l * (Verschiedene s.) In der Rose in Nendingen wollte an einem der letzten Abende das Acetylenlicht nicht mehr recht brennen, weshalb der Sohn und die Tochter des Hauses in dem Raume, in welchem der Gasapparat steht nach der Ursache sehen. Nachdem sie bemerkt hatten, daß einem Hahnen Gas entströmte, riesen sie dem Vater. Kaum war dieser mit einem brennenden Licht eingetreten, als eine starke Explosion ersolgte und im Nu alles in Flammen gehüllt war. Sämtliche 3 Personen erhielten er­hebliche, zum Glück jedoch nicht lebensgefährliche Brand­wunden und stehen in ärztlicher Behandlung. In Winterbach wurde der Nachtwächter von einem von Stuttgart eintreffenden Lokalzng überfahren und getötet. An der Straße von Calw nach Hirsau wurden von einem nichtswürdigen Buben 15 neugepflanzte Obstbäume ab­gebrochen. Im Wald bei Neuenbürg erhängte sich eine schon längere Zeit an Schwermut leidende Schuhmachers­frau aus Waldrennach.

in den übrigen Kontingenten ist die Zahl gesunken. Ohne Pension wurden verabschiedet beziehungsweise sind ausge­schieden: 164 Oberleutnants und Leutnants gegen 152. Aus Preußen fallen hier 156 (143), auf Bayern 1 (1), ans Sachsen 3 (4P aus Württemberg 4 (4).

* An der Kaiserwerst in Kiel haben nachts Kohlen­diebe einen Wachposten, den Musketier Tumsorde, der sie überraschte, von der Kaimauer ins Wasser hinabgestürzt; der Posten, den sein Mantel am Schwimmen hinderte, er­trank.

Den werten Postabonnenten, welche mit dem Abonnement im Rückstände sind, zur Nachricht, daß das K. Postamt hier am Mittwoch den 2. Januar eingehende Bestellungen aufAnsdenTannen"

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ausnahmsweise noch annimmt.

Wir bitten daher mit der Bestellung nicht länger zu säumen.

Aus den Tannen" erscheint mit Beginn des neuen Jahres in neuem Gewand, um damit auch bezüglich der Ausstattung den Beifall des geneigten Lesers zu finden.

DaßAus den Tannen" sich bestrebt, auch inhaltlich einen ausgewählten Lesestoff zu bieten und ein richtiges Volksblatt zu sein, dafür bedarf es Wohl nicht vieler Worte.

* Berlin, 29. Dez. DieNatioualzeitung" erfährt von gut unterrichteter Seite, daß wegen der Geltendmachung der Ersatzansprüche Deutscher aus den kubanischen Wirren diplomatische Verhandlungen seit längerer Zeit eingeleitet, aber noch nicht zum Abschlüsse gelangt sind.

jj Zur Auffüllung des kriegsmäßigen Bestandes an Kon­serven, welcher seit dem Beginne der ostasiatischen Expedition bedeutende Abgänge aufweist, ist für die beiden Armee- Konservefabrikcn in Spandau und Mainz eine wesentliche Steigerung des Betriebes in diesem Winter angeordnet worden. In jeder Fabrik wird diesmal ein Drittel mehr Ochsen geschlachtet als in den früheren Betriebsperivden, täglich je ungefähr dreißig; das Vieh wird meistens aus Holstein angeliescrt. Nur beste Qualitäten werden ver­arbeitet. Die Betriebszeit dauert diesmal auch einen Monat länger als sonst, bis Ende April; die Konserven halten sich über drei Jahre in gutem Zustande.

jj Der Gesamtabgang au Offizieren der deutschen Armee belief sich in dem zu Ende gegangenen Jahre auf nicht weniger als 808, so daß gegen das Jahr 1899 eine Verunehrung uni 108 stattgesunden hat. Es wurden pensioniert: 1 General der Infanterie, 25 Generalleutnants, 43 Generalmajore, 56 Oberste, 29 Oberstleutnants, 148 Majore, 218 Hauptleute, 63 Oberleutnants, 61 Leutnants, in Summa 644 Offiziere gegen 548 im Jahre zuvor. Hiervon treffen auf Preußen 515 (gegen 393), auf Bayern 72 (92), auf Sachsen 31 (34), auf Württemberg 25 (29). Also nur Preußen weist eine, und zwar starke Zunahme auf,

* Bukarest, 29. Dez. Da die bulgarische Regierung noch keine Schritte zur gerichtlichen Verfolgung von Sara- fow und Genossen gethan hat, so beabsichtigt die rumänische Regierung, den mit dem Schlüsse des Jahres ablaufenden Handelsvertrag mit Bulgarien nicht zu erneuern.

* Zürich, 29. Dez. DieZ. Post" schreibt:Das war am Dienstag und Mittwoch ein Weihnachtswetter, wie es seit vielen Jahren nicht mehr erlebt wurde! Hatte man keinen Schnee, so lag darin freilich noch nichts Absonder­liches; aber daß man behaglich im Freieu sitzen konnte, wie das Schaaren von Menschen auf dem Zürichberg und im Zürichhorn thaten, das ist doch selten, ebenso selten, daß man zu Weihnachten in einem offenen Garten ein zier­liches Blumensträußchen pflücken kann." Das zu Ende gehende Dezennium hat uns manchen milden Winter ge­bracht, aber vorgekommen ist es doch nicht, wie an dieser letzten Weihnacht des Jahrhunderts, daß die Leute an beiden Weihnachtstagen behaglich im Freien saßen."

* Rom, 28. Dez. Heute Nachmittag kam Kommandant Grover-Botha, Bruder des Generals Botha, hier an und setzte später die Reise nach dem Haag fort, um Krüger wichtige Rapporte zu bringen. Einem Interviewer teilte er mit, der Krieg werde noch Jahre dauern. Die Engländer würden niemals den Nationalgeist der Buren bändigen und würden niemals in den Bergdistrikt Zoutpansberg im Norden eiir- dringen, wo die Buren sich festgesetzt hätten. Der Einbruch in die Kapkolonie sei von dem Präsidenten Steijn längst vorbereitet. Botha beklagte, daß Kitchcner Tausende von Negern bewaffnete, mit hohem Sold bis 10 Pfund monat­lich, und sie am Kampfe teilnehmen lasse, ferner, daß alle Frauen, die in Bachetow znrückgelasscn worden waren, als Kriegsgefangene nach Natal geschickt wurden. Botha ist auch entrüstet, daß die gefangenen Buren auf Ceylon und Helena zu schweren Arbeiten gezwungen seien. Schließlich glaubt er, die englischen Soldaten seien kriegsmüde und die Afrikander würden revoltieren.

pst Paris. Im Don Sennecey bei Chalon-sur-L>aone stellte sich den Blättern zufolge ein seit dem Krieg 1870 vermißter Mann namens Pariset ein, der behauptet, in Berlin während dreißig Jahren in einein Militärgefängnis eingesperrl gewejcN'zu sein w.-gen BIidersetzlichtcit gegen dic Brutalität eines preußischen Offiziers, sechs seiner Kameraden seien noch im Berliner Gefängnis.

* Eine unerhörte Beobachtung wird aus einem der Pariser Krankenhäuser gemeldet. Es hat bisher als allgemein zutreffender Satz gegolten, daß ein Mensch, dessen Körpertemperatur 43" C. erreicht, nur noch wenige Stunden zu leben hat. In dem Pariser Falle aber fand der Arzt des Krankenhauses bei einem kranken Soldaten zn seinem größten Erstaunen eine Temperatur von 44°. Dennoch fiel es dem Patienten nicht ein, der wissenschaftlichen Theorie zuliebe zu sterben, sondern er blieb am Leben, ob­wohl die Körpertemperatur noch höher stieg und am nächsten Tage nur mit Hilfe eines besonderen Barometers zu 53° gemessen wurde. Diese außergewöhnliche Körpertemperatur hielt sich längere Zeit auf ihrer Höhe, und, was die Sache noch seltsamer machte, der Puls schlug völlig normal.

Nizza. Die aus Dijou zugereiste reiche Guts­

besitzerin Louise Bare hat sich am Fensterkreuz ihrer Hotel­wohnung in Monte Carlo erhängt. Abends vorher hatte sie weinend und händeringend den Spielsaal des Kasinos verlassen, nachdem sie die letzten Reste ihres 300000 Frank betragenden Barvermögens im Spiel verloren hatte. Bei ihr wurden einige Centimes und etne Kasino-Eintrittskarte gefunden.

* London, 29. Dez. Ein Telegramm Kitcheners aus Pretoria vom 28. ds. besagt: Während eine in der Nähe von Greylmgstad operierende Abteilung unter Colville in ein Gefecht mit dem Feinde verwickelt war, griff eine andere feindliche Abteilung Colville's Train an. Eine Kompagnie mit einem Geschütz unter Kapitän Radclyffe schlug den Feind zurück. Radclyffe und ein anderer Kapitän wurden verwundet, 8 Mann getötet und 27 verwundet, 20 werden vermißt. Kitchener fügt hinzu, daß die Kompagnie sich sehr tapfer hielt.

j j London, 30. Dez. General Colville äußerte sich gegenüber einem Vertreter des Reuter'schen Bureaus über die mit seiner Abberufung zusammenhängenden Vorgänge. Er sagte, an der Uebergabe von Lindley sei nicht er schuld, sondern: die Mangelhaftigkeit der ihm vom Generalstab zu­gegangenen Informationen, sowie das Verhalten des Kom­mandanten Sprigge, der die 500 Ueomanry bei Lindley kommandierte. Colville habe von Roberts schon bestimmten Befehl gehabt, Heilbronn zu festgesetzter Zeit zu erreichen. Er könne nicht zugeben, daß die Sicherheit der 500 Mann Ueomanry, obgleich mehrere Millionäre darunter waren, wichtiger gewesen sei als die Sicherheit der von ihm be­fehligten 4000 Mann schottischer Trrrppen oder als der Erfolg einer bedeutenden Allgemeinbewegung. Der General bemerkte, er gebe sich nicht zum Sündenbock des General­stabs her, wenn er auch noch in anderen Punkten scharfe Vorwürfe mache.

h.* Zwölf Brarrer in Manchester sind verhaftet worden, weil der Genuß ihres Bieres Vergiftungen im Gefolge hatte. Täglich kommen Todesfälle vor. Hunderte Personen liegen krank darnieder. Statt Zucker benutzen die englischen Brauer giftige Süßstoffe, and selbst im Matz wurden Spuren von Arsenik gefunden. Nicht übel!

* Nordamerika benutzt die Gelegenheit, da England dir Hände in Afrika gebunden sind, um rin alle- un­bequeme« Abkommen mit demselben zu brechen. Et wurde früher zwischen beiden Staaten verabredet, daß der N caragua- kanal neutral linden solle, d-n Nordamerika durch dir Wittrlamrrikanisch« R-Pnblck N caragna von einem Meer zum anderen hindurrblegen will. Soeben aber beschloß der nordamerrkanische Senat erttgegen dieser Abmachung, daß Nordamerika ganz alp in die Aussicht über den Kanal zu führen hat, seine Ufer bewachen und ihn im Kriegsfälle nach Gut­dünken schließen kaan. Die Berechtigung dazu Wird daraus hergrleitet, daß Amerika den Kanal baut. Aber einmal ist

«och ob nicht doch «och der zur Hälfte

bereit« fertige Pruamotalml zustande kommt, drssrn Vollend­ung nicht so große Schwierigkeiten machen würde, wie di« Durck qurrnng Nicaraguas, und dann hat doch dieser letztere Staat, mag er noch so ohnmächtig gegenüber der Union sein, bei der Sache such «in Wort mitzuredr». Wenn ihm von England aus finanziell dar Rückgrat gestärkt wird, dann könnte «S immerhin sei», daß der amerikanische Traum einer nur den Jank-es gehörenden Nicaragua-Kanal« rin Traum bleibt. Earop s Interesse an dem Plan ist nicht größer als am Prnamokanül.

* Bloemfontein, 29. Dez. Britische Truppen be­setzten Ficksburg wieder, das seit einiger Zeit in den Händen des Feindes war.

* Standerton, 27. Dez. Gestern kam es zwölf Meilen östlich von Standerton zu eurem Gefechte zwischen 200 Buren und 150 Briten, welche Nahrungsmittel aus

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Jahresbilanz«

Stille steh'n,

Zukücke seh'n,

Eh' wir weiter geh'ii I

Wie viel Träume liegen begraben?

Wie viel Thaten ungeboren?

Wie viel stolze Hoffnungen haben Sich ui-merklich im Sanve verloren!

Wer da ohne Sünde geblieben.

Rein sich weiß an Geist und Seele. Rein sich weiß in Leben und Lieben, Diesem Jahr zu weilen befehle! Vorwärts seh'n ;

Weiter geh'n!

Unterwegs.

Novelle von Walter Schönau.

(Fortsetzung.)

Endlich erschien sie und entschuldigte sich bei der Ge­sellschaft, daß sie dieselbe heute früh im Stich gelassen, und fragte, ob der Kellner imStern" ihre Botschaft auch richtig bestellt habe. Natürlich mußte man denStern" garnicht ausgesucht haben, und daß man sich nicht wenig den Kopf zerbrochen über ihre Fahrt mit dem fremden Herrn. Sie gab nun die nötigen Erklärungen über ihren plötzlichen Ent­schluß und über das Verhältnis, in dem sie zu dem Steinert- schen Ehepaar stände, und erzählte, daß sie beinahe garnicht wieder gekommen wäre, weil die junge Frau des Doctors sie gar zu gern dort behalten hätte. Sie habe versprechen müssen, jeden Sonntag in T . . . . zu verbringen und der Doctor würde sie jedes Mal mit dem Wagen abholen kommen.

Der Direktor wagte gar nicht, Ilse bei dieser Erzäh­lung anzusehen, denn er schämte sich jetzt gewaltig seines Mißtrauens, um so mehr, als er sich hatte Hinreißen lassen,

dasselbe Frau von Krona auszusprechen. Der Gedanke, daß die alte Dame Ilse gegenüber nicht reinen Mund halten könne, beunruhigte ihn sehr und als man vom Tische auf- stand, wollte er sich sogleich Frau von Krona nähern in der Absicht, sie um Diskretion zu bitten. Aber zu spät! Ilse stand bereits bei ihr und er vermochte nur der alten Dame einen flehenden Blick zuzuwerfen, den diese aber sofort zu verstehen schien, denn sie nickte ihm lächelnd zu. Bald daraus verabschiedete sie sich von der Gesellschaft, und Ilse, welche sich ermüdet fühlte, schloß sich ihr an. Der Professor bat sie zwar flehentlichst, noch zu bleiben, da man den ganzen Tag ihre Gesellschaft hatte entbehren müssen und für den morgigen Tag eure größere Partie unternehmen wolle, an deren Besprechung sie doch auch Teil nehmen müsse. Sie bat jedoch, ohne sie zn beschließen, sie würde mit allem einverstanden fein und gern an der Partie teil nehmen.

Jir der Villa angekommen, bat Frau von Krona, daß Ilse noch einen Augenblick bei ihr eintreten möchte, sie habe ihr etwas Wichtiges mitzuteilen.

Ilse kam erstaunt ihrer Bitte nach, und ließ sich neben der alten Dame auf das kleiire Sopha nieder.

Wollen Sie mir vielleicht eine Standrede halten, weil ich fahnenflüchtig war?" fragte sie.

Nein, mein Kind !" sagte lächelnd die andere.Aber durch diesen Vorfall habe ich eine Entdeckung gemacht, von der ich Sie unbedingt irr Kenntnis setzen muß, wenn ich auch glaube, daß ich Ihnen keine Neuigkeit damit sage. Oder sollten Sie wirklich noch nicht bemerkt haben, baß der Director Wolfram sie liebt?"

Ilse, welche glaubte, daß wieder ein Klatsch über sie stattgefunden habe, den ihr die Freundin Mitteilen wollte, fuhr in maßloser Ueberraschung auf, während ein tiefes Rot ihr blasses Antlitz überflog, rief sie erregt:Frau von Krona, ich bitte Sie, wie kommen Sie aus solch eine Idee.

Ruhig Blut, Frau Ilse," beschwichtigte die alte Dame

die Erregte,und hören Sie mich einmal ruhig an. Wie ich daraus komme, fragen Sie? Kind, weil ich Augen im Kopfe habe. Ich habe diese Neigung wachsen sehen vom ersten Tage Ihres Hierseins an, und wenn es bisher auch nur eine Vermutung war, heute wurde es mir zur Ge­wißheit."

Sie täuschen sich, gnädige Frau, und halten ein harmloses Freundschaftsgefühl für Liebe."

Nein, ich täusche mich nicht und weiß genau Freund­schaft von Liebe zu unterscheiden. Ebenso weiß ich ganz genau, daß es Ihnen nicht gleichgiltig gewesen wäre, wenn er heute nachmittag plötzlich abgereist wäre und Sie ihn nicht mehr wiedergesehen hätten."

Ilse erbleichte und starrte mit erschrockenen Augen Frau von Krona an.Er wollte abreisen? Ja, weshalb denn?" stotterte sie fragend.

Weil er eifersüchtig war, rasend eifersüchtig ans den unbekannten Herr» mit dem Sie allein davongefahren waren. Und diese Eifersucht hat ihn erst seinen Herzenszustand erkennen lassen, und weil er ein Ehrenmann ist, der nicht die Hand nach dem Eigentum eures Anderen ausstreckt, wollte er eiligst fort, um drefer Versuchung zu entgehen. Ich hatte große Mühe, ihn zurück zu halten und möchte nicht dafür bürgen, daß er noch länger hier bleibt. Und was dann, Frau Ilse?"

Diese lehnte schweratmend ihr Haupt an die Schulter der mütterlichen Freundin und ihre Hand mit warmem Druck ergreifend, jagte sie bewegt: -

Meine liebe Frau von Krona! Ich weiß wie gut Sie es mit mir meinen, und daß es unnütze Mühe wäre, vor Ihnen zu verbergen, daß mich eine solche plötzliche Ab­reise sehr betrüben würde: Ihre scharfen Angen haben mich und mein Empfinden für ihn längst durchschaut. Ich weiß auch, was Sie mit dieser Unterredung bezwecken. Ich soll die Wahrheit bekennen und ihm sagen, daß ich Witwe bin. Ich bin aber so grenzenlos feige, und das mag Wohl

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