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Wr. 75

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Donnerstag, 16. Mai

Bekanntmachungen aller Art finden di» erfolg­reichste Verbreitung.

19V1.

Amtliche Nachrichten.

Verliehen wurde die silberne Verdienstmedaille dem Schulthei ßen B raun in Schopfloch, Oberamts Freudenstadt.

Uebertragen wurde die erledigte Oberamtsarztstelle in Neuenbürg dem Oberamtswundarzt Dr. Härlin in Calmbach.

Dersts^ev

* Berlin, 13. Mai. Die internationale Uebereinkunft zum Schutze des gewerblichen Eigentums wird in erster und zweiter Beratung ohne Debatte genehmigt, ebenso in dritter Lesung der Nachtragsetat und der Gesetzentwurf über das Flaggenrecht der Kauffahrteischiffe. Es folgt die 2. Be« ratung des Gesetzentwurfs über die Abänderung des Brannt- wcinsteuergesetzes. Abg. Fischbeck charakterisiert das Ver­halten der rechten Seite des Hauses, die den Seniorenkonvent überrumpelt und statt eines Notgesetzes, das die Verlängerung der Geltung des bestehenden Gesetzes auf ein Jahr festsetzen und sich nur auf die Brennsteuer beziehen sollte, neue, materiell rechtliche Bestimmungen in der Kommission durch­gesetzt haben. Abg. v. Wangenheim tritt den Aus­führungen Fischbecks entgegen. ES könne nicht verlangt werden, daß sich das Haus durch jede Abmachung des Seniorenkonvents gebunden fühle. Abg. v. Wangenheim (dtsch.-kons.) tritt für die Kommisstonsbeschlüfse ein und bittet, den Antrag Fisch deck auf Erlaß eines Notgesetzes abzulehnen. Abg. Pachnicke (Frs. Vg.) erklärt die Herabsetzung des Kontingentes für unannehmbar. Seine Freunde würden gegen die Kommisstonsbeschlüfse stimmen. Abg. Wurm (Soz.-Dem.) weist darauf hin, daß der Zweck des Gesetzes nur der sei, den Brennern keine neue Konkurrenz zu schaffen. Abg. Paasche (nl.) stellt sich bezüglich der Kontingentierung auf den Standpunkt des Abg. von Wangenheim und stimmt den Beschlüssen der Kommission zu. Abg. Richter (frs. Vp.) tadelt scharf das Verhalten der Rechten gegenüber den Abmachungen des Seniorenkonvents und spricht gegen die Kommissionsbeschlüsfe. Abg. Holtz (Rp.) bittet um An­nahme der Kommisssonsbeschlüsse. Die Herabsetzung der Kontingentsziffer auf 50 000 Liter wird daraus gegen die Stimmen der Linken angenommen. Abg. Fisch deck (Fr. Vp.) wendet sich gegen die vorgeschlagene Erhöhung der Brenn­steuersätze um 50 o/o, die eine große Ungerechtigkeit gegen die gewerblichen Brennereien bedeuten würde. Nach längerer Debatte wird der Antrag Fischbeck, die gegenwärtige Steuer bis zum 30. September fortzuerheben, abgelehnt und der Kommissionsantrag auf Forterhebung unter gleichzeitiger Erhöhung der Steuersätze um 50 " o angenommen. Der Rest des Gesetzes wird debattelos genehmigt. Es folgt die dritte Lesung des Gewerbegerichtsgesetzes. Der Entwurf wird mit zwei unbedeutenden Aenderungen definitiv an­genommen.

* Altensteig, 14. Mai. Der alte TitelAcciser", die bisherige Amtsbezeichnung der württembergischen Ortssteuer­beamten, ist nun auch ein Opfer der modernen Zeit ge­worden. Nach einer in der neuesten Nummer desAmts­blatts des K. Steuerkollegiums" publizierten Verfügung des K. Finanzministeriums vom 18. vorig. Monats ist nämlich die bisher übliche BenennungAccisamt",Acciser,"Stadt- acciser" amtlich von jetzt ab nicht mehr anzuwenden. Der offizielle Titel dieser AmtSstellen und Beamten wird künf­tig nur noch lauten:Ortssteueramt" bezw.Ortssteuer­beamter".

* In Neuweiler brannte am Freitag mittag 12 Uhr das Wohn- und Oekonomiegebäude von Peter Waidelich in kürzester Zeit bis auf den Grund nieder. Von mehreren sehr bedrohten Nachbarhäusern konnte die Gefahr des Er­griffenwerdens abgewendet werden und gelang dies nament­lich durch die erst vor Kurzem im Orte eingeführte Wasser­leitung. Der Schaden berechnet sich auf 6600 Mk. Ueber die Entstehungsursache erfährt man, daß ein für Augenblicke unbewachtes Kind das Feuer entfacht habe. (C. W.)

* Reutlingen, 13. . Mai. (Geschäftsgang.) Die seit Anfang dieses Frühjahrs eiugetretene Krisis in den hiesigen Maschinenfabriken hat sich glücklicherweise nicht verschärft und scheint jetzt wieder einer Besserung Platz zu machen. Das größte Geschäft dieser Branche, das Bruderhaus, läßt bereits jetzt wieder die volle Zeit arbeiten und hat auch Aussicht auf größere Aufträge für den Sommer; dagegen sah sich eine andere Firma veranlaßt, im Interesse ihrer Konkurrenzfähigkeit neben der Verminderung der täglichen Arbeitszeit auch die Akkordsätze zu reduzieren. Dies eröff­net für die betroffenen Arbeiter keine angenehme Aussicht, doch soll auch hier die Arbeitszeit so bald als möglich wieder auf die frühere Dauer festgesetzt werden.

* Der württembergische Schwarzwaldverein bringt im laufenden Monat an seine Mitglieder ein weiteres Blatt feines ausgezeichneten neuen Kartenwerks, nämlich das Blatt Freudenstadt, von nun an das Neueste und Beste, was der Wanderer für die ganze Gegend zwischen Freuden­stadt und Hornisgrinde benützen kann. Der Schriftleiter des Vereins, Professor Völker in Stuttgart, hat das Seinige gethan, um noch auf Pfingsten dieses längst ersehnte Blatt gebrauchsfertig zu machen. Wir können nur jedem Freund des Schwarzwalds, der noch nicht beigetreten ist, raten, seine Mitgliedschaft beim nächsten Bezirksverein oder der Geschäftsstelle in Stuttgart, Schellingstraße 15, anzumelden. Mitglieder erhalten alle neuen Blätter oder Karten gratis als Vereinsgabe. Im Buchhandel kostet ein Blatt auf­gezogen in Taschenformat 2 Mk.

* (Württ. Wirts verb and.) In einer zu Ludwigs­

burg stattgehabten Sitzung des engeren Landesausschusfes wurde die Tagesordnung für den am 4. und 5. Juni zu Calw stattfindenden Verbandstag festgestellt. Danach wird sich derselbe in erster Linie mit dem Umgeld und der an die Stände gerichteten Eingabe um Abschaffung desselben befassen. Der neue Entwurf über die Ruhezeit der im Gast­wirtsgewerbe Beschäftigten wird auch zur Erörterung stehen. Das Schmerzenskind der Wirte, die Flaschenbierfrage, soll einer Lösung durch ein entschiedenes Vorgehen aller Wirte des Landes entgegengeführt werden. Auf Anregung des Wirtsvereins Ravensburg soll auch die große Konkurrenz, welche den Wirten durch die Vereins- und Gesellenhäuser erwächst, einer Erörterung unterzogen und eingehende Er­hebungen über die Art und den Umfang dieser Betriebe an­gestellt werden.

* Eßlingen, 13. Mai. In einem hiesigen Bezirksort war der jetzt bereits 25 Jahre alte Sohn einer Witwe zur Unterstützung seiner Mutter vom Militärdienst vorläufig be­freit worden. Da derselbe aber seiner Mutter gegenüber den im Gesetz vorgesehenen Verpflichtungen nicht nachkam, wurde er am vergangenen Samstag von der Militärbehörde eingezogen und dem Feldartillerieregiment in Ulm zugeteilt.

* (Verschiedenes.) Uebel mitgespielt hat die Tochter des Sonnenwirts Messing in Calmbach einem durch ge­nannten Ort gehenden Handwerksgesellen, den der Hund des Sonnenwirts angefallen und gegen welchen er sich mit einem Kollegen zur Wehr setzte. Als dies das Mädchen sah, griff sie nach einem eisernen Rechen und schlug auf die Beiden ein, verletzte sie am Kopf und traf den einen so unglücklich ins Auge, daß es verloren ist. Die Polizei nahm sich des Verletzten an und gab denselben sofort in ärztliche Behandlung. Am Samstag nacht kam nach Cannstatt ein Botenfuhrwerk, das in Hellen Flammen stand. Einige beherzte Männer lenkten das gefährliche Gefährt in die freie Karlsstraße nnd spannten die Pferde los. Der Wagen, vollbeladen mit zum Teil recht brennbaren Güter­stücken, brannte bis auf die Räder nieder. Der Führer, Glemser jr. aus Eßlingen, erlitt schwere Verletzungen. Als Ursache des Brandes wird angenommen, daß eine Benzin­flasche zersprungen sei, deren Inhalt sich über die Wagen­laterne ergossen habe. In Lützenhardl fiel das 2jähr. Söhnchen des Metzgermeisters Joseph Bauknecht beim Pflücken von Vsumen in die Waldach. Sofort angestellte Wieder­belebungsversuche blieben erfolglos. In Ulm wurde ein dortiger Bierbrauer mit seinem Oberbräuer verhaftet. Sie sind beschuldigt, seit längerer Zeit die abgestandenen Bier­reste aus den Gläsern der Gäste zusammengeschüttet und mit schaumigem Bier vermischt und verkauft zu haben. In einem Hause am Dorotheenplatz zu Stuttgart wurde am Sonntag mittag ein etwa 20 Jahre altes Mädchen tot in seinem Bette aufgefunden. In Mengen hat sich der

»K Aesesrucht M

Wenn alle Welt den Armen läßt Und wenn kein Wort ihm bliebe, Am ew'gen Himmel stehst du fest, Stern heiliger Mutterliebe.

Kin Hartes Hetöbnis.

Frei nach dem Amerikanischen von I. v. Böttcher.

(Fortsetzung.)

Ehe Ihre Wunde nicht geheilt, ist es ganz unmög­lich, daß Sie mein Haus verlassen," antwortete Oran in ent­schiedenem Tone, während Mine in bittere Thränen aus­brach .

Er erwartete in peinlichem Schweigen, daß sie ruhiger werden möchte. Wie die meisten Männer, war er den Thränen eines Weibes gegenüber ratlos.

Aber in diesem Augenblicke kam ihm Mrs. Griffins zuhilfe.

Wenn wir sie so fortfahren lassen," sagte sie mürrisch zu ihrem Herrn gewendet,wird sie bald in heftigem Fieber liegen. Ich werde ihr einige beruhigende Tropfen geben, welche der Doktor mir für den Fall hier gelassen hat."

Das wird Wohl das beste sein," versetzte er sichtbar erleichtert.Miß Rodney," fuhr er fort, leicht eine von Alinens Hände berührend, mit denen sie ihr Gesicht bedeckte, nehmen Sie sich die Sache nicht so zu Herzen. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß Sie die Ihrigen bald Wiedersehen werden, gedulden Sie sich nur wenige Tage."

Das Mädchen weinte nur um so heftiger, und als Mrs. Griffins mit der Arznei sich näherte, wehrte sie den dargebotenen Heiltrank heftig zurück.

Ich habe noch nie ein so eigensinniges Kind gesehen," sagte Mrs. Griffins ärgerlich.Sie muß durchaus die Arz- nei nehmen."

Sie werden uns doch nicht zwingen wollen, Gewalt auzuwenden?" sagte Oran Delaney.Sie müssen den Weisungen des Arztes folgen."

Ich will nicht wie ein Kind eingeschläfert werden, ich will reden!" schluchzte Mine.

Das können wir auch morgen," erwiderte er, und plötzlich fühlte Mine, wie ein starker Arm sich um ihre Schultern legte, ihre Hände wurden von ihrem Gesicht fort­gezogen und trotz ihres Widerstandes wurde ihr ein Thee- löffel zwischen die Lippen gedrückt und nicht eher wieder entfernt, als bis sie die Arznei hinuntergeschluckt hatte.

Wie können Sie es wagen?" rief sie zornflammend aus, jedoch Mrs. Griffins bemerkte gelassen:

Wenn Sie sich wie ein Kind benehmen, müssen Sie auch wie ein solches behandelt werden."

Mine warf einen schnellen Blick auf Mr. Delaney, der nichts weniger als erschrocken, sondern im Gegenteil fast belustigt über ihren Zornesausbruch schien.

Verzeihen Sie," sagte er artig, aber kalt,ich wollte Sie nicht beleidigen, aber es war notwendig für Sie, der Vorschrift des Arztes uachzukommen. Zürnen Sie mir nicht zu sehr, weil ich meine Pflicht gethan," mit diesen Worten verließ er das Zimmer.

Obgleich Mine in ihrer Empörung über Mr. Delaneys Gewaltthat fest entschlossen war, dem Einflüsse der ihr auf­gezwungenen Arznei zu widerstehen und wach zu bleiben, verfehlte dieselbe dennoch ihre Wirkung nicht, und nach kurzer Zeit schlossen sich ihre Augen zu einem sanften Schlafe.

Mrs. Griffins blieb als treue Wächterin an ihrer Seite, wie jemand, der an solche nächtlichen Wachen ge­wöhnt war, bis die kurze Sommernacht vorüber und der grauäugige Morgen durch die herabgelassenen Vorhänge neugierig auf das schöne Mädchen blinzelte, welches von tiefem Schlummer befangen dalag.

Die finstere, aber sorgsame Wärterin blickte zuweilen mit offener Bewunderung nach dem lieblichen Gesichtchen hin, das dort auf weichem Pfühle ruhte und verglich es in Gedanken schaudernd mit der scheußlichen Fratze, die sie täglich anzusehen berufen war.

Sie ist schön wie ein Engel," murmelte sie.Wie entsetzlich wäre es, wenn jener Teufel sie gemordet hätte."

Nach einiger Zeit verließ sie das Zimmer, schloß die Thür sorgfältig hinter sich zu und blieb etwa zwei Stunden abwesend. Ms sie mit einem leichten Frühstücke wieder­kehrte, war Mine erwacht und sah sich träumerisch im Zim­mer um.

Hoffentlich hat der Schlaf Ihnen wohlgethan, Miß Rodney," fragte sie und Mine konnte nicht umhin, dies zu­zugestehen.

Trotz ihrer Wunde und ihrer Unruhe mundete ihr das Frühstück vortrefflich. Sie war entschlossen, alles zu thun, um nur so bald wie möglich wieder hergestellt zu sein und zu den Ihrigen zurückkehren zu können. In wel­cher Sorge mußte ihre arme Mutter nicht um sie sein und was würden die Ihrigen zu ihrem Abenteuer sagen. Sie würden gewiß verzeihen, aber sie wollte sich auch nie wie­der durch ihre Unbedachtsamkeit zu neuen Thorheiten ver­leiten lassen.

Eine ganze Weile hatte sie so gelegen, Vorsätze bildend und Luftschlösser bauend, als sie plötzlich durch die Wieder­holung jenes entsetzlichen Geschreies vom vorhergehenden Tage aufgeschreckt wurde. Die gräßlichen Töne durchschallten das ganze Haus und Aline verbarg laut aufschreiend ihren Kopf unter die Bettdecke.

Aengstigen Sie sich nicht, liebes Kind," sagte Mrs. Griffins, schnell sich ihr nähernd,ich muß Sie für kurze Zeit verlassen. Aber ich werde die Thür fest verschließen. Niemand wird Ihnen etwas zuleide thun."

Obgleich Mine hörte, wie sie die Thür verschloß und

Wegen des Htmmelfahrtssestes fällt sie Samstags-Nummer aus. Inserate für die Sonntags-Nummer erbitten wir uns möglichst frühzeitig.