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Erscheint DienStaz, Donnerstag, SamStag und Sonntor mit der GratiS-Beilage Der Sonntags Gast.

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Mnslag, 15. Januar

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

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Amtliche Rachrichte«.

Im K. Landesbadspital Katharinenstift in Wildbad kann vom Mai bis September an bedürftige Kranke von württemb. Staatsangehörigkeit 1) freies Bad mit unentgelt­licher Aufnahme und Verpflegung; 2) freies Bad mit oder ohne Gratial; 3) Aufnahme gegen Entschädigung ge­währt werden. Aufnahmegesuche sind unter Beobachtung der bestehenden Vorschriften durch Vermittlung der Kgl. Oberämter spätestens bis zum 15. März d. I. bei der Kgl. Badv erwa ltung Wild bad einzure ichen. ____

^ Die PrettAeirfeie*.

Das Königreich Preußen begeht am 18. Januar das Fest seines 200jährigen Bestehens ! Das Land hat während seines ganzen Bestehens nie allzuviele aufrichtige Freunde unter den Staaten Europas gehabt; die Tüchtigkeit wurde anerkannt, aber die Vertraulichkeit blieb fern. Schwere Krisen traten an das Land heran, und neben genialen Fürsten standen Andere, welche ihrer Zeit sehr wenig Meister- Waren. Aber Preußen und seinen Königen hat es nie an Männern gefehlt, welche auch das Härteste zu mildern, welche zum allgemeinen Besten zu arbeiten wußten. Wenn die preußische Armee, die heute ein Teil der deutschen ist, die erste der Welt genannt wurde, so ist nicht zu vergessen, daß die preußische Verwaltung den gleichen Ruhm verdient. Heute steht sie in Deutschland freilich schon längst nicht mehr ohne Beispiel da, aber es gab lange Jahrzehnte, wo sic es in der That war, wo im emsigsten Bemühen der geringe Kleinstaat nach allen Seiten hin von ihr ausge­baut wurde.

In der Geschichte der preußischen Monarchie giebt es vor Allem drei Perioden, in welcher ihr Name in aller Mund war: Zuerst die Zeit Friedrichs des Großen, dann die der Freiheitskriege und zum Schluß die Zeit Wilhelm's I. Aus Preußen ward Deutschland; es ist mehr als einmal die Frage aufgeworfen, ob die Einigung aller deutschen Stämme so schnell und glatt erfolgt wäre, wenn nicht dem historischen Preußentum der große Staatsmann und Völkerkenner Bis­marck zur Seite gestanden hätte! Beweisen kann es Niemand, wie ohne Bismarck alles geworden wäre. Thatsache ist es aber jedenfalls, daß in gar manchem Jahrhundert Niemand die deutschen Eigenheiten so genau kannte, wie Bismarck.

Der Gang der preußischen Geschichte ist für die Dauer von zweihundert Jahren ein ruhmreicher, aber doch nur vereinzelt direkt blendender. Nur wenige Hohenzollern- fürsten traten aus dem schlichten Rahmen heraus, welche ihre Natur gezogen hatte, sie waren zum Teil sogar Muster der äußersten Einfachheit. Der ganze Hofstaat des Großen Friedrich kostete jahraus jahrein noch nicht eine Viertel- Million Thaler, Friedrich Wilhelm I. war der verkörperte bürgerliche Hausvater, Friedrich Wilhelm III. und Kaiser und König Wilhelm I. waren ritterliche Soldaten, die als solche fühlten und lebten. In ihrer Neigung für historischen, würdevollen Glanz begegnen sich König Friedrich I., der erste Preußenkönig und unser Kaiser ganz besonders, die beiden Regenten, deren Bilder die Jubelgeldmünzen aufweisen. Eine Eigenheit ist es auch, daß nie zwei aufeinanderfolgende preußische Könige sich in ihrem Charakter, in ihren Neigungen und auch in mancherlei Anschauungen glichen. Im Gegen­teil sind die Abweichungen ziemlich erheblich.

Dem verschiedenen Charakter der einzelnen Monarchen stand stets als höchstes Gebot gegenüber das Pflicht­bewußtsein, die Rücksicht auf den Staat. Das Wort, daß der König des Staates erster Diener sei, ist heute noch unangetastet, es berührt kräftigend und erfrischend gegenüber der französischen Phrase: der Staat bin ich! Auch Preußen hat es an Auswüchsen aller Art, an minder erfreulichen Erscheinungen nicht gefehlt, aber der eigentliche Staatskörper ist stets gesund geblieben und hat die Zeitkrankheiten macht­voll überwunden. Vielleicht mußten die Charaktere der Fürsten nach einander so verschieden sein, um das ganze Landesbild harmonisch zu gestalten.

Unser Kaiser hat vielleicht diese Erinnerungsfeier um deswillen in engerem Rahmen halten wollen, Weil er an die in nicht ferner Zeit bevorstehende Jubelfeier der sechs­hundertjährigen Regierung der Hohenzollern in Branden­burg gedacht hat. Man kann wohl annehmen, daß sich diese zu einem rechten Nationalfest gestalten wird.

Hsspolitik.

Es ist ein ungewöhntes Schauspiel, alle Parteien des Reichstags einig zu sehen und dabei alle in gleicher Oppo­sitionsstellung gegen die Regierung. Es handelt sich um die seit Jahren immer von Neuem vorgebrachte Klage, daß die Fürsorge für unsere Kriegsveteranen eine absolut unzu­reichende ist, nicht blos inbezug auf die Höhe der den Kriegs- Invaliden gewährten Bezüge, sondern vornehmlich auch des­

halb, weil es den Veteranen so außerordentlich schwer gemacht wird, auch nur die kärglichen Bezüge zu erhalten, die man ihnen zu Teil werden läßt. Recht oft hat der Reichstag gegenüber der Regierung den Wunsch ausgesprochen, nach beiden Seiten große Liberalität walten zu lassen. Die Re­gierung hat sich aber wenig entgegenkommend gezeigt, und als im November vorigen Jahres abermals darüber ver­handelt wurde, machte der Reichsschatzsekretär finanzielle Einwendungen, erklärte den Reichsinvalidenfonds für banke­rott und ließ wenig Hoffnungen auf eine Erfüllung des einstimmigen Wunsches des Reichstages. Er hat aber damals erkennen müssen, daß er recht schlecht abgeschnitten hat, und darum ist er bei der Beratung des Initiativantrages Nißler auf Gewährung von Beihilfen an Kriegsveteranen, die nicht mehr ein Drittel Erwerbsfähigkeit haben, ganz fortgeblieben. Dieser Antrag macht nicht mehr den Nachweis der im Kriege erworbenen Jnvalididät zur Voraussetzung, sondern überhaupt nur die hochgradig beschränkte Erwerbs­unfähigkeit durch Alter oder Krankheit. Das ist insofern berechtigt, als anerkanntermaßen sehr viele Kriegsteilnehmer oft erst geraume Zeit nach dem Kriege durch dessen gesund­heitliche Nachwirkung in ihrer Erwerbsfähigkeit geschädigt worden sind, ohne daß sie den Nachweis der Kriegsinvalidität in einer dem bureaukratischen Formelwesen entsprechenden Weise hätten führen können. Und auch den an sich zweifel­los Berechtigten ist doch der Ehrensold von 120 Mk. viel­fach vorenthalten worden, weil man den Begriff der Erwerbs­unfähigkeit in engherzigem Sinne ausgelegt und seine Anwendung abgelehnt hat, wenn die Erwerbsunfähigkeit nicht als eine unbeschränkte nachzuweisen war. Diese bureaukratische Kleinlichkeit hat außerordentlich viel Not und viel böses Blut in den Kreisen der Veteranen hervorgerufen, und diese Stimmung hat denn auch im Reichstage Ausdruck gefunden. Die kräftigsten Worte sprach Volkmar,- der unter Zustimmung von allen Seiten erklärte, daß der Einwand der fehlenden Mittel hier nicht verfange, weil ein großes Reich die Mittel zur Erfüllung seiner Ehrenpflichten haben müsse, und es als eine Schande hinstellte, wenn die Fürsorge für die alten Kämpfer, die man sonst gern als Helden Preise, vernach­lässigt werde. Auch auf der Rechten brauchte man scharfe Worte, und Dr. Arendt von der Reichspartei drohte sogar mit der Ablehnung der Forderung für die ostafrikanische Zentralbahn, um für die Kriegsveteranen Mittel frei zu machen. Jedenfalls muß der Reichstag einen wesentlich stärkeren Druck als bisher ausüben, wenn er durchsetzen will, daß die Ehrenschuld gegen die Kriegsveteranen wenigstens einigermaßen eingelöst wird.

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Die Deutschen wollen zu Ehren des Prinzen Tschun, eines Bruders des Kaisers, der sich jetzt in Peking befindet, eine Truppenschau abhalten. Tschun erklärte, kein offizieller Vertreter des Hofes zu sein, er wisse nur, daß sein Bruder gesonnen sei, nach Peking zurückzukehren. Tschun erklärte weiter, die in Frage stehende Angelegenheit müsse auch vom chinesischen Gesichtspunkte aus betrachtet werden, doch schienen die Fremden das nicht zu thun. China erhebe Einwände gegen die verlangten beständigen Gesandtschafts­wachen und wolle diese nur als zeitweilige Maßregel zulassen, weil sie nicht notwendig seien. Die Boxerbewegnng sei eine rein patriotische. Die übrigen Nationen hätten viele Jahre hindurch Handelsprivilegien erbeten und seien, nachdem sie diese erhalten, durch den infolge dessen erzielten Gewinn reich geworden. Sie hätten China unvorteilhafte Verträge auigezwungen unter der Drohung, im Weigerungsfälle die besten Teile des Landes wegznnehmen. Das chinesische Volk wurde nach und nach durch den Verlust Weihaiweis, Port Arthurs und anderer Gebiete aufgeregt. Bei allen orientalischen Völkern könnten ähnliche Aufstände von Zeit zu Zeit Vorkommen. Die Chinesen thaten nichts Schlim­meres, als die Franzosen während der großen Revolution. Die Chinesen seien das friedlichste Volk der Erde. Aehn- liche Wirren wie die letzten würden wahrscheinlich Jahr­hunderte lang nicht wiederkehren. Der Prinz sagte, er glaube, der Kaiser sei den Fremden freundlich gesinnt, die Kaiserin habe keine unbeschränkte Macht, wenn sie auch

natürlicherweise einflußreich sei.

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InSpanien ist großer Wirrwarr. Das Ministerium Azcarraga, das bekanntlich nur aus Militärs und Marine­offizieren zusammengesetzt ist, hat während seiner bisherigen Wirksamkeit so wenig geleistet, daß es bereits jeden An­spruch auf Existenzberechtigung verwirkt hat. Es heißt, daß der frühere Ministerpräsident Silvela sehr bald wieder mit der Bildung eines neuen Kabinetts betraut werden wird. Die Spanier sind gute Leute, aber sie vergessen, daß sich die Zeiten geändert haben und daß das Spanien von heute weder eine Kolonialmacht noch eine europäische Großmacht

mehr ist. Statt Heer und Flotte zu organisieren und zu verstärken, müßten die Finanzen des Lands gehoben und Handel und Wandel wieder zur Blüte gebracht werden. So nur kann es b^ser werden.

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Der Aufschwung der amerikanischen Industrie ist fabelhaft. Deutschland führte 1899 für 84 Millionen Dollars nach Amerika aus, das ist nicht mehr als zehn Jahre vorher, aber bedeutend weniger als noch 1897, wo die Ausfuhr 111 Mill. betrug. Dagegen ist die Ausfuhr Amerikas nach Deutschland von 68 Mill. in den letzten zehn Jahren auf 156 Mill. gestiegen, hat sich also mehr als verdoppelt. Der ungeheuere Aufschwung Amerikas zeigt sich aus diesen Zahlen. Die Ausfuhr der Vereinigten Staaten nach Deutschland ist noch großer Steigerung fähig, während das Absatzgebiet für deutsche Waren infolge des Aufblühens der amerikanischen Industrie ein immer kleineres wird. Wir sollten darüber Nachdenken, wie wir der furcht­baren Gefahr, die der deutschen Industrie durch die stets wachsende Konkurrenz des mit Riesenschritten fortschreitenden Amerika erwächst, begegnen können. Nicht nur wird unsere Ausfuhr von Fabrikaten durch den Aufschwung der Industrie Amerikas dorthin eingeschränkt, sondern diese machen uns auch auf unseren alten Absatzmärkten, ja selbst auf dem Jnlandsmarkte eine stets steigende Konkurrenz. Amerika arbeitet unter so viel günstigeren Bedingungen als wir, es hat all die Rohmaterialien, die wir von ihm kaufen müssen, aus erster Hand und in einer noch nicht ausgebeuteten Fülle, daß so es schwer sein wird, ihm die Spitze zu bieten.

Deutscher Reich-tus.

* Berlin, 11. Jan. Das Präsidium wird ermächtigt, dem Kaiser zur preußischen Zweihundertjahrfeier und zum Geburtstag die Glückwünsche des Reichstages zu überbringen. Abg. Nißler begründet dann seinen Antrag auf Gewährung von Beihilfen an bedürftige Klieasveteranen, deren Er­werbsfähigkeit durch Alter oder Krankheit auf Weniger ms ein Drittel herabgesetzt werde. Abg. Speck und Arendk empfehlen wohlwollende Prüflingen in der Budgetkommission. Graf Oriola befürwortet ebenfalls dringend die Berück­sichtigung der Kriegsveteranen. Oberregierungsrat Plath macht finanzielle Bedenken gegen die Konsequenzen des An­trages geltend. Voll mar erklärt, daß ein großes Reich mit weitausschauender Weltpolitik" das Geld für die Veteranen haben müsse, zumal man sonst für Wehrzwecke so leicht Geld übrig habe. Die für die Chinakämpfer geforderte Berück­sichtigung müsse auch für die alten Veteranen gelten. Ebenso verlangen Schrempf, Prinz Schönaich Charolath, Werner, Pachnicke und Hoffmann-Halle, daß endlich den berechtigten Wünschen der Kriegsveteranen Rechnung getragen werde, wobei der letzte Redner empfiehlt, die Summe event. einfach in den Etat einzustellen. Darauf wird der Antrag Nießler an die Budgetkommission verwiesen. Das Haus berät dann die Anträge über die gewerblichen Schiedsgerichte. Tutz au er begründet den sozialdemokratischen Antrag betreffend die Errichtung obligatorischer Gewerbegerichte. Nachdem Abg. Trimborn seinen Antrag auf Einführung obligatorischer Schiedsgerichte in Städten mit mehr als 20,000 Ein­wohnern begründet hat, vertagt sich das Haus auf morgen 1 Uhr.

* Berlin, 12. Januar. Die zweite Beratung des Etats des Reichsamts des Innern wird fortgesetzt. Abg. Fischer kommt auf die 12,000 Mark-Affaire zurück, die er eine skandalöse nennt. (Der Präsident rügt diesen Aus­druck.) Der neuliche Entschuldigungsversuch des Staats­sekretärs Graf Posadowskh habe die Sache nur noch vep ^ schlimmert. Redner wirft in seinen SchlußausführungM') dem Staatssekretär mangelnde Arbeiterfreundlichkeit/vor' und beantragt schließlich eine Resolution auf Einseßustg ji einer Kommission, welche die Beziehungen zum CeEafL verband und anderen Jnteressentengruppen untersuHen und darüber Bericht erstatten soll. Staatssekretär GraflDstfä-) dowsky erklärt, daß er sich nie nach seinem Amte MfftMgtfl ' habe und an seiner Stelle bleiben werde, solange er ^äs Vertrauen seines Monarchen besitze und feiste physischen Kräfte gegen solche Ausfälle ausreichen. Zur McheZÄbst^ lehnt er es ab, sich nochmals zu äußerst! , Är W>e dre i! volle Verantwortlichkeit übernommen und'daiüit scheide feß'er untergeordnete Beamte aus. Redner bestreitet wesMhin, daß er das Koalitionsrecht der Arbiter fpt) Äflkn'.'KslAnS,,. erklärt habe und schließt mit einem' MsfaA^auffdieSozM-!!! demokraten. Abg. RÜsicke .stimsttt/,Mf/! Mi Aeußerungen des ReichskanzlerS'ÄMa," daßiM)

griffen in der 12,000 MarkiEäires'AinMche.fMstdütMtfl gegen gewisse Persönlichkeiten obgewaflet ^atM.' uMstvM" für sich und seine Freunde einen scflchen' Vorwufl Zurück. Redner stimmt in Bezug auf seine sozialpolitischen Forder-