I'elspkov Xv. 11.
Erscheint DienSlag, Donnerstag, SamStag und Sonntag mit der GratiS-Beilage Der SonntagS- G ast.
Bestellpreis pro Quartal im Bezirk u. Nachbar- vrtSverkehr Mk. 1.15 außerhalb desselben Mk. 1S5.
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EinrückungSpreiS für Mensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Einrückung je 8 Pfg. bei mehrmal. je S Pfg. auswärts je 8 Pfg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
Man abonniert auswärts auf dieser Blatt bei den Kgl. Postämtern und Postboten.
Donnerstag, 9. Wai
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1901.
Amtliche Rachrichte«.
Infolge der im Monat April vorgenommenen Prüfung find u. a. nachstehende Präparanden in das Seminar Nagold ausgenommen worden: Otto Glück von Walddorf; Karl Habel von Dobel; Wilhelm Hauber von Nagold; Christian Kirn von Walddorf; Hermann Lnz von Nagold; Johann Rentschler von Naislach; Gotthilf Rümelin von Stammheim; Friedrich Sprenger von Ebershardt.
Am Kgl. landwirtschaftlichen Institut in Hohenheim und an der K. Weinbauschule in Weinsberg werden Wicder- holungskurse über Obftbaumzucht abgehalten werden, in welchen die Teilnehmer Gelegenheit zur Befestigung und Erweiterung der erworbenen Kenntnisse, sowie zum Austausch ihrer Erfahrungen erhalten sollen. Gesuche um Zulassung sind spätestens bis 8. Juni ds. Js. an das „Sekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart" einzusenden. Näheres s. Staats-Anz. Nr. 105 Beilage.)
Verrtsetzer
* Berlin, 6. Mai. Das Haus berät in zweiter Lesung den Entwurf eines Gesetzes, betreffend den Verkehr mit Wein, weinhaltigen und weinähnlichen Getränken, dessen Wortlaut nach dem Beschlüsse der Kommission schon mitgeteilt ist. Bei tz 2 erklärt der Staatssekretär Graf Posadowsky, daß kein Anlaß zu der Befürchtung vorliege, es werde das Reichsgericht infolge der bündigen Bestimmungen des tz 1, daß der Wein nur das Produkt gegohrenen Traubensaftes ist, diejenigen Weine, welche einen nach diesem Gesetz erlaubten Zusatz und eine erlaubte Kellerbehandluug erfahren haben, nicht als Wein anerkennen. Die tztz 3 bis 9 werden nach längerer Debatte unverändert angenommen. Bei tz 10 (Kellerkontrolle) spricht v. Posadowsky die Hoffnung aus, daß dieses Gesetz den Anstoß giebt, eine allgemeine einheitliche Nahrungskontrolle in Deutschland durch Personen einzuführen, welche unabhängig sind und auf der Höhe der chemischen Wissenschaften stehen. Abg. Schmidt-Elberfeld (freis. Volksp.) bittet um Ablehnung der Kontrolle, die wegen der großen Zahl der Betriebe und dem Mangel an Sachverständigen undurchführbar sei. Abg. Müller-Sagan betont, daß die Kontrolle auf den Weinhandel schädlich wirken würde. H 10 wird unverändert angenommen, ebenso der Rest des Gesetzes.
* Berlin, 7. Mai. Das HauS beschäftigt sich zunächst mit der Interpellation Herold (Ztr.) betr. die Vormusterung der Pferde für militärische Zwecke in Saat- und Erntezeiten. Kriegsminifter von Goßler erklärt, daß die Militärbehörden bezüglich der Musterungstermine von den Zivilbehörden abhängig seien und daß an letztere etwaige Beschwerden zu richten seien. Jedenfalls werde nach Möglichkeit Mes vermieden werden, um Mißstände zu beseitigen.
Aus Antrag Gröber (Ztr.) findet eine Besprechung der Interpellation statt. Es folgt die Interpellation Albrecht und Genossen (Soz.) betreffend die Anwendung der Vorschriften für die Errichtung und den Betrieb chemischer Fabriken auf die Fabriken in Griesheim. Abg. Hoch (Soz.) begründet die Interpellation. Er spricht die dringende Vermutung auS, daß die Gewerbegerichtsbehörde des Regierungsbezirks Wiesbaden in dem Griesheimer Falle die ihr reichsgesetzlich zum Schutze für Leben und Gesundheit der Arbeiter obliegenden Pflichten außer Acht gelassen habe. Es frage sich auch, ob die Berufsgenossenschaft die erlassenen Unfallverhütungsvorschriften gehörig kontrolliert und auf ihren praktischen Wert geprüft habe. Staatssekretär Graf Posadowsky hätte gewünscht, daß die Interpellanten mit ihrer Anfrage noch einige Wochen gewartet hätten. Es sei eine Untersuchung eingeleitet, und sie werde auf das sorgfältigste geführt. Auf Antrag Singers (Soz.-Dem.) findet eine Besprechung der Interpellation statt. Nach Erledigung der Interpellation des Abg. von Hodenberg (Welfe) betreffend die Befreiung der in Südafrika in englischer Gefangenschaft befindlichen deutschen Missionare, wird die Beratung vertagt.
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Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 7. Mai. (38. Sitzung.) Die Kammer der Abgeordneten beriet in ihrer heutigen Sitzung zunächst die Etatskapitel 111—114, Ertrag der Domänen u. s. w. Hiebei ergab sich ein Minderbetrag aus den Staatsgütern gegen früher, was Frhr. v. Wöll Warth mit der Notlage der Landwirtschaft in Zusammenhang brachte. Bei dem Kapitel „Forsten" entspann sich eine längere Debatte, in der die Redner Wünsche betr. des Holzverkaufs u. s. w. vorbrachten; namentlich wegen der Abgabe von Waldstreu wurden von allen Seiten Wünsche vorgebracht, deren Befriedigung seitens des Ministeriums zugesichert wurde. Hiezu wurde ein Antrag angenommen, der dahin lautet, daß den Gemeinden auf ihr Ersuchen allgemein gestattet werden soll, statt der aus Kosten der Gemeinde zusammengerechten Streu an die Gemeindeangehörigen die Waldflächen zum Einsammeln der Laubstreu abzugeben. Nachdem Forstpersonal- fragen erledigt waren, entspann sich noch über die Erhöhung der Holzhauerlöhne eine kurze Debatte.
* Radfahrer dürfte es interessieren, daß bei dem am vergangenen Sonntag, 5. Mai, in Metzingen abgehaltenen Hauptconsulat der Allgem. Radfahrer-Union (deutscher Turner-Club) zwei Mitglieder deS „Velo-Club Nagold" die Weitpreis-Medaille erhielten.
* Pfalzgrafenweiler, 6. Mai. Am letzten Sonntag war in der Traube zu Durrweiler eine größere Anzahl von Männern und Frauen um den durch sein bescheidenes Wesen allgemein bekannten und beliebten „Johann Michael Schmid" zu einer kleinen Feier versammelt. Demselben wurde davei ein Ehrendiplom nebst einem Geldgeschenk überreicht, das ihm vom landwirtschaftlichen Verein" deS Bezirks in Anerkennung seiner 15jährigen treuen Dienste bewilligt worden war.
* Dornstetten, 5. Mai. Zum Zweck einer gründlichen Restauration der hiesigen Stadtkirche haben die hiesigen bürgerlichen Kollegien die Summe von 13,000 Mk. bewilligt. Das Gotteshaus soll ein neues Gestühl erhalten und an Empore und Plafond ein entsprechender Umbau vorgenommen werden.
* Freuden st adt, 6. Mai. Bei der gestrigen Plenarversammlung des hiesigen Gewerbevereins Freudenstadt nahm der Vorsitzende, Stadtschultheiß Hartranft, in seinem Bericht über die Thätigkeit des Vereins im abgelaufenen Jahr Stellung zu den in der letzten Zeit aufgetauchten Eisenbahnprojekten. Dabei vertrat er den Standpunkt, daß unsere Oberamtsstadt in erster Linie für das Projekt Dunningen— Dornhan—Loßburg eintreten müsse, obwohl die Bahn laut an bcstnnterrichteter Quelle eingezogenen Erkundigungen in absehbarer Zeit nicht gebaut werde, da das Projekt im Zusammenhang stehe mit der Fortsetzung der unteren Murgthalbahn. Stadtschultheiß Hartranft trat dann noch dafür ein, daß sich eine Eisenbahngemeinschaft, d. h. etwa eine süddeutsche Eisenbahngesellschaft bilden solle, um für die Verwirklichung der bestehenden Projekte zu agitieren. In Obermusbach hat eine Dame, Frau Baronin van der Ubrich, bereits fünf Auerhahnen erlegt.
* Freuden st adt, 6. Mai. Die hiesigen Bauhand-
werker haben Heuer vollauf zu thun, an allen Ecken und Enden gegen den neuen Stadtbahnhof und gegen den Wald wird emsig gebaut. Daneben ist ein größeres Unternehmen im Gang; indem sich eine Gesellschaft zum Bau von Landhäusern auf den Verkauf gebildet hat. Die Preise sind mäßig gestellt bis zu 9000 Mark herab für ein Einfamilienhaus. Das sehr ausgedehnte Baugelände in unmittelbarster Nähe des „Palmenwalds" von üppigem Wiesengrün umgeben mit weitem Fernblick und allen Erfordernissen eines angenehmen und gesunden Sommeraufenthalts hat die günstigste Lage. Der ständigen Nachfrage nach billigen Familienhäusern kommt dieses Unternehmen in erwünschter Weise entgegen. (St. Anz.)
* Calw, 5. Mai. Von dem hiesigen soz.-dem. Verein wurde das Gesuch an den Gemeinderat gerichtet, gegen eine Erhöhung der Getreidezölle zu „protestieren." Daraufhin haben die bürgerlichen Kollegien in einer gemeinschaftlichen Sitzung den einstimmigen Beschluß gefaßt, über die Eingabe
M Lefesrucht. K
Am größten ist alsdann des Fleißigen Behagen,
Wenn er deS TagS zuvor hat doppelt eingetragen.
Er freut stch, daß er heut' nun düife müßig sein,
Nnd in der Freude trägt er wieder doppelt ein.
Rückert.
Kin Hartes Ketöbnis.
Frei nach dem Amerikanischen von I. v. Böttcher.
(Fortsetzung.)
„Aus den Augen, aus dem Sinn," erwiderte gutmütig lachend Mine. „Mir erging es ebenso. Ich dachte nur an die Blumen, bis Sie plötzlich vor mir standen. Aber ich muß nach Hause, ob man meine Abwesenheit bemerkt hat. Ach Himmel, ich bin schon wieder in einer neuen Klemme und ich dachte mir wahrhaftig nichts dabei, als ich den Garten Hinabstieg. Ich werde die Köchin fußfällig bitten müssen, nichts von der Leiter und dem Buche zu verraten."
„Wenn Sie so sicher sind, daß man Sie entdeckt hat, so brauchen Sie sich nicht zu beeilen, in Ihr Gefängnis zurückzukehren," sagte Oran Delaney, eine schöne Traube in der Hand wiegend. „Eine Stunde mehr oder weniger kann den Zorn Ihrer Köchin nicht um bedeutendes erhöhen."
„N—ein, ich glaube nicht," sagte Mine, der Versuchung nachgebend. „Und ich schaudere davor, gerade jetzt wieder in das einsame Zimmer zurückzukehren. Aber vielleicht," und dabei sah sie ihn ängstlich fragend an, „vielleicht wäre es Ihnen lieb, wenn ich ginge. Vielleicht bin ich Ihnen lästig." — Er seufzte tief und schwer auf und sah sie mit eigentümlichem Blick an.
„Mir ist Alles lästig," sagte er kurz. „Aber wenn Sie bleiben wollen, Kind, so bleiben Sie. Sie stören mich durchaus nicht."
„Danke für die freundliche Erlaubnis," sagte Mine lächelnd, die alle Furcht vor ihm verloren hatte. „Ich werde nicht sogleich gehen; denn ich möchte, ehe ich nach Hause gehe, mir noch Gewißheit über einzelne Dinge verschaffen."
„Sie sind bewunderungswürdig offenherzig."
„Finden Sie?" fragte sie freimütig. „Und wollen Sie mir der Wahrheit gemäß antworten?"
„Das hängt von den Umständen ab" erwiderte er mit leichtem Stirnrunzeln.
„Das heißt, Sie setzen zudringliche Fragen voraus?" lachte sie munter. „Aber wissen Sie auch, Mr. Delaney, daß Sie lange schon für mich ein Gegenstand der Neugierde gewesen sind?"
„Sie schmeicheln mir," erwiderte er leichthin.
„Ich weiß nicht, ob Neugierde schmeichelhaft ist oder nicht," sagte die freimütige Mine. „Aber der größere Teil meiner Neugierde betrifft dies große düstere Haus. Gehen wirklich Gespenster darin um, wie die Leute sagen?"
„Niemand geht darin um als ich — sonst kein anderes Gespenst," sagte er lakonisch.
„Leben Sie denn wirklich ganz allein hier?" fragte Mine, die seiner Antwort nicht recht Glauben schenken wollte.
„Ja" erwiderte er.
Sie ließ ihre Augen über den zierlich gedeckten Frühstückstisch gleiten und sah ihm dann ins Gesicht.
„Aber Mr. Delaney, eine Haushälterin müssen Sie doch haben. Wer sollte Ihnen denn solche Mahlzeiten bereiten?"
„Feenhände," versetzte er mit vollkommenem Ernste.
„Sie denken doch nicht, mir so etwas aufbinden zu können?" sagte Mine, die rosigen Lippen aufwerfend.
„Es ist die einzige Antwort, die ich Ihnen auf Ihre Frage geben kann."
Mine sah ihn fragend an. Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen, aber seine Worte klangen ernst und auf
richtig. Sie verstand, daß das Geheimnis des Gespensterhauses für sie ein Geheimnis bleiben werde.
Eine plötzliche Röte stieg in ihre Wangen bei dem Gedanken, daß sie seine Höflichkeit durch ihre Fragen schlecht belohne.
„Ich bitte Sie um Verzeihung für meine zudringlichen Fragen," sagte sie, „ich wollte nicht unhöflich sein, ich war nur unbedachtsam."
„Ich verzeihe Ihnen von Herzen," war seine höfliche Antwort.
„Und jetzt will ich mich bei Ihnen für Ihre Freundlichkeit bedanken und gehen," fuhr sie fort, indem sie auf- stand und sich der Thür zuwandte.
Auch Mr. Delaney war aufgestanden und öffnete ihr in seiner galanten Weise die Thür.
„Sie haben mir die Ehre erwiesen, einige Neugier für mein altes Haus zu bezeigen, Miß Rodney," sagte er. „Vielleicht hat dieser flüchtige Einblick in sein Inneres Sie nicht befriedigt. Möchten Sie nicht auch die anderen Räume in Augenschein nehmen?"
Sie durchschritten langsam die große, mit weißem Marmor gepflasterte Vorhalle, und Aline öffnete soeben den Mund zum Sprechen; aber eine furchtbare Unterbrechung ließ das Wort auf ihren Lippen erstarren.
Die beängstigende, schwüle Stille, welche in dem großen Herrenhause herrschte, wurde plötzlich durch einen lauten, lang anhaltenden, markerschütternden Schrei unterbrochen, einen Schrei so entsetzlicher, teuflischer Wut, daß das Blut in Alinens Adern stockte, und jedes anderen Menschen Haar sich vor Entsetzen gesträubt haben würde.
Jnstinktmäßig ergriff sie Mr. Delaney's Arm und starrte ihn mit weitgeöffneten, entsetzten Augen an, wie ein um Hilfe flehendes Kind.
Der Schrei wurde wiederholt, dann folgte ein anderer, und wieder einer, jeder gräßlicher, als der vorhergehende.