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Donnerstag, 28. September
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
EinrückungSpreiL für Altensteig und nahe Umgebung? bei einmaliger Einrückung 8 Psg. bei mehrmal, je 6 auswärts je 8 Psg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum.
Verwendbar? Beiträge werden dankbar angenommen.
1899.
Uebertragen wurde die Finanzamtmannflelle bei dem Kameral- amt in Altensteig dem Finanzreferendär I. Klasse Clauß; Freudenstadl, dem Finanzreferendär I. Klasse Krauß und Neuenbürg dem Finanz- referendär I. Kl. Pfuderer.
Uebertragen wurde das erledigte Kameralamt Eßlingen dem Kameralverwalter Bühler in Maulbronn (früher in Altensteig.)
Verliehen wurde das Ritterkreuz des Ordens der Württembergi- schen Krone dem Stadtschultheißen Hartranft in Freudenstadt und das Ritterkreuz erster Klasse des Friedrichsordens dem evangelischen Dekan Zeller daselbst.
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* Alten steig, 27. Septbr. Durch Kgl. Verfügung wurden die 28 Uwgeldskommissariate des Landes unter Zuweisung ihrer Geschäft« an die Kameralämter, aufgehoben. Wie bei den übrigen Kameralämter«, wurde infolgedessen auch dem hiesigen Kameralamt ein weiterer Beamter, welcher sein Amt bereits übernommen hat, zugewiesen.
-ii. Heselbronn, 25. Sept. Die auf den gestrigen Sonntag nachmittag ins Gasthaus z. Hirsch anberaumte Versammlung des landwirtschaftlichen Vereins erfreut« sich in anbetracht der ungünstigen Witterung eines stattlichen Besuchs. Der Vorsitzende, Hr. Oberamtmann Ritter bemerkte einleitend, daß die Versammlung nach Urberberg verlegt worden sei, Hab- seinen Grund darin, daß ihm anläßlich seiner letzten Rechnungsabhör aus der Mitte hiesiger Bürger der Wunsch ausgesprochen wurde, hier eine Molkereigenossenschaft ins Leben zu rufen. Es habe ihn gefreut, daß man hier eine derartige Einrichtung schaffen wolle, umsomehr da derartige Genossenschaften im Bezirk und auswärts sich als sehr zweckmäßig und rentabel erwiesen haben; er wünsche nur, daß die heutige Verhandlung dazu beitragen möge, hier eine Molkereigenossenschaft zu gründen. ES wurde nun Hr. Betz, Instruktor an der Molkereischule in Gerabronn das Wort gegeben. In belehrender Weis« gab letzterer ein Bild von dem großen Fortschritt im Molkereiwesen seit 18 Jahren, wo die erste Molkerei in Gerabronn entstanden sei. Seitdem seien in Württemberg nicht weniger als 1200 solcher Einrichtungen entstanden, und noch überall habe man trotz anfänglicher Bedenken und Vorurteile gegen diese Neuerung aus dem Gebiete der Landwirtschaft durchgängig günstige Erfahrungen machen dürfen. Es sei nicht nur keine der bis jetzt entstandenen Molkereigenossenschaften verkracht, sondern überall habe sich ein Gewinn für die einzelnen Vlehbesitzer wie für den Wohlstand ganzer Gemeinden ergeben. Die in den Molkereien gewonnene Süßbutter sei von weit besserer Qualität als die auf die seitherige Weise gewonnene, wo oft durch das lange Umherstehenlassen des Rahmes und nicht rechtzeitiger Butterung eine sauer, oft bitter schmeckende Butter gewonnen worden sei. Durch Errichtung einer Molkerei wurde den Hausfrauen eine nicht immer leichte Arbeit erspart. Für Fett von 1 Liter Milch erhalte man 7 Psg. und die entrahmte Milch (nach der Ansicht des Redners nicht zweckmäßig Magermilch genannt), enthalte noch manche wichtige Nährstoffe und könne darum im Hause noch gut verwertet werden für Jungvieh und Schweine. Redner kam dann auch noch zu sprechen auf umfangreicheren Be- trieb der Milchwirtschaft. Es lohne sich gegenwärtig für den Bauern besser, mehr Kühe zu halten als sich mit zu umfangreicher Ochsen- und Stierhaltung abzugeben, da diese weit nicht mehr so rentabel sei als früher. — Nachdem der Redner mit seinem beifällig aufgenommenen Vortrag geendigt hatte, dankte ihm der Vorsitzende H. Oberamtmann Ritter für seine wertvollen Ausführungen und l forderte die Anwesenden auf, sich über das Gehörte zu s äußern. H. GutSpächtrr Könekampvon Unterschwandorf konnte als früherer Vorstand einer Molkereigenossenschaft im Oberamt Crailsheim Mitteilen, daß sich dort das Unternehmen sehr zu Gunsten der dortigen Gemeinde gestaltet habe. Auch H. Rößleswirt Ru eff von Spielberg war in der Lage auf Grund sicherer Erkundigungen in Sulz und Gültlingen, wo sehr gute Erfahrungen gemacht wurden bis jetzt, di« Einrichtung einer Molkerei für die Gemeinde Ueberberg und die Nachbarorte zu empfehlen. Auf die Aufforderung an die hiesigen Bürger sich zu erklären, ob zur Gründung geschritten werden soll, Unterzeichneten auch alsbald 17 der Anwesenden die von H. Instruktor Betz vorgelegten Genossenschaftsstatuten. — Es ist zu hoffen, daß auch solche hiesige Viehbesitzer, die bis jetzt noch mit dem Beitritt zaudern, später ihren Beitritt erklären. Nach den Statuten soll die neue Einrichtung eine Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht bilden.
-ii. Ebhausen, 27. Sept. Ein bedauerlicher Unfall ereignete sich gestern mittag in unserem Nachbarort Ebershardt. Der 8jährige Knabe des LammwirtS Roth fuß brachte die Hand in ein Rad des GöppelS der Futterschueid- maschine. Die Verletzung de-Gliedes ist eine sehr schwere.
* Freuden st adt, 25. Sept. (300jähriges Jubiläum der Stadt Freudenstadt.) Es ist kalt und stürmisch; bleischwer hängen die Wolken am Himmel und übergießen uns mit einer wohlassortierten Kollektion von Regengüssen, vom feinen Sprüh- bis zum brutalen Platzregen. Trotzdem läßt sich der Freudenfiädter seine Festesfreude nicht stören, ihm als Schwarzwälder vermögen solche kleine Witterungschikanen nichts anzuhaben, ebensowenig wie feinen Altvorderen, die als protestantische Flüchtlinge aus Steyermark, Kärnthen, Krain und Salzburg vor 300 Jahren in unsere Gegend gezogen kamen und für welche Herzog Friedrich damals 2500 Morgen Tannenwald ausroden ließ, um ihnen das erflehte Obdach zu gewähren. Daß die vielgeprüften Flüchtlinge sich hier wohlbefanden, dafür zeugt vielleicht am besten, daß das neugegründete Gemeinwesen als „die Freudenstadt" bezeichnet wurde. Festbesucher sind von nah und fern herbeigeeilt, um die Jubeltage mitzubegrhen. Reich und geschmackvoll sind die Straßen geschmückt, überall zeige« die Häuserfronten Draperien, Wappenzier und Guirlanden von Tannengrün. Ueber dem Eingang des Hotels „Post," ist ein mächtiger, von einer Krone überragter Baldachin angebracht. In der Stuttgarter Straße haben ein paar mächtige Ehrenpforten Aufstellung gefunden. — Heute vormittag fand die Einweihung der 1887/99 von Oberbaurat v. Sanier im Renaissancestil wiederhergestellte Stadtkirche statt. Dieser an einer Ecke des großen Marktplatzes gelegene Bau kann als ein Unikum gelten. Die Kirche hat nämlich einen hakenförmigen zweiflügeligen Grundriß erhalten und macht durch die ungewohnte Form einen seltamen Eindruck. Die beiden Flügel — der eine ist für di« Männer, der andere für die Frauen bestimmt — stoßen im rechten Winkel zusammen und hier befindet sich die Kanzel, vor derselben der Altar. Die Galerie zeigt reiche, bunte Stukkaturarbeiten, Bilder aus der biblischen Geschichte, von der Schöpfung bis zum jüngsten Gericht darstellend. Dekan Zeller predigte über 5. Mose 32, 3 und 4. Von dem Konsistorium war Prälat Dr. v. Burck zur Einweihungsfeier gesandt worden. Tiefen Eindruck machte eine zur Aufführung gelangende Festkantate, bei welcher die Soli mit schönen Stimmmitteln von Frau Schuster-Stuttgart gesungen wurden. Trotz des Regens bewegte sich nachmittags ein Festzug, in welchem alle Vereine und Korporationen der Stadt vertreten waren, auf den Kienberg, wo man die Einweihung eines Aussichtsturms, des Herzog Friedrichs-Turms, vornahm. Die Festrede hielt Stadtschultheiß Hartranft, der sich so viele Verdienste um die Jubiläumsfeier erworben hat. Er pries vor allem den Gemeinsinn der Bürger Freudenstadts, dem man das Zustandekommen des Bauwerks verdanke. — Abends war Festbankett in der Turnhalle, bei welchem auch eine ganze Anzahl von Vertretern anderer württembergischer Städte zugegen waren, die der Feststadt ihre Grüße entboten. Die Begrüßungsrede der festgebenden Stadt hielt wieder Stadtschultheiß Hartranft. Seine Worte klangen in ein mit Heller Begeisterung aufgenommenes Hoch auf Se. Maj. den König aus. DH weiteren Darbietungen des Abends, dessen musikalische Kosten von der Kapelle des 29. Artillerie-Regiments bestritten wurden, bestanden in der Darstellung von lebenden Bildern aus den einzelnen Gruppen des historischen Festzuges. Den Anfang machte eine „Freuden- stadtia", dann kam eine Jagdgruppe aus der Zeit de- Herzogs Christoph. Im weiteren Bild sah man den Herzog Friedrich 1. inmitten der Salzburger Protestanten und hieran reihten sich noch einige Bilder: „Krieg", „Gewerbe und Handel" und „Bauernhochzeit." Alle diese Bilder zeugten von Geschmack und künstlerischem Empfinden und wurden lebhaft applaudiert. AuS dem Verlaufe des Abends sei noch das gemeinsame nach der Melodie: „Deutschland, Deutschland über Alles" gesungene Festlird erwähnt, dessen Dichter Professor Dr. Schanzenbach-Stuttgart ist. Endlich darf auch nicht vergessen werden, daß dem Oberbaurat v. Sauter das Ehrenbürgerdiplom der Stadt Freudenstadt überreicht wurde.
* Freudenstadt, 26. Sept. Se. Majestät der König kam heute morgen 10 Uhr mit Extrazug von Bebenhausen hier an. In seiner Begleitung befanden sich Oberjägermeister v. Plato, Legationssekretär v. Gemmingen, die Minister Pischek, Breitling und Zryer, Graf Rechberg und Vizepräsident vr. Kiene. Am Bahnhof war der Stadtschulthriß und die Bezirksbeamten. Der König überreichte Stadtschultheiß Hartranft den Orden der Württembrrgischen Krone, 2 kleine Mädchen übergaben Sr. Majestät ein Album und ein Bouquet. Alsdann fuhr der König nach dem Schwarzwaldhotel und dem Kurhaus Palmenwald. Kurz vor 12 Uhr bewegte sich der historische Festzug, der durch die treffliche Anordnung und die prächtigen Kostüm« der Teilnehmer eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges bot, durch die Straßen der
Stadt, am Königszelte vorbei. Aber in tirfbedauerlicher Weise öffneten sich kurz zuvor die Schleußcn des Himmels eben wieder unbarmherzig und es wurden die Teilnehmer, die alle den Unbilden der Witterung wacker Stand hielten, durchnäßt bis auf die Haut. Den Zug «öffneten Fanfarenbläser, Herolde mit Begleitern zu Pferde, Musik zu Pferde. Lanzenträger, dann folgte der Prachtwagen der „Freuden- stadtia" von 6 Pferden gezogen, Festjungfrauen mit Rosen, die ganze 1. Gruppe in der Tracht des 16. Jahrhunderts; die 2. Gruppe bildete ein Jagdzug des Herzogs Christoph, und ein allegorischer Wagen, die Jagd darstellend, mit Jägern, Jagdknechten und Jagdtrophäen; die 3. Gruppe: Herzog Friedrich mit den Salzburger Protestanten, Stadtmusik, Stadtwaibel, protestantische Geistliche, Kapuziner, Trommler und Pfeifer, Herzog Friedrich I. mit Familie, dann 1 Wagen den Bergbau darstellend, schließlich Salzburger Protestanten: die 4. Gruppe „Krieg" wurde durch Musik und Trommler der württ. Infanterie, württ. Dragoner, gefangene Franzosen führend, württ. Artillerie, schwedische Sol daten, österr. Militär, in den Uniformen des 17. bis 18. Jahrhunderts, dargestellt. Allerliebst nahm sich die 5. Gruppe: „Bauernhochzeit und Heuernte" aus, die 6.Gruppe veranschaulichte Waldwirtschaft, Holzindustrie, Landwirtschaft, Fischerei; die 7. Gruppe Gewerbe und Handel mit Prachtwagen, Gewerbe und Handel darstellend und die 8. Gruppe bildete den Schluß des Zugs. Letzterer bestand aus Luftschnappern, Touristen, Mitgliedern des Schwarzwaldvereins, Engländern mit Diener, Radfahrer. Durch den Festzug kam die Gründung der Stadt und die Stufenfolge der Entwicklung in großartig angelegter und gelungener Ausführung zur bildlichen Darstellung und auf dem Gesicht« eines jeden Zuschauers war das sichtliche Zeichen des Erstaunens und der Befriedigung hierüber zu lesen. Aber auch nur eine Stimme des Bedauerns herrschte darüber, daß dem Festzug der Himmel so abhold war. den» seine Wirkung auf das Auge wäre bei lieblichem Sonnen- scheiu erst recht zur vollen Geltung gekommen. Bei dem im Hotel zur „Post" abgehaltenen Festessen brachte Stadtschultheiß Hantranft den Toast auf den König aus, indem er ihm den Willkommgruß der Gesamtbürgerschaft auf heimischer Schwarzwaldhöhe in der alten Herzogsstadt Friedrichs, Freudenstadt, entbot. Wie einstens vor 300 Jahren, der Herzog Friedrich I. bei Gründung der Stadt sich zu den Zimmerlruten und Arbeitern gesetzt und ihnen leutselig zugesprochen habe, so stehe heute an selber Stätte in 12. Regenten-Reihenfolge König Wilhelm II., um seines Ahnen Werk zu weihen. Der heutige Tag gelte darum unserem Fürstenhaus. Durch des Königs Anwesenheit sei dem Feste erst der rechte Glanz, die rechte Weih, ge- geben. Seine Majestät der König Wilhelm II. von Württemberg, er lebe hoch. Für diese schönen Wort« dankte der König herzlich. Es seien tiefbewegte Gefühle, die ihn heute beleben, an dem Tage, den er in Freudenstadt erleben durfte. Seit sein Ahnherr vor 300 Jahren die Stadt gegründet, sei die Liebe des Fürstenhauses für die Freudenstadt nicht erlahmt. Möge sie ihren Namen verdienen in allen Zeiten, wie sie heute tausende erquickt habe. Der König brachte zugleich die Wünsche und Grüße der Königin, die das Fest in der Ferne mit großer Sympathie begleite. Gerne wäre sie heute an seiner Seite geweilt. Sie teile mit ihm die wärmsten Wünsche für die Stadt. Möge auch in ferneren Jahrhunderten die Stadt an Entwicklung soviel bringen, wie die bisherige Zeit. Freudenstadt hoch! — Das für den Abend vorgesehene Feuerwerk mit italienischer Nacht mußte der schlechten Witterung wegen ausfallen. Der Zustrom der auswärtigen Teilnehmer war ein riesiger.
* Der Bezirks-Handels- und Gewerbeverein Calw hat nun das vom Ausschuß des Landesverbands der württ. Ge- werbevereine entworfene Programm zum 41. Berbandstag in Calw ausgegeben und Einladungsschreiben zur Teilnahme in großer Zahl nach allen Richtungen versandt. Am Samstag den 30. September werden die mit den Mittagszügen «intreffenden Gäste am Bahnhof empfangen, abends 6Vs Uhr findet eine Sitzung de- VerbandSausschusseS im RathauSsaal statt, um 8 Uhr Bankett in der Dreiß'schen Brauerei, wobei Begrüßung der auswärtigen Gäste durch den Gewerbeverein und de« Stadtvorstand. Am Sonntag den 1. Okt., vormittags 10 Uhr, beginnen die Verhandlungen in der Turnhalle. Tagesordnung: 1) Bericht des VerbandSvor- standeS. 2) Vortrag des Herrn vr. Hans Crüger-Charlotten- burg, Anwalts de- Allgem. Verbandes der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgruossen- schäften: „Gewerbliche- Genossenschaftswesen, Warrnbazare, Großwarenhäuser." 3) Bericht über die diesjährige Schul- auSstellung. 4) Bericht der Herrn Malermeister- Schindler- Göppingen über den hessischen Berbandstag, die Gewerbe- und Schulausstellung in Groß-Umstadt und über den Ver-