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richten wir hiemit wieder die freundliche Einladung, die Bestellung des BlattesAus de« Tannen" für nächstes Vierteljahr (1. Oktober bis 31. De­zember) rechtzeitig bei der seitherigen Bezugsquelle erneuern zu wollen. Hievon hängt die ununter­brochene Lieferung ab. Der Abonnementspreis bleibt der gleiche, bekannt billige. An Lesefreunde, welche noch nicht zu den Abonnenten des Blattes Aus den Tannen" zählen, richten wir gleichzeitig das höfliche Ersuchen unserem Leserkreise beizutreten. Inserate aller Art finden inAus den Tannen" die wirksamste Verbreitung, weshalb wir bitten, die Publikationen uns zuzuweisen.

Hochachtungsvoll

Krpedttio» des MattesAus de« Faunen."

Ernannt wurde Posterpeditor, tit. Postverwalter Spahlinger in Teinach zum Postsekretär in Eßlingen und Postreferendär 1. Klasse, Sigle, bei der Kanzlei der Generaldirektion der Posten und Telegraphen zum Postsekretär in Calw.

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Je näher wir dem Ausgangs-Termin der beute gelten­den deutschen Handelsverträge kommen, um so sicherer wird die Erkenntnis, daß eine Erneuerung derselben, die nicht auf Kosten des deutschen wirtschaftlichen Lebens geschieht, eine schwere Sache sein wird. Selbstverständlich kann aber davon keine Rede sein, daß wir die Zeche bezahlen, und darum müssen die Verhandlungen von vornherein so angefaßt werden, daß bei Niemandem ein Zweifel daran besteht, daß die Reichsregierung fest entschlossen ist, unsere Interessen zu wahren.

Wir dürfen uns gar nicht verhehlen, daß nicht nur bei vielen, sondern auch bei den meisten ausländischen Rationalitäten sehr verkehrte Anschauungen über di« Ziel« und Wünsche der deutschen Politik herrschen. Gewiß werden unsere Macht- und Kraftmittel im vollen Umfange gewürdigt, aber in diese Würdigung mischen sich auch andere, recht komische Gedanken hinein, die besagen, daß in Deutschland noch die alte ideale Schwärmerei bestehe, während sonst überall die nüchternste Lebensanschauung das Feld behaupte. So bildet man sich ein, in Deutschland bestehe kein leb­hafterer Wunsch, als mit allen Staaten der Erde in jedem Fall, um jeden Preis gut Freund zu sein, der deutsche Kaiser erstrebe eine Art von idealer internationaler Völkerfreundschaft und er wünsche gern, olle Länder zu be­suchen, und was dergleichen gerade dem praktischen Sinn des deutschen Kaisers Hohn sprechende Gedanken mehr sind.

Nun werden ja diese und ähnliche Gedanken zumeist in sehr verbindlicher Form vorgebracht, so daß sich dagegen so lange nicht viel sagen läßt, als man nicht aus ihnen praktische Folgerungen zieht. Das soll aber allem Anschein nach bei der bevorstehenden Erneuerung der Handelsverträge der Fall sein. An mehr als einer Stelle ist schon deutlich zu erkennen, man spricht es auch ganz ungeniert aus, das große, starke, liebe Deutschland werde die Abfassung der Handelsverträge als Bagatelle betrachten und eine platonische Freundschaft als vollwichtige Gegenzahlung anseheu. Damit ist natürlich nichts anzufangen, Deutschland muß bei den ueurn Besprechungen nicht bieten, sondern fordern.

Sogenannte gute Freunde, di« wenig geben, aber viel nehmen wollen, werden wir bei den neuen Besprechungen in Hülle und Fülle finden; wirkliche Bundesgenossen, die fest und Hand in Hand mit uns gehen, keinen einzigen. Fürst Bismarck hat immer den Grundsatz vertreten, daß die poli­tischen und wirtschaftlichen Interessen auch bei befreundeten oder verbündeten Staaten nicht durcheinander geworfen werden sollten. Der erste Reichskanzler war bekanntlich ein Realpolitiker durch und durch, der von einem Idealisten nicht- in sich hatte; aber Jemand, der nicht von solcher übermenschlichen Starrheit ist, möchte sich wohl recht gut die Thatsache als eine Annehmlichkeit denken, die bei eng befreundeten Völkern politischen und wirtschaftlichen Nutzen mit einander vereint. Aber heute ist daran entschieden nicht zu denken, auch bei unseren Verbündeten Oesterreich-Ungarn und Italien fährt der politische und der wirtschaftliche Jnte- ressen-Wagen nicht in denselben Geleisen. Von den anderen guten Freunden, England, Rußland, den Vereinigten Staaten von Nordamerika rc. wollen wir nun schon gar nicht reden. Allein mit Frankreich können wir keinen Streit haben; da sind di« Handelsbeziehungen schon durch den Frieden-Vertrag vom 10. Mai 1871 endgiltig festgelegt.

Dienstag, 26 . September

Daß wir nicht auf Bundesgenossen bei den bevor­stehenden Handelsvertrag-Verhandlungen zu rechnen haben, ist kein Unglück, wenn wir nur diese Thatsache als That­sache hinnehmen. Die Interessen schon von benachbarten Staaten laufen dermaßen auseinander, daß sie nicht über einen Kamm geschoren werden können. Es ist mehr als einmal von der Möglichkeit eine- Zollbündnisses zwischen dem deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn gesprochen worden. Ja,, der Gedanke entsprach der engen politischen Freundschaft beider Staaten. Aber beim ersten Versuch, die Sacke praktisch zu erörtern, Platzt« die Seifenblase. Schon die Interessen der Landwirtschaft beider Staaten sind unvereinbar gewesen, und heute paßt auch der Schuh der deutschen Industrie nicht auf den österreichischen Leisten. Nur freundwilliges Vertragen kann helfen.

Wir werden vielleicht Italien gegenüber einen noch schwereren Stand haben, als Oesterreich-Ungarn. Der italienisch» Staat ist arm, er sehnt sich nach möglichst hohen Zoll-Einnahmen, während er doch bemüht bleiben muß, für die heimischen Produkte einen möglichst weiten und lohnen­den AbsatzkrriS zu sickern. Hierzu kommt diesmal, daß Italien und Frankreich sich auf wirtschaftlichem Gebiet wieder vertragen haben, und damit die römische Regierung von mancher Sorg« befreit ist. So eng die Bundesfreund- schaft zwischen Italien und dem deutschen Reiche ist, so wird diese doch nicht ausschließen, daß man von Rom aus viel fordern, aber wenig geben wird.

Mit Rußland haben wir schon vor dem Abschluß des heutigen Handelsvertrages «inen Zollkrieg gehabt, mit dem befreundeten England, dessen Herrscherhaus dem deut­schen Kaiserpaare und anderen deutschen Fürstenfamilien so nahe verwandt ist, verhandeln wir nun schon ein paar Jahre resultatlos und die hitzigsten unter den hitzigen Dankee'S hätten uns am liebsten wegen des amerikanischen Schweinefleisches den Krieg erklärt. So steht'»! Alles m Allem : Der Abschluß von Handelsverträgen ist heute keine spezielle Diplowatensache mehr, sondern eine Angelegenheit deS gesamten Nährstandes.

L«rirde»ir«retzr;Z^hteir.

* Alten steig, 25. Sept. Unser Schwarzwald darf sich diesmal einer reichen Obsternte erfreuen, namentlich in den Höhenlagen ist die Ernte vielversprechend, und Hunderte von Zentnern, welche den eigenen Bedarf in den Gemeinden übersteigen, stehen zum Verkauf. Den Baumgutsbesitzern er­wächst hiedurch eine erkleckliche Einnahme. Eigentümlich ist dagegen, daß es iw Neckarthal und im Unterland, also in den im besten Rufe stehenden Obstgeländen fast gar kein Obst giebt. Daselbst vollzog sich die Baumblüte während der naßkalten Witterung, und in deren Folge versagte der Früchteansatz. Wer sein Auge durch Besichtigung von überaus vollbehangenen Bäumen erfreuen will, der mache eine Wanderung nach Egenhausen, Walddorf und Unter­schwandorf oder Warth und di« Hinteren Waldorte. Da sieht man Bäume, welche unter der Last ihrer Früchte zu brecken drohen.

sj Altensteig, 25. Sept. Di« Thatsache, daß bis­weilen geisteskranke Leute ins Heer eingestellt werden, ist anerkannt. Neues Material zu der Frage bringt vr. meä. Wickel von der Tübinger Universitätsklinik für Jrrenheil- kunde bei. Er teilt in denBlättern für gerichtliche Medizin" ein Gutachten über einen Soldaten mit, der sich der Fahnen­flucht schuldig gemacht hatte. Nach seiner Festnahme hatte er versucht, sich durch Hiebe mit einem Beile Fingerverletz- uugen beizubringen, in der Absicht, sich dadurch dienstuntaug­lich zu machen. Bei der militärärztlichen Untersuchung wurde zunächst angenommen, daß man es mit einer geistig normalen Person zu thun habe. Erst später stiegen den mit der Be­obachtung des verletzten Augeschuldigten betrauten Militär­ärzten Zweifel darüber auf, ob nicht doch eine seelische Störung vorliege. Es wurde seine Ueberweisung in eine Irrenanstalt zur Beobachtung augeordnet. Hier ließ sich mit Sicherheit feststellen: einmal, daß der Soldat, als er die Fahnenflucht ausführte, außer Stand« war, die Folgen seiner Handlung zu beurteilen; sodann, daß er während seines Aufenthalts in der Irrenanstalt noch geisteskrank war. Bei Nachforschungen über sein Vorleben ergaben sich That- sachen, die dem Sachkundigen ohne weitere» zum Mindesten den Verdacht auf die geistig» Unzulänglichkeit de- Betreffen­den wachrufen mußten. Dr. Wickel betont, daß gerade die richtige BeurteilungPsychopatisch-Minderwertiger" oft un- gemein schwierig ist. Sie ist aber überaus wichtig. Denn diese Minderwertigen sind es, die während der Dienstzeit Selbstmord versuchen oder begehen. Die Zahl der Selbst­morde im Heere ließe sich sicher herunterdrücken, wenn Vorkehrungen getroffen würden, daß psychopatisch-miuder-

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

EinrückungSpreiS für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 Pfg. bei mchrmal. je 6 auswärts je 8 Pfg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum.

Verwendbar; Beikäge werden dank­bar angenommen.

1899 .

wertige junge Leute ausgehoben werden. Hier fällt den Angehörigen solcher Personea eine wichtige, wenn auch schwierige Aufgabe zu.

* Die allgemeine Aufmerksamkeit ist durch die versuchs­weise Zuteilung von Maxim-Maschinengewehren an einzelne Jäger-Bataillone während der diesjährigen Kaiser­manöver auf diese modernste aller Kriegswaffen gelenkt worden. Bei dem neuen Maschinengewehr wird die Leistungs­fähigkeit vor allem durch die Möglichkeit eines ununter­brochenen Schießens bedingt, was dadurch erreicht wird, daß die Patronen, meist zu 250 Stück in den Schlaufen eine» Gurtes eingesteckt sind, der nach seiner Einführung in den Schloßmechanismus durch diesen bei jedem Schuß um eine Patrone weiter geschoben wird. Der Rückstoß nach dem Schüsse wirst nämlich das Gewehr nach rückwärts, wobei sich eine Spiralfeder anspannt und nach dem Aufhören des Rückstoßes wieder ausdehnt und die einzelnen Schloßteile in die Feuerstellung zurückbringt. Das Schloß trennt sich also nach jedem einzelnen Schüsse vollständig vom Laufe und wirft dabei aus diesem die abgeschoffene Patronenhülse heraus. Beim felbstthätigen Vorgehen des Schlosses wird jedesmal eine neue Patrone in den Lauf geschoben, die der Schlagbolzen ebenfalls selbstthätig zur Entzündung bringt, worauf sich das Spiel so lange fortsetzt, als noch Patronen im Gurt vorhanden sind und kein Versagen eintritt. So kann man in einer Minute 600 Schuß in gezieltem Feuer abgeben. Der Gewehrlauf müßte bei solchem schnellen Schießen natürlich glühend heiß werden, was seine alsbaldige Un­brauchbarkeit zur Folge hätte, wenn er nicht in einem mit Wasser angefüllten Mantelrohr von Bronze gelagert wäre. Je nach Wunsch kann man aber mit dem Maschinengewehr auch Einzelschüsse abgeben. Da dieses Maschinengewehr zu seiner Fortbewegung einer Art von Lafettierung bedarf, hat man ihm wohl auch di« unrichtige Bezeichnung als Geschütz gegeben.

* Calw, 21. Sept. Die bürgerlichen Kollegien haben einstimmig bei der GehaltSregulierung der hiesigen höheren Lehrer die Rückwirkung der Gehaltsnachzahlung bis zum 1. April ds. Js. genehmigt. Die geringe Mehrausgabe, die für die Stadtkasse entsteht, soll durch eine kleine Erhöhung des bisher ziemlich niederen Schulgeldes in den oberen Klassen ausgeglichen werden.

* Tübingen, 22. Septbr. Der Zugführer Wagner in Münsingen, welcher am 26. August bei Ueberführung des Zug- 475 ReutlingenHonau betrunken war und sich in diesem Zustand eine ernstliche Betriebsgefährdung zuschulden kommen ließ, wurde wegen dieser groben Verfehlung, wie die Tübinger Chronik erfährt, auf Antrag der Vorgesetzten Behörde seine» Dienstes entlassen.

* Heilbronn, 21. Sept. Da die städtische Ver­waltung für den Rest der im Jahre 1897 von der Regierung genehmigten 2 Millionen-Anleihe in der Höh« von 1 400 000 Mark, die nunmehr begeben werden müssen, unter den jetzigen Geldverhältnissen ein Höchstgebot von nur 92°/g erhalten konnte, haben sich die städtischen Behörden veranlaßt gesehen, den Typus der 3* */r°/oigen Anleihe zu verlassen und 4°/oige Schuldverschreibungen auSzugebeu.

* In Ellwangey wurde von der dortigen Straf­kammer gegen ve« 23jährigen Hilfsbahnwärter Wilh. Heid von Giengen a. Br. wegen Gefährdung eine» Eisenbahn­transports verhandelt. Der Angeklagte hatte am 23. Juli 1899, an dem di« Liedertafel Giengen einen Ausflug machte, die Barrieren seines Uebergangs nur zur Hälfte geschlossen und die zur Beleuchtung nötige Laterne nicht angezündet, so daß ein von Herbrechtingen kommendes Gefährt mit 12 Insassen von dem Zug 104 erfaßt wurde. 5 der In­sassen waren auf der Stelle tot, 7 waren verwundet; der Wagen war zerstört, ein Pferd längere Zeit gebrauchs­unfähig. Der Angeklagte hatte von dem ganzen Vorfall nichts bemerkt, da er in einem Grabe» in der Näh« des WärterhäuSchrus schlief. An der Maschine waren da-Luft­rohr, die Laterne und der Kohlenkasten beschädigt. Die Staatsanwaltschaft beantragte 5 Jahre Gefängnis, das Ge­richt erkannte auf 4 Jahre Gefängnis und Tragung! der Kosten.

* Im Gemeinderat in Ulm wurde die Frag« behandelt, wie nach Inkrafttreten deS bürgerlichen Gesetzbuches die Gemeinderatsmitglieder entschädigt werden könnten. Der Gtadtvorstand beantragte, ähnlich wie in Stuttgart «in Ge­such an die Regierung zu richten, daß die Gemeinden er­mächtigt werden sollen, die Entschädigung durch Ortsstatut zu regeln. Da der Bärgerausschuß aber di« Frage unter sich noch einmal beraten will, so konnte kein Beschluß ge­faßt werden.

* (Verschiedene». In Stuttgart fiel «in 2jähriger Knabe rücklings vom Tisch und erlitt einen Schädel-