Erscheint Dienstag, DrmierStag, LamStag and Sonntag «Ü »erTratis-Beilage »Der Sonnrags- Gast.'
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Samstag, 30. September
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Die Belgrader Komödie hat für die Angeklagten tragisch geendet. Mit unheimlicher Schnelligkeit hat man dem einzigen Belastungszeugen, nämlich dem Attentäter Knezewitsch, für immer den Mund verschlossen. Mittags verurteilt, wurde er schon nachmittags erschossen.
Besteht wohl irgendwo ein Zwerfel, daß er, und er ganz allein, der Schuldige war? Wer dem Gange des Prozesses auch nur oberflächlich gefolgt ist, dem wird klar, daß ln Belgrad eine erbärmliche Komödie gespielt worden ist, die zum Lachen wäre, wenn der Schluß nicht fürchterlich ernst sich gestaltet hätte, wenn nickt mit nackter Barbarei, ohne auf die Anschauungen, die in Europa seit Jahrhunderten herrschen, auch nur formell Rücksicht zu nehmen, durch Kabinettsjustiz mißliebige oder unbequeme Parteiführer zu Verbrechern gestempelt und unerhörten Strafen widerrechtlich unterworfen worden wären.
Man erinnere sich: die Kronzeugen haben völlig versagt. Knezewitsch, der überführte und geständige Mordgrselle, hat zu wiederholten Malen Beschuldigungen gegen seine angeblichen Anstifter erhoben und sie dann in der denkbar feierlichsten Weise öffentlich zurückgenommen, während seine Lügengewebe zumeist hinter Schloß und Riegel fabriziert worden waren. Mit welchen Einwirkungen, welchen Drohungen, welchen Versprechungen man jene Märchen seinen Lippen abgelockt hat, die dem Staatsanwalt genügt haben, den Strick gegen politische Gegner der Regierung zu drehen, den „Richtern", nach stärkster Pression von „oben," diesen Strick -ganzen Serien von Angeklagten um den Hals zu schlingen, wird man nie erfahren, denn Knezewitsch ist erschossen und die Toten reden nicht, sie widerrufen nicht, sie präsentieren keine Rechnungen, können keine ihnen gewordenen Zusagen geltend wachen. Knezewitsch, der Verbrecher und Gesinnungslump, aber auch der unbequeme Mahner, der eingelernte Zeuge, war allem Anschein nach bereits stumm gemacht, ehe er Atem schöpfen konnte auch nur zu einem klärenden Ausrufe!
Zum Tode verurteilt ist ferner Ränko Tajfitsch, der Heiduck. Dieser Mann wird lächelnd den Spruch des Blutgerichts lesen, denn er ist längst nicht mehr im Bereich der serbischen Justiz und der serbischen Gewehrkugeln. Im Fürstentum Montenegro schätzt man und schützt man den Verbannten, der in seiner Heimat ein längst übervolles Schuldregistrr, aber trotzdem weitreichende Verbindungen und zahlreiche blind gehorsame Anhänger besitzt.
Die Strafe, welche Patrioten, wie Zivkowitsch, dem Priester Gjuritsch, dem in voller Oeffentlichkeit das Ministerium bekämpfenden Redakteur Protitsch wegen ihrer oppositionellen Gesinnung, nicht unter Nachweis hochverräterischer Thaten oder gar einer Anstiftung zum Meuchelmord, auferlegt worden ist, ist aber härter als der Tod. Zwanzig Jahre Bagno in Serbien! Das ist, je nachdem man will, die langsame oder beschleunigte, jedenfalls aber eine fürchterliche Hinrichtung, falls nicht plötzliche Ereignisse eintreten sollten, die den zum Sterben Bestimmten Erlösung bringen. Angesichts ihrer Mitbürger haben die Verurteilten, mit zentnerschweren Ketten am Leibe und an den Füßen belastet, gewichtige Kugeln hinter sich herschleppend, bei kaum für die Erhaltung genügender Kost, täglich ein für ländliche Riesenkräfte bemessenes Quantum Bauarbeit zu leisten. Nicht hinter Mauern vermögen sie ihr Los zu verstecken ; man stellt sie auf den Wällen der Festung zur Schau, man führt sie über die Straße, wo ihre Ketten das Piaster schleifen, politisch Kompromittierte in Reih' und Glied mit Mördern und Dieben, bewacht und getrieben von Soldaten- Abteilungen. Das ist nun das Los einer Anzahl Männer, denen nichts, aber auch gar nichts Strafwürdiges nachge- wirsen werden konnte und denen man zum Hohn noch eine Verschärfung zudiktiert hat, die der gleicht, welche im Mittel- alter schlimmsten Verbrechern zuteil wurde, denen zur Gesellschaft man einen räudigen Hund an den Galgen hing. Mit Zivkowitsch und Protitsch und zu gleicher Strafe wurde auch der angebliche Kressowitsch verurteilt, jener verlogene „Kronzeuge", dessen Namen und Vergangenheit nicht aufzudecken war, der aber mit falschen Papieren eine perfide Rolle gespielt hat.
Der Prozeß war ein Hohn auf die Justiz und aus ihm kann dem unglücklichen Serbien Beruhigung nicht erwachsen.
Tsrsespslitik.
Auf dem hessischen Katholikentage, der dieser Tage in Mainz abgehalten wurde, hielt der Führer der Zentrums- partei, Dr. Lieber, einen Vortrag über die politische Lage, der in den parteipolitischen Debatten der nächsten Wochen einen breiten Raum einnehmen dürfte. Dr. Lieber erklärte, die allgemeine politische Lage werde zunehmend bedrohlicher. Im preußischen Staatsministerium gebe es einen sehr einflußreichen Mann, der nichts sehnlicher wünsche, als das Zentrum aus seiner ausschlaggebenden Stellung im Reichstage zu verdrängen, in der Hoffnung, daß eS ihm so gelingen werde, bei Gelegenheit der Zuchthausvorlage, sowie neuer Militärforderungen an maßgebender Stelle den Eindruck zu erwecken, daß die Konservativen zwar den Kanal verdorben hätten, aber doch die Rettung gegen das Zentrum seien. Bezüglich seiner geplanten Reise nach Ostasien sagte Dr. Lieber: „Ich unterlasse dieselbe, nachdem ich gründlich in die Spannung der politischen Lage hineingesehen habe. Ich käme erst im Januar in die Heimat zurück, dann aber könnte bereits mancher Topf in Berlin zerschlagen sein."
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In den Vereinigten Staaten von Amerika hat sich die Regierung und die republikanische Partei plötzlich entschlossen, die Schwäche und Uneinigkeit ihrer Gegner in der Währungsfrage auszunützen, und Präsident Mac Kinley hat soeben die Mitglieder der „American Bankers Association" persönlich benachrichtigt, daß die Goldwährungs-Bill seine und des Kabinetts Zustimmung gefunden und noch in der nächsten Session dem Kongreß vorgelegt werden solle. Dieselbe deckt sich nach Mac Kinley's eigenen Angaben mit dem Goldprogramm der Clevelander Konferenz. Diese empfahl dem Kongreß, ein Gesetz zu votieren, welches „in festerer, endgültigeren und unzweideutigerer Weise die Goldwährung etabliere und bestimme, daß der Golddollar die grundlegende Einheit der Staatswährung und alleiniger Maßstab für alle Werte bilde, und sämtliche Staatsobligationen wie olles Papiergeld einschließlich der in Zirkulation befindlichen Noten der Nationalbanken in Goldstücken einlösbar sein sollten."
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Wieder einmal hat sich in Südamerika eine Staatsumwälzung vollzogen. Nur handelt es sich diesmal nicht um eine der dort landesüblichen Revolutionen, sondern um das Entstehen einer neuen Republik. Ein kleines Territorium, um das Bolivia und Brasilien seit langem streiten, bat sich kurzer Hand zu einem unabhängigen und souveränen Staat erklärt; es nennt sich die Republik Acre und liegt am oberen Amazonenstrom, ungefähr auf der Höhe von Lima. Die Bevölkerung des ziemlich weitläufigen Bezirkes besteht vorwiegend aus Brasilianern, ferner aus Bolivianern und Peruanern, in Summa 25 000 bis 30000 Menschen, die dort friedlich der Kautschuk-Gewinnung sich widmen.
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* Altenfteig, 29. Sept. Mit Recht wird in einigen Zeitungen auf Folgendes aufmerksam gemacht: Im Hinblick auf die orkanartigen Stürme der letzten Tage mahnen wir dringend zur Vorsicht. Es werden oft in leichtsinnigster Weise Blumenstöcke und andere Gegenstände vor's Fenster ohne jegliche Befestigung oder Schutzvorrichtung gestellt. Dies birgt nicht nur eine große Gefahr für die Passanten in sich, die leicht durch das Herabfallen eines solchen Gegenstandes verletzt werden könnten, sondern hat auch zutreffendenfalls die Haftpflicht im Gefolge, indem der betreffende Eigentümer für den Schaden aufzukommen hat, der durch seine Schuld bezw. durch seinen Leichtsinn herbeigeführt wird. Es dürfte daher nicht unangebracht sein, auf diese Gefahren hinzuweisen, die schon für manchen von den schwersten Folgen begleitet waren.
* (Wild, kein Reisegepäck.) Da mit dem 1. Okt. die Hasenjagd wieder beginnt, so sei zur Jagdsaison eine Bestimmung im Hinblick auf die Beförderung von frisch geschossenem Wild in Erinnerung gebracht. Nach dieser Bestimmung muß das von Wild den Jägern an den Gepäckabfer- tigungsstellen unter Erlegung der vollen Grpäckfracht zur Beförderung aufgegeben werden. Es wird also nicht als „Reisegepäck" angesehen. Indessen ist es den Jägern gestattet, einzelne unauffällig in Jagdtaschen zu tragende Stück Kleinwild mit in die Wagenabteile zu nehmen, wenn die Stücke so verpackt oder die Schußstrllen so fest verbunden find, daß ein Aussickern des Bluts, wodurch die Wagenabteile verunreinigt werden könnten, unmöglich wird und zweitens die übrigen Mitreisenden durch die Wildstücke nicht belästigt werden.
-n. Ebhausen, 28. Sept. Ein bedauerlicher Unfall stieß heute früh- einem Radfahrer, dem Gehilfen von Herrn Geometer Gärtner in Wildberg, beim Gasthaus zur Traube
hier zu. Als er an einem mit vier Pferden bespannten Wagen, der ihm entgegenkam, vorbeifahren wollte, wurde ein Pferd scheu, sprang mit den Hinterfüßen seitwärts, schlug aus und traf den Radler unglücklicherweise an den Kopf. Der Verletzte stürzte und wurde schwer blutend in bewußtlosem Zustande in das Gasthaus zur Traube gebracht, wo ihm die Hausfrau einen Notverband anlegte, während ihr Sohn den Prinzipal des Verletzten telegraphisch von dem Unfall in Kenntnis setzte. So gefährlich die Verletzung deS jungen Mannes auch war, kam er doch wieder zum Bewußtsein und konnte per Gefährt in seine Heimat gebracht werden.
-n. Nagold, 29. Sept. Aus Anlaß der Aufrichtung der neuen Schmuckwarenfabrik hier gab gestern der Bauherr den dabei beschäftigten Arbeitern einen Schmaus. Leider kam es dabei zwischen zwei Arbeitern zu Zwistigkeiten, die eine gerichtliche Untersuchung zur Folge haben werden, da einer der Beteiligten, ein Sulzer, unglückseligerweise vom Messer Gebrauch machte und seinem Gegner einem Arbeiter von Mindersbach, einen gefährlichen Stich in den Nacken beibrachte.
* Freuden st adt, 27. Septbr. Für gestern abend Vs8 Uhr stand im Programm unserer Festlichkeiten: Feuerwerk mit italienischer Nacht auf dem Marktplatz. Wegen der allzu schlimm gewordenen Witterung mußte aber dieses Feuerwerk vorerst auSfallen. Heute hat sich nun das Wetter gebessert und das kommt unseren Kindern zu gut. Ihr Kinderfest ist nun ganz hübsch verlaufen. Mittags 2 Uhr zog die Jugend, die Kleinkinderschule voran, die Mädchen meist in weißen Kleidern und mit grünem Laubgewinde geschmückt, die Knaben mit Fahnen und Sträußchen, in endlosem Zug (12—1300), bis hinauf zu den Schülern der Ober- klaffe der Realanstalt, begleitet von ihren Lehrern, durch die Stadt auf den Festplatz bei der Turnhalle, wo sich bald ein lustiges Treiben entwickelte, an dem auch dir Alten ihre Freud« hatten. Für allerlei Unterhaltung war reichlich gesorgt. Abends zog die ganze Schar fröhlich wieder auf den Marktplatz, wo der Ortsschulinspektor Stadtpfarrrr Pfahler noch eine herzliche Ansprache an die Jugend richtete.
* Stuttgart, 25. Septbr. Ein Besitzwechsel, der den Verkäufer zu einem reichen Mann macht, kam in den letzten Tagen zwischen dem Restaurateur Sommer zum „Königsthor" und der Kgl. Eisenbahnverwaltung zu stände. Elfterer trat um 150000 Mark sein an der Ludwigsburgerstraße gelegenes Anwesen, das er erst in diesem Jahre um 94 000 Mark erworben hatte, an genannte Verwaltung ab.
* Stuttgart, 26. Septbr. Heute werden aus dem Beurlaubtenstande des XIII. (K. württ.) Armeekorps eine Anzahl Mannschaften zu einer Uebung an dem Festungstelegraphen in Straßburg eingezogen. Diese Mannschaften werden dem Jnf.-Regt. 126 zugeteilt. Die Wiederentlassung erfolgt am 7. November.
* Stuttgart, 27. Sept. (Die Rechtspflege in Württemberg.) Der Bericht des Justizministers vr. v. Breitling an den König über die Verwaltung der Rechtspflege im letzten Jahre ergiebt, wie im Vorjahre, ein« abermalige nicht unbeträchtliche Steigerung des Anfalls von Zivilprozessen bei den Amtsgerichten, ebenso auch bei den Landgerichten und bei den Zivilsenaten des Oberlandesgerichts. Auch in der Zahl der Konkurse, die im Vorjahr gegenüber 1896 namhaft zurückgegangen war, ist wieder eine Vermehrung eingetreten (von 378 auf 400 Eröffnungen), so daß der hohe Stand von 1896 nahezu wieder erreicht wurde. Dieselbe Erscheinung tritt bei den Zwangsvollstreckungen zu Tage, bei denen 1508 Fälle vorkamen. Im Straffach ist im allgemeinen ebenfalls eine Vermehrung des Geschäftsfalls eingetreten. wogegen die im Vorjahr nicht unerheblich gestiegene Zahl der Forstrügesachen eine Verminderung erfahren hat. Von den Schwurgerichten wurden 22,14 Proz. der Angeklagten freigesprochen, von den Strafkammern (in erster Instanz) dagegen nur 10,17 Prozent.
* Stuttgart, 27. Sept. Se. Majestät der König haben die landwirtschaftlichen Septemberpreise verliehen und zwar den ersten mit 500 Mk. dem Landwirt und Schultheiß Eberhardt Kayser in Hegnach O.A. Waiblingen, den zweiten mit 300 Mk. dem Landwirt und Gemeindepfleger Fidel Schmid in Wilsingen, O.A Münsingen.
* Maulbronn, 28. Sept. Der König besucht am 5. Oktober die Waldensergemeinden.
* Vergangenen Sonntag abend besuchte ein Fräulein in Heilbronn die gegenwärtig auf dem Hammelwasen stattfindenden gymnastischen Vorstellungen und gab statt einem 10 Pfg.- ein 10 Mk.-Stück in die Kasse. Dieses Versehen entdeckte die Geberin sofort zu Hause, ging deshalb Montag früh zu dem Besitzer der Anstalt, und als man das eingenommene Geld nachsah, fand sich das