Erscheint Dienstag, Donnerstag, SamStag und Sonntag «tt der GratiS-Beilage .Der Sonnla g S- Gast.'

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Dienstag, L. August

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1899.

2 Koirkirirs-Startiftik.

Von allen Seiten werden wir darüber belehrt, daß wir in einer Zeit deswirtschaftlichen Aufschwunges" leben; wir müssen er glauben, wenn wir die kolossalen Mehrerträge an Zöllen und Verbrauchssteuern betrachten. Aber die Konkursstatistik führt auch eine beredte Sprache.

Die Zahl der im Jahre 1897 an den deutschen Ge- richten anhängig gewesenen Wechselprozesse hat gegenüber dem Vorjahr um 16 000, die der Arrest- und einstweiligen Verfügungen um 356 zugrnommen. Diese Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage der Schuldner kommt auch in der Konkursstatistik zum Ausdruck. Das Jahr 1897 hatte 6997 neue Konkurse, was ein Mehr von 237 gegenüber dem Vor­jahr bedeutet. Auch die Zahl der wegen Massemangels abgewiesenen Anträge auf Konkurseröffnung ist um 100 höher als im Vorjahre. Bonden 6358 eröffneten Konkursen waren 3956, also weit über die Hälfte vom Gemeinschuldner beantragt. Die Teilungsmasse, an der 261917 Konkurs- gläubiger beteiligt waren, belief sich aus 56Vs Mill. Mark, di« Summe der ausgefallenen Beträge aus 169 Mill. Mk.

Am häufigsten waren, wie in den Vorjahren, di« kleinen Konkurse mit einer Schuldenmasse von weniger als 10000 Mk., sie machten 46 Prozent, mithin fast die Hälfte der Gesamtheit aus. Weitere 40 Prozent gehörten der Klasse von 10000 bis weniger als 50000 Mk. an. sodaß aus die großen Konkurse mit einer Schuldenmasse von 50 000 Mark und darüber nur 14 Prozent der Gesamtheit der im Geschäftsjahr beendeten Konkurse in absoluter Zahl 379 entfielen.

Das finanzielle Ergebnis war fast noch ungünstiger als im Vorjahre. Allerdings gingen nur in 504 Fällen die nicht bevorrechteten Gläubiger ganz leer aus, während dies im Jabre 1896 in 574 Konkursen der Fall war. Da­gegen erhielten im Jahre 1896 noch in 4132 Konkursen die nicht bevorrechteten Gläubiger bis zu 30 Prozent ihrer Forderung, während dies im Jahre 1897 nur noch in 3939 Konkursen der Fall gewesen ist. Im ganzen schnitten die Gläubiger beim Zwangsvergleich besser ab als in den Kon­kursen mit Schlußverteilung.

Bei den letzteren gelangten nur 22,8 Prozent, beim Zwangsvcrgleich 35,4 Prozent der Gläubiger zu einer Be­friedigung von mehr als 30 Prozent ihrer Forderung.

Mehr als der dritte Teil (2453) der eröffneten Kon­kurse fällt auf den Waren- und Produktenhandel in stehen­dem Gewerbe; ein Fünftel auf die Industriezweige: Metall­verarbeitung, Maschinenwesen, Textilindustrie, Industrie der Holz- und Schnitzstoffe, Industrie der Nahrungs- und Genuß­mittel. An dem Rest sind am stärksten beteiligt: die Land­wirtschaft mit 478, da- Bekleidungs- und Reinigungsgewerbe mit 734, das Beherbergung?- und Restauration«, rc. Ge­werbe mit 404 und das Baugewerbe mit 308 Konkursen.

Von der Summe der Konkurse gab ungefähr der sechste Teil (969) Anlaß zur Erhebung der Anklage wegen Bankrotts, davon kamen 176 auf den betrüglichen und 793 auf den einfachen Bankrott. Angrklagt waren 278 bezw. 783 Personen. Bezüglich der strafrechtlichen Ahndung der Konkursdelikte ist eine Besserung gegen früher nicht festzu­stellen.

Sowohl die Zahl der Freisprechungen wie der Zu­billigung mildernder Umstände hielt sich fortdauernd auf einer außerordentlichen Höhe. Die Konkursordnung bedroht den einfachen Bankrott mit Gefängnis bis zu zwei Jahren, den betrüglichen mit Zuchthaus und beim Vorhandensein mildernder Umstände mir Gefängnis nicht unter drei Monaten. Von den 783 wegen einfachen Bankrotts Angeklagten wurden 134, also etwa der sechste Teil, von den 278 des betrüg­lichen Bankrotts Angeklagten 102, also mehr als der dritte Teil freigesprochen. Obwohl sich unter den 176 wegen be­trüglichen Bankrotts Verurteilten 41 Vorbestrafte befanden, wurden dennoch nur 28 mit Zuchthaus, dagegen 148 unter Zubilligung mildernder Umstände nur mit Gefängnis be­straft; ein Mißbrauch der mildernden Umstände, der allein eS fchon rechtfertigt, den Geschworenen die Entscheidung über den betrüglichen Bankrott zu entziehen. Von diesen 148 kamen 101 mit einer Gefängnisstrafe von weniger als einem Jahre davon. Von den 649 wegen einfachen Bankrotts Verurteilten erlitten nur neun Gefängnisstrafe von einem Jahre und mehr; bei der Hälfte (317) betrug die Strafe noch nicht vier Tage.

T«rsespslitik.

Die bevorstehende Zusammenkunft des Fürsten Hohen­lohe mit dem Grafen Goluchowski in Aussee suchen die Wiener und Budapest» Offiziösen auf das Niveau eines bloßen Höflichkeitsakts herabzudrücken. Es giebt Leute in

Deutschland, die darüber ärgerlich sind. Es kann aber doch wirklich nicht unsere Sache sein, der Unterredung der beiden Staatsmänner einen größeren Inhalt zu wünschen, als ihn der österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen, Graf Goluchowski, hineinzulegen gesonnen ist. Man mag es immerhin Bemerkenswert finden, daß man österreichischerseits dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe nichts Besondere- zu sagen weiß; aber wenn ein Schaden dabei ist, so sind es schwerlich wir, die ihn zu tragen haben. Wir nehmen die Dinge, wie sie sind. Da« Bündnis mit Oesterreich besteht noch, und von einer Spannung ist äußerlich nichts wahr­nehmbar. Was einmal werden kann, wenn die Slawi- sierungspolitik der österreichischen Regierung fortdauert, da« braucht heute nicht untersucht zu werden. Graf Goluchowski hat jedenfalls Beweise korrekter Haltung gegeben, nament­lich durch sein Bemühen. die Entgleisung wieder gutzumachen, mit der Graf Thun (durch die Androhung von Ausweisungen deutscher Reichsangehöriger) das Verhältnis zwischen Oester­reich-Ungarn zeitweise gefährdet hatte.

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Aus Paris wird gemeldet: Der bevorstehenden Zusammenkunft des deutschen Kaisers mit dem Zaren wird hier große Bedeutung beigemessen. Es verlautet, bei der Konferenz würde der Plan eines Kontinentalbündnisses gegen England erörtert werden. Wie man in St. Petersburg er­zählt, soll sich der Zar über die Haltung Englands auf der Friedenskonferenz geäußert haben, er mache England für das geringfügige Ergebnis der Konferenz verantwortlich. Dagegen rühmte der Zar wiederholt die offene und ehrliche Haltung Deutschlands.

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Die Haager Friedenskonferenz hat ihre Schlußsitzung am vergangenen Sonnabend abgehalten. Der Schlußeffekt war trotz aller schöner Reden rin unerwartet geringer. Der einzige von der Konferenz trzielte Erfolg hatte bekanntlich in einer Verständigung über die Errichtung eines inter­nationalen Schiedsgerichts bestanden. Ein derartiges Institut erschien nun England als im Hinblick auf die Transvaal­frage im letzten Augenblick so bedenklich, daß es dessen Jnslebentreten, wenn nicht gänzlich zu vereiteln, so doch auf eine ungewisse Zeit hinauszuschieben suchte. Es ergab sich infolge der Haltung Englands nun die Unmöglichkeit, sich sofort über die Form zu einigen, in der die Mächte sich der Konvention betreffend das Schiedsgericht anschließen können, so daß die Delegierten beschließen mußten, diese Frage späteren Verhandlungen der Regierungen zu über­lasten. Die Schuld an der Vereitelung auch des kleinen die Schiedsgerichte betreffenden Erfolges trägt ausschließlich England, darüber herrscht auch in Petersburg kein Zweifel.

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Die Londoner Blätter sprechen zur Transvaalfrage jetzt die Erwartung aus, daß der Friede am Ende doch noch erhalten werde, Dank der Einmütigkeit aller Parteien Eng­lands auf Erfüllung von Forderungen durch den Präsidenten Krüger. Letzterer könne sich bei dieser Einmütigkeit der Regierungen und aller Parteien keiner Täuschung mehr dar­über hingeben, daß weitere- Sperren und Widerstreben nur den Krieg herbeiführen müsse, in dem England seine gesamte Truppenmacht gegen Transvaal aufbieten werde. Für die Boeren besiehe nur noch die Frage, ihre Herrschaft in Trans­vaal ganz zu verlieren, oder sich dem Willen Englands zu beugen. Da jeder vernünftige Mensch aber von zwei Nebeln das kleinere wähle, so werde Krüger nachgeben. In ähn­lichem Sinne wie die Londoner äußern sich auch die deutschen Blätter. Sie unterschätzen nicht die Worte Salisburys, ja sie erklären, daß die kriegerischen Worte iw Mund« des als besonders friedlich gesinnten Salisbury ein besonderes Ge­wicht haben; aber sie erwarten auch in der Mehrzahl, daß nun die Regierung in Transvaal ihren Widerspruch auf- gebrn werde, selbst um den Preis, daß Krüger di« Präsi­dentschaft niederlegt. Man meint ferner, Krüger werde den von Lord Chamberlain gemachten Vorschlag der Einsetzung einer aus Engländern und Boeren bestehenden Kommission, die die Wirksamkeit des neuen Gesetzes über die Verleihung des Bürgerrechts prüfen und Mlßstände abstellen solle, an­nehmen. Einerlei aber ob England Transvaal durch Droh­ungen oder durch offene Gewalt unter seinen Willen zwingt, eine Beugung des Rechts begeht es immer und eine nicht

zu rechtfertigende Vergewaltigung.

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Der an die Küste von G uatemala entsandte deutsche Kreuzer Geier dürfte, wenn er in diesen Tagen den Hafen von San Jos« erreicht, nichts weniger als ge­ordnete Zustände in dieser zentralamerikanischen Republik vorfinden. Wie aus San FranziSko berichtet wird, scheint Guatemala am Rande eine« neuen bedenklichen Aufstande-

zu stehen, weil Präsident Cabrera 6 Millionen Dollars Papiergeld in zwangsweisen Umlauf zu setzen versucht. Die- hat «ine fieberhafte Aufregung unter der Bevölkerung hervorgerufen, bereits zu gewaltsamem blutigen Widerstand geführt und eine Bewegung zum Sturz der Regierung er­zeugt. Mehrere der reichsten Bürger der Hauptstadt sind flüchtig, da sie sich der Verfolgung durch die Regierung wegen ihrer Opposition gegen Cabreras finanzielle Pläne auSgesetzt haben. Zwei Mitglieder des Kongresse- sollen deswegen von Anhängern der Regierung erschossen wor- den sein.

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* Altensteig, 31. Juli. Nachdem das ReichSgesetz, betreffend weitere Bereitstellung von Mitteln an solche Teil­nehmer am Kriege 1870/71, welche bei dauernder Erwerbs­unfähigkeit unterstützungsbedürftig sind, unter dem 1. Juli ds. Js. vollzogen worden ist, hat das Reichsschatzamt den auf Württemberg entfallenden Anteil kürzlich dem Kgl. Kriegsministermm überwiesen. Wie dieWürtt. Krieger- Zeitung" hört, sind infolgedessen die Anweisungen zur Zahl­ung von je 120 Mark per Jahr an ca. 270 Beihilsean- wärter (soweit solch« bis 1. Juli ds. Js. ihre Ansprüche angemeldet hatten) bereits erlassen worden. Die bezügliche Eröffnung wird demnach schon in den nächsten Tagen an die Beteiligten gelangen.

* Altensteig. 31. Juli. Bei sofortiger Wirkung hat das Ministerium des Aeußern, Abteilung für die Verkehrs- anstalten, verfügt, daß von nun ab bei Bescheinigungen auf den Postanweisungen, den Ablieferungsscheinen zu Wert- und Einschreibbriefen und den Paketadressen zu Wertpaketen vom Empfänger Ort und Datum nicht mehr anzugeben ist, son­dern daß seine einfache Namensunterschrift genügt. Diese zeitgemäße Erleichterung dürfte besonders in der Geschäfts­welt begrüßt werden.

* Wie dasN. Tgbl." berichtet, trägt man sich in den maßgebenden Kreisen der deutschen Armerverwaltung mit dem Gedanken, möglichst für jedes Armeekorps in günstiger Lage ein Rekonvaleszentenheim für Unteroffiziere und Gemeine, welche nach schweren Erkrankungen einer nachhaltigen und angemessenen Erholung in heilkräftiger Luft bedürfen, zu errichten. Seitens der württembergischen Intendantur ist man nun gleichfalls diesem Plane näher­getreten und hat das Augenmerk auf oas vor wenigen Jahren in prächtiger Waldlage bei Nagold erbaute Kär- hauS Waldeck gerichtet, das seit seinem Bestehen trotz der anerkennenswerten Bemühungen verschiedener Besitzer noch zu keiner rechten Blüte gelangen konnte. Inden letz­ten Tagen hat sich eine au- Aerzten, Bauverständigen und sonstigen Mitgliedern der Militärbehörde bestehende Kommis­sion zur Besichtigung der Anstalt nach Nagold begeben. Soviel man über die hiebei geführten Verhandlungen erfährt, werden von dem derzeitigen Wirtschaftsführer auf Waldeck, Herrn Klaiß, für das Gebäude (ohne Mobiliar) samt dazu gehörigem Areal 44000 Mark gefordert, zu welchem Preis aller Wahrscheinlichkeit nach auch der Kauf zum Abschluß kommen wird. Ein unmittelbar neben der Kuranstalt stehende» kleineres Wohngebäude, welches dem ehemaligen Besitzer der Restauration Zur Kelter hier, Herrn Seeg», gehört, soll unter allen Umständen gleichfalls angekauft werden. ES ist beabsichtigt, die Anstalt zu vergrößern und für den neuen Zweck einzurichten unter Beiziehung eines für einen Turn- und Exerzierplatz bestimmten Komplexes, welcher sich im Eigentum oer Stadt befindet. In Nagold, wo man bis jetzt immer noch auf die allmähliche Entwicklung zum Kur- ort gehofft hatte, sieht man zur Umgestaltung des Waldeck» zu einem Soldatenheim mit etwas gemischten Gefühlen entgegen, nachdem erst vor wenigen Monaten auch das nahegelegene Röthenbad von der Württ. Invalidität»- und Altersversicherung erworben und zu einem Erholungsheim für die Mitglieder umgebaut wurde.

MartinSmooS, 30. Juli. Am vergangenen Dienstag (Jakobifeiertag) beging der hiesige Kriegervrrein das Fest seiner Fahnenweihe. Trotz der ungünstigen Witterung gestaltete sich der Besuch des Festes besser, als man erwartet hatte. Morgens 6 Uhr verkündeten Böller­schüsse und Tagwachtblasen den festlichen Tag. Um 9 Uhr war Feldgottesdienst, von 11 Uhr ab Empfang der fremden Vereine. Um 2 Uhr ordnete sich der Festzug (an demselben beteiligten sich 18 auswärtige Vereine, größtenteils mit Fahne), voran 5 Festreit» in Ulanen- und Dragoneruniform, 4 grüne Jäger und 12 Festjungfrauen. Nach Ankunft des Zuges auf dem schönen schattigen Festplatze sang der hiesige Gesang­verein das Lied:Brüder reicht die Hand zum Bunde." In der alsdann durch den Vorstand des Vereins, Hrn. Schnierle, gehaltenen Begrüßung-- und Festrede wies