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-Die Aktiengesellschaft für Trebcr-Trocknung in Kassel, welche hauptsächlich zum Ruin der Leipziger Bank beigetragen hat, beschäftigt sich mit der Trocknung und dem Betrieb von Biertrebern, Brennereitrebern, Rübenschnitzeln und allen damit verwandten Futterstoffen, Verarbeitung und Verwertung von Holz und Holzabfällen w., Handel in allen Rohstoffen, Halb- und Ganzfabrikaten, Fabrikation oder Handel mit Maschinen und Apparaten, welche mit dem Gegenstände des Geschäftsbetriebes Zusammenhängen. Die Gesellschaft besitzt eigene Patente für Trockenapparate zwecks Trocknung von Bier- und Brennereitrebern, feuchtem Getreide, Sägemehl, Düngemittel re. (Patent „Otto"), ferner zur Verwertung von Holz und Holzabfällen auf dem Wege der trockenen Destillation (Patent „Bergmann"). Der große Erfolg, den das Unternehmen anfangs hatte, veranlaßtc die Gesellschaft, ihren Geschäftsbereich immer weiter auszudehnen. Sie errichtete Etablissements im Jn- und Auslande, 15 an der Zahl, die sich über Deutschland, Belgien, Oestreich, Rußland, England, Italien zerstreuen, und ist außerdem bei drei anderen Fabriken beteiligt. Alle diese Unternehmungen sind mit in die Beziehungen zur Leipziger Bank versinkt. Daß die Kasseler Treber-Trock- nungs-Gesellschaft trotz aller Beschwichtigungsversuche dem Verhängnis schließlich ebenfalls anheimfallen muß, wird überall angenommen. Die „Boff. Ztg." sagt: „Die Kasseler Gesellschaft war ursprünglich ein kleines Unternehmen, das sich durch Verwertung von Biertrebern und Rübenschnitzeln der Landwirtschaft nützlich zu machen suchte, bis Exner Gewalt über sie bekam. Nun wurde, etwa seit 1895, damit ein gewaltiger Gründungs- und Agiotagcschwindel getrieben. In einigen Jahren wurde das Aktienkapital von Hz aus 20 Millionen Mark erhöht, in ganz Europa wurden Tochtergesellschaften gegründet. Um das Publikum anzulocken, wurde unter gewaltigem Tamtam der Kurs bis zu schwindelnder Höhe getrieben und Dividenden von fünfzig Prozent ausgeschüttet. Die einzige greifbare Unterlage dafür bildete ein neues Patent Bergmann über Holzdestillierung. Dieses Treiben samt dem Patent war jahrelang der Gegenstand heftigster Angriffe in der Oefsentlich- keit. Aber je heftiger die Angriffe, um so dreister wurde das Auftreten der Treberklique. Der Bankerott der Leipziger Bank hat jetzt an den Tag gebracht, daß dieses Institut der eigentliche Rückhalt der Trebergesellschaften war. Es wurde die ungeheuerliche Thatsache anfgedeckt, daß die Bank den Trebergesellschaften und ihren Leuten, sage und schreibe 87 Millionen Mark Kredit gewährt hat. Wahrscheinlich noch niemals haben Verbrechen und Wahnsinn in solcher Weise mit fremdem Gut wirtschaften können. Und viel zu lange schon zögerte die irdische Gerechtigkeit,
hier ihres Amtes zu walten."
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Es werden immer mehr Fälle bekannt, in denen deutsche Reichsangehörige in Transvaal und dem Oranjefreistaat durch die Engländer mißhandelt und geschädigt worden sind, ohne daß hierfür die Bedürfnisse der Kriegführenden geltend gemacht werden können. So werden in Berichten der „Hersfelder Zeitung" und der Berliner Mission I u. A. folgende Fälle mitgeteilt: Müller Prigge in Lüneburg, der als alter Mann von 75 Jahren natürlich nie auf Kommando gewesen war, wurde gezwungen, seine Mühlsteine eigenhändig entzwei zu schlagen. Das Haus wurde nieder- gebrannt und der Mann mit seiner verwitweten Schwiegertochter nebst fünf kleinen Kindern hinweggeführt. Der eigene bequeme Ochsenwagen, der mit einem Zelte überspannt war, wurde ihnen abgenommen, und sie erhielten einen andern, völlig kahlen „Bogwagen", der für die Reise ganz unbrauchbar war. Auf die Vorstellungen des alten Mannes, man möchte doch an die kleinen Kinder denken, die bei dem fortwährenden Regenwetter doch alle erkranken würden, gab man die Antwort: „Laß sie doch sterben! Nur mit Hilfe seiner Freunde konnte er sich einen notdürftigen Schutz gegen Wind und Wetter Herstellen. Kaufmann Rabe in Bergen, der im Alter von 65 Jahren eine sehr kostbare Besitzung hatte, erhielt von einem Offizier, der Haussuchung gehalten hatte, die schriftliche Bescheinigung, daß alles in Ordnung sei und das Haus weder zerstört, noch geplündert werden dürfe. Einige Tage später fand ein anderer Offizier drei
Dum-Dum-Kugeln, die ein Sohn des Hauses auf dem Schlachtfelde aufgelesen hatte, um seinen Eltern die gefährlichen englischen Geschosse zu zeigen. Diese und ein selbstver- fertigterHeliograph genügten demOffizier, um in derschroffsten Weise gegen die Familie vorzugehen. In zehn Minuten mußten sie sich fertig machen zur Abreise und dann gingen die schönen Gebäude in Flammen auf. Die Dame beklagte sich bitter über eine so brutale Behandlung, zumal da ihr alle Lebensmittel abgenommen worden waren. „Oh," meinte der Offizier, „was wollen Sie, die Deutschen haben es ganz ebenso gemacht!" — „Wo, in Frankreich ist das denn passiert?" — „Ich meine nicht im Feldzuge von 1870 71, aber im dreißigjährigen Kriege!" Die Frkf. Ztg.
veröffentlicht heute eine ganze Reihe ähnlicher Brutalitäten.
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Die Angriffe, welche die „Woche" gegen die Schweizer richtete, waren nicht ungerechtfertigt. Die schweizerische Nordostbahn, deren Aktien zumeist in deutschen Händen sind und mit 5'/z bis 60/g sich verzinsten, soll unter Beihilfe der Direktion und des Aufsichtsrats an die Eidgenossenschaft für ein Spottgeld überlassen werden, durch das der Kapitalwert der Bahn nur nit 3si„°, <, verzinst würde. Die Schweiz würde auf deutsche Kosten ein gutes Geschäft machen. Die „Woche" sagte dazu: „Ein Finanzskandal allerersten Ranges ! Schiller sagt nicht mit Unrecht: „Lernt nur dies Volk der Hirten kennen!" Die Folge war die Katzenmusik vor der Züricher Geschäftsstelle des Blattes. Doch es blieb nicht dabei, die Verbreitung der „Woche" in Zürich sank von 3000 auf 500, und in der gesamten Schweiz soll am I.Juli ein Rückgang um 20,000 Exemplare eintreten. Aufgeregte Seelen planen sogar eine Knndgebung
gegen den amtlichen Vertreter der deutschen Regierung.
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Der König der Belgier trägt sich mit neuen, wcit- ausschauenden Plänen für den Kongostaat. Er hat dieser Tage mit einem belgischen Konsortium den Bau einer neuen großen, 1200 Kilometer langen Kongo-Eisenbahn von Stanseyville nach den Ufern des Tanganjika-Sees vereinbart. Gleichzeitig unterhandelt, er mit der britischen Regierung wegen des Weiterbaues dieser Eisenbahnlinie nach Lado und Khartum. Schließlich ist es heute Wohl zweifellos, daß die von den Engländern geplante transafrikanische Eisenbahn, die Kapstadt mit Kairo verbinden soll, das Gebiet des Kongo-Staates durchziehen wird. Cecil Rhodes wird Ende Juli in der belgischen Hauptstadt erwartet, um mit König Leopold diese Angelegenheit näher zu beraten.
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Ein englischer Beamter im chinesischen Zolldienst, der nach bjährigem Dienste am Jangtse soeben nach England zurückgekehrt ist, zeigt sich über die in England herrschende Ansicht, daß das Jangse-Thal eine „britische Sphäre" sei, geradezu belustigt. Er sagt: „Natürlich willigte die chinesische Regierung ein, das Jangtse-Thal keiner fremden Macht abzutreten, ebenso wie die britische Regierung dem chinesischen Botschafter in London zusichern würde, daß sie nicht die Absicht hege, das Themse-Thal abzutreten, und wie sie zweifellos, wenn nötig, auch eine dahingehende schriftliche Zusicherung geben würde. Aber dadurch wird das Jangse-Thal noch keine britische Sphäre. Die Mandschurei ist sozusagen russisch. Schantuug ist deutsch in dem Sinne, daß keine andere Nation die Provinz zu Eisenbahn- und Bergbauzwecken ausbeuten darf, sie kann jedoch nicht ebenso „deutsch" genannt werden, wie die Mandschurei „russisch" ist, da die Deutschen, außer in der unmittelbaren Nähe von Kiautschau, sich in die Regierung der Provinz nicht mischen oder den chinesischen Provinzialbehörden Vorschriften machen. Das Jangtse-Thal jedoch kann aus keinem Grunde als britisch bezeichnet werden, außer in dem Sinne, daß der britische Handel vorherrschend ist. Aber hier beginnen uns die Deutschen sehr dicht zu folgen und sie sind rühriger als andere Ausländer in dem Versuch, uns im Verkehrsdienst in jener Gegend Konkurrenz zu machen. Im letzten Sommer verwandten sie vier für den Flußverkehr besonders konstruierte Dampfer, und es ist ihre Absicht, genügend Boote zu stellen, um täglichen Dienst zwischen Hcmkau und Shanghai flußaufwärts einzurichten. Ihre ausgesprochene Politik ist, das Zusammengehen der bestehenden britischen Linien und der chinesischen Gesellschaft, die bisher den Flußdienst besorgt haben, zu stören. Als ich zuerst zum Jangtse kam, gehörten die einzigen auf dem Fluß verkehrenden Schiffe, vier britischen und einer chinesischen Gesellschaft, jetzt aber machen zwei deutsche und eine japanische Gesellschaft uns sehr ernste Konkurrenz. Sicherlich wird die deutsche Konkurrenz als die ernstlichste angesehen, aber man muß sagen, daß sie durchaus anständig ist, und allgemein herrscht die Ansicht, daß Raum fürbeide vorhanden ist.
Laudesuachcubieu.
* Alten steig, 3. Juli. Mit dem 1 . d. Mts. trat eine neue Verordnung über daS Polizeiliche Meldewesen in Kraft. Nach dieser sind, abgesehen von den auch weiterhin zu führenden Fremdenbüchern der Wirte, ucuanziehende Personen, welche das 16. Lebensjahr zurückgelegt haben, verpflichtet, sich bei der Ortsbehörde binnen 6 Tagen schriftlich oder mündlich zu melden. Ueber die Anmeldung ist auf Ersuchen eine Bescheinigung auszustellen. Auf Verlangen der Gemeindebehörde haben alle neuanziehenden Personen sowohl über ihre Staatsangehörigkeit sich auszuweisen, als über ihre sonstigen persönlichen und ihre Familienverhältnisse die erforderliche Auskunft zu geben. ' Ebenso ist beim Wegzug die Abmeldung an den neuen Wohnort zu bewerkstelligen. Arbeitgeber, Lehrherren und Dienstherrschaften sind gehalten, den Eintritt von Arbeitern, Lehrlingen, Gewerbegehilfen oder Dienstboten — der Ortspolizeibehörde schriftlich anzuzeigen. Personen und Anstalten, welche Wohnungen, Geschäftslokale, Wohngelasse oder Schlafstellen vermieten, oder Zöglinge, Schüler oder Kostkinder bei sich aufnehmen, sind verpflichtet, den Ein- und Auszug der betreffenden Personen innerhalb 6 Tagen der Ortspolizeibehörde anzuzeigen.
* Ebhausen, 2 . Juli. Gestern beging in aller Stille Hr. Gemeindeptleger Schüttle sein 25jähr. Dienstjubiläum. Die bürgcrl. Kollegien gedachten des Tages und überraschten den Jubilar mit einem Geschenk von 50 Mk.
* Stuttgart, 2 . Juli. Der „St. Anz." schreibt: Die württembergische Post und Telegraphie feiert in diesem Jahr ein Doppelfest. Fünfzig Jahre sind verflossen, seit am 1 . Juli 1851 der württemb. Staat das Postwesen von dem Erb-Landpostmeistec Fürsten von Thurn und Taxis in eigene Verwaltung übernahm, und dieselbe Zeit ist bei der Telegraphie verstrichen, die, zuerst nur für Eisenbahnbetricbs- zwecke bestimmt, seit dem 16. April 1851 dem allgemeinen Verkehr dient. Große Anforderungen traten an die staatliche Verwaltung des Postwesens in der ersten Zeit ihrer Thätigkeit heran; das Land erwartete von ihr die Erfüllung lang gehegter Wünsche — Verbilligung der Tarife, Vermehrung der Postanstalten, Beschleunigung der Postsachenbeförderung, Einrichtung der Landpost für die mit einer Postanstalt nicht bedachten Orte re. Die Wünsche gelangten bald zur Erfüllung; die inländischen Posttarife wurden ganz erheblich ermäßigt, die Bersendungsbestimmungen freier gestaltet; zahlreiche neue Postanstalten und Postkurse wurden errichtet; die Benützung der Eisenbahn für die Zwecke der Post ermöglichte die Beschleunigung des Beförderungsdienstes; der Verkehr mit dem Auslande wurde erleichtert und verbilligt; die Einrichtung des Landpostdienstes fand im Anfang der sechziger Jahre ihren vorläufigen Abschluß. Die Telegraphie, anfänglich wenig benutzt, entwickelte sich nach Herabsetzung der zuerst hohen Taxen und nach Herstellung von Anschlüssen an die Nachbarstaaten und das Ausland allmählig zu einer beliebten Einrichtung für den Nachrichtenschnelldienst. Post und Telegraphie im Bunde mit der Eisenbahn leisteten der sich kräftig entwickelnden Industrie des Landes hilfsbereiten Beistand und ebneten ihr den Weg zu ihrem Gedeihen; der gesamten Volkswirtschaft und der, allgemeinen Volksbildung dienten sie zur Hebung und Förderung. Bei der Gründung des deutschen Reichs blieb dem Lande die selbständige Verwaltung seines Post- und Telegraphenwesens erhalten. Zu dem großen Aufschwung, den das gesamte Wirtschafts- und Kulturleben in allen Gauen des Deutschen Vaterlandes und so auch in Württemberg seit der Gründung des Reiches nahm, haben Post und Telegraphie kräftig beigetragen. Was für diesen Zweck durch Verbilligung, Erleichterung und Beschleunigung des Verkehrs, durch Schaffung neuer Verkehrsmittel, durch Nutzbarmachung des elektrischen Funkens für die Uebermittlung des gesprochenen Worts, durch Ausbreitung der Verkehrseinrichtungen :c., geschehen ist, weiß jedermann. Es bedarf deshalb an dieser Stelle keiner näheren Darstellung dieser Entwicklung. Unter Leitung Weiser Fürsten und mit der Hilfe einer einsichtigen Volksvertretung war es der württemb. Post- und Telegraphenverwaltung vergönnt, im abgelaufenen Halbjahrhundert treu ihrem Beruf zum Wohle des Landes zu wirken. Mit der Unterstützung jener mächtigen Kräfte wird ihr auch die Lösung der Aufgaben gelingen, welche die Gegenwart stellt und die Zukunft bringen mag.
* (Vom Boden see und Rhei n.) Der König Vvn Württemberg hat bei der Firma Treichler u. Eie. in Zürich eine Jacht für den Bodensee bestellt. Dieselbe hat die Probefahrten auf dem Zürichersee trefflich bestanden und wird in den nächsten Tagen für den württ. Hof auf dem Bodensee eintreffen. Die Motoryacht — Kondwiramur ist sie getauft, hat eine Länge von 18Z, m, eine Breite von 3 in und einen Tiefgang von 1,15 m. Der Daimler-Motor
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