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Erscheint Dienstag, DennerStag, SamStag und Sonntag NÜ derGratiL-Beilage «Der SonntagS- Gast."
BestrllpreiS ?ro Quartal i«i Bezirk Nagold SV ^
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Man abonniert auswärts auf dieser Blatt bei den Kgl. Postämtern und Postboten-
Donnerstag, 12. Oktober
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
EinrückungSpreiL für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Einrückung 8 Pfg. bei mehrmal, je 6 auswärts je 8 Pfg. die Ispalüge Zeile oder deren Raum.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
I 1899.
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Die ärztliche ApprobationSprüfung haben u. a. mit Erfolg bestanden: Karl Elsässer aus Nagold, Johannes Werner aus Effringen, Karl Würz aus Calw.
Verliehen wurde u. a. das Feuerwehrdienstehrenzeichen dem Johann Andreas Albrecht Manz, Schmied in Walddorf.
De* * e*fte deutsche Uuberduiirpse*.
Der erste d e u t s ch « Kabeldampfer soll Ende Oktober in Port Glasgow vom Stapel laufen; mit ihm werden die Kölner „Norddeutschen Seekabelwerke", die bisher als einzige Gesellschaft in Deutschland die Fabrikation und Leg- ung von Seekabeln in großem Maßstabe zum Gegenstände ihres Unternehmens^gemacht haben, ihre Thätigkeit beginnen. Bisher hat Deutschland an den großen Kabeln des Weltverkehr- so gut wie gar keinen Anteil gehabt, doch ist jetzt die Legung eines Kabels beschlossen, das Emden über Vigo und die Azoren unmittelbar mit New-Aork verbinden soll. Zu diesem Zweck ist die genannte Kölner Gesellschaft mit einem Kapital von 3 Millionen im Jahre 1898 gegründet worden, die eine Kabelfabrik in Nordenham erbaut. Der Präsident Mac Kinley hat die Genehmigung der Landung des Kabels auf amerikanischem Gebiet erteilt, wofür Kaiser Wilhelm ihm am 1. Mai d. I. telegraphisch dankte. Fertig ist bereits eine Kabclverbindung mit Deutsch-Südwestafrika, und zwar durch Einschaltung von Swakopwund in das Kabel von Mossamedes nach Kapstadt. Dadurch ist eine Verbindung von Deutschland über Emden-Vigo-Suez-Aden bezw. über Madeira-Teneriffa nach Deutsch-Südwestafrika geschaffen. Auch an der Küste der Balkanhalbinsel beginnt Deutschland mit der Legung von Kabeln. Der Wert des KabelbesitzrS hat sich für Deutschland beim spanisch-amerikanischen Krieg und namentlich bei den Samoawirren außerordentlich fühlbar gemacht, besonders auch durch dasUeber- gewicht der englischen Telegraphengesellschaften und des englischen Nachrichtenbureaus Reuter. Durch die neue Niederlassung, die das deutsche Telegraphenbureau in den Bereinigten Staaten begründet hat, wird dieser Einfluß durchbrochen und nachdem einmal der Anfang mit der Legung deutscher Kabel gemacht ist, dürsten weitere Verbindungen nicht lange auf sich warten lassen. Das Kabelnetz der der ganzen Welt, in das Deutschland somit eintritt, erstreckt sich in 1500 Linien, für die etwa 5 Miliarden Mark aufgewandt worden sind, über 260 000 Kilometer; die Zahl der jährlich auf ihnen beförderten Telegramme beträgt 6 Millionen. Bon den Unterseekabeln gehören 320 mit einer Länge von 240000 Kilometern 35 großen Gesellschaften. England besitzt kabellegende Gesellschaften und Schiffe im Werte von vielen Millionen. Seit der Beschießung Alexandrias hat eS einen Kabelring um Afrika, Amerika und Indien gelegt. Ohne den Gebrauch der Kabel zur Verbindung mit seinen auswärtigen Gebieten und zur Leitung seiner Flotten, würden seine Flotten und Kohlenstationen nur die Hälfte ihres Wertes haben. Auch für Deutschland wird der Anteil an dem transatlantischen Kabelnetz eine wesentliche Unterstützung und Sicherung der überseeischen Interessen bewirken.
TsrsespolitLk.
(Zum Spielprozeß „der Harmlosen".) Die Vossische Zeitung schreibt: Nicht auf das gerichtliche Urteil in diesem Verfahren kommt es an, sondern auf die Thatsachen die in dem Verfahren ermittelt werden. Darüber wird noch mancherlei zu sagen sein. Was aber schon jetzt das höchste Befremden erregen muß, das ist die Wahrnehmung, wie wenig sich manche Offiziere um den Willen und Befehl des Kaisers kümmern. Der oberste Kriegsherr hat das Spiel den Offizier« verboten, wie er ihnen auch die Benutzung des Totalisators untersagt hat, und dennoch ist eine Menge Offiziere überführt, sich an dem Hazardspiel mit sehr hohen Beträgen beteiligt zu haben. Wie ist da- möglich? Wie konnte das geschehen trotz der Kabinetts- ordre, die der Kaiser nach dem Hannoverschen Spielprozeß erließ, und trotz des Erlasses vom 29. März 1890, worin der Herrscher als seinen Willen aussprach, daß bei der Infanterie ein Offizier mit höchsten» 45 Mk., bei der Kavallerie mit höchstens 150 Mk. monatlicher Zulage zu seinem Gehalt auskommen müsse.
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Im diesjährigen sozialdemokratischen Parteitag, welcher in Hannover stattfindet, war der Grundton, die Gegner, die auf Spaltung hoffen, würden zu Schanden werden, wenngleich die Geister des Parteitags mit den schärfsten Waffen aufeinander platzen. Es habe niemals Dogmen in der Partei gegeben, die Ungläubige hinausnötigen. Disziplin und Solidarität sei die Hauptsache angesichts der Zuchthausvorlage. (Beifall.) Frohme ant
wortete namens des Parteivorstands. Illusionen seien nie üblich in der Partei gewesen. Meister habe Recht: die Partei sei nicht auf Dogmen eingeschworen, sondern entwicklungsfähig. Auch die Theoretiker müssen mit der Praxis rechnen, mit der Macht der Thatsachen und mit deren Entwicklung.
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In der deutschen Mission Pak-Kung in der chinesischen Provinz Kwantung ist es zu einem Zusammenstoß zwischen Protestanten und Katholiken gekommen, wobei ein von protestantischen Chinesen bewohntes Dorf geplündert und der Missionar Zahn, der hievSA benachrichtigt worden war und nach der Sache sehen zollte, schwer mißhandelt wurde. Wie eS heißt, sei die Sache nachträglich auf gütlichem Wege beigelegt und den Protestanten eine Entschädigung gezahlt worden.
* Altensteig, 11. Okt. In etwa 14 Tagen will Graf Zeppelin mit seinem Luftballon vom Bodensee auf- fahren. Wird das Fahrzeug wirklich ein lenkbares sein? Wäre es Zeppelin gelungen, das schwere Problem zu lösen, dann würde die erste Auffahrt den Beginn eines neuen Zeitalters bedeuten. Man denke z. B. an die Kriegführung. Der Ballon würde in der Luft ungefähr dasselbe sein, was heute das Torpedoboot im Meere ist. Man denke sich ein hoch über einer Festung oder befestigten Heeresstellung schwebendes Luftschiff, das Dynamitbomben niederregnen läßt! Gegen solche verheerende Gesellen wird man wiederum Luftschiffe auSsenden müssen, die mit Vorrichtungen versehen sind, sie in den Grund zu bohren. Um sich zu erwürgen und zu vernichte», begnügten sich die Menschen früher mit dem Erdboden; später diente ihnen auch das Meer dazu und sie werden gewiß zu dem gleichen Zweck« auch noch den Luftraum sich aneignen. Um den Schaden gut zu machen, kann das lenkbare Luftschiff der forschenden Wissenschaft große Dienste leisten. Dir Erforschung des innersten Afrika und der Gegenden um den Nord- und Südpol wird ganz wesentlich erleichtert werden. Und wenn man vollends, was keineswegs außer dem Bereiche der Möglichkeit liegt, das Luftschiff als Verkehrsmittel benutzt, welche Annehmlichkeit wird es dann bieten! ES befördert uns mit der Schnelligkeit der Eisenbahn, ohne Erschütterung, ohne Qualm und bietet uns dabei ein großartiges Panorama zu unseren Füßen. Eine Reise inmitten der Unendlichkeit, ohne Seekrankheit und ohne die Gefahr der Strandung! Di« Lustschiffer sind ja einstimmig darin, daß die Fahrt im Ballon gerade darum so reizvoll ist, weil der Ballon zu ruhen und nur die Erde unten sich zu entfernen scheint, so daß sich bei den Insassen ein angenehmes Gefühl der Sicherheit einstellt. Aber auch eine wirtschaftliche Umwälzung wird nicht ausbleiben. Wird man di« Landesgrenzen noch abschließen, wird man noch Grenzzölle erheben können? Nicht immer haben die großen Fortschritte der Neuzeit dazu beigetragen, die Menschen besser zu machen und innerlich zu veredeln. Die Erfindung de» lenkbaren Luftschiffes wird sie dem Himmel näher bringen, möchte es auch im moralischen Sinne gesagt werden können.
* (Für Militäranwärter.) Im Bereich des 13. Armeekorps find nach der neuesten Vakanzenliste folgende Stellen zu besetzen: 1 Straßenwärter an der Staatsstraße Nr. 60, Ravensburg-Wangen. Ravensburg. Gehalt 600 Mark. Ministerialabteilung für Straßen- und Wasserbau; 1 Hausdiener an der Augenklinik. Akademisches Rektoramt Tübingen. Gehalt 260 Mark und freie Station. (Der Inhaber der Stelle muß unverheiratet sein); 1 Landpostbote für Altoberndorf und Trichtingen. Postamt Oberndorf a. N. Gehalt 861 Mark. Kaution 500 Mark. 1 Bedienter für die Studierenden. Jnstitutsdirektion Hohenheim, Gehalt 350 Mark.
* Vom oberen Neckar, 9. Okt. Vor ca. 3 Jahren wurden bei Schwenningen, beim Trossinger Bahnhof und bei Deißlingen Bohrversuche auf Stemsalzlager vorgenommen. Die Privat-Bohrgesellschaft zog damals unverrichteter Dinge ab; die württ. Finanzverwaltung aber fand bei Deißlingen ergiebige Lager. Nun macht das K. Oberbergamt bekannt, daß sechs Grubenfelder oberhalb und ebenso viele unterhalb Deißlingen ÄergratSeigentum geworden sind. Da die Schwenninger Saline trotz reicher Ergiebigkeit vor etlichen Jahrzehnten eingegangen ist, so dürsten auch die neugewonnenen Felder in absehbarer Zeit unauSgebeutet bleiben.
* Stuttgart, 9. Okt. Mit dem Inkrafttreten des neuen bürgerlichen Gesetzbuchs wird auch eine kleine Steuerreform vor sich gehen. Bereits im März d. IS. ist dem Landtag ein Erbschastssteuergesetz zugegangen, weiche- gegenwärtig einer Kommissionsberatung unterliegt. Die wichtigste Neuerung, welche die Novelle in Vorschlag bringt, ist, daß die Verwaltung der Erbschaftssteuer vom 1. Jan. 1900 ab nicht mehr wie bisher Organen der freiwilligen
Gerichtsbarkeit, sondern ausschließlich den Finanzbehörden, d. h. den Bezirkssteuerämtern übertragen werden soll. Für letztere wird dieser Vorschlag einen ganz beträchtlichen Geschäftszuwachs, für da» Publikum aber eine vollständig neue steuerliche Verpflichtung bringen. Während nämlich bisher die Erhebung, beziehungsweise der Ansatz der Erbschaftssteuer in engster Verknüpfung mit dem sogenannten „TeilungS- geschäft" ohne weitere Deklarationsverpflichtung der Erben erfolgte, sollen künftig die Erben, weiterhin auch die Testamentsvollstrecker, Nachlaßverwalter u. s. w. unter ziemlich scharfer Strafandrohung (Geldstrafe von 1—5000 Mk.) verpflichtet sein, die der Erbschaftssteuer unterliegenden Ver- mögenSanfälle dem Bezirkssteueramt anzumelden. Ein weiterer Entwurf betr. die Besteuerung des Liegen- schaftSumsatzeS („Umsatzsteuer") bezweckt die nötige Anpassung unsres bisherigen LiegenschaftsaccisegesetzeS an da» neue bürgerliche Recht. Der Ansatz der Umsatzsteuer soll künftig (nach Wegfall des sogenannten „gerichtlichen Erkenntnisses") an den Akt der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung der Kauf- rc. -Verträge bezw. an die Eintragung ins Grundbuch sich knüpfen. Besondere Erwähnung verdient, daß der Entwurf diesen Anlaß benützt, einen alten Beschwerdepunkt des bisherigen AccisegesetzeS aus der Welt zu schaffen: Die in den Kreisen des GewerbrstandS viel- angefochtene Bestimmung des letzteren Gesetzes, wornach ein mitverkauftes Warenlager ebenfalls der Accise unterworfen wurde, ist in den Entwurf nicht mehr übergegangen.
* Stuttgart, 9. Okt. Mit Rücksicht auf die von dem Ministerpräsidenten v. Mittnacht im Landtag abgegebenen Erklärungen betr. die Einführung neuer Personentarife in Württemberg resp. Süddeutschland sei daran erinnert, daß jetzt etwa 10 Jahre verflossen sind, daß in Ungarn der Zonentarif eingeführt worden ist. Der Personenverkehr, welcher sich vor Einführung des Zonentarifs in Ungarn auf 5 Millionen Personen beschränkte, stieg schon im ersten Jahre auf 9 Millionen und im Jahre 1898 erreichte die Zahl der per Bahn beförderten Personen 33,146,400. Also während 10 Jahren ist die Zahl der Reisenden um 28 Mill. gestiegen. Wir denken natürlich bei uns nicht an die Einführung des Zonentarifs, aber hoffentlich werden unsere Tarisneuerungen von ähnlich guten Erfolgen begleitet.
* (Mit dem Königszug.) Man schreibt uns: Ulm, 8. Okt. Ein Veteran von Leonberg, der im 3. Jäger- bataillon 1870/71 tapfer mitkämpfte, hatte sich vorgestern abend mit seinem Weibe von zu Hause aufgemacht, um die 100jährige Jubiläumsfeier seiner Regiments in Ulm mitzufeiern. Doch verpaßten sie leider gestern morgen den ersten Zug nach Ulm. Tief betrübt standen sie auf dem Stuttgarter Bahnhof, immer wieder fragend, ob denn kein Zug mehr nach Ulm gehe, daß sie zur Parade und zum Veteranenessen noch recht kämen. Da fuhr der Sonderzug für den König in die Halle ein. Da- Weib faßte sich ein Herz und wandte sich an einen herantretenden Offizier: „O Herr, mein Mann ist Veteran, da gucket sie, da hält' er sein Medaille! Können Sie uns denn nicht mit nach Ulm nehmen?" Der Adjutant hieß die Frau warten und als der König kam. trug er ihm das Anliegen der zwei verspäteten Festgäste vor. Der König lachte und gab die Erlaubnis, daß sie im Dienerschaft-Wagen mitfahren könnten. So gelangte das Veteranenpaar in rascher Fahrt noch rechtzeitig nach Ulm und die überglückliche Frau erzählt« gestern nachmittag in der ganzen Stadt, wie sie habe im königlichen Wagen fahren dürfen und daß sie das dem Herrn König, ihrer Lebtag nicht vergessen wolle.
* Hessigheim a. N., 9. Okt. Allerorts sind die Trauben reif, namentlich auch die Trollinger und versprechen sicher was Vorzügliche». In den letzten Tagen wurden verschiedene Eimer Frühgewächs rauh abgegeben. Feste Preise sind nicht fixiert. War nicht gut stand wurde schon vor 8 Tagen gelesen, die Weingärtner machten sich von dieser sog. Auslese ihr HauSgetränk. In den Wirtschaften wird dem „Neuen" vom Frühgewächs ordentlich zugesprochen ; selbst alte Weinzähne befinden sich schon mit dem zweiten Schoppen in vorzüglich animierter Stimmung, die eingesogene Sommerhitze fordert ihre Opfer. Daß dieser „Neue" schweres Gewicht hat, ist wahr, noch von unseren Bergweinen erhoffen. In allgemein gelesen werden. Der Stand Trauben, speziell in den Wurmbergeu suchern ausnahmsweise gelobt."
* Untertürkheim, 9. Okt. Der Reif in letzter Nacht hat in unseren Weinbergen nur unerheblichen Schaden zugefügt. Die Belaubung der Reben ist hier eine vorzüglich« und der Reifegrad der Trauben ein sehr befriedigender. Zu wünschen ist, daß die heute eingetretene mildere Witterung längeren Bestand haben möge.
besseres dürfen wir einigen Tagen wird und Reifegrad der wird von den Be-