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1901.
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„Der Sonntags Gast". A
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Jnni nimmt jeder Postbote entgegen.
Amtliche Nachrichten.
Uebertragen wurde die erste Schulstelle in Simmoz- heim, dem Schullehrer Kömpf in Ennabeuren und die Schulstelle Kresbach dem Schullehrer Wieland in Aichelberg.
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Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 17. Mai. (43. Sitzung.) Auf der Tagesordnung stehen Posten und Telegraphen. Berichterstatter Galler führt aus: Die Ausgaben betragen 13,247,200 Mk. im ersten, 13,607,200 im 2. Jahr (Mark 1,616,000 mehr als im Vorjahr); die Einnahmen betrugen 16,225,900 und 17,406,700 Mk. (1,653,200 mehr). Als Ueberschuß bleiben 2,981,000 Mk. und 3,799,000 Mk. (mehr 372,000 Mk.) Der Berichterstatter bemerkt, daß die Postverwaltung sich nicht von fiskalischen Rücksichten leiten lasse, infolgedessen erspare die Bevölkerung jährlich 2 Millionen, das beweise, welchen Wert das Postreservat habe. Die Postverwaltung suche die Post zu einem großartigen Hebel des gesamten Verkehrs zu machen. Galler legt darauf den Antrag der Bolkspartei vor, der folgenden Wortlaut hat: „Die Kammer der Abgeordneten wolle beschließen: Die Kammer der Abgeordneten erklärt gegenüber der K. Staatsregierung: Im Interesse möglichster Erleichterung des Postverkehrs innerhalb des Deutschen Reichs empfiehlt es sich, zwischen der württembergischen und der Reichs-Postverwaltung eine Vereinbarung zu treffen, wonach unter Wahrung des verfassungsmäßigen Reservatrechts und der eigenen Postverwaltung Württembergs (Art. 52 der Verfassung des Deutschen Reichs) übereinstimmende Postwertzeichen ausgegeben werden, vorausgesetzt, 1) daß jede finanzielle Beeinträchtigung Württembergs ausgeschlossen und insbesondere bei Feststellung des Proportionellen Anteils Württembergs am Gesamterlös aus den gemeinsamen Postwertzeichen eine ziffermäßige Berücksichtigung der jährlichen Steigerung der württembergischen Einnahmen aus den Wertzeichen dauernd gewährleistet wird, 2) daß der württembergischen Staats
regierung die Kündbarkeit der Uebereinkunft mit dem Recht eigener Markenausgabe dauernd Vorbehalten bleibt, 3) daß auch während der Geltung der Uebereinkunft das Erfordernis einer Genehmigung der württembergischen Staatsregierung hinsichtlich der bildlichen Darstellungen und Aufschriften auf den gemeinsamen Postwertzeichen garantiert wird, 4) daß die Beibehaltung der für den inneren württembergischen Postverkehr bestehenden Portosätze rc., auch soweit solche niederer find als diejenigen der Neichspostverwaltung, sichergestellt wird." Es handle sich nicht um Aufgabe des Reservatrechtes, wie aus den beigefügten Kautelen hervorgehe. Im übrigen bitte er den Antrag zurückzustellen, damit sich die Fraktionen darüber beraten. Liesching (B.) wünscht eine baldige Erledigung der Frage. Minister Frhr. v. Soden dankt dem Referenten für die wohlwollende Behandlung des Etats und giebt noch einige ergänzende Ziffern. Der Voranschlag pro 1899 ist in den Reineinnahmen nicht erreicht Wörden, das Gleiche wird bezüglich 1900 der Fall sein, da ein bedeutendes Anwachsen der Ausgaben stattgefunden hat. Auch Arbeitskräfte sind mehr eingestellt worden. Das Telephonwesen hat sich ungemein entwickelt; da die Verwaltung aber bestrebt ist, namentlich auch den Landorten durch Anlage von Fernsprech-Anlagen entgegenzukommen, ist der Reinertrag gesunken. Zieht man die erhöhten Matrikularbeiträgefür das Postreservatrecht ab und stellt die Ausgaben für die Gehaltserhöhung ein, so ergiebt sich ein Fehlbetrag. Man geht hierauf zur Einzelberatung über und es werden lokale Wünsche vorgebracht. Beuerlen (V.) bittet um eine Herabsetzung des Portos der Soldatenpackete. Vom Regierungstisch wird geantwortet, man habe mit Bayern und Reich darüber verhandelt, aber nichts durchgesetzt. Frhr. v. Wöllwarth glaubt, die Vorteile für das württ. Publikum seien nur scheinbar, die Mindererträge müßten durch mehr Steuern eingebracht werden. Redner führt Beschwerde über einige Mißstände in den Grenzgebieten, die sich bei gutem Willen der Postverwaltungen vermeiden ließen. Abg. Henning (V.)wünscht, daß die Post die Massenverbreitung von nichtadreffierten Briefen in die Hand nehme. Hauß- m ann-Balingen (V.) bedauert, daß Bayern und das Reich der Anregung Württembergs nicht gefolgt sind. Wenigstens das Strafvorto für unfrankierte Soldatensendungen sollte wegfallen. In Stuttgart sei seit dem Wegfall der Privatpost die Briefbeförderung nicht rascher geworden. Auch wünscht Redner eine besondere Behandlung der Spätbriefe, man könne eine mäßige Extrataxe einführen. Dem Gedanken der Verbreitung von nichtadreffierten Briefen solle man näher treten. Ministerialdirektor Zluhan weist auf die Schwierigkeiten für die Kontrolle hin, die sich bei den Soldatensendungen ergeben. Kleemann (D. P.): Das Notwendigste sei, gerade die von Soldaten abgehenden Postsendungen zu verbilligen. Württemberg könne in dieser
Frage selbstständig Vorgehen. Der Regierungsvertreter weist darauf hin, daß eine Herabsetzung des Portos für Militärpersonen nur durch Reichsgesetz herbeigeführt werden könne. Betz (V.) tritt für den Scheckverkehr ein. Der Minister hofft, daß die Einrichtung des Scheckverkehrs zustandekomme. Keil (Soz.) fragt an, ob es richtig sei, daß ein Ludwigsburger Postbeamter wegen seiner politischen Gesinnung versetzt worden sei. Der Minister bemerkt, der betr. Postbeamte habe sich im Wirtshaus ungebührlich benommen und sei unter den Tisch geworfen worden. Es genügt mir, wenn die Beamten sich so verhalten, daß sie mit ihrem Eid, dem König treu zu sein, nicht in Konflikt kommen. Den politischen Anschauungen der Beamten spüre er nicht nach. Haußmann-Balingen: Herr Keil treibe den Edelmut sehr weit, indem er sich eines Gegenkandidaten anuehme. Der Betreffende sei selbst der Ansicht, daß er nicht politisch gemaßregelt sei. Keil habe ganz leichtfertig operiert. Die weitere Verhandlung verlief ohne erhebliche Debatte.
— 18. Mai. (44. Sitzung.) Die Beratung des Post-und Eisenbahntarifs wird fortgesetzt. Zu erwähnen ist ein Antrag des Abg. Hang (B.-B.), die Regierung aufzufordern, eventuell unter Zuhilfenahme außerordentlicher Mittel den Ausbau deS Telephonnetzes namentlich auf dem Lande zu fördern. Der Antrag wird auf Vorschlag Haußmanns der Finanzkommission überwiesen. Beim Titel „Herstellung der Postwertzeichen" giebt Ministerpräsident v. Breitling namens des Staatsministeriums folgende Erklärung ab: „Heber die Frage der Einführung einer Einheitspoftmarke hat in den letzten Jahren ein Meinungsaustausch stattgefunden, namentlich ob unter der Wahrung sämtlicher Rechte Württembergs insbesondere Erhaltung der administrativen Selbständigkeit, eine Abrechnung möglich sei, die den beiderseitigen finanziellen Interessen Rechnung trägt. Die Verhandlungen sind noch nicht ganz zu Ende geführt, und daher muß die Regierung sich den Eintritt in die Diskussion umsomehr versagen, als sie über das Ergebnis der Verhandlungen den Ständen eine Mitteilung machen wird. Die Sache liegt beim Staatsministerium und wird thunlichste Förderung erfahren. Der genauere Zeitpunkt aber, wann die Regierung mit einer bestimmten Meinung hervortreten wird, läßt sich noch nicht bestimmen. Ich überlaffe es dem Hause, welche Behandlung es unter diesen Umständen dem Anträge widerfahren lassen wird. Galler (V.) begründet den Antrag. Dieser habe Aufsehen gemacht, man habe sich gewundert, daß er von der Volkspartei ausgehe. Diese aber stelle sich zu den Einheitsbestrebungen auf dem Verkehrsgebiete traditionell freundlich. Es sei wertvoll, daß man dem Ausland geeint gegenüberstehe; auch für den Verkehr sei die EinheitSmarke wichtig, wenn auch die Mißstände des bisherigen Zustandes übertrieben wurden. Mit Unrecht werfe man der Volkspartei Partikularismus vor, mit ihrem heutigen Anträge
Mn hartes Hetöönis.
Frei nach dem Amerikanis chen von I. v. Böttcher.
(Fortsetzung.)
„Was ziehen Sie vor, Prosa oder Poesie?"
„Poesie," erwiderte Mine.
„Natürlich, wenn man jung ist," murmelte Oran vor sich hin.
„Wollen Sie damit sagen, daß ich die Poesie nicht mehr lieben werde, wenn ich so alt geworden bin wie Sie?" fragte sie, auf die letzten Worte einen besonderen Nachdruck legend.
Er wendete sich mit einem sichtbar belustigten Ausdruck in seinen Zügen nach ihr um.
„Erscheine ich in Ihren Augen schon so entsetzlich alt, Miß Rodney?"
„Gewiß, alt genug, um mein Vater zu sein," versetzte sie boshaft.
„Gestern wurde ich dreiunddreißig Jahre alt, meine aufrichtige Dame," erwiderte er gelassen. „Was Sie anbetrifft, nach Ihren Worten und Ihrem Benehmen zu schließen, würde ich Sie für zehn Jahre alt halten."
Aline schwieg einen Augenblick, der Pfeil leichten Spottes hatte sein Ziel nicht verfehlt. Sie wußte, daß sie die kleine Zurechtweisung Wohl verdient hatte. Aber sie war durchaus nicht gesonnen, es einzugestehen; auch zürnte sie ihm zu bitter, daß er sich weigerte, sie zu den Ihrigen zurückzubringen, oder ihr wenigstens zu erlauben, mit ihnen zu verkehren.
„Bitte lesen Sie," sagte sie gemessen, als habe sie seine letzten Worte überhört.
Er schlug das Buch auf und las, ohne zu wählen, das erste Gedicht, welches ihm ins Auge fiel. Es war eine Elegie.
Als er dieselbe zu Ende gelesen, rief Aline, welche
; gegen ihren Willen von den Worten des Dichters er- ! griffen war, es ihn aber nicht wollte merken lassen, in ge- ! reiztem Tone:
„Warum lesen Sie ein so trauriges Ding? Ich liebe die Klagelieder nicht."
„Das liegt wieder an Ihrer Jugend," antwortete er ruhig. „Ich im Gegenteil liebe ernste Sachen. Vielleicht wird die Zeit kommen, wo auch Sie Geschmack an diesem Gedichte finden, ja seinem Inhalte beipflichten werden."
„Niemals, und sollte ich so alt werden wie Methusalem!" rief Aline in jugendlichem Eifer und Oran Delaney lächelte, es war jenes überlegene, nachdenkliche Lächeln, dessen Sarkasmus sie mit der schnellen Auffassungsgabe des Weibes zu verstehen begann.
„Warum verachten Sie die Jugend, Mr. Delaney?" rief sie heftig.
„Ich verachte sie nicht, ich bemitleide sie."
„Ich kann wohl begreifen, daß das Alter Mitleid verdienen mag, aber nicht die Jugend," sagte sie ärgerlich. „Warum bemitleiden sie dieselbe?"
„Ihrer Illusionen willen," und diesmal war aller Sarkasmus seiner Stimme, sowie seinen Zügen fern.
„Ihre Illusionen, was sind sie?" fragte das Mädchen.
„Fragen Sie mich nicht danach," erwiderte er mit trübem Lächeln. Sie werden Sie kennen lernen, ebenso wie ich dieselben gekannt. Die Jugend ist der glücklichste Zeitabschnitt des Lebens. Ich bemitleide sie, weil sie so schnell endet. Ich verachte sie nicht, und unterschreibe mit vollem Herzen des Dichters Klage:
„Verlust der Jugend ist Trauer
Für jedes fühlende Herz;
Eine Wunde . . >
Mine lag einen Moment schweigend da, den Blick auf ihn geheftet. Es verdroß sie, daß sie sich hatte Hinreißen lassen, seinen Reden mit Interesse, ja mehr noch, mit einer
§ gewissen zögernden Teilnahme gefolgt zu sein. Sie wollte eben eine gleichgiltige Antwort geben, als sie Plötzlich gewahrte, wie er erbleichte, und das Blut aus seinem Aermel über seine Hand herabfloß.
„Sie sind auch verwundet!" ries sie erschrocken aus.
„Es ist nichts — eine unbedeutende Fleischwunde — eine Schramme," erwiderte er, hastig feinen Rock ausziehend, und Aline gewahrte, daß seinHandärmel ausgeschnitten und sein Arm oberhalb des Ellbogens verbunden war. Der Verband jedoch hatte sich gelöst, und die Wunde blutete heftig.
Er suchte unbeholfen mit der linken Hand den Verband fester zu ziehen, aber es wollte ihm nicht gelingen.
„Kommen Sie, Mr. Delaney, ich will Ihnen den Verband wieder anlegen," rief Aline hastig.
Er schien überrascht, doch er näherte sich dem Bette und hielt ihr den Arm hin, daß ihre Hände ihn erreichen konnten. Sie zog die Binde an und band ihr Taschentuch fest darum. Das Blut hörte auf zu fließen, aber die Hände waren davon befleckt, als sie ihr Werk beendet.
„Hat es Sie sehr erschreckt?" fragte er, „Sie sehen sehr blaß aus."
„Nein, aber wie kamen Sie zu der Verwundung?"
„Fast auf dieselbe Weise, wie Sie zu der Ihrigen gekommen," erwiderte er mit einiger Zurückhaltung.
„Durch jenes schreckliche — Etwas?" fragte sie mit einem Schauder.
-Ja."
Ein Strahl der Erkenntnis leuchtete in Alinen's Augen auf.
„Jetzt verstehe ich," sagte sie. „Sie begegneten ihm zuerst. Es war Ihr Blut, das ich auf dem Dolche und den Kleidern jenes Wesens sah?"
„Ja."