Wendigkeit und Gerechtigkeit der Gehaltsaufbesserung. Kloß (Soz.): Wir finden, daß die Vorlage, wie sie aus den Beratungen hervorging, nicht unsern Erwartungen entspricht. Er könne deshalb einer Enblocannahme nicht zustimmen. Liesching (B.): Wir haben eine viertägige Generaldebatte gehabt und es bleibt mir nur übrig, die Stellungnahme eines Teils meiner Freunde zur Gesamtvorlage darzulegen. Die Stellungnahme ist nicht leicht, die Wünsche gehen weit auseinander. Die Bevölkerung ist vielfach abgeneigt, andrerseits haben wir die Pflicht, die Beamten auskömmlich zu bezahlen. Auch die Wünsche der Beamten-^ schaft wollen gehört werden. In der Zeit des wirtschaftlichen Niederganges ist es doppelt schwer, an eine Aufbesserung zu denken. Andrerseits erfordert die Lage der mittleren und unteren Beamten eine Aufbesserung. Was die höheren Beamten anbelangt, so ist ja die Meinung weit verbreitet, daß hier Aufbesserungen nicht möglich sind. Ich Lin der Ansicht, daß, wenn man eine Beamtenaufbesserung will, auch bei den oberen Abteilungen gewisse, wenn nicht Aufbesserungen so doch Ausgleichungen notwendig sind. Die Annahme der Regierungsvorlage war uns unmöglich. Wir haben in Gemeinschaft mit den anderen Parteien abgestrichen, was zu streichen war. Ein Teil der Bolkspartei werde mit ihm für die Aufbesserung auch der höheren Stufen stimmen, ein anderer Teil werde zwar letztere ablehnen, aber das Gesetz als Ganzes annehmen. Endlich werde ein Teil gegen das ganze Gesetz stimmen. — Haußmann -Balingen (B.) schildert die wenig günstige wirtschaftliche Lage, die steigenden Anforderungen auch des Reiches und wiederholt, daß eine schrittweise Aufbesserung nicht unmöglich sei. Er würde nur für die unteren, am liebsten nur für die 6. Stufe stimmen, aber gegen die oberen und auch gegen das ganze Gesetz. Grober (E.): Diejenigen, die vor den Wahlen Versprechungen gemacht hätten, seien jetzt in einer schwierigen Lage. Die ganze Kommission habe sich überzeugt, daß eine Gehaltsaufbesserung auch der oberen Stufen notwendig sei. Er wünsche, daß die Bolkspartei bei der Abstimmung denjenigen ihrer Mitglieder folge, die in der Kommission von der Notwendigkeit der allgemeinen Aufbesserung sich überzeugt hätten. Die Verhandlung wird hier abgebrochen.
— 27. Juni. (61. Sitzung.) Heute trat das Haus in die Einzelberatung der Gehaltsvorlage ein mit Abt. VI. Auf Antrag Gröber fand bei Zisf. l namentliche Abstimmung statt. Dieselbe ergab 84 Ja, 1 Nein (Abg. Binz hatte versehentlich gestimmt), die ganze Abteilung wurde einstimmig angenommen. Desgleichen wird bei namentlicher Abstimmung zu Zisf. 1 die fünfte Abteilung einstimmig angenommen. Die vierte Abteilung wird bei namentlicher Abstimmung ebenfalls einstimmig angenommen. Zur dritten Abteilung wird zuerst Zifs. 2 (Bauinspektoren) mit 77 gegen 8 Stimmen der Volkspartei, Zisf. 1 (Assessoren rc.) mit 69 gegen 14 Stimmen der Volkspartei und 1 Bund der Landwirte (Vogt), die übrigen Ziffern ohne namentliche Abstimmung angenommen. Zweite Abteilung, Ziff. 1, wird mit 59 gegen 24 Stimmen angenommen. Nein: 19 Mitglieder der Volks- Partei, 4 Sozialdemokraten (außer Blumhardt, der mit Ja stimmt) und Bogt. Erste Abteilung. Die Abstimmung erfolgt zu Ziff. 7. Ja: 58, Nein: 25. (Zu den Nein kommt hinzu Berroth.) Bei der Schlußabftimmung über die gesamte Aufbesserung stimmten 74 mit Ja, darunter sämtliche Mitglieder der Sozialdemokratie. Mit Nein stimmten folgende 9 Mitglieder der Bolkspartei: Rath, Binz, Schock, Henning, Schumacher, Käß, F. Haußmann, K. Haußmann, Harttmann.
* Neuweiler, OA. Calw, 21. Juni. Heute nachmittag 12b/. Uhr ist in dem Hause des Taglöhners I. G. Hcsclschwerdt hier, wahrscheinlich infolge eines Kamiudesektes
Wenn es noch eines Beweises für die Richtigkeit der Drei- bundpolirik bedürfte, er wäre durch solche Machinationen gegeben.
Kin hartes Het'öbnis.
Frei nach dem Amerikanischen von I. v. Böttche r.
(Fortsetzung.)
Viele unter ihnen waren Alinens Freundinnen und Spielgefährten gewesen und hatten sie sehr lieb gehabt, ehe jenes geheimnisvolle Mißgeschick sie getroffen. Ihr Herz schlug ihnen sehnsüchtig entgegen, als sie ihre bekannten Gesichter sah und ihre fröhlichen Stimmen hörte.
Wie gern hätte sie dieselben begrüßt, ihnen die Hand gereicht in der alten vertraulichen Weise. Alles warch'o froh und heiter, so zwanglos daß sie halb und halb zu hoffen wagte, sie würden nachgebeu und sie wieder unter sich aufnehmen.
Arme Aline, ihre Augen leuchteten freudig auf und ihre Wangen röteten sich bei dem Gedanken. Sie blickte erwartungsvoll nach den verschiedenen Gruppen am Ufer und auf dem Eise hin, als sie sich näherte. Würde eine unter ihnen mit ihr sprechen, würde wohl eine ihr freundlich die Hand reichen?
Eitles Hoffen! Als sie Aline gewahrten, wandten sich alle von ihr ab, sich kaum die Mühe gebend, ein geringschätziges Lächeln zurückzuhalten. Im Moment stand sie mit ihrer Mutter und Max allein auf der Stelle, wo noch vor wenigen Augenblicken sich die jungen Leute dutzendweise umhergetummelt hatten. Man hatte sie stillschweigend ausgestoßen. Jenes eigentümliche Gefühl des Berlassenseins, welches ein empfindsames Herz ja oft inmitten der Menge empfindet, befiel sie jetzt. Ein erstickter Seufzer entschlüpfte ihren Lippen, dann preßte sie dieselben zusammen und warf
ein Brand ausgebrochen und hat das ganze Gebäude in Asche gelegt. Der Gebäudeschaden beträgt 3600 Mk. unb der Mobiliarschaden 4200 Btt. (C. W.)
* Rottweil, 26. Juni. (Raubmordprozeß.) Wer noch Zweifel über die Schuld des Angeklagten Steinharter hatte und dem heutigen Verhör der Stuttgarter Zeugen anwohnte, werden dieselben benommen worden sein. Sämtliche sagen in gleich belastender Weise, wie bei der letzten Verhandlung, gegen Steinharter aus, nicht minder die Zeugin Josefine Hofmeister. Auch die neu geladenen Gefängnisbeamten bestätigen das von schwerer Schuld zeugende Verhalten des Angeklagten nach seiner Verhaftung, sie sagen, daß ihnen Aufseher Ulmschneider von der Aeußcrung desselben: mein Kopf sitzt nimmer fest n. s. w. alsbald Mitteilung gemacht habe; andere Gefangene hätten sich dahin ausgesprochen, wer sich so benehme wie Steinharter, gestehe schon seine Schuld ein. Zu Beginn der auf nachmittags ^ -4 Uhr angesetzten weiteren Verhandlung wurden den Geschworenen zwei von Handwerkerbankdirektor Hak hier übergebene württ. Staatsobligationen von derselben Beschaffenheit, wie die, welche der Angeklagte in Stuttgart auszugeben versuchte, vorgezeigt. Alsdann begann das Plaidoyer. In zweistündiger Rede wies der Vertreter der Anklage Ltaatsanwalt Fromann an der Hand des vorliegenden Beweismaterials in überzeugendster Weise nach, daß ein Raubmord vorliege und daß kein anderer als der Angeklagte, dessen Aeußerungeu verschiedenen Beamten in Stuttgart gegenüber fast einem Geständnisse der Blutschuld gleichgckommen seien, trotz seines Leugnens der Thätcr sei. Er bat die Geschworenen, das Schuldig über ihn ausznsprechen. -- Der Verteidiger Rechtsanwalt Schellhorn erklärt es für denkbar, daß Stcinharter die Obligation, die er in Stuttgart besessen und von der er gar nicht sicher sei, ob sie am 31. Juli vorigen Jahres noch im Besitz der Schwarzmann gewesen sei, auch auf andere, sei es in rechtmäßiger oder unrechtmäßiger Weise erworben hätte; sein ganzes Benehmen ließe sich alsdann aus der Befürchtung erklären, als Mörder der Schwarzmanu angesehen zu werden, wenn er den Besitz der Obligation zugcbe. Er bat die Geschworenen, bezüglich des dem Steinharier zur Last gelegten Raubmords und der Brandstiftung ein Nichtschuldig auszusprechen und stellte es in ihr Ermessen, ob sie ihn eines Vergehens der Hehlerei für schuldig erklären wollen, auch der zweite Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Schmal, der der diesmaligen Verhandlung nicht ungewohnt hatte, vielmehr erst mit dem Schnellzug zum Plaidoper hier einge- trosfen war, beantragte gleichfalls ein Nichtschuldig. — An die Geschworenen wurden 5 Fragen gerichtet, lautend auf 1. vorsätzliche, mit Ueberlegung ausgeführte Tötung, 2. erschwerten Raub, 3) vorsätzliche Brandstiftung, 4. fahrlässige Brandstiftung, 5. Hehlerei. Die Geschworenen bejahten nach kurzer Beratung die drei ersten Fragen, woraus das Gericht neben Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte wegen Raubmords die Todesstrafe gegen Ltcnrhartrv aussprach und ihn außerdem wegenBranÄsttftung zui» Fahren Zuchthaus verurteilt?. Steinharter, der sich während der diesmaligen Verhandlung viel ruhiger zeigte, als bei der letzten, nahm die Verkündung des Todesurteils ohne sichtliche Erregung entgegen. Die Verhandlung dauerte bis Veil Uhr.
* Stuttgart, 26. Juni. (Zur Gehaltsvorlage.) Die letzten Anträge der Finanzkommission zur Gehaltsvorlage betreffen die Zulagen und sonstigen Nebeneinkünfte der Beamten. Es hat sich nämlich bei den Verhandlungen der Kommission herausgestellt, dan einzelne Beamten unverhältnismäßig hohe Bezüge aus Nebenämtern haben; so wurde in einem Fall konstatiert, daß ein Beamter 5 Neben- funktionen ausübte und aus denselben neben seinem pragmatischen Gehalt eine Einnahme von 3100 Mk. bezog. Aehnlich liegen die Verhältnisse noch bei einer Reihe von Beamten, wenn auch die Zulagen nicht die in dem vorerwähnten Falle genannte
Höhe erreichen. Die Kommission hat sich daher auf den Antrag geeinigt: die gegenwärtigen Stelleninhaber haben sich auf Verlangen der Vorgesetzten obersten Dienstbehörde die Einrechnung von Zulagen und Nebenbezügen aus der Staatskasse in den neuen Gehalt bis zum vollen Betrag der Erhöhung gefallen zu lassen, sofern sie nicht vorziehen unter Verzicht auf die Gehaltserhöhung in den bisherigen Bezügen zu verbleiben." Des weiteren wird bezüglich der Zulagen im allgemeinen beantragt, die Regierung zu ersuchen: die erforderlichen Maßnahmen für die Aufhebung nicht voll beschäftigter Kollegien und die Uebertragung ihrer Geschäfte aus andere Behörden zu treffen; bei künftigem Stellenwechsel die Häufung von Aemtcrn zu beseitigen; zu veranlassen, daß die Gebühren, welche Beamte für amtliche Verrichtungen zu ihrem eigenen Vorteil zu erheben haben, künftig für die Staatskasse erhoben werden; auf die thunlichste Einziehung der Zulagen und Nebenbezüge bedacht zu sein; dem Landtag bei Vorlegung des nächsten Etats Z
eine Uebersicht über die Zulagen und Nebcnbezüge zugehen t
zu lassen, welche bei jeder Stelle das gesamte Diensteinkommen ^
ersichtlich macht, und endlich den Staatsbeamten die Teil- k
nähme an der Leitung und Verwaltung von Konsumvereinen zu untersagen." Die Nebenbezüge und Zulagen aus der S
Staats- oder einer anderen Kasse — mit Ausnahme von 4
Gemeindekassen — sollen bei den Beamten der beiden oberen .
Abteilungen die Summe von 900 Btt., bei Beamten der 4
beiden mittleren Abteilungen 700 Mk. und bei Beamten der H
beiden unteren Abteilungen 500 Btt. nicht übersteigen. ^
* Mannheim, 26. Juni. Heute nachmittag 3 Uhr j
ist die neue Leichenhalle auf dem Friedhof eingestürzt. Unter j
den Trümmern wurden bis jetzt 2 Tote und 4 Verwundete hervorgezogen. Oberbürgermeister Beck begab sich sofort an ; die Unglücksstätte, die Feuerwehr wurde zu den Rettungs- L und Aufräumungsarbeiten requiriert. Die Leichenhalle sollte demnächst ihrer Bestimmung übergeben werden. Ein späteres f
Telegramm meldet: 7 Maurer wurden verschüttet, 2 davon ;
blieben tot, 5 sind schwer verletzt. Die Verletzten wurden r
nach dem Krankenhaus übergeführt. Die Namen der toten 7
Maurer sind Bierett-Wallstadt, 51 Jahre alt, verheiratet, ^
und Hermann Schneider, ledig, aus Bruchsal, 27 Jahre alt. >f
Der Unfall wird aur einen Konstruktionsfehler, auf zu weite 7!
Spannung der Mittelhalle, zurückgeführt.
* Man stellt es zwar als eitel Verleumdung hin, daß j Preußen den nichtpreußischen Bahnen den Verkehr ab- grabe. Die Thatsache aber steht fest. Nachdem Preußen 'si die hessischen Bahnen einverleibt hat, hungert es jetzt die Main-Neckar-Linie aus. Deren Einnahmen aus dem Güter- ? > verkehr sielen in einem Jahre von 5 auf 3 H 2 Mill. Mk.,
die Verzinsung des Baukapitals sank von 13,11 auf 8,56 ff Prozent. ^ H
* Kürzlich wurde mitgeteilt, daß vom Reichsmarineamt rl
den Hinterbliebenen des beim Gneisenau-Untergang ertrunkenen E Maschinisten Seher ein Schadenersatz von hundert Mark angeboten worden sei. Die Nachricht wurde allgemein an- ^
gezweifelt, allein aus den Akten, die der Vaicr des Toten H
Herr Karl Seher in Mosbach, der Frkf. Ztg. zur Ver- ^
fügung stellte, geht hervor, daß der Staatssekretär des A
Reichsmarineamts den Eltern des Untergegangenen durch die A
Intendantur des 14. Armeekorps in Karlsruhe eine „Unter- ^
stützung von hundert Mark" zahlen lassen wollte. Hundert H
Mark für ein zerstörtes Menschenleben! Herr Seher berief
sich darauf, daß die Ausbildung seines Sohnes, der als T
Einjähriger bei der Marine gedient und eine langjährige 'P
Borberestung zum Seemaschinistenberuf durchgemacht hat, E
einen Kostenaufwand von etwa 12 000 Mark verursacht T.
hat. Die Eltern brachten jedes Opfer für ihren Sohn, in k
der Hoffnung, daß er später seinen jüngeren Geschwistern ^
beistehen werde. -Nun ist die Hoffnung dahin, und das L
Marineamt schiebt der Familie hundert Silberlinge hin. Z
stolz fast trotzig den Kopf zurück: „Sie mögen mich verachten, soviel sie wollen, aber sie sollen mich niemals zermalmen! Ich habe nichts Böses gethan, und mit der Zeit werde ich über ihre Verleumdungen hinwegkommen."
„Kehre dich nicht an sie, Aline," flüsterte die Mutter zärtlich, aber Aline hörte, wie ihre Stimme bebte, und das gab ihr einen Stich ins Herz.
„Laß sein, Max," sagte sie zu dem Knaben, der vor ihr kniete, um ihr die Schlittschuhe anzuschnallen. „Laß sein, ich will nicht laufen, ich möchte lieber nach Hause zurück."
„O nein, noch nicht," sagte er, als in demselben Augenblick ein ärmlich gekleidetes altes Weib ihn zur Seite schob und sich vor Äline hinstellte. Sie trug einen Korb mit billigen Kragen und Spitzen am Arm, welche sie feilbot.
„Wollen die Damen mir nichts abkaufen? .Kragen, Manschetten, Krausen, das Feinste und Schönste, was man von Spitzen sehen kann," fragte sie.
Mrs. Rodney schüttelte lächelnd den Kopf.
„Wir brauchen nichts, liebe Frau," sagte sie.
„Dann lassen Sie mich der jungen Dame einmal wahrsagen. Ich bin eine Wahrsagerin, und alles, was ich prophezeie, trifft ein. Ich habe heute morgen schon einer Menge junger Herren und Damen wahrgesagt, und sie waren so zufrieden. Aber dies ist das lieblichste Gcsichtchen, das ich je gesehen habe. Lassen Sie mich ihr sagen, was vergangen und was noch kommen wird," sagte die Alte in schmeichelndem Tone.
„Nein, nein, gehen Sie. Wir wollen nichts hören," sagte Mrs. Rodney ungeduldig.
Aber Aline sah ihre Mutter bittend an.
„Ach Mama, ich möchte es so gern."
„Was?" fragte Mrs. Rodney, die sie nicht sogleich verstand.
„Daß die Frau meine Vergangenheit und meine Zukunft lese," antwortete Aline errötend.
„Aber was kann sie Dir strgen, Kind? Irgend eine v Dummheit, und das ist alles." H
„Aber ich möchte so gern hören, was sie sagen wird," ^ bat Aline. ^
„Meinetwegen; aber Du wirst nicht viel Gescheidtes -j.
zu hören bekommen," erwiderte Mrs. Rodney, die grobe E
Hand der alten Wahrsagerin mit einem Silberstücke kreuzend, ?
während Aline erwartungsvoll den Handschuh von ihrer ^
zarten Linken zog. L
Die alte Spitzenhändleriu setzte ihren Korb nieder k
und ergiff Alinens kleine Hand. s
„Was sehe ich da?" murmelte sie, die rosige Hand- R
fläche aufmerksam betrachtend. „Die Lebenslinie ist von x.
Kummer durchkreuzt. Sie hatten in Ihrem Leben schon ff
großen Kummer gehabt. „Sie sind unglücklich und werden ^
noch viel unglücklicher —"
„Erzählen Sie ihr doch nicht solche Albernheiten," ^ unterbrach Mrs. Rodney ärgerlich die Alte. A
„Ich lese nur, was ich sehe," sagte die Alte, „und k:
ich sehe nichts als Täuschung und Kummer. Ich verstehe es nicht recht; denn ich sehe in der Vergangenheit keine Liebe oder vielmehr nicht die Liebe, welche eines Weibes Leben ausmacht, oder es vernichtet. Die Schatten haben eine andere Ursache. Und dennoch —" sie hielt inne und blickte forschend in Alinens marmorbleiches Gesicht.
„Und dennoch?" wiederholte das Mädchen gespannt.
„Und dennoch, obgleich Sie noch nie geliebt haben, ist ein Mann aus eigentümliche Weise in Ihre Vergangenheit und Zukunft verwickelt. Er ist dunkel, vornehm und schön, aber er hat einen Schatten auf Ihr Leben geworfen und Sie können nicht über denselben hinaussehen. Sie erröten, und doch ist der Mann Ihnen gleichqiltiq. Ich kann nicht daraus klug werden. "
Es war wahr. Aline war purpurrot geworden, und sie sah die Alte befremdet an. (Forts, folgt.)