gleich erlassen. Dir Bewegung ist offenbar im Wachsen, obgleich die Regierung, wie aus dem an die politischen Behörden Steiermark; gerichteten Erlassen ersichtlich, gegen derartige Kundgebungen strenge vorzugehen beabsichtigt, offenbar wegen des bevorstehenden Geltungsbeginns der neuen Steuern am 1. August. — Außer in Graz wurde auch der in Linz gefaßte Beschluß behördlich sistiert. Heut« beschloß die Stadtvertretung von Troppau eine äußerst scharfe Protestkundgebung.
* Wien, 26. Juli. Die Bewegung gegen das verfassungswidrige Regiment in Oesterreich hat durch Einführung der neuen Zuckersteuer mächtigen Aufschwung genommen. Ebenso wie in Wien fanden auch in den Provinzhauptstädten Demonstrationen gegen die Zuckersteuer statt. Die gestrige Versammlung in Graz verlief noch lärmender als die Versammlung in Wien. Als die Polizei das Versammlungslokal räumen wollte, warf sich ihr die Menge mit Knüppeln und Stöcken unter stürmischen Rufen: „Nieder mit der Regierung! Hoch die Revolution!" entgegen. Tausende zogen dann gegen die Grazer Burg, um dort zu demonstrieren. Als aus einem Hause heißes Wasser, Steine und Holzstück« auf die Menge geworfen wurden, erbrachen die erbitterten Massen das Thor und wollten die Hausbewohner lynchen, wurden sedoch durch berittene Polizeimannschaft daran gehindert. Einige Polizisten wurde» durch Steinwürfe verwundet. Ein Platzregen macht« der Demonstration ein rasches Ende.
* Budapest, 25. Juli. Eine vorgestern in Lipto Szent Miklos abgehaltene Slovakische Volksversammlung beschloß, an dir Regierung eine Petition um Einführung der geheimen Wahlen, der fakultativen Zivilehe, der Durchführung des Nationalitätengcsetzes, Errichtung einer slova- kischen Gerwerbe- und agrikolen Schule, Abschaffung der obligatorischen Zivilehe und Konfessionslosigkeit zu richten.
* Budapest, 26. Juli. Es ist «ine Bewegung im Zuge, uw zwischen Fiume und den okkupierten Provinzen Bosnien und Herzegowina eine direkte Eisenbahnverbindung zu schaffen, um den Bestrebungen Oesterreichs, die Provinzen als ausschließliches Absatzgebiet der österreichischen Industrie zu beherrschen, entgegenzutreten.
* Paris, 25. Juli. General Pellieux wurde zum Kommandanten der 44. Brigaoe in Quimper ernannt. Zum Platzkommandanten von Paris wurde an Pellieux' Stelle General Dalftein, Kommandeur der Geniebrigade im Gouvernement Paris, ernannt. Der Krirgsminister verhängte einen zweimonatigen strengrn Arrest über Hauptmann Guyot de Villeneuve, welcher dem wegen seiner Haltung in der Dreyfus- Angelegenheit suspendierten Prof. Syvetan eine Grld- eutschädigung zur Verfügung gestellt hatte.
* Aus Paris wird gemeldet: Genera! Pellieux nahm seine Strafversetzung nicht an und reichte seine Pensionierung ein.
* Paris, 27. Juli. Die durch tue Maßregelung Negriers erledigte Stelle des obersten Kriegsrats soll vorläufig nicht besetzt werden. Die nationalistischen Blätter behaupten, Präsident Loubet sei deshalb nach Montelimar abgereist, weil die Regierung befürchtete, daß sich die Mitglieder des obersten Kriegsrats nach dem Elisöe begeben würden, um gegen die Maßregelung Negriers zu protestieren. Noch der „Aurore" soll sich Drchanell um erneu Botschafter- Posten bewerben, da seine Wiederwahl als Präsident der Drputiertenkawmer sehr zweifelhaft^geworden sei.
* Paris, 27. Juli. Wie aus Rennes berichtet wird, schloß der Regierungskommissar Carriöre sein umfangreiches Gutachten zum Dreyfusprozeß ab. Die „Patrie" möchte bereits glauben machen, daß Carrierr ein neues „Schuldig" gegen Dreyfus zu beantragen entschlossen sei.
* Einem Abendblatt zufolge wurde gestern in der Kanzlei des Renner Kriegsgerichts der rückständige Sold hinterlegt,
auf welchen Dreyfus infolge der Kassierung des Urteils von 1894 Anspruch hat. Dieser Sold beträgt ungefähr 20 000 Franks.
* Brüssel, 25. Juli. Obgleich die hiesige Presse noch keine Mitteilung darüber bringt, können wir doch die Meldung von dem Vorhandensein einer latenten Ministerkrisis ausdrücklich bestätigen. Dieselbe wird in spätestens 14 Tagen, wahrscheinlich aber noch früher ausbrechen. Vandenperreboom ist endlich zu der Ueberzeugung gekommen, daß weder ein Wahlgesetz noch das Vots uninoininal des Herrn Woeste Aussicht habe, Gesetz zu werden; er ist deshalb entschlossen, seine Entlassung als Ministerpräsident zu nehmen. Das Eisenbahnministerium dürfte er beibehalten. Auch der Minister des Innern, Scholaert, welcher am Wahlgesetz beteiligt war, wird zurücktreten. Ebenso gilt der Rücktritt des Finanzmiuisters Libaert als wahrscheinlich. Ministerpräsident dürfte, wie wir hören, Surt de Nayer werden. Derselbe übernimmt auch das Finanzministerium. Das Innere wird voraussichtlich einem der klerikalen Vertreter von Brüssel zufallen, wahrscheinlich Herrn Theodor, dessen Proportionalvorschlag überhaupt große Aussicht auf Annahme in der Kammer hat. Freilich wird als Minister des Innern auch der hiesige Advokat Renkin genannt. Die Gerüchte über eine Kammerauflösung sind unglaubwürdig. Man hatte nämlich hier verbreitet, Suet de Nayer würde gemeinsam mit dem Sozialisten Bandervelde und dem Radikalen Lorand ein Geschäftsministerium bilden, das die Kammer auflösen und das Land über die Wahlrechtsfrage befragen würde. Diese« Gerücht ist aus den Vorbesprech- ungen entstanden, welche Suet de Nayer in der That mit den Führern der Opposition gehabt hat. Dieselben bezogen sich aber lediglich auf die Wahlrechtsfrage und die Haltung, welche die Opposition gegenüber den Proportionalwahlen im Augenblick einnehmen würde.
* Haag, 26. Juli. Zn der gestrigen Sitzung der Friedenskonferenz wurde der Schiedsgerichtsentwurf ohne Erörterung und ohne Abänderung endgültig angenommen. Die amerikanischen Delegierten gaben eine Erklärung ab, wonach es sich von selbst verstehe, daß die Konvention für das Schiedsgericht in keinem ihrer Teile Amerika dir Verpflichtung auferlege, sich in europäische Angelegenheiten ein- zumischen, noch Europa zwinge, sich in Fragen, die ausschließlich Amerika betreffen, zumischen. Die Frage des Beitritts der nicht an der Konferenz beteiligten Staaten zu den Konventionen wurde ausführlich erörtert, aber keine diesbezüglich« Resolution gefaßt, da dir Delegierten sich mit ihren Regierungen in Verbindung setzen wollen. Der Schluß der Konferenz ist nicht vor SamStag zu erwarten.
* London, 25. Juli. Nach einer Depesche des „Daily Chroniclr" aus Washington ist man dort nach Tupper's und Laurier's Reden im kanadischen Unterhause am Samstag der Ansicht, daß die kanadische Regierung und die Opposition gewissermaßen England angekündigt haben, daß keine Regelung der Alaskafrage möglich ist, die nicht Kanadas volle Billigung findet. Wird kern Abkommen erzielt. so wird Kanada die von Tupper vorgeschlagenen Repressalien «»führen und diese werden dann zu Gegen- maßregeln seitens des amerikanischen Kongreffes führen, so daß beide Länder in einen kommerziellen Krieg hinrin- kämen. Die Verhandlungen, welche vor einem Monat nur in London geführt wurden, sind jetzt noch Washington verlegt. Die amerikanische Regierung ist bererr, Kanada das Vorrecht eines freien Hafens am Lynn-Kanal, wodurch es Zugang zu Klondyke erhielte, zu gewähren. Kanada müsse dann aber dagegen bewilligen, daß die Grenzlinie durch ein Schiedsgericht festgestellt wird. Man hat indessen nicht viel Hoffnung, daß Kanada das Angebot annimmt, da schon während der Sitzungen der vereinigten Hohen Kommission Kanada das ihm gemachte Angebot eines Freihafens prompt zurückwies. Kanada behauptet, rS müsse ihm außer Handels-
vorr;chten auch die Souveränetät über den Hafen zugeftanden werden.
London, 25. Juli. Eine Meldung des Reuter'schen Bureaus aus Kapstadt von heute vormittag will wissen, daß die Berichte von der Demission des Präsidenten Krüger dort bestätigt würden.
* London, 26. Juli. Die Thatsache, daß Präsident Krüger seine Resignation angeboten hatte, scheint man in Pretoria sehr geheim gehalten zu haben. Aus Kapstadt meldet Reuter, daß, nachdem Krüger am Montag morgen nicht im Volksraad erschienen war, der Staatssekretär Reitz und der Staatsprokurator Smuts in den Saal kamen und eine leise Unterredung mit dem Vorsitzenden des Raads hatten, worauf Schalk-Burger erschien und dem Vorsitzende« ein Dokument in Folioformat zeigte, dessen Inhalt jedoch unbekannt blieb. Um 2 Uhr erschien Krüger, worauf die geheim« Sitzung ihren Fortgang nahm. Nach einer Meldung des „Standard" aus Johannesburg wurde über Krügers Rücktritts-Gesuch beraten. Die progressiven Mitglieder, welche dafür sind, daß die Dynamit-Konzession aufgehoben wird, kritisieren Krüger, der für Ablösung der Konzession ist, sehr scharf. Krüger wollte nicht nachgeben, nahm aber seine Resignation zurück, nachdem der Raad ihm dir Versicherung gegeben hatte, daß man nicht gegen ihn persönlich sei, obwohl man in der Frag« des Dynamit-Monopoles nicht mit ihm übereinstimme. Die Tynamitfrage bleibt daher vorläufig eine offene.
* London, 27. Juli. Einer Meldung des „Manchester Guardian" aus dem Haag zufolge konnte dir Unterzeichnung der Schlußakte noch nicht stattfinden, weil Salisbury nicht zulassen will, daß irgend eine auf der Konferenz nicht vertretene Macht der Schiedsgerichts-Konvention beitrete, so lange nicht sämtliche Signatarmächte von Montenegro bis Japan ihre Zustimmung schriftlich erteilt haben. Dieser Widerstand Salisburys gründet sich allein auf die Befürchtung, daß Transvaal seinen Beitritt zur Konvention erklären könnte. Nigra machte «inen vermittelnden Vorschlag, der dahin lautete, daß das Veto nur einer Sig- natarmacht genügen solle, um eine neueintretenwollrude Macht auszuschließen, aber nicht angenommen wurde. Nach vierstündiger, zum Teile erregter Diskussion endete die Sitzung und hatte nur das Resultat, daß Pauceforte nach London telegraphierte, um Salisburys Widerstand zu überwinden. Nun weiß man noch nicht, wann die Konferenz ihr End« findet. Jedenfalls wird di« Schlußakte nicht vor Samstag unterzeichnet werden.
* Petersburg, 26. Juli. In der Peter Pauls- Kathedrale fand heute di« Beisetzung der Leiche des Groß- fürsten-ThronfolgerS Georg in Gegenwart des Kaisers, der Kaiserin-Mutter, der Mitglieder der kaiftrlichen Familie und des Prinzen Waldemar von Dänemark statt. Nachdem Palastgrrnadiere den Sarg in di« Gruft versenkt hatten, wurden von den Festungswällen Salutschüsse abgegeben.
* Cap Haiti, 27. Juli. Meldung der „Agence Havas ': Gerüchtweise verlautet, der Präsident der dominikanischen Republik, Hrureauz, sei gestern abend in Moca ermordet worden. Der Mörder soll Ramon Caceres sein. Die gesamte Polizei verfolgte sein« Spur. Der Vizepräsident Hot die StaatSleitung übernommen. In Haiti herrscht« völlig« Ruhe.
Hsrir-el rrnd Verkehr.
* Vom Bodensee, 26. Juli. D>^r prächtige Stand der Hopfen, deren Wachstum durch das nunmehr eingetretene Regenwetter vorzüglich gefördert wird, berechtigt zu ganz befriedigenden Ernteaussichten. Früh- und Späthopfen stehen schön. Die Doldrnansätze sind reichlich vorhanden.
* Stuttgart, 27. Juli. (Kartoffelmarkt.) Zufuhr 350 Ztr. Preis p. Ztr. ^ 4—5.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Allensteig.
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