LslkpkvL Nr. 11.

Erscheint Dienstag, Donnerstag, SamLtag und Sonntag mit der GratiS-BeÜage Der Sonntag S- G atz.

Beßellpreis pro Quartal im Bezirk u. Nachbar ortsverkehr Mk. 1.15 außerhalb desselben Mk 1S5

76 .

V

(ÄtteMeiL.Mdl

MAtzblatt f

Man abonniert auSwirts auf dieses Blatt bet den Kgl. Postämtern und Postboten.

Sonntag, is.

'''imückungspreiS für Altentzeig und : ah« Umgebung re, einmaliger Ein­rückung je 8 Pfg. bei mchrmal. je 8 Psg. ausw8r,s je 8 Psg. die Ispaltige Zeile ober deren Raum.

Verwendbare Beiträge werden dank­bar angenommen.

Bekanntmachungen aller Art finden die ersolg- reichste Verbreitung.

1901 .

Amtuche Rachrichte».

Die Bewerber um die Pfarrei Hochdorf, Dekanats Nagold, haben sich binnen drei Wochen bei dem Evangelischen Konsistorium vorschriftsmäßig zu melden.

In den Ruhestand versetzt wurde Schullehrer Mitschelen in Haiterbach.

Derrtf^h«? Reichst«»-.

* Berlin, 13. Mai. Das Haus ist zu Anfang mäßig stark besetzt, namentlich sind auf der Linken viele Lücken. Das Haus erledigt zunächst in dritter Lesung mehrere kleinere Vorlagen, darunter das Handelsprovisorium mit England und die Zollrepressalien gegen Haiti durch debattelose An­nahme. Es berät alsdann das Gesetz betreffend die Aende- rung des Branntweinsteuergesetzes ebenfalls in 3. Lesung. Hierzu ist ein Aenderungsantrag Fischbeck-Richter ein­gegangen, wonach die Beschlüsse zweiter Lesung bezüglich der Herabsetzung der Kontingentsziffer und der Erhöhung der Brennsteuer um 50 Proz. wieder aufgehoben werden sollen. Ferner hat Abg. Richter über die Herabsetzung der Kontingentsziffer namentliche Abstimmung beantragt. Ueber diesen Antrag entspinnt sich eine ausgedehnte Ge­schäftsordnungsdebatte, da das Zentrum verlangt, es müßten die zur Unterstützung des Antrags auf namentliche Abstimmung nötigen 50 Mitglieder auch im Hause anwesend sein. Die Abgg. Richter und Singer bestreiten, daß die persönliche Anwesenheit der 50 Mitglieder erforderlich ist und daß dies Erfordernis der Gepflogenheit des Hauses entspreche. Die Unterschriften der 50 Mitglieder seien ausreichend. Der Präsident Graf Balle st rem konstatiert, daß die Geschäfts­ordnung keine positiven Bestimmungen enthält, die die per­sönliche Anwesenheit der Unterzeichner eines Antrages auf namentliche Abstimmung verlangt, und daß es bisher nicht Praxis des Reichstags gewesen sei, eine Kontrolle darüber auszuüben, ob die 50 Mitglieder im Hause anwesend waren oder nicht. Der Präsident läßt schließlich die Namen der 50 Unterzeichner des Antrags durch den Schriftführer ver­lesen, womit die Debatte erledigt ist. Das Haus tritt darauf in die Generaldiskussion des Gesetzes ein, in welcher die Abgg. Lucke (B. d. L.), Wurm (Soz.), vonKardorff (Rp.), Richter und Holtz (Rp.) noch einmal den Standpunkt ihrer Parteien zu dem Gesetz darlegen. In namentlicher Abstimmung wird der Beschluß zweiter Lesung, betreffend die Beschränkung des Kontingents für neue Brennereien, mit 178 gegen 25 Stimmen bei zwei Stimmenthaltungen angenommen. Es entspinnt sich dann vor teilnahmlosen Bänken eine Debatte über die Brennsteuer. Abg. Fischbeck (freis. Volksp.) bekämpft die 50prozent. Erhöhung und die Abgg. Wurm und Stadthagen schließen sich den In­ständigen Ausführungen an. Bei der dann unter der konfusen Leitung des Vizepräsidenten v. Frege vorgenommenen Ab­stimmung wird der Antrag Fischbeck aus Beibehaltung der geltenden Brennsteuersätze um ein Jahr gegen die Stimmen der Linken abgelehnt. Die Abstimmung über die 50proz. Erhöhung ist eine namentliche und ergiebt, da die Sozial­demokraten und Freisinnigen bis auf wenige Abgeordnete den Saal verlassen, die Beschlußunfähigkeit des Hauses. Es sind nur 198 Mitglieder anwesend (199 müssen es zur Beschlußfähigkeit sein), von denen 179 für den Antrag auf Erhöhung und 17 dagegen stimmen und zwei sich der Stimmen enthalten. Das Notgesetz ist also gescheitert. Abg. Bachem verlangt das Wort zur Geschäftsordnung, was der Präsident verweigert, weil er in einem geschäftsunfähigen Hause das Wort nicht erteilen könne. Der Präsident erklärt, daß er Tag und Tagesordnung der nächsten Sitzung den Mitgliedern brieflich mitteilen werde und erteilt dann das Wort dem Reichskanzler Grafen Bülow, der die kaiserliche Ordre ver­lieft, auf Grund deren der Reichstag bis zum 26. November vertagt wird. Mit einem Hoch auf den Kaiser schließt die Sitzung.

* Alten steig, 18. Mai. Der diesmalige prächtige Wonnemonat Mai hat bereits Luftkurgäste hierhergelockt, ein günstiges Zeichen für die Sommersaison. Gegenwärtig werden hier 3 neue Telephon-Anschlüsse erstellt, so daß wohl bald 20 Anschlüsse verzeichnet werden können. Wir wollen nicht versäumen Musikfreunde auf das morgen Sonntag stattfindende Konzert des LiederkranzeS (s. betr. Inserat) hie- mit aufmerksam zu machen. Nach Einsicht des uns vor­liegenden Programmes steht einem jeden Besucher dieses Konzerts ein genußreicher Abend in Aussicht.

* Altensteig, 18. Mai. Wir steuern auf Pfingsten zu! Es ist die anmutigste Zeit im Jahr; die Tage, in wel- chen man am liebsten sich selbst lebt, sind gekommen, die

Vöglein-Triller im Freien, all' der süße Duft und Maien­glanz, das frische Grün der Hoffnung schlagen der gräm­lichen Politik ein Schnippchen. Und diese freudvolle Lust, diese harmlosen Tändeleien mit allem Zauber des Frühlings, zugleich aber auch das tiefe Empfinden der Seele, sie er­reichen zum nahen Pfingsten den Höhepunkt. Die Pfingst­festfeier ist geräuschvoller als die traute Weihnachtsfeier, aber sie stimmt nun einmal zu der Jahreszeit. Die Natur erwacht zu neuem Leben, in der schönsten Zeit des Jahres muß der Mensch aus sich heraus, er sucht und findet im neuen Pfingstglanz so viel Schönes, daß er über Ver­gangenes, das minder schön war, gern hinwegsieht. Die Psingstzeit, die liebliche, bietet keinem Sterblichen eine Aus­wahl an mehr oder weniger, da ist für Geld nichts zu er­werben, da wird allen in gleichem Maße mit vollen, freien Händen gespendet! Und wer zur rechten Zeit die Ange­binde der Psingstzeit, denn in ihr sind wir, nachdem wir den schönen Himmelfahrtstag hinter uns haben, gesammelt, dem bringen sie liebliche Blüte und segensreiche Frucht in den kommenden Monaten. Lang war der letzte Winter, um so schöner ist die Psingstzeit, die ihm gefolgt ist.

* Bei der Schultheißenwahl in Schopfloch wurde der Bürgerausschußobmann Jakob Maier jr. mit 51 Stimmen gewählt.

* Schramberg, 15. Mai. Durch einen Funken der Lokomotive des Zuges 480 entstand gestern zwischen hier und Schiltach ein Waldbrand, durch den ca. 120 Ar junger Eichenbestand beschädigt wurde.

* Stuttgart, 15. Mai. Gegen den Redakteur des .Beobachters", Landtagsabg. Schmidt, ist vom preußischen Kriegsministerium wegen Beleidigung der deutschen Truppen in China Strafanzeige erhoben worden.

* Stuttgart, 17. Mai. Die Volkspartei hat im Landtag den Antrag eingebracht, mit der Reichspostver­waltung unter Wahrung des verfassungsmäßigen Reservat­rechtes und der eigenen Postverwaltung übereinstimmende Postwertzeichen auszugeben. Dabei soll jede finanzielle Be­einträchtigung Württembergs ausgeschlossen, die Genehmig­ung hinsichtlich der bildlichen Darstellungen und Aufschriften garantiert, ein Kündigungsrecht Vorbehalten und die Bei­behaltung der bisherigen Portosätze sichergestellt werden.

* Gmünd, 14. Mai. Die Oberamtssparkasse hat den Zinsfuß für auszuleihende Kapitalien von 4*/? auf 4 herabgesetzt.

* (Verschiedenes.) Der Holzhauer Matth. Klaißle von Kniebis wurde im Walde von einer fallenden Tanne erschlagen und der 21 Jahre alte Gottl. Frey von Hutzen­bach mußte beim Holzfuhrwerk sein junges Leben lassen. Beim Abladen brach die Ladestange und er wurde mit sol­cher Wucht in den Rückgrat getroffen, daß er auf dem Transport ins Krankenhaus seinen Geist aushauchte. Ein reuiger Dieb sandte letzter Tage de» Gemeindepfleger Nill in Mössingen 15 Mk. als Abschlagszahlung für früher entwendete Waren. Die Gemeinde Langenargen läßt eine Acetylen-Anlage erbauen zur Versorgung des ganzen Marktfleckens mit diesem Licht. Es ist die erste und einzige Gemeinde in Württemberg, welche eine Acetylen-Zentrale errichtet.

* Karlsruhe, 17. Mai. Aus Wiesloch wird der .Badischen Presse" gemeldet: Heute Nacht ist das Wohn­haus des Bürgermeisters Burckhardt, sowie der größte Teil der Lederfabrik Georg Burckhardt Söhne abgebrannt. Der Schaden beträgt Mk. 100,000. Da ein großer Fabrikteil sowie Kessel und Maschinenhaus gerettet sind, kann der Betrieb aufrecht erhalten werden. Entstehungsursache un­bekannt.

* Das erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg verhält sich nicht mehr so ablehnend wie früher gegen das Ver­langen vieler Katholiken, die lateinischen Gesänge durch deutsche möglichst zu ersetzen. Ein Erlaß desselben empfiehlt, die Gefühle des katholischen Volkes möglichst zu schonen, deutsche Vespern zu singen und den lateinischen Gesang nur auf das liturgische Amt zu beschränken.

* Aus Franken, 17. Mai. In Münchenreute wur­den durch Blitzschlag ein Mann, sowie seine Frau und sein Kind getötet.

* Frankfurt a. M., 14. Mai. Prinzessin Friedrich Karl von Hessen (die jüngste Schwester des Kaisers) ist von 2 Prinzen entbunden worden. (Die Prinzessin hat ihrem Gemahl schon einmal (im Jahre 1896) Zwillinge geschenkt. Das prinzliche Paar hat jetzt sechs Knaben.)

* Berlin, 14. Mai. (Eine schärfere Kontrolle.) Der Weiterverbreitung kaiserlicher Aeußerungen, die für die Oeffentlichkeit nicht bestimmt sind, und dem Ueberhandnehmen bildlicher Darstellungen sucht man vorzubeugen. Der

.Königsb. Allg. Ztg." wird wenigstens aus Berlin ge­meldet, es bestehe die Absicht, in Zukunft bei der Zulass­ung dienstlich nicht beteiligter Personen zu Veranstaltungen, an denen der Kaiser teilnimmt, eine schärfere Kontrolle zu üben.

* Berlin, 16. Mai. Ueber eine Explosion in Kalgan meldet daS Oberkommando in Peking: Die Explosion muß sehr bedeutend gewesen sein und mehr Opfer gefordert haben, als die erste Meldung vermuten ließ. Siebe» anfänglich Vermißte Reiter wurden tot anfgefunde« Leut­nant Kummer und ein Fahnenschmied wurden schwer, aber nicht bedenklich, und zwei Mann sehr schwer verletzt.

* Die deutschen Garnisonen an der russischen Grenze sollen vermehrt und verstärkt werden, zunächst in dem Bezirk Allenstein-Lyck-russische Grenze, weil in diesem Bezirk die russische Grcnzebesatzung der deutschen an Zahl wesentlich überlegen ist.

* Im Haushaltsplan des deutschen Reichs entwickelt sich ein Fehlbetrag, der vom Reichsschatzsekretär aus 90 Millionen Mark berechnet wird.

* Die erste jüdische Ackerbaukolonie in Deutschland soll noch im Laufe dieses Sommers eingerichtet werden. Es ist der Ankauf eines kleineren Landgutes in Aussicht ge­nommen, das unter Leitung eines Fachmannes gestellt wer­den soll, unter dessen Aussicht jüdische Kolonisten als Land­arbeiter mit Gewinnbeteiligung beschäftigt werden. Mit der Kolonie soll eine Art Musterwirtschaft verbunden sein.

* DieNat. Ztg." erblickt in dem Versuch der württ. Kammer, an die Idee eines ReichseisenbahngesetzeS wieder anzuknüpfen, nur .den Ausdruck einer Ratlosigkeit, welche die Unhaltbarkeit der süddeutschen Eiseubahnverhältnisse er­kennt, aber zu keinem wirksamen Heilmittel greifen will. Die süddeutschen Staaten haben vor 25 Jahren dazu bei­getragen, den Reichseisenbahnplan zu Falle zu bringen, der, wie die Erfahrung bewiesen hat, viel mehr in ihrem, als im preußischen Interesse war." Der Gedanke eines Zusammen­gehens der südd. Eisenbahnverwaltungen erinnert die Nat.-Ztg." an denSüdbund", an dem zwischen 1866 und 1870 von den Klerikalen und Demokraten eifrig ge­arbeitet worden, der aber daran gescheitert sei, daß selbst die Partikularisten für den schlimmsten Fall die preußische Führung noch immer der bayerischen vorzogen, die in einem süddeutschen Bunde unausbleiblich gewesen wäre. In der Eisenbahnsache stehe es heute ganz ähnlich. Von allen Möglichkeiten sei die einer süddeutschen Eisenbahngemeinschast die unwahrscheinlichste.

* Es ist eine vergebliche Mühe, Petitionen an den Reichstag zu senden. In jeder Session laufen 4000 bis 5000 Stück ein. Der Reichstag ist beim besten Willen nicht imstande, sie zu lesen, noch viel weniger, über sie zu beraten. Gegen die Erhöhung der Getreidezölle liefen bis­her gegen 1000 Petitionen ein. Im soeben ausgegebenen 10. Petitions-Verzeichnis sind wiederum 171 Petitionen gegen die Getreidezölle angeführt.

* Bremen, 13. Mai. Das große Kriegslazaret in Bremerhafeu, mit dessen Erbauung erst vor drei Wochen begonnen wurde, ist jetzt fertiggestellt und steht zur Auf­nahme der ersten Kranken und Verwundeten, welche in Stärke von 320 Mann mit dem LloyddampferStuttgart" von China hier eintreffen, bereit. Es umfaßt ein Areal von 32 000 Quadratmetern, welches mit einem doppelten Drahtgitterzaun umgeben ist, um jede Berührung des Pub­likums mit den teilweise von ansteckenden Krankheiten be­hafteten Kranken unmöglich zu machen. Der ganze Platz ist mit einer 25 Centimeter hohen Schlackenschicht überschüttet und damit ein Untergrund geschaffen, welcher auch bei starken Niederschlägen trocken bleibt.

ss Köln, 17. Mai. Wie dieKöln. Ztg." aus Peking vom 16. meldet, brachen im Süden von Paotingfu und Tschengtingfu Unruhen aus. Das betreffende Gebiet war bisher französischer Bewachung unterstellt und wurde nach dem Abzug der Franzosen den Chinesen übergeben. Das 1. Bataillon des 1. ostasiatischen Infanterie-Regiments unter Major Graham wird für etwaige Ereignisse bereit gehalten.

* Wien, 17. Mai. In politischen Kreisen verlautet, Ende Juni werde auf österreichischem Boden eine Zusammen­kunft des Reichskanzlers Grasen Bülow mit dem österreichisch­ungarischen Minister des Auswärtigen, Grafen Goluchowski, und dem italienischen Minister des Auswärtigen, Prinetti, stattfinden. Zweck der Begegnung sei die Erörterung der Frage der Erneuerung des Dreibundes, sowie der Handels­verträge.

* Der Kaiser Franz Josef wird sich Mitte Juni nach Böhmen begeben. In einer Audienz, welche der Minister-