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Erscheint Dienstag, Denn ertrag, LamStag und Sonntag «it terGratiS-Beilage

EinruckungSpreiS für Altensteig nnd nahe Umgebung bei einmaliger Ein rückung 8 Pfg. bei mehrmal, je 6 auswärts je 8 Pfg die Ispaltige Zeile oder deren Raum

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Der SonntagS- Gast.

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Donnerstag, 27. Irrti

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Verwendbar:

! Beiträge werden dank­bar angenommen.

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I 1899.

Auf das Blatt

Aus den Hannen"

nehmen alle K. Uoftämter und Landpostboten

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für die beiden Wonate August und September entgegen.

AuS Anlaß der Visitation des Oberamts Calw wurde dem Stadtschultheißen Haffner in Calw eine öffentlich« Belobung erteilt; den Stadtschultheißen Hermann in Neubulach * * und Wiedenmayrr in Zavelstein, sowie dem Schultheiß Scholl in llnterreichenbach die Ver­dienstmedaille des Friedrichsordens, dem Schultheißen Kübler in Breiten­berg, sowie dem Gemeindepfleger Lörcher in Hirsau die silberne Verdienst­medaille verliehen.

In Ebhausen ist die Maul- und Klauenseuche erloschen.

L S<r* 2«rs* in Spanien.

Die drohende Ministerkrisis in Madrid scheint ja vor­läufig noch einmal vorüberzugehen und der Zwiespalt zwischen Regierung und Opposition wegen der Pläne der Finanz­ministers Villaverde wird auf einige Monate vertagt werden. Kommt Zeit kommt Rat! Das ist der beste Ausweg: die Königin ist nach San Sebastian gegangen, die Minister gehen auf Urlaub, die Kortesmitglieder in ihre Sommer­frischen. Dann hat Spanien eine Z-itlang Ruhe und viel­leicht kommt doch einem oder dem andern der Staatsmänner oder der Abgeordneten ein erleuchtender Gedanke, wie wenigstens den Streitigkeiten in der Kammer ein Ende zu setzen sei, die sich auf das Land auSdehnen und nur Uneinigkeit in die ohnehin arg aufgeregte Bevölkerung bringen.

Allerdings ist mit der Ruhe allein dem durchgreifender Reformen bedürftigen Lande nicht geholfen, auch nicht mit der Regelung des Staatsschuldendienstes. Die Finanz- und Steuerpläne, die damit zusammenhängenden unvermeidlichen Steuererhöhungen sind der armen Bevölkerung ein Greuel, denn es läßt sich nicht leugnen, daß die finanzielle Lage Spaniens eine so bedenkliche Gestaltung angenommen hat, daß ein Zusammenbruch nur durch die größte Sparsamkeit, verbunden mit einer den dringendsten Bedürfnissen ange­paßten Verwaltung der Staatsausgaben verhindert werden kann. Es ist ja Geld ins Land gekommen: die 16 Mill. Mark für die Karolinen und Marianen, 20 Mill. Dollar für die Philippinen von Amerika. Aber dieses Geld reicht kaum hin, den Sold für die zurückbeförderten Soldaten zu zahlen, den man jahrelang schuldig blieb. Spanien will die Großmachtstellung weiter beibehalten und es sind für Heer nnd Marine abermals hohe Summen in den Etat eingestellt, anstatt jetzt an eine Herabminderung derHeereS- lasten zu denken.

Es ist begreiflich, daß einer stolzen Nation mit großer Vergangenheit ein solcher Entschluß außerordentlich schwer fallen muß; es ist aber auch nicht zu leugnen, daß die Ausgaben für Heer und Marine, wenn sie ein Volk er­drücken, ihm auch nicht mehr diejenige Kraft geben, um derentwillen sie doch nur aufgewandt werden.

Spanien ist heute wie vor vielen hundert Jahren ein von der Natur im höchsten Grade begünstigtes Land, das eine Menge von Schätzen birgt, die nur noch nicht gehoben sind. Der Reichtum an Metallen, heute schon eine große Quelle von Einnahmen, ist noch viel zu wenig nutzbar ge­macht, ja zum großen Teile nicht einmal aufgedeckt und an­gegriffen, teils weil die Mittel dazu fehlten, teils weil man für thatkräftige wirtschaftliche Maßnahmen keinen rechten Sinn hatte und dem ausländischen Kapital Mißtrauen ent­gegenbrachte. Wenn hier eingesetzt werden könnte, so wäre das das beste Mittel, um eine nationale Wiedergeburt Spaniens einzuleiten, und das einfachste Mittel dazu wäre anschemeud, die auf Heer und Flotte verwendeten, augen­blicklich unproduktiven Ausgaben der Erschließung des Landes zuzuwenden.

Es ist ein langes Register, das die Liga der produ­zierenden Klassen Spaniens, die sich den Handelskammern in ihrem Kampf gegen die Pläne der Regierung angeschlossen hat, veröffentlicht. Sie umfaßt 120 wirtschaftliche Ver­einigungen und macht folgende Vorschläge: Herabsetzung der Zivilliste in demselben Verhältnis wie der übrigen Staats- gehälter; Einschränkung der Etats beider Kammern um die Hälfte; Nichtgewährung neuer staatlicher Pensionen, dagegen Wiederherstellung der alten Witwen- und Waisenkassen;

strenge Revision der bis jetzt gewährten Pensionen unter Herabsetzung ihrer Maximalgrenzr auf 3000 Pesetas jähr­lich; Abschaffung aller Botschaften im Auslande und deren Ersetzung durch diplomatische Vertretungen minderen Ranges; Abschaffung des Justizministeriums und Uebertragung der Justizverwaltung an das Obertribunal; Verminderung der Ausgaben für Kultus und Klerus auf 25 Millionen; Ver­einigung des Marine- und Kriegsministeriums; Herabsetzung der Marine auf das unbedingt nötige Maß, um die Ver­bindungen mit den afrikanischen Besitzungen aufrecht zu er­halten; Verminderung der Heerespräsenzstärke auf 50 000 (von jetzt 128 000) Mann und des Offizierkorps auf 8000; Ueberweisung der überzähligen Offiziere an Zivilämter; Ab­schaffung aller Kriegs- und Marineschulen bis auf eine; Zusammenlegung zahlreicher Provinzen; Herabsetzung des gesamten Personals aller Ministerien um zwei Drittel und aller staatlichen Gehälter, die mehr als 7500 Pesetas be­tragen. Die auf diese Weise erlangten Ersparnisse sollen in erster Linie dann auf den Ausbau der Kanäle und Wege, sowie auf den nationalen Unterricht verwandt werden.

Der Grundgedanke, daß zunächst alle möglichen Er­sparnisse durchgeführt werden müßten, ehe zu einer ohnehin überaus stark in Anspruch genommenen Steuerleistung der Bevölkerung gegriffen wird, erscheint jedenfalls unanfechtbar.

Tersespslitik.

Wäre der Zar ern eiserner Charakter, eine Kampf­natur, dann würde er der größte Wohlthäter seines Volkes werden. Er plant die durchgreifendsten Reformen, leider ist er zu schwach, sie durchzusetzen. Die Hofgesellschaft, an deren Spitze die fanatische Zarin-Witwe und der finstere Oberpoppe Pobjedonoszeff stehen, vereitelt alle Neuerungen. Was hilft es, wenn der Zar dem Volke Schulen giebt, in diesen Schulen aber der düstere Geist eines Pobjedonoszeff herrscht. Was nützen liberale Verordnungen, wenn die menschenunwürdigen Gewaltmittel weiter gehandhabt werden! Der Himmel ist hoch und der Zar ist weit", sagt ein russisches Sprichwort. Die starren Formen der Ueberliefer- k ung, alteingewürzelte Bräuche sorgen schon dafür, daß der

Zar seinem Volke nicht nähertreten kann.

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Präsident Mac Kinley muß sich momentan außer­ordentlich stark fühlen oder merkwürdig kurzsichtig sein, was sonst nicht seine Schwäche ist. Er hat diesmal, statt wie gewöhnlich zu lavieren, gegenüber der aufsehenerregenden Erklärung der Kriegsberichterstatter in Manila, die Partei des Generals Otis ergriffen und läßt durch die Beamten des Weißen Hauses mit verblüffender Offenheit mitteilen, daß er an dem bisherigen Systeme festhalten und es Otis überlassen werde, zu berichten oder nicht zu berichten, was dieser für gut fände. Ja, des Präsidenten Sprachrohre gingen in ihrer, selbst seinen nächsten Freunden unbegreiflichen Naivität so weit, hinzuzufügen, der wirkliche Standpunkt der Dinge sei im Weißen Hause immer bekannt gewesen, aberGebote der höheren Politik" hätten es notwendig ge- macht, daß ein Teil der eingelaufenen Telegramme des Generals Otis einfach abgeschwächt, ein anderer ganz zurück­behalten worden sei; mit anderen Worten: nicht genug damit, daß Otis schon selbst schönfärbte und die einfachsten Th»tsachen entstellte, ja in ihr Gegenteil verkehrte, sondern auch diese die Wahrheit entstellenden Berichte wurden im Weißen Hause, je nach dem politischen Bedürfnis, das heißt den entsprechenden Interessen der Verwaltung und der leitenden Partei-Bosse gemäß, noch einmal filtriert und entstellt.

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Die Transvaal-Angelegenheit zeigt neuerdings wieder ein ungünstigeres Aussehen. Nachdem es anfänglich ge- schienen hatte, als ob man sich in England mit den Zuge­ständnissen Krügers zufrieden geben wolle, ist man, veran­laßt durch das Geschrei der Ausländer in Transvaal, all­mählich wieder zum altgewohnten Säbelraffeln zurückgekehrt. Einstimmig melden die Johannesburger Vertreter der großen Londoner Blätter, den Ausländern sei mitgeteilt worden, das britische Kabinett werde keine Verminderung von Sir Alfred Milners Bloemfonteiner Forderungen annehmen. Der Vertreter der Times fügt hinzu, die wirkliche Krisis stehe nunmehr erst in Sicht, während andere Berichterstatter die schweren Nachteile betonen, die jeder Tag Aufschub an der klaren Bezeichnung der entscheidenden Frage seitens der heimischen Regierung bringen müsse. Andererseits wird aus leitenden Kreisen Transvaals berichtet, die Krisis sei über­standen. Die Times erklärt im Leitartikel, die Regierung beharre allerdings auf allem Wesentlichen in Milners Forderungen, damit sei aber keineswegs gesagt, daß sie das jüngst durchgegangene Wahlgesetz als die Einleitung zu einer

neuen Krise betrachte. Sie hoffe im Gegenteil, daß es sich als die Grundlage zu einer Lösung in der Richtung der Milnerschen Forderungen erweisen werde.

* Alte «steig, 26. Juli. Die Heuernte ist nun allgemein beendigt und ergab nach Quantität einen ganz be­friedigenden Ertrag. Die warme Witterung Ende Juni be­förderte noch da« Wachstum auf den feuchten Thalwiesen, während die Bergwiesen schon früher einen reichen und üppigen Graswuchs zeigten. Die Qualität des Heues aber läßt zu wünschen übrig, durch das während der Heuernte eingefallene Regenwetter und die hiedurch erfolgte Verzöge­rung des Erntegeschäfts ist die Güte des Futters beein­trächtigt worden. Die warme und feuchte Witterung der letzten Zeit war dem Wachstum der Pflanzen außerordent­lich förderlich. Die Wiesen zeigen einen schönen Ansatz von Oehmdgras; die Hackfrüchte entwickeln sich rasch; besonders auch die Kartoffeln haben ein schönes Aussehen. Die Winter­frucht steht gut; die Sommerfrucht steht befriedigend. Mögen unsere vielversprechenden Fluren von zerstörenden Natur­ereignissen gnädig verschont bleiben, damit dem Landmann für seine mühevolle Arbeit der verdient« Lohn werde.

* Haiterbach, 24. Juli. Gestern beging der hiesige Kriegerverein das Fest seines 25jährigen Bestehens, mit dem der Bezirkskriegertag verbunden war. Vormittag- war Fest­gottesdienst und Empfang der Festgäste. Dem Festessen im Gasthaus zum Lamm schloß sich eine Delegiertenversamm­lung im Rathaussaale an, worauf es in stattlichem Zug durch die festlich geschmückte Stadt zu dem prächtig gelegenen Festplatz beim Schafhaus ging. An dem Festzuge nahmen nach­stehend aufgrführte 33 auswärtige Vereine teil: Altensteig (2 Vereine), Altheim, OA. Horb (2), Beihinqen, Berneck, Bösingen, Ebhausen (2), Effringen, Egenhausen (2), Em­mingen, Gündringen und Hochdorf, OA. Horb, Jselshausen, Nagold, Oberschwandorf, Oberthalheim, Pfrondorf, Rohrdorf, Nothfelden, Schönbronn, Simmersfeld, Spielberg, Sulz, Salzstetten (2), Thumlingen, Unterthalheim, Walddorf, Wildberg (2). Stadtschultheiß Krauß begrüßte die Ver­sammlung mit herzlichen Worten und schloß mit einem Hoch auf die zum Fest gekommenen Brudervereine; Mittelschul­lehrer Beutel hielt die Festrede, welche in ein mit Begeiste­rung aufgenommenes Hoch auf den Kaiser ausklang. Fabri­kant Schaible aus Nagold überbrachte die Grüße und Glückwünsche des Bundespräsidiums; sein Hoch galt der deutschen Jugend. Abends war im Gasthaus zum Lamm ein überaus zahlreich besuchtes Festbankett.

* Freuden st adt, 24. Juli. Hier soll Anfang August im Park des Schwarzwaldhotels ein Kaiser- nebst Bismarck- und Moltke-Denkmal Aufstellung finden. Der Besitzer, E. Luz jr., ließ drei mächtige erratische Blöcke in einer Gruppe vereint aufstellen, von denen der mittlere und größte das Bronzereliefporträt des alten Kaisers, die beiden anderen die Porträts von Bismarck und Moltke schmücken werden. Die Reliefporträts wurden von Bildhauer R. Dietelbach- Stuttgart trefflich modelliert und werden z. Zt. in Galvano­bronze ausgeführt.

* Stuttgart, 25. Juli. Zur Anwesenheit des Kaisers bei den diesjährigen großen Kaisermanövern verlautet, daß derselbe am Nachmittage des Tages vor der Parade (also am 6. September) 3 Uhr nachmittags hier eintreffen wird und im Residenzschloß Wohnung nimmt. Abends ist Familientafel, Festoper, dann großer Zapfenstreich. Am nächsten Tag ist vormittags die Parade, an welche sich nachmittags die große militärische Galatafel anschließt. Noch im Lauf des Abends werden sich der König und Kaiser in das Manövergelände begeben. Ob die Kaiserin ihren Gemahl begleiten wird, ist wieder mehr als fraglich geworden.

* Cannstatt, 24. Juli. Zu Ehren des 34. Schwäb. Kreisturnfestes, das am Samstag begann, zieren Triumph­bögen die Straßen und die Häuser sind mit Fahnen, Guir- tanden und Turner-Emblemen geschmückt. Eingeleitet wurde das Fest durch die Sitzung des Kreisturn- und Ortsturn- ausschusses, sowie die Kampfrichtersitzung am Samstag nach­mittag, worauf abends 8 Uhr rin Festbankett iw Kursaal stattfand. In den festlich beleuchteten Kuranlagen spielte das städtische Kurorchester, im Kursaal die Kapelle der Cannstatter Feldartillerie-Abteilung. Anwesend waren neben den Spitzen der schwäb. Turnerschaft u. a. Oberamtmann Reg.-Rat Nickel, Oberbürgermeister Nast und Major Fritsch. In der Begrüßungsrede erwähnte Oberbürgermeister Nast, daß Cannstatt vor 39 Jahren zum letztenmal die Ehre gehabt habe, das Kreisturnfest bei sich zu sehen; er brachte auf die Einigkeit der deutschen Turnerschaft im Kreis Schwaben ein Gut Heil" aus. Der Vorsitzende des Festausschusses Weng hielt die Festrede; dar Turnen erfreue sich heute der Unter-

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