, um zu hören, was er wünscht."
„Gehen Sie nur, kümmern Sie Sich nicht um mich," erwiderte Mrs. Feintuch gutmütig.
Die Haushälterin öffnete die Thür zur Vorhulle, schloß sie sorglich hinter sich und ging hinauf nach Mr. Delaney's Zimmer.
Zu ihrer großen Ueberraschung fand sie ihn, obgleich es kaum 6 Uhr war, im Bette. Sein Gesicht war fieberhaft gerötet und seine dunklen Augen glänzten unruhig.
„Mr. Delaney, Sie sind krank!" rief sie aus.
„Nicht doch," versetzte er mit gezwungenem Lächeln, aber das kalte Bad von heute morgen ist mir nicht gut bekommen."
„Sie sollten einen Arzt zu Rate ziehen," sagte sie, über sein fieberhaftes Aussehen erschrocken.
„Nein, der letzte hat mir durch seine Indiskretion Unannehmlichkeiten genug bereitet," erwiderte Delaney gereizt. „Ich will nichts davon hören. Ich brauche keinen Menschen, morgen früh wird es vorüber sein."
(Fortsetzung folgt.)
ist!