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Mnslag, 18. Juni
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1901.
Amtliches.
Uebertragen wurde die erledigte Schulstelle in Birkenfeld dem Schullehrer Eisenhurdt in Hutzenbach, die erledigte Schulstelle in Mittclthal, dem Schulamtsverweser Hermann Walker daselbst.
Die «rite Lit«rirei
Das deutsche Kapital, und damit das deutsche Nationalvermögen, hat wieder einmal eine tüchtige Ohrfeige bekommen vom Ausland her. Es ist nicht die erste, es wird auch nicht die letzte sein, wenn sich bei uns die prinzipiellen Anschauungen über derartige Geschäfte nicht ändern, und wenn die Reichs-Regierung in dieser Beziehung ein forsches Auftreten vermissen läßt. Diesmal ist es der edle Vetter John Bull, der uns tüchtig bewiesen hat, daß ein Dummkopf ist, wer dem Briten etwas anderes zutraut, als Geschäftstüchtigkeit. Die englische Aufhebung der Konzessionen der Transvaalbahnen versetzt auch dem lebhaft daran beteiligten deutschen Kapital einen gewaltigen Schlag. Das nennt man Freundschaft, das entspricht der bekannten weitgehenden Rücksichtnahme der deutschen Politik. Schon eine Anstandspflicht, von Mehr gar nicht zu reden, wäre es gewesen, wenn die englische Regierung sich in dieser Sache mit der deutschen Reichsregierung vorher verständigt hätte. Aber wozu? denkt man in London. Deutschland, das sich in die endlose Hinausschiebung des Handelsvertrages fügt, fügt sich auch in Anderes.
Es ist ganz gewiß nicht schön! Wenn heute Fürst Bismarck noch Reichskanzler wäre, würde er darum gewiß keinen Krieg mit England begonnen haben. Aber er würde die deutsche Rücksichtnahme auf England während des Boernkrieges und während der ostasiatischen Wirren von Vorausbedingungen abhängig gemacht haben, die es den Engländern unmöglich gemacht hätte, so zu handeln, wie sie es gethan. Eine Freundschaft, die nicht bezahlt wird, die nichts kostet, wird nicht geschätzt. Von den Engländern am wenigsten! Schade, daß man König Eduard für diesen Streich seiner Herren nicht die Orden pfänden kann, wenn er wieder in Deutschland erscheint, das würde helfen. Wenn man tüchtig auf die Zehen getreten wird, giebt es nur ein Gegenmittel, noch tüchtiger wiederzutreten!
Man kann Wohl zum Grasen Bülow das Vertrauen haben, daß er wenigstens in diesem Falle wieder gut zu machen suchen wird, was gut zu machen ist! Aber die Millionen, die in Folge des englischen Vorgehens in diesen Tagen an den deutschen Börsen verloren sind, sind dahin, die bringt keine diplomatische Kunst wieder zurück. Daß die Geschädigten das nicht mit Gleichmut ertragen, ist selbstverständlich. Das ist sowohl entschuldbar, wie erklärlich. Auch der vorsichtigste deutsche Inhaber von Transvaalbahnaktien konnte nach den wiederholten Besuchen des deutschen Kaisers in London, nach Allem, was sich daran knüpfte, nicht denken, daß uns England so über den Löffel barbieren würde. Geschehen ist es, uns wahrlich nicht zum Ruhm.
Es ist, wie bekannt, schon früher von anderer Seite geschehen. So in Griechenland! Die faulen und lügnerischen Griechen lachen sich heute ins Fäustchen, daß es mit einem knappen Dritteil seiner Schuldzinsen davon gekommen ist. Die großen europäischen Mächte haben es nicht wissen wollen, daß Griechenland mindestens das Doppelte bezahlen konnte. Und warum nicht? Weil das Königshaus, das über diesem Drohnenvolk herrscht, nicht in seiner Existenz gefährdet werden sollte. Was kommt aber auf einen schwachen König an, wenn das Recht spricht? Mochten die Griechen ihren König behalten oder fortjagen, aber bezahlen mußten sie. Wenn der alte Präsident Krüger mit irgend einem Fürstenhause verwandt gewesen wäre, es wäre den Buren gerade so behaglich gegangen, wie den Griechen.
Ueber dies Thema läßt sich manches sagen, vor Allem das, daß unsere Handelsverträge mit dem Auslande ein gutes Teil ihrer Bedeutung verlieren, wenn wir so häufig solche Verluste in den im Auslande angelegten Kapitalien erleiden. Dann können wir eigentlich von allem Streit mit fremden Regierungen absehen und bleiben, wo wir sind, zu Hause. Die persönlichen freundschaftlichen und verwandtschaftlichen Beziehungen der Regenten nützen zur Vermeidung von solchen Katastrophen nichts, das haben wir gesehen. Der deutsche Kaiser ist mit seinem Herr" Onkel, König Eduard, auf's Engste befreundet, er ist englischer Feldmarschall, er verlieh dem Oberbefehlshaber der britischen Armee den höchsten Orden, die deutsche Reichsregierung wies den Präsidenten Krüger aus Berlin ab, beobachtete England gegenüber eine Neutralität, wie sie wohlwollender nicht gedacht werden kann, aber trotz alledem —
nachdem im Vorjahre schon die Kapereien unserer Postdampfer stattfanden, das deutsche Kapital muß unter Albions spöttischem Lächeln bluten. Was man darüber in Deutschland sagen hört? Einfach das: So mußte es kommen, nun wird ja Wohl der Deutsche klug werden!
Es ist eine Erfahrung, daß jede Höflichkeit und Liebenswürdigkeit des deutschen Reiches in den letzten zehn Jahren so ziemlich mit Undank quittiert wird; und war es nicht sofort, wie die Thräne auf den herben Zwiebel, so war es später. Aber es kam sicher. Daß die Leute heute schreien, welche Geld verloren haben, ist erklärlich, und wenn sie in diesem Falle lauter schreien, als sonst, ist's verzeihlich, sogar ihr Recht. Denn sie konnten eine solche Unfreundlichkeit nach dem offiziellen Gange der deutschen Politik nicht voraussehen. Die deutsche Politik aber war gewarnt dadurch, daß John Bull sie mit dem Haudelsvertragsabschluß sitzen ließ!
Vielleicht die größte staatsmännische Leistung Bismarcks, wenigstens diejenige, die von der größten Völker- und Menschenkenntnis zeugte, war die Einfügung der Meistbegünstigungsklausel in den deutsch-französischen Friedens- Vertrag, welche die Handelsvertragsbeziehungen beider Staaten dauernd festlegte. Fürst Bismarck wußte, daß solche Streitereien am meisten die Angehörigen verschiedener Nationen verstimmen können, er hatte die Macht, er gebrauchte sie demgemäß. Wir hatten England gegenüber auch die Macht, aber wir waren ideal-edel, nur nicht praktisch. Aber mit Edelmut und trocken Brot kommen Nationen heute nicht mehr zurecht.
Die Enthüllung des Bismarckdenkmals.
^.Berlin, 16. Juni. Heute mittag wurde in Gegenwart des Kaiserpaares das Bismarckdenkmal feierlich enthüllt. Eine überaus große Menschenmasse hielt die Zugänge des Denkmalplatzes besetzt. Kriegervereine flankierten mit wallenden Fahnen das Podium vor dem Denkmal, wo sich Fürst Herbert Bismarck, der Reichskanzler, die Mitglieder des Vundesrats und des Reichstags, die hohen Würdenträger, der Schöpfer des Denkmals, Begas, Offiziere des Heeres und der Marine re. eingefunden hatten. Ein tausendstimmiger Chor von Schulkindern eröffnete die Feier mit dem Gesang: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre", worauf v. Levetzow vortrat und das Denkmal dem Reichskanzler im Namen des Komites übergab. Nun hielt der Reichskanzler Bülow, mit klarer Stimme folgende Rede: „Im ganzen deutschen Volke ist niemand, der nicht fühlte und wüßte, daß die Spuren der Erdentage des eisernen Kanzlers nicht untergehen werden, daß Bewunderung und Dankbarkeit für ihn nicht aufhören werden, solange ein deutsches Herz schlägt, solange ein deutscher Mund redet und die deutsche Faust sich ballen wird. Bismarck war eine Löwen-Natur und stand auf der Erde im Staube des Kampfes. Kampf bringt berechtigte Gegnerschaft, ungerechte Verkennung, ehrliche Feindschaft und blinden Haß. Nachdem der Staub des Kampfes sich verzogen hat, leuchtet nun die Erinnerung an unerreichte Thaten und die unvergleichliche Persönlichkeit. Nachdem unter und mit Kaiser Wilhelm dem Großen in gewaltiger Energie das Reich aufgerichtet war, sicherte er diesem und der Welt in Mäßigung und Selbstbeschränkung den Frieden. Er hat ausgeführt und vollendet, was seit Jahrhunderten das Sehnendes Volkes, das Streben der edelsten Geister gewesen ist, was die Ottonen, die Salier und Hohenstaufen vergeblich angestrebt, was denimJahre 1813 Kämpfenden als unerreichter Siegespreis vorschwebte, wofür eine lange Reihe Märtyrer der deutschen Idee gekämpft und gelitten haben. Er war gleichzeitig der Ausgangspunkt der alten und der Bahnbrecher der neuen Zeit für das deutsche Volk. In jeder Hinsicht stehen wir auf seinen Schultern, nicht in dem Sinne, als ob es vaterländische Pflicht wäre, alles zu billigen, was er gesagt oder gethan hat — nur Thoren oder Fanaüker werden behaupten wollen, daß Bismarck niemals geirrt habe — auch nicht in dem Sinne, als ob er Maxime aufstellte, die nun unter allen Umständen anzuwenden seien. Starre Dogmen giebt es weder im politischen noch im wissenschaftlichen Leben; gerade Bismarck hielt von der Doktrin nicht viel. Was Bismarck uns lehrte, ist, daß nicht persönliche Liebhabereien und populäre Augenblicks-Stimmungen die genaue Theorie, sondern immer nur daS Wirken dauernder Interessen der Volksgemeinschaft, die oalus publica, der Richtschnur einer vernünftigen, sittlich berechtigten Politik sein darf. Was sein Wirken lehrt, ist, daß es in der Politik darauf ankommt, in jedem Augenblick die Grenze, das Erreichbare deutlich zu erkennen, an die Erreichung des zum Nutz und Frommen des Landes Erreichbaren aber alles zu setzen. Bismarck gehört keiner Koterie, er gehört der ganzen Nation. Er wurde auf politischem Gebiet in dem Reiche der That. was Goethe im Reiche des Geistes auf dem Gebiet der Kunst und Litteratur für uns
gewesen ist. Bismarck ist uns eine Gewähr dafür, daß die Nation die Gleichberechtigung mit andern Völker«, das Recht auf Einheit, Selbständigkeit und Macht niemals aufgeben kann. In ihm kann sich, wie in einem Spiegel die Nation selbst beschauen, denn er war vor allem ein Deutscher, im vollsten Sinne des Wortes. Vor uns liegt die Siegesallee. Wenn diese stolze Straße von den Askaniern und den Nürnberger Burggrafen bis zum großen deutschen Kaiser führt, so verdanken wir es in erster Linie dem Genie des Mannes, dessen Bild sich jetzt vor uns enthüllen soll, seiner Ausdauer, dem heldenhaften Mute und der Klugheit seiner Arbeit für die Dynastie, die aus dem südlichen Deutschland zu uns kam um von hier aus Nord und Süd für immer zu verbinden. In der Mitte Europas gelegen, sind wir darauf angewiesen, immer on rsästto zu sein, aber wir sind stark genug, unsere Unabhängigkeit nach jeder Seite zu behaupten. Von Gegensätzen durchzogen in politischer, wirtschaftlicher und konfessioneller Beziehung, wird es niemals dem Reich an inneren Kämpfen fehlen, aber sie werden niemals im stände sein, den Reif zu sprengen, der vor 30 Jahren geschmiedet worden ist. Lxsssit wouuaisntum asrc pörouuius. So möge denn des großen Mannes Name als Feuersäule vor unserem Volk herziehen in guten und schweren Tagen. Möge unser deutsches Volk seiner großen Zukunft in Friede und Freiheit, in Wohlfahrt und Stärke entgegengehen unter der Führung des glorreichen Hohen- zollernhauses, auf dessen Schultern dieZukunft der Nation ruht." Der Reichskanzler schloß mit einem Hoch auf den Kaiser, die deutschen Fürsten und das deutsche Vaterland. Nun erklang die Nationalhymne, begleitet von den Kapellen und den Klängen der Studentenschlägcr, gesungen von 8000 Festteilnehmern, worin auch die Menge vor dem Festplatze begeistert einstimmte. Nun erbat sich v. Levetzow die Erlaubnis zur Enthüllung. Ein Wink des Kaisers und die Hülle sank. Gewaltig steht die Riesengestalt da vor aller Augen, auf hohem Sockel das eine Wort „Bismarck". Gleichzeitig schossen die Fontainen der Wasserbassins empor. Der Kaiser schritt allein zum Denkmal empor und legte unter brausenden Hochrufen den ersten Kranz nieder. Laut ertönte das Lied „Deutschland, Deutschland über Alles!" Der Kaiser ging auf den Fürsten Herbert Bismarck zu, reichte ihm die Hand und sprach einige Augenblicke mit ihm; ebenso die Kaiserin. Es folgte hierauf ein Rundgang um das Denkmal, wobei Reinhold Begas die Kaiserin geleitete und der Kaiser mit dem Fürsten Bismarck folgte. Die Fürstlichkeiten und die Umgebung folgten. Während die Majestäten dann unter den Pavillon zurückkehrten und viele ins Gespräch zogen, legten die Deputationen ihre Kränze am Denkmalsfuße nieder, wo sie sich zu einem Berge auftürmten. Nachdem darauf die Ehrenkompagnie defiliert hatte, brachte Graf Ballestrem mit lauter Stimme das Kaiserhoch aus, das donnernden Widerhall fand und das Kaiserpaar bei der Abfahrt geleitete. Von den Mitgliedern des Reichstags waren etwa 200 erschienen, sowie das Bureau des Reichstags. (Die Beschreibung des Denkmals findet der gen. Leser unter den Landesnachrichten.)
Hornberg, 16. Juni. Gestern abend zwischen 9 und 10 Uhr brach im Gasthaus zum Hirsch hier Feuer aus, welches in etlichen Stunden das ganze Gebäude in Asche legte. Dank der kräftigen Hilfe der hiesigen und Zwerenberger Feuerwehr konnte wenigstens die durch den Nordostwind stark gefährdete Scheune gerettet werden. Von dem im Hause befindlichen Mobiliar wurde ein Teil in Sicherheit gebracht, während vieles ein Raub der Flammen geworden ist. Die Entstehungsursache des Feuers ist noch nicht aufgeklärt.
sj Göppingen, 15. Juni. Einen selten schönen Ertrag an Honig erzielte innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit Fabrikant Kunze hier aus seinen in Süßen befindlichen 38 Bienenvölkern, indem ihm dieselben nicht weniger als 320 Pfund Honig bis jetzt eingebracht haben. Außerdem gingen aus den alten Stämmen 11 Schwärme hervor.
* Ulm. 14. Juni. Bor einiger Zeit ging durch die Blätter die Nachricht, daß im gefrorenen Lehmboden an der Beresowka in Sibirien ein vollständig erhaltenes Mammut gesunden worden sei, und daß die russische Akademie der Wissenschaften zwei Mitglieder des zoologischen Museums zur Bergung und Konservierung des wertvollen Fundes abgesandt habe. Beide Herren, denen die schwierige und gefahrvolle Aufgabe übertragen wurde, sind Deutsche. Der eine ist Konservator Herz und der zweite Präparator Pfizen- mayer aus Blaubeuren, welch letzterer interessante Einzelheiten über die Reise an seine Angehörigen gelangen ließ. Die beiden Herren traten im Mai von Moskau aus die Reise an uud gelangten nach 12tägiger Fahrt mit der