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Wr. 154.
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Donnerstag, 5. HktoSer
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> 1899.
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* Alten steig, 4. Okt. Der erste Reif lagerte diesen Morgen auf den Dächern und Fluren als ernsthafter Vorbote deS bald nahenden Winters.
* Alten steig, 4. Okt. Jn„UeberLand und Meer" lesen wir über v. Zeppelin's Luftschiff folgende höchst interessante Angaben: In der der Beschreibung beiliegenden Abbildung sieht man vor sich das aus Aluminiumstäben gebaute Riesengerippe des aus 7 einzelnen Ballons bestehenden Luftschiffs, das nach seiner Vollendung etwa 125 Meter lang, in seinem größten Teil zylinderförmig sein und in diesem Teile etwa 12 Meter Durchmesser haben wird. Die Ballons werden einen Raumgehalt von etwa 10 000 Kubikmeter haben und mit Wasserstoffgas gefüllt werden. Das Gesamtgewicht einschließlich der Gondeln, Maschinen und Zubehör, mit Bemannung und Ballast, darf das Gewicht von 200 Zentnern nicht übersteigen. Die Belastung ist so berechnet, daß wenn einer der Ballons verletzt würde, die übrigen noch ausreichende Tragkraft besitzen. Die Vor- und Rückwärtsbewegung des Luftschiffs geschieht durch vier große Flügelschrauben, gleichfalls aus Aluminium gefertigt, die Steuerung durch je ein Steuerflächenpaar am vorderen und am Hinteren Ende des Fahrzeugs; die Wirkung ist dieselbe wie beim Wafferschiff. Unter jedem Flügelschraubenpaar befindet sich eine Aluminiumgondel, 6^/2 in lang, 1,80 w breit und 1 in hoch. Jede der beiden Gondeln enthält eine» Benzinmotor, der durch Uebersetzungen mit den 4 Flügelschrauben verbunden, diese in Bewegung setzt. Hier also steckt der Kern der neuen Erfindung: die Bewegung geschieht nickt spontan durch die Luft, sondern durch eigene maschinelle Kraft. Die Bemannung wird aus 5 Köpfen bestehen, außer dem Grafen von Zeppelin selbst, dem ehemaligen kühnen Reiteroffizier, aus dem Ingenieur und Vorstand Herrn Hugo Kübler, dem Techniker Herrn Burr und zwei Maschinisten zur Bedienung der Motoren. Das Luftschiff wird gegenwärtig noch montiert; der erste Aufstieg dürfte ziemlich unerwartet, sobald es fertig ist, geschehen.
* Nag 0 ld, 2 . Oktbr. Der Gasthof zum schwarzen Adler wurde heute von dem seitherigen Besitzer Degele an Herrn Voith aus Konstanz um 45 000 Mark verkauft. Vor' acht Monaten hatte Herr Degele die Wirtschaft um 35 000 Mark erworben und vor 15 Jahren galt der Adler nur 18 000 Mark.
* Calw, 1 . Okt. (Verbandstag der württembergischen Gewerbevereine.) Der Vorstand des Landesverbands Professor Gießler in Stuttgart eröffnet die Versammlung und teilt mit, daß aus dem Kabinett des Königs ein huldvolles Schreiben eingelaufen sei des Inhalts, S. Majestät entbiete der Versammlung die herzlichsten Grüße und die besten Glückwünsche, worauf ein Huldigungstelegramm an den König abgesandt wurde mit dem Wortlaut: Ew. K. Majestät erlauben sich die auf dem 41. Verbandstag in Calw tagenden Gewerbevereine ihre ehrerbietige Huldigung und das Gelöbnis unwandelbarer Treue darzubringen. Auf das auf den König angestimmte Hoch wurde stürmischer Beifall laut. Der Vorsitzende giebt Wester bekannt, daß der Verband im letzten Jahre um 19 Vereine mit 4919 Mitgliedern sich vermehrt habe und nun auf 20000 Mitglieder angewachsen sei. Die Einteilung sämtlicher Gewerbevereine in 12 Gaue habe eine beifällige Aufnahme gefunden, der Wetteifer der einzelnen Bezirke habe gute Früchte getragen, die Organisation habe aber noch lange nichtden Erfolg, den man ihr wünschen möge, der Kölner Beschluß, wegen des Urteils in Rennes die Pariser Ausstellung nichtzubesuchen, könne nicht die Zustimmung der Gewerbevereine finden; er begrüß« die Vertreter der Regierung und die hiesigen Bezirksbeamten in herzlichster Weise und hoffe von der heutigen Tagung die ersprießlichsten Erfolge. Der Vertreter der Regierung, Ministerialrat v. Mosthaf, begrüßte die Versammlung und bespricht die Wichtigkeit der Handwerkerkammern. In wenigen Monaten werden die Wahlen der Handwerkerkammern stattfinden, die das Problem lösen sollen, den Gewerbestand zu schützen in der scharfen Luft des modernen Kampfes umS Dasein. Reben den Innungen haben auch die Gewerbevereine die Handwerkerkammer zu wählen. Die Gewerbevereine sind also nicht nur nicht überflüssig gemacht, sondern ihnen sind neue bedeutsame Aufgaben zugewiesen worden. Diese Aufgabe wird darin
bestehen, daß sie ihre Thätigkeit so zu entwickeln haben, daß sie sich mit den neuen gesetzlichen Organisationen harmonisch zusammengliedern. Die Gewerbevereine werden ja einen starken Einfluß haben auf die Zusammensetzung der Hand- werkerkammern, aber sie werden diesen Einfluß teilen müssen mit anderen Bereinigungen. Die neue Organisation kann sich nur dann gedeihlich und zu gesundem Leben entfalten, wenn die verschiedenen Elemente in den Handwerkerkammern friedlich zusammenwirken. Weise Mäßigung müsse auf allen Seiten geübt werden. Daß das geschehe, ist der Wunsch der Regierung. — Der Vorsitzende verspricht, daß die Gewerbevereine den Frieden halten werden. Wir dürfen aber wohl erwarten, meint er, daß dieser Gesinnung auch von den anderen Verbänden Ausdruck gegeben wird. — Regierungsrat Wendel von der Zentralstelle überbringt die Grüße dieser Behörde und wünscht einen ersprießlichen und erfolgreichen Verlauf der Verhandlungen. Der Vorsitzende erinnert dann an den im Landtag gemachten Vorschlag, die Ueberschüss« der Gewerbebanken den Gewerbevereine» zu überweisen zur Anschaffung von Motoren für Kleinhandwerker. — Er (Redner) sei weiter gegangen, er wolle das Großkapital in den Dienst des Kleirchandwerks stellen, eine Gesellschaft bilden, die gegen monatliche Miete den Kleinhandwerkern Motore überläßt. Das wäre ein Weg, die Produktionsweise zu erleichtern, wie es die Zeitverhältniffe erheischen. Die Hauptsache bleibt natürlich bei solcher Beschaffung von Motoren, den Handwerker von jeder drückenden Schuldenlast frei zu halten und auch die Bedürftigkeit und Würdigkeit soll nicht nachzuweisen sein. Fachmännische Kräfte sind bei der Arbeit, das Projekt auf sein« Prosperität auszu- arbeiten. Verschiedene Elektrizitätsgesellschaften wenden der Frage ihr Interesse zu; der Leiter des ersten Unternehmens dieser Brauch: in unserem Lande Hai den Gedanken mit Begeisterung ausgenommen. — Der Vorstand habe sich auch mit dem Submissionswesen beschäftigt und das um so mehr, da die bekannten Konkurrenzflegeleien in der Hauptsache hervorgerufen werden durch die Niederlassung junger Ge- werbetreibender. Er (Redner) habe dennoch die Bildung einer Versicherungsanstalt ins Äuge gefaßt, die gegen Prämien eine gewisse Summe an die Versicherten, wenn sie 25—27 Jahre alt sind, auszahlt. Di« Prämieneinzahlung könne vielleicht mit dem beabsichtigten Post-Chekverkehr in Verbindung gebracht werden. Das sei natürlich einstweilen noch Zukunftsmusik. Mit diesen Vorschlägen werden ja allerdings nicht alle Uebelstände auS der Welt geschafft. Die Hauptsache wird immer bleiben, daß der Kleinhandwerker sich neben seinem Beruf einer geschäftsmäßigen Tüchtigkeit befleißigt. — Nachdem der Redner dann noch kurz den Auf- wand des württembergischen Staats auf Handel und Ge- werbe und auf Landwirtschaft beleuchtet und gegen einander vergleicht, schließt er mit den Worten: „Zwischen heute und unserer nächsten Zusammenkunft liegt eine wichtige Zeit, in welcher die Wahlen zu den Handwerkerkammern vorzunehmen sind. Mögen unsere Mitglieder dafür besorgt sein, daß die richtigen Männer in dir Kammern kommen und der gute Grift in dieselben einziehen wöge, damit wir dann sagen können, daß die Gewerbevereine dazu mitgewirkt haben. (Lebh. Beifall.) Dr. Hans Krüger- Charlottenburg, Anwalt des allgemeinen Verbands der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und Wirtschasts- genossenschaften referierte über: Gewerbliches Genossenschaftswesen, Warenbozare, Großwarenhäuser. Die Lage von Handel und Kleinhandwerk, führte der Redner in gewandtem Vortrage au-, sei ernst aber nicht hoffnungslos, Mittel und Wege zur Besserung werden verschieden bezeichnet, man verlange Befähigungsnachweis für den Handwerker, dadurch komme man aber in die Zustände des Mittelalters, man verlange ein Eingreifen des Staates und der Gemeinde und werde auch dadurch nicht» erreichen, denn da» deutsche Handwerk befinde sich in einem Umbildungsprozeß, es könne der eine oder andere Erwerbszweig absterben, aber neues Leben entsprösse aus den Ruinen, das Handwerk sei nicht verloren, aber bedenklich das planlose Herumdoktern. Die sogenannte Mittelstandspolitik sei zu bekämpfen, er soll nicht ein neuer Stand geschaffen werden auf Kosten anderer Stände, nicht mit Mittelstandspolitik, sondern mit Genossenschaftspolitik sei zu operieren, es bestehen jetzt schon in Deutschland 17,001 Genossenschaften. Die Ursachen der Schwierigkeiten beim Kleinbetrieb gegenüber dem Großbetrieb beruhen in billigem Einkauf, besserem Verkauf und Maschinenkraft. Eine höhere Besteuerung der Bazare habe für den kleinen Geschäftsmann keinen Nutzen und außerdem sei sie ungerecht; die bei Versammlungen angenommenen Resolutionen helfen nichts, da alles beim alten bleibe; nur mit Hilfe der Genossenschaften könne mehr erreicht werden; der
Patient solle den Verhältnissen sich anpaffen. Dem Handwerk müsse und könne geholfen werden durch Selbsthilfe, durch Kreditgewährung bei den Gewerbebanken, durch gemeinsamen Bezug der Rohmaterialien, durch organisatorische Verbindungen, durch kaufmännische Schulung des Gewerbestandes und durch Unterdrückung des Konkurrenzneides. An der sich anschließenden Diskussion beteiligte sich Fabrikant Fritz Müller in Göppingen, der einer höheren Besteuerung der Waren-Bazare das Wort redete und für eine gemeinschaftliche Preisliste der Meister eines Ortes und «ine bessere Ausbildung der Lehrlinge eintrat, und Mulfinger in Hall, worauf Dr. Crüger schlagfertig erwiderte und nochmals eine Hebung der Bildung und eine Hebung der genossenschaftlichen Organisation empfahl. Auf diese hochbedeutsame Red« von Dr. Crüger folgte ein Vortrag von Professor Ziegler in Geislingen über die diesjährige Schulausstellung. Der Redner führte aus, daß bei der Ausstellung eine Besserung des Zeichenunterrichts unverkennbar zu verzeichnen gewesen sei, der Unterricht habe mehr System gezeigt und der organische Aufbau sei klarer und zielbewußter zu erkennen gewesen, an der Ausstellung haben sich 20122 Schüler und Schülerinnen beteiligt. Die neue Richtung im Zeichnen, das Stilzeichnen, die naturalistische Form habe sich noch nicht besonders geltend gemacht, es fehle hauptsächlich an Lehrmitteln und teils auch an geeigneten Lehrkräften. Referent empfiehlt dringend den Anfang des Körperzeichnens in die Oberklassen der Volksschulen zu verlege», der Jugend Gelegenheit zu tüchtiger Schulung zu geben und die Schulzeit nicht auf die Nachtzeit, sondern auf eine frühere Zeit zu verlegen; wünschenswert wäre es, wenn die Meister sich mehr um den Schulbesuch der Lehrlinge kümmern würden. Da» Zeichnen solle mehr nach Objekten als nach Vorlage geschehen. — Da die Zeit sehr weit vorgeschritten war, kamen verschiedene Berichte nicht zur Behandlung. Ange- genommen wurde ein Antrag de- Gewerbevereins Aalen, die Regierung zu bitten, während der Ausstellung in Paris ein Bureau zu installieren, wo den Besuchern jede nötige Auskunft gegeben werde. Ein weiterer Antrag von Tübingen, betreffs Versicherung der Gewerbevereine, für Unfall und Tod, sowie von Traunecker-Zuffxnhausen über Einrichtung einer Krankenkasse für Mitglieder der Gewerbevereine wurde einer Kommission zur Beratung übergeben. Nach dem Bericht des Kassiers Levy betrugen die Einnahmen des Vereins 5761 Mark, die Ausgaben 3311 Mark. Erwähnenswert ist noch «in Beschluß der Versammlung, daß jedem der 12 Gaue zu seiner ersten Einrichtung 50 Mark Beitrag gegeben werden solle. Zum nächsten Versammlungsort wurde Biberach gewählt. Als Vorstand wurde Professor Gießler, welcher wegen Kränklichkeit eine Wiederwahl ablehnen wollte, und als Vizevorstand Maler Schindler von Göppingen, durch Akklamation wieder bestätigt. Das Festmahl, an dem sich 200 Personen beteiligten, fand im Waldhorn statt. (Schw B.)
* Tübingen, 1 . Okt. (Schwurgericht.) An- klagesache gegen I. Pfeiffer u. Gen. von Gültlingen wegen betrügerischen Äankerotts. I. Pfeiffer, ein gelernter Schmied, betrieb seit 1875 in Gültlingen ein gemischtes Warengeschäft. Im Jahre 1881 unternahm er zunächst im Kleinen einen Fruchthandel, den er bis in die neuest« Zeit fortsetzte. Wenn auch im Kleinen angefangen, so betrieb er schließlich den Handel doch im Großen und beteiligte sich an der Fruchtbörs«. Ein Mann, wie Pfeiffer, ohne jedes Betriebskapital, erbaute sich ein Magazin, das ihn auf ca. 16 000 Mk. zu stehen kam. Mit fremdem Geld« betrieb er seinen Handel und griff dabei zu dem leider so bequemen Mittel des Wechsels. Pfeiffer, der zwei Söhn« hat, den Christian und den Paul, kränkelte in den letzten Jahren und war um deswillen genötigt, seinem inzwischen von Amerika zurückgekehrten Sohn Christian die Leitung des Geschäfts zu überlassen. Dieser Sohn, der jungverheiratet aus Amerika ankam, kannte die schlimme Vermögenslage seines Vaters und glaubte deshalb bei der Verheiratung in Amerika auf Linderung dieser Lage Bedacht genommen zu haben, allein er hatte sich schwer getäuscht. Der Sohn Christian, kaufmännisch ausgebildet, war nun der Geschäfts- leiter, der Vater wurde aber immer auch zu Rate gezogen. Die pekuniäre Lage wurde immer schwieriger; die Gläubiger stürmten an und die Mittel, sie zu befriedigen, fehlten. Christian verkaufte nun mit Wissen seines Vaters, die vorhandenen Pferde und das Vieh rc. und erlöste etwa 1500 Mk., er beabsichtigte damit die drohendsten Gläubiger zu bezahlen. Am 3. März d. I. in der Frühe machte sich Christian auf den Weg, nahm 17 Scheine zu 100 Mk. in einer Noten- lasche mit i*ch, um den Aron in Pforzheim für sein Guthaben zu befriedigen. Auf dem Wege zur Bahn will er nun die 1700 Mk. verloren haben. Seine angestellten Forschungen nach dem Gelbe seien erfolglos geblieben.