O
Erscheint DleuStag, Donnerstag, LamStag und Sonntag «tt der GratiS-Bellage »Der Sonnta g S-- Gast.'
BestellpreiS pro Quartal >« Bezirk Nagold so ^
aaßechalb derselben
!.! 0 .
H>
Ir. 187 . 1
8
8
AllgmewesH
EinrückungSpreiS für Wtensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Einrückung 8 Pfg. bei mehrmal. je 6 auswärts je 8 Pfg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
Man abonniert auswärts auf dieses Matt bei den Kgl- Postämtern und Postboten.
Dienstag, 10. HKtoöer
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1899 .
Ernannt wurde Stadlschultheiß Haffner in Ealw zum Mitglied des DisziplinarhofS für Körperschaftsbeamte für die Dauer seines Hauptamts.
Uebertragen wurde die erledigte OberamtSarztstelle in Nagold dem Oberamtswundarzt Dr. Ficker daselbst.
D Itirseire H«rir-elsr»e<rtiräse
sind ihrem Ablauf nahe und die Verhandlungen über die Neuregelung der wirtschaftlichen Verhältnisse Deutschlands zum Auslande stehen bevor. Unsere Handelsbeziehungen zu Nordamerika sind so schwierig geworden, daß die Einladungen zu dem in Philadelphia stattfindenden internationalen HandelSkongresse in Deutschland teilweise brüsk abgelehnt wurden.
Ein Teil der Interessenten nahm von vornherein eine ablehnende Haltung ein und gab der Auffassung Raum, daß auf ein freundschaftliches Zusammenarbeiten mit einem Lande, da» uns wirtschaftlich so schwer schädige wie die Ver. Staaten, nicht zu rechnen sei ; der andere und größere Teil vertrat die Ansicht, daß es Deutschland seiner hervorragenden Stellung auf dem Weltmarkt schuldig sei, auf einem von vielen Nationen beschickten internationalen Handelskongrrß nicht unvertreten zu bleiben. Gleichzeitig wies man von dieser Seite darauf hin, daß wir keinen Anlaß hätten, uns durch die handelspolitische Haltung der Union sozusagen beleidigt zu fühlen; dieselbe entspringt aus der ganzen wirtschaftlichen Entwickelung jenes Landes, und so bedauerlich sie in ihren Wirkungen für unseren Handel und Verkehr ist, kann sie doch nicht als nationaler Groll gegen Deutschland betrachtet und behandelt werden, denn sie trifft alle westeuropäischen Industriestaaten. Endlich ist nicht zu vergessen, daß es in Amerika wie bei uns zwei sehr verschiedene Strömungen giebt, und daß man nicht weiß, wie lange die unserer wirtschaftlichen Entwickelung ungünstige Partei am Ruder sein wird.
Die „Zentralstelle für Vorbereitung von Handelsverträgen" veröffentlicht eine Arbeit von Dr. Borgius „Deutschland und die Ver. Staaten. Ein Rückblick bei Eröffnung des ir ternationalen Handelskongresses zu Philadelphia." Der Verfasser Hot sich dem Vorwort nach die Aufgabe gestellt, alle dir Punkte, welche für die gespannten Handelsund zollpolitischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern von Bedeutung sind, möglichst objektiv darzulegen und zu erörtern. Seine Schrift wird demnach auch über den augenblicklichen Zweck hinaus «ine brauchbare Arbeit bleiben, zumal er zum Teil reichhaltiges Material zur Verfügung gehabt hat.
Die hochschutzzöllnerischr Entwickelung der Union im letzten Jahrzehnt, die er im ersten Teil der Schrift einer eingehenden Besprechung unterzieht, nimmt er als unabänderliche Thatsache hin; die Klagen darüber haben seiner Ansicht nach um so weniger Zweck, als einmal der Rückgang unseres amerikanischen Absatzes weniger den übertriebenen Zollsätzen, als ark,ern Verschiebungen der Marktverhältnisse zur Last fällt, ferner ihr nachteiliger Einfluß durchaus nicht so allgemein und nachhaltig zu sein scheint, wie man anfänglich fürchtete, endlich die Herrschaft der gegenwärtigen handelspolitischen Richtung der Ver. Staaten durchaus nicht so fest begründet scheine, wie man in Deutschland zu glauben geneigt sei.
Anderseits spricht sich der Verfasser mit Recht scharf über die zahlreichen Chikanen der amerikanischen Zollpraxis aus. Allerdings ist er auch nicht blind betreffs der Wirkung, welche manche deutsche Maßregeln haben mußten. Die miß- liche Lage, in die Deutschland durch die vertragsmäßige Begünstigung anderer Länder und die energischen eigenen Exportbegünstigungen Amerikas geraten ist, und über die er ein reiches und interessantes Material zusammengebracht hat, erkennt er unumwunden an und folgert daran» „das unabweisbare Bedürfnis, mit den Vereinigten Staaten in bessere handelspolitische Beziehungen zu kommen, als das bislang der Fall ist."
Dem kann man sich nur anschließen. Es ist ein auf die Dauer unmöglicher Zustand, daß zwei Länder, die zu einander in einem so ausgedehnten Handelsverkehr stehen, wie Deutschland und die Union, handelspolitisch in einem Verhältnis sich befinden, dessen Unklarheit und Verworrenheit kaum seinesgleichen findet. Möge es der deutschen Regierung gelingen, dieses schwierige Werk, welches durch den Abschluß der jüngsten Postkonvention erfreulich eingeleitrt ist, zu einem baldigen und glücklichen Ende zu führen.
TsrsespsLitik.
Die Ortsgruppe Leipzig des Alldeutschen Verbandes hat an die Königin Wilhelmine von Holland folgendes Telegramm gesandt: „Eurer Majestät als höchste Vertreterin des so schwer bedrohten Bruderstammes sendet,
durchdrungen von der Gemeinsamkeit der Interessen niederdeutschen und hochdeutschen Volkstums ehrerbietigste Huldigungen die Ortsgruppe Leipzig des Alldeutschen Ver- bandes."
* *
*
Dir Untersuchung wegen Komplotts, welche die franz. Regierung hat einleiten lassen, geht sehr langsam von statten und scheint auch nicht mit dem nötigen Eifer geführt zu werden. Das kann zwei Gründe haben: entweder beruht das vermutete Komplott bloß in der Phantasie oder die Regierung der Republik sühltsich sostark, daß sie der aufgedeckten Verschwörung keine Wichtigkeit beilegt. Zu Anfang hieß es, daß nur die Royalisten nebst Deroulede hinreichend verdächtig erscheinen. Mit besonderer Genugthuung glaubten gewisse Blätter hervorheben zu müssen, daß kein Soldat in das Komplott verwickelt sei. Zugleich aber stellte man eS republikanischerseits als sicher hin, daß die geistlichen Orden kräftig mitgsarbeitet hätten. Dann aber galt als festgestellt, daß winigfk'ns rin General mitschuldig sei: Roget. Von dem Versuche Derouledes, am Begräbnistage Felix Faures mit Hilfe dieses Generals einen Sturm auf den Elysee- Palost zu machen, ist schon öfters die Rede gewesen. Auf militaristischer Seite war man bemüht, den Schritt des „inkorrekten Barden" auf einen an sich nicht eben unmöglichen periodischen Wahnsinn zurückzuführen. Die Republikaner haben hieran nicht geglaubt, sondern General Roget als wohlunterrichtet bezeichnet. Wenn dieser im letzten Moment« „kniff," so hatte er, meinten sie, dafür sicher genügende Gründe.
4 - 4 -
*
Wenn vor einem Jahr« die Franzosen gewußt hätten, was sie heute wissen, so würden wir vielleicht einen tüchtigen englisch-französischen Krieg erlebt haben. Es ist bekannt, wie England unverhüllt mit dem Kriege drohte, als ein« französische Expedition Faschoda im Sudan besetzt hatte, wie jeder Tag aus London lange Telegramme brachte, in welchen genau die Bereitstellung der Truppen für einen Feldzug angekündigt wurde. Die Franzosen glaubten damals, daß England zum sofortigen Losschlagen bereit sei, sie gaben deshalb, wenn auch zähneknirschend, nach und mit ihnen hat damals ganz Europa angenommen, daß England allerdings völlig vorbereitet gewesen ist, sofort mit ganzer Macht loszuschlagen. Heute weiß man, nach der Unfertigkeit der britischen Rüstungen Transvaal gegenüber, von welchen doch nun auch schon wochenlang die Rede war, muß man es wenigstens annehmen, daß in London vor einem Jahre geflunkert wurde; man hat mit dem Säbel mächtig gerasselt, aber bis zum Ziehen der Klinge aus der Scheide war es noch lange nicht, die Franzosen hätten es damals ruhig darauf ankommrn lasten können.
4 - *
4 -
Französisch-Westafrika soll von Neujahr ab in vier Gouvernements mit gemeinsamem Budget neu eingeteilt werden. Als oberster Chef dieser Gouvernements wird ein Generalgouverneur ernannt, ohne dessen Einwilligung — und hierin liegt der Kernpunkt der Neuerung — keine französische Aktion im gesamten Verwaltungsgebiet unternommen werden darf. Der ungeheuerliche Vorgang im Sudan, wo ein französischer Offizier seine eigenen Kameraden und Vorgesetzten erschießen ließ, hat offenbar die Veranlassung zu dieser Zentralisierung kolonialer Unternehmungen gegeben.
4 4-*
Die Engländer scheinen sich noch wenig bewußt zu fein, mit welchen Schwierigkeiten ein großer Krieg in Südafrika verbunden ist. Zum Beispiel Eisenbahnen zu be- nutzen, wird einem Heere nicht möglich sein; die vielen in diesem bergigen Lande vorhandenen Brücken können von den Buren leicht zerstört, unmöglich aber von den Engländern wieder hergestellt werden. Es bleibt also nur übrig, Hunderte, vielleicht Tausende von englischen Meilen zu Fuß zurückzulegen, und was das in der afrikanischen Sonne heißt, kann nur der ermessen, der es durchgemacht hat. Darüber sind alle Sachverständigen einig: Infanterie,- so lange sie nicht auf den Marsch beritten gemacht werden kann, ist in Südafrika einfach unbrauchbar. Dieselbe Erfahrung haben wir Deutsche auch in Damaraland machen müssen: die Wit- boois konnten nicht eher vollständig besiegt werden, bis unsere Mannschaften beritten gemacht wurden. Jede Unternehmung gegen den Feind anders als zu Pferde würde dort einfach als unausführbar betrachtet werden. Ja derselben Lage wie wir damals, befinden sich jetzt die Engländer. Jeder Berg, jeder Hügel wird von ihnen einzeln erobert werden müssen, ohne daß damit ein nennenswerter Vorteil errungen wäre, denn die Buren tauchen auf ihren flüchtigen Pferden immer wieder auf anderen Punkten auf.
Dabei ist für ein Heer von nur 15 000 Mann ein geradezu ungeheurer Bagagetrain nötig. Trotz all dieser Schwierigkeiten bilden sich die Engländer aber ein, den Krieg in vier Wochen siegreich beendet zu haben. Wir werden sehen!
4 - 4
4 -
Das Vertuschungssystem, wie es in Oporto anfangs gegenüber der Pest angewendet wurde, wird auch in Rußland beliebt. Wie man aus Petersburg meldet, sind daselbst Berichte verschiedener an der Wolga ansässiger fremdländischer Industriellen an die betreffenden diplomatischen Vertretungen eingetroffen, aus denen hervorgeht, daß, wie nahezu unzweifelhaft sei, in Zaryzin die wirkliche asiatische Pest auSgebrochen ist. Da sich aber die Epidemie noch in den engsten Grenzen halte und ausschließlich unter den Fabrikarbeitern ihre Opfer suche, sehe man es in den offiziellen russischen Kreisen noch nicht für notwendig an, das Schweigen über diese Angelegenheit zu brechen. Dagegen seien die maßgebenden Behörden eifrigst bemüht, m Zaryzin alle erforderlichen Sanitätsmaßregeln auzuwenden und die notwendigen Isolierungen vorzunehmen, um die Verbreitung der Krankheit einzudämmen.
^«rirdesir«r^i;iehteir.
* Alten steig, 9. Okt. Ein kalter Nordwind hat uns endlich einen klarblauen Himmel gebracht, letzte Nacht aber auch einen empfindlichen Frost. Das Termometer wies diesen Morgen 5° R. unter Null auf. Feinere Gartengewächse sind erfroren. Man wird in der Annahme nicht sehlgehen, daß auch die Weinberge des Unterlandes vom Frost zn leiden gehabt haben. Hiobsbotschaften dürften nicht ausbleiben.
sj Altensteig, 9. Oktober. (Wichtig für Hundebesitzer.) Hunde und Radfahrer können sich selten vertragen. Die größeren Hunde suchen mit Vorliebe den Fahrern den Wey zn verlegen und in die Speichen oder Pedale der Maschine einzubeißen. Auch sonst treiben große Hunde manche Allotria, durch die den Betroffenen mehr oder minder erheblicher Schaden geschieht. Die Herren Hundebesitzer machten sich bisher wenig aus den Passionen ihrer Hunde, da sie nach dem bestehenden Recht für den Schaden nur dann haften, wenn ihnen ein Versehen (versäumte Aussicht) nachgewiesen werden kann. Das wird mit dem 1. Januar, an welchem Termine bekanntlich das Bürgerliche Gesetzbuch in Kraft tritt, anders. Dieser gewährt in seinem § 833 nämlich einen hinreichenden Schutz gegen derartige Attentate, indem es den Besitzer ohne weiteres verpflichtet, den durch seinen Hund angerichteten Schaden zu ersetzen.
-n. Altensteig - Dorf, 7. Okt. An der Kammerz des Accisers Kalmbach hier ist Heuer eine große Zahl von völlig reifen Trauben zu sehen, was darauf schließen läßt, daß das hemige Gewächs des Weinstocks im Unterland ein vorzügliches sein muß.
-n. Berneck, 7. Okt. Um einen prächtigen Schmuck wurde in letzter Zeit unsere Kirche bereichert. Hinter dem Altar ließ die Witwe des f Freiherr» Wilhelm von Gült- lingen, Landgerichtspräsident, Reichs- und Landtagsabgeord- neter, zur Erinnerung an ihren unvergeßlichen, hier und in weiten Kreisen hochgeschätzten Gemahl ein sehr wertvolles Kirchenfenster anbringen, dessen Glasmalerei den Gebetskampf Jesu in Gethsemane darstellt. Es sei auch an dieser Stelle der Stifterin unser aufrichtigster Dank gezollt für das schöne, sinnige Andenken. — Einem schon längst empfundenen Bedürfnis wird durch di« Einrichtung der Kirchenheizung, die demnächst beendet sein wird, entsprochen. Einen namhaften Beitrag dazu spendeten die Angehörigen de- verstorbenen Freiherrn Wilhelm v. Gültlingen, wofür die hiesige Kirchengemeinde ebenfalls sich in gebührender Weise dankbar erweist.
* Freuden st adt, 6. Okt. Der König hat den beiden Mädchen, Schülerinnen der hiesigen Mädchenschule, die ihm am 26. September bei seinem Empfang ein Blumenbouquet und ein Album überreichten, sein Bildnis mit entsprechender Widmung verehrt.
sj Einige Marschleistungen aus den diesjährigen Herbstübungen, die mit Hilfe eines Schrittmessers festgestellt worden sind, sind von allgemeinerem Interesse. Die Straßb. Post erhält darüber genaue Mitteilungen. Die Gesamtzusammrn- stellung der Schrittzahlen ergiebt folgendes Resultat: Vom 9. bis 23. August (Hagenau, Regiments- und Brigade- Exerzieren) im Dienst 213 300 Schritt, außer Dienst 25800 Schritt; 24. August bis 1. September (Manöver) 213 800 und 11600 ; 5. bis 13. September (Kaisermanöver) 334900 und 15900, zusammen 815300 Schritt. Dies entspricht etwa einer Zahl von 620 bis 630 Kilometer. Wären wir, fügt der betreffende Herr hinzu, diese Entfernung immer gerade aus marschiert, so würden wir von Straßburg aus beinahe nach London oder Wien oder über Berlin hinaus