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Wr. 72.

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Samstag, 11. Mai

Amtliche Rachrichte«.

Die niedere Post- und Telegraphendienstprüfung haben u. A. mit Erfolg bestanden: Jinanuel Henßler von Alten­steig und Wilhelm Schwizgäbele von Wildbad.

Bestätigt wurde die Wahl des Gemeindepflegers Gottlieb Seibold von Maisenbach, Oberamts Neuenbürg, zum Schultheißen dieser Gemeinde.

Ei*Sl«rir0 iir Asten.

0 Hätten Cecil Rhodes, Chamberlain und Genossen voraussehen können, was sie mit ihrem Anschlag gegen Süd­afrika anrichten würden, sie hätten sich doch Wohl gehütet, den Krieg gegen die beiden südafrikanischen Republiken in so frivoler Weise vom Zaune zu brechen, wie sie es s. Z. gethan haben. Es sind jetzt gerade zwei Jahre darüber hingegangen, seitdem unverkennbare Spuren des Rhodes- Chamberlainschen Planes, die beiden Republiken der uner­sättlichen Ländergier Albions zum Opfer zu bringen, zu Tage traten. Die nächsten Wochen und Monate waren als­dann mit Verhandlungen angefüllt, in denen die Engländer ausschließlich mit Fälschungen arbeiteten, um den Anschein zu erwecken, daß Albion von den Boerenrepubliken provociert werde. Britische Streitkräfte wurden an die Grenzen der vereinigten Republiken vorgeschoben und mit dem Herbst begannen die Feindseligkeiten. Die Feindseligkeiten, aus denen die Engländer, die aus den Erfahrungen des Jame- sonschen Einfalls und Reinfalls nichts gelernt, in wenigen Wochen als glänzende Sieger hervorzugehen erwarteten. England Herr von ganz Südafrika, England im Besitz der unerschöpflichen Goldminen Transvaals, das war der Traum Chamberlains und seiner Eingeweihten.

Und heute, zwei Jahre später, wie sieht es da aus? England hat, um sein Renommee zu wahren, die unglaub­lichsten Opfer gebracht. Das reiche Land ist ausgepreßt worden wie eine Zitrone, die waffenfähige Jugend ist ge­nötigt worden, gegen die gefürchteten Boeren in den Krieg zu ziehen. England steht vor dem Bankerott, ist vollständig ohnmächtig geworden allen anderen Mächten gegenüber und steht trotzdem ratlos der Frage gegenüber, wann denn end­lich einmal der südafrikanische Krieg ein Ende nehmen werde. Was wollen gegenüber den ursprünglich gehegten hoch­fliegenden Erwartungen die jämmerlichen Gewinnlisten be­sagen, die sich Lord Kitchener nicht geniert in gemessenen Zeitabständen nach London zu übermitteln. Botha, Dewet, Kruitzinger, und alle die anderen Boerenhelden, find allen englischen Anstrengungen zum Trotz heute noch frei und zeigen eine so lebhafte Thätigkeit wie kaum zuvor. Die englischen Truppen aber müssen sich, soweit sie nicht über­haupt im Lazaret liegen, darauf beschränken, die Eisenbahn­linien zu verteidigen, um wenigstens vor einer Hungersnot bewahrt zu bleiben.

Wären die Engländer nicht wirklich so gute Patrioten, es hätte in London schon heftige Stürme gegeben, und wer weiß, ob die Anstifter des ungerechten südafrikanischen Krieges nicht längst aus ihren Machtstellungen hinausgefegt worden wären. Das hoch, ja übertrieben ausgebildete National­bewußtsein des britischen Volkes hat die Machthaber bisher noch vor üblen Erfahrungen bewahrt. Aber allmählich be­ginnt es auch im englischen Volke zu kriseln, es ist eine mit jedem Tag mächtiger anschwellende Bewegung des Volkes gegen den Krieg zu konstatieren und es beginnt an allen Ecken und Enden zu gähren.

Das Parlament enthält eine zu starke Regierungs­majorität, als daß der Regierung schon jetzt die Forderungen verweigert worden wären, die sie zur Fortführung des süd­afrikanischen Krieges zu stellen genötigt war. Aber die Ein­führung der Zucker- und Kohlen-Ausfuhrzölle, die einen vollständigen Bruch mit der seit mehr denn 50 Jahren be­obachteten Handelsvertragspolitik Englands bedeutet, regt die Massen doch gewaltig auf. Wohin soll es führen, wie soll es enden? hört man aller Orten fragen. England hat es seit einem halben Säkulum nicht mehr nötig gehabt, für irgend einen seiner zahlreichen und großen Kriege neue Geld­quellen zu erschließen; jetzt muß es dieses lumpigen Trans­vaalkrieges wegen in den sauren Apfel der Ausfuhrzölle beißen.

Will sich England nicht vollständig ruinieren, dann bleibt ihm nicht anderes übrig, als alle Rücksichten auf Reputation und Ansehen fahren zu lassen, die Unabhängig­keit der Boeren anzuerkennen und mit den Goldminen vor­lieb zu nehmen, die ihnen von den Boeren vielleicht frei­willig abgetreten werden. Vor der Welt aber muß Eng­land das niederschmetternde Eingeständnis ablegen, daß es außer Stande war, mit dem kleinen Boerenvolke fertig zu werden, so daß sich hier im Kleinen bewahrheitet, was im Großen gilt: Die Weltgeschichte ist das Weltgericht.

Deutsches

* Berlin, 8. Mai. Auf der Tagesordnung steht zu­nächst die dritte Beratung des Weingesetzes. In der General­diskussion kennzeichnen die Abgg. Dr. Schmidt (Mainz. Ztr.), Wallenborn (Ztr.), Deinhardt (nat.) und Schüler (Ztr.) noch einmal ihren Standpunkt zu dem ganzen Gesetz, das einen erheblichen Fortschritt gegenüber dem bisherigen Zustand bedeute. Abg. Preiß (Elsäss.) erklärt als Purist, daß mehr reiner Naturwein in den Handel gebracht werden dürfe, und daß er für Einführung des Deklarationszwanges ein­trete. Nach längerer Debatte wurde das Weingesetz auf Antrag Blankenhoru (nat.-lib.) en bloc nach den Beschlüssen der zweiten Lesung angenommen. Von den von der Kom­mission vorgeschlagenen Resolutionen werden drei von der Tagesordnung abgesetzt und die vierte auf Vorlegung eines Reichsgesetzes zur Ueberwachung des Verkehrs mit Nahrungs­und Genußmitteln durch Anstellung von besonderen Be­amten angenommen. Es folgt die zweite Beratung des Antrags Gröber (Ztr.) auf Gewährung von Anwesenheits­geldern und freier Eisenbahnfahrt für die Reichstagsmit­glieder. Abg. Gröber tritt lebhaft für die von der Kommission vorgeschlagene Fassung seines Antrages ein und macht insbesondere darauf aufmerksam, daß die Ge­währung von Anwesenheitsgeldern auch im Interesse des Bundesrats und der Förderung der gemeinsamen Arbeit liege. Abg. v. Levetzow (kons.) erklärt sich namens seiner Freunde gegen den Antrag. Die Gewährung von Diäten werde keine Verbesserung herbeiführen, sondern das Niveau des Reichstags Herabdrücken. Abg. Singer (Soz.) betont, daß es sich hier um eine Frage der Würde des Reiches handle. Der Reichstag möge durch Annahme des Antrages beweisen, daß er aus .Kerls" bestehe, die sich nicht ein­schüchternlassen. Staatssekretär Graf Posadowsky giebt die Erklärung ab, daß das von Singer gekennzeichnete Ge­rücht auf freier Erfindung beruhe. Abg. v. Arnim (Rp.) ist gegen den Antrag. Abg. Büsing wünscht namens der Nationalliberalen eine andere Lösung dieser Frage, aber von einer Gegenleistung dürfe keine Rede sein. Abg. M ül l e r-Sagan (freis. Bp.) ist gleichfalls für die Gewähr­ung ohne Gegenleistung. Abg. Rickert (freis. Ver.) beantragt namentliche Abstimmung über den Antrag. Die Abgg. Gaebel (antis.), Hauß (Elf.), Lerno (Ztr.) sprechen für Oertel (d.-kons.) gegen den Antrag in seiner gegenwärtigen Fassung, ebenso Abg. Arendt (Bp.). Der Antrag wird mit 185 gegen 40 Stimmen in der Kommissionsfassung angenommen.

wrrirtteiiibeirgisetzeir Landtag.

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 8. Mai. (40. Sitzung.) Zur Beratung steht zunächst Kapitel 19a, des Etats: Abteilung für die Ver­kehrsanstalten. Berichterstatter Dr. v. Kiene giebt all­gemeine statistische Angaben aus dem Etat der Berkehrs- austalten. Das Eisenbahnnetz umfasse in Bälde 1917 Klm. 581 Lokomotiven. 1226 Personenwagen und 8416 Güterwagen sind im Betrieb. 24 Millionen Lokomotiv­kilometer wurden zurückgelegt und über 32 Millionen Per­sonen, wovon 93,2 Proz. in 3. Klasse befördert. Der Güterverkehr hat sich um 3,5 Proz. gesteigert. Insgesamt sind 13 757 Angestellte vorhanden. Das Anlagekapital be­trägt 593 Mill. Mk., wovon auf Anlehenskapital 512 Will. Mk. entfallen. Die Eisenbahnschuld beträgt 442 Will.; es müssen 16,5 Mill. Zinsen bezahlt werden. Unter der Eisen­bahnschuld laufen auch die Ausgaben für die Post. Gegen­über den Bahnen der anderen Bundesstaaten stehen unsere Eisenbahnen bezüglich der Rente so ziemlich an letzter Stelle, was daher kommt, daß in unserem Etat auch die Ausgaben für Bahnmaterial, Post :c. enthalten sind. Der Betriebs- konfizient sei der zweitungünstigste in Deutschland. Die kilometrische Einnahme betrage bei uns 31 680 Mk., in Preußen 44 000 Mk. und in Sachsen sogar 49 000 Mark. Unser Reinertrag sei jedoch höher als der Zinsbedarf. Der Eisenbahnetat sei von Seiten der Regierung so vorsichtig aufgestellt, daß es schwer sei Abstriche zu machen. Redner bespricht die geplante finanzielle Besserstellung der Beamten und deren Dienstzeit. Die Arbeiterausschüsse sollten aufge­baut und auch auf die Strecke und auf die Stationen aus­gedehnt werden. Bezüglich der Tariffrage seien in letzter Zeit eine ganze Reihe von Vergünstigungen gewährt worden, auch die Landwirtschaft habe viele Erleichterungen erfahren. Den Erntenrlaubern und den landwirtschaftl. Arbeitern sollte freie Fahrt gewährt werden. Das Projekt für die süd­deutsche Personentarifreform gehe nicht recht vom Fleck. Die allgemeine Betriebsgemeinschaft sei anzustreben, ebenso die Zweipfennig-Taxe für den Klm. Neben der Landeskarte sollte auch das Kilometer-Heft aufgehängt werden, 500 Klm. seien aber als Gesamtsumme genügend. In Hessen habe

die vierte Wagenklasse mit dem 2 Pfennig-Satz allgemeine Befriedigung hervorgerusen. Die 4. Wagenklasse mache aber die Sache viel zu kompliziert, das beste sei nicht 4 sondern 2 Wagenklassen zu haben. (Sehr richtig!) Was man in der 4. Klasse bieten will, kann man doch auch in der 3. Klasse erreichen und diese sollte man mit dem 2 Pfennig- Tarif auSstatten. Einen billigeren Satz der 3. Klasse für den Nahverkehr, das ist unser nächstes Ziel. Eisenbahnunfälle sind bei uns in den letzten Jahren am wenigsten vorge­kommen. In jedem Zug sei ein Verbandskasten mitzusühren und auf jeder Station sollte Verbandzeug vorhanden sein. Die Angestellten sollten Unterricht im Sanitätswesen erhalten und in der Generaldirktion sei ein Arzt ständig anzustellen. Redner hat gehört, daß ein Kleinbahngesetz in Aussicht stehen soll und bestreitet, daß die neue Verkehrsorduung rechtsgiltig sei. Der Bundesstaat sei zu der erlassenen Rechts­norm nichtzuständig gewesen. Redner erwähntdenKommissions- beschluß bezüglich der preußisch-württembergischen Eisenbahn­tarifgemeinschaft und legt uocheinmal die Gründe dar, welche die Kommission bewogen haben, den Antrag, eine derartige Gemeinschaft einzugehen, abzulehnen. Es sei Wohl zu unter­scheiden zwischen der Vereinfachung des Betriebs und der Eisenbahngemeinschaft. Die Reichsverfassung wünsche nur den gleichmäßigen Betrieb der Bahnen, nicht aber den ge­meinschaftlichen. In Hessen habe die Stimmung sehr um­geschlagen, was Redner an drastischen Beispielen erläutert. Es sei im Interesse des Landes, seine Selbständigkeit voll und ganz zu wahren. Im Falle einer preuß.-württ. Ge­meinschaft hätten wir allerdings in 3 Jahren etwa 4 Mill. Mark mehr erzielt, aber gegen dieses Linsengericht verkaufen wir unser politisches Erftgeburtsrecht nicht. (Bravo!) Wenn das Reich die Sache übernehme, dann sei das etwas ganz anderes, als die Rechte an Preußen abzugeben. Auch die Ueber- nahme der Post an das Reich müßte das württ. Publikum bezahlen. Auch in Bayern und Baden besteht absolut keine Aus­sicht, daß die Selbständigkeit der Staatsbahnen angetastet würde. Redner polemisiert nunmehr gegen den Kommissions­minderheitsantrag, der die Regierung zu Verhandlungen mit Preußen auffordere. Redner schließt mit den Worten von Mittnachts:Die württ. Eisenbahnen sind für uns ein Gut von so hoher sozial-politischer und volkswirtschaftlicher Be­deutung, das wir am besten in eigenen Händen behalten! (Bravo!) Minister Frhr. v. Soden: Bezüglich der Frage der Betriebsgemeinschaft liege ein Antrag vor, welcher aber noch im Ministerium beraten werden muß. Auch in Süd­deutschland gehen die Meinungen, betr. des Tarifsatzes für die 3. Klasse sehr weit auseinander. Auf eine diesbezügliche Anfrage an die süddeutschen Verwaltungen seien abschlägige Antworten erfolgt. Der gegenwärtige Zeitpunkt sei der denkbar ungünstigste, mit einer Verbilligung der Tarife vor­zugehen. Redner giebt eine allgemeine Ueberficht über die Einnahmen und Ausgaben des Eisenbahnetats und stellt fest, daß der Reinertrag über 16('z Millionen Mark betragen werde. Zuweisungen zum Reservefond müssen diesmal auch recht klein werden. Unsere Eisenbahneinnahmen bilden den Rückgrat unseres Etats, deshalb sollte man bei Verbilligung der Tarife vorsichtig zu Werke gehen. Redner steht einer Verbilligung der Tarife sympatisch gegenüber, hat sogar eine partielle Tarifverbilligung geprüft, wünscht jedoch, daß man der Regierung den geeigneten Zeitpunkt zur Tarif­verbilligung überlasse. Eine Vergrößerung des Nahverkehrs bedinge eine Vergrößerung verschiedener Bahnhöfe, nament­lich des Stuttgarter Bahnhofs, in dem zurzeit täglich 326 Züge verkehren. Die Regierung werde demnächst über Ver­größerung desselben mit einer Vorlage an das Haus heran­treten. Der Einführung der Kilometerhefte steht Redner sympatisch gegenüber. Eine 4. Klasse sei unnötig. Be­treffs den vom Vorredner gegebenen Anregungen bczügl. der Eisevbahnunfälle, Hilfeleistung bei Unfällen rc. beruft sich der Minister auf die Bahuordnung, die er verliest. Der Anstellung eines Arztes stehen keine Schwierigkeiten entgegen, v. Geß vertritt den Standpunkt des Antrags der Kommissionsminderheit, indem er auf die geringen Er­träge unserer Eisenbahnen, auf ihre sehr erheblichen Bau­kosten, auf die Belastung des Volkes durch direkte Steuern u. s. w. hinweist. Man wünsche ja nur, daß die Frage zuerst geprüft werde. Die Verhandlung wird hier ab­gebrochen.

* Alten steig, 10. Mai. Bon zuverlässiger Seite er­fahren wir, daß die Verhandlungen des Kirchengemeinderates über die Neuordnung des kirchlichen Gebührenwesens im Einverständnis mit den bürgerlichen Kollegien zum Abschluß gekommen sind. Die Gesamtsumme, die seither jährlich an Gebühren für Taufen, Trauungen und Beerdigungen an Pfarrer, Lehrer, Organisten, Mesner, Orgeltreter bezahlt