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Dienstag, 25. Juli

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

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I 1899.

11 Vs« dev Arbeit.

Bor einer ganzen Reihe von Jahren, als die Auf­stellung von neu konstruierten Maschinen immer mehr zu­nahm, wurden zahlreiche Befürchtungen ausgesprochen, die eiserne Arbeitskraft werde die Arbeitskraft der Menschenhand immer mehr einschränken, schließlich also eine große Arbeits­losigkeit herbeiführen. Die Aufstellung von neuen Maschinen ist darum häufig der Gegenstand heftiger Bekämpfung gewesen, sogar Ausschreitungen und Unruhen haben sich mitunter daran geknüpft. Seitdem sind viele Jahre vergangen, immer neue Maschinen von früher kaum möglich gehaltener Leistungs­fähigkeit und Genauigkeit sind erfunden, welche das Arbeits­bild in der Industrie wie in der Landwirtschaft sehr wesent­lich verändert haben, freilich auch ganzen Handindustrieen den GarauS gemacht haben. Aber trotz dieser enormen Zunahme und ungeachtet der Vielgestaltigkeit der Maschinen ist, wie die Thatsachen beweisen, zum AuSgange unseres Jahrhunderts das gerade Gegenteil von dem «ingetreten, was man im Verlaufe des Jahrhunderts befürchtet hatte: nicht nur keine Brotlosigkeit von Tausenden von Arbeitern ist vorhanden, die Nachfrage nach menschlicher Arbeitskraft kann heute viel­mehr nicht einmal voll gedeckt werden. Die Bedürfnisse der modernen Zeit, neue Erfindungen in der Landwirtschaft, intensiverer Landbau haben so viele neue Arten von Be­schäftigung hervorgerufen, daß niemand im deutschen Reiche, der arbeiten will, wegen eines genügenden und befriedigen­den Lebensunterhaltes für sich und feine Familie in Sorge zu sein braucht.

Die Nachfrage nach menschlicher Arbeitskraft kann heute im deutschen Reiche nicht voll gedeckt werden! Eine ganze Reihe von Veröffentlichungen aus großen und kleinen Städten, aus Jndustriebezirken und aus Kreisen der Landwirtschaft beweisen das. Von der Landwirtschaft ist nun freilich der Arbeitermangel schon lange empfunden, aber m der Industrie hatte man doch zahlreiche Leute zur Verfügung. Zur Zeit ist eS aber anders, in wichtigen deutschen Jndustriebezirken meldete sich auf Nachfrage nach Arbeitern ein nicht uner­hebliches Bruchteil weniger, als Leute verlangt wurden. Da­durch sind verschiedentlich ganz merkwürdige, aber durchaus folgerichtige Erscheinungen hervorgerufen worden. In­dustrielle Etablissements und Anlagen, in welchen Arbeiter­mangel bestand, vermochten nicht allen an sie hrrantretenden Bestellungen und Aufträgen gerecht zu werden, und durch die Verzögerung in der Ausführung der bestellten Waren ging wiederum den bestellenden Gewerbebetrieben das Arbeits- material aus, so daß sie gezwungen waren, etwas zu pau­sieren. So ist in diesem Jahre die volkswirtschaftlich interes­sante Thatsache zu beobachten gewesen, daß auch bei regstem industriellem Geschäftsgänge und selbst bei vorhandener starker Nachfrage nach Arbeitern doch eine zeitweise Arbeits­losigkeit Platz greifen kann. Wir werden, wenn die in­dustrielle Entwicklung so weiter geht, diese Erscheinung wohl noch häufiger beobachten können.

Die Frage liegt nahe, ob ein solcher Zustand, das heißt ein fortschreitender Bedarf an menschlichen Arbeits­kräften, der über das Normale hinausgeht, nicht wirtschaft­liche oder soziale Gefahren mit sich bringen kann. Man hört schon die Erörterung streifen, ob Deutschland auf dem Wege ist, mit der Zeit zu amerikanischen Zuständen zu kommen, was eine völlige Umwälzung des landwirtschaft­lichen Betriebes und mindestens eines erheblichen Teiles der einzelnen Industriezweige und Gewerbe bei völlig veränderten Lohn- und Preis-Verhältnissen bedeuten würde. Der deutsche Volkscharakter hat einzelne Züge der modernen Zeit nicht ganz abweisen können, aber es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß in uns doch noch so viel Deutsch geblieben ist, daß wir uns nach der amerikanischen Goldgier und dem amerikanischen Raubsystem im Wirtschaftsleben, nach der Knechtung der Schwächeren durch rücksichtslose Starke gerade nicht sehnen. Der Deutsche hat zum AuSgang des neunzehnten Jahrhunderts seine Helle Freude an neuen Geistesschöpfungen und Unter­nehmungen, und wir stehen in solchen Geistesschöpfungen und Unternehmungen hinter keiner anderen Nation zurück, aber wir sehen nicht in Bergen von Gold die einzige Trieb­feder zu unserer Thätigkeit.

Erfreulich wäre es also gerade nicht, wenn wir sagen müßten: Ja, wir steuern nordamerikanischen Zuständen im Wirtschaftsleben entgegen! Damit würde auch die Bankerott- Erklärung des deutschen Nationalcharakters, wie wir ihn verstehen, ausgesprochen sein. Aber wenn die Besorgnis auch wohl eine solche Frage aufwerfen lassen kann, eS liegt kein Zwang vor, sie zu bejahen. Deutschland ist «in Bundes­staat mit einer Reihe von Monarchen an der Spitze der letzteren, mit dem Reichstage und einer Zahl von Landes­vertretungen, mit einer zum größten Teil noch wirklich deut­schen Bevölkerung, die sich nicht blindlings der tollen Leiden­

schaft der Geldgier und de» Eigennutzes überliefern werden. Deutschland ist eben deutsch und nicht amerikanisch. Es stimmt, daß man Jenen, die solche Besorgnisse hegen, nicht schwarz auf weiß wird beweisen können, welchen Gang die Entwicklung der Arbeit bei uns nehmen wird, aber die Zu­kunft wird die Thatsachen nicht täuschen, welche uns eine lange Vergangenheit gab, einen ruhigen Ausgleich!

Ebenso mußte man in früheren Jahren, ja fast mit noch größerem Recht als heute, die Befürchtungen für ange­bracht halten, daß die Maschinen Tausende von Arbeitern brotlos machen würden. Das Gegenteil hat sich, wie die Zahlen beweisen, gezeigt. Warum soll die weitere Entwick­lung unseres gesamten Arbeitslebens auf Grund von zu machenden Erfahrungen, vielleicht nicht ohne herbe Lehren für die, welche nicht hören wollen, nicht einmal dahin führen, daß Arbeitgeber und Arbeiter erkennen, wie sie fest zusammen- halten müssen, wenn unsere deutsche Industrie nicht von einer fremden rücksichtslos über den Haufen gerannt werden soll?

* Altensteig, 24. Juli. In der gestrigen außer­ordentlichen Hauptversammlung der Handwerkerbank wurde an Stelle des verstorbenen Vizevorstands der Bank, Herrn Phil. Maier ssn., Herr Kaufmann Christian Burg- hard 862 . zum Vizevorstand nahezu einstimmig gewählt.

* Wildbad, 21. Juli. Reichskanzler Fürst Hohen­lohe hat dem Stadtfchultheiß Bätzner hier einen Besuch abgestattet. Im Hotel Klumpp ist der bekannte Führer der Reichspartei, Frhr. v. Stumm, abgestiegen, und am 24. d. M. wird der preußische Finanzminister v. Miquel hier erwartet. Die Frequenz des BadeS ist Heuer eine außergewöhnlich große und immer noch im Zunehmen begriffen.

* (Verschiedenes.) In Zöfchingen bei Giengen a. B. hat der Blitz in das Anwesen des Söldners Johann Hartmann geschlagen und gezündet. Das schöne Anwesen brannte sofort lichterloh. Einige mutige Männer drangen, um das Vieh zu retten, in den Stall ein. Dort stießen sie auf die fast unkenntliche Leiche des verheirateten Maurers Scharpf, der bei seiner Arbeit vom B.itz getroffen und ge- tötet wurde. Mit Mühe gelang es, die Leiche und dos Vieh, da« unversehrt geblieben war, zu bergen. Das An­wesen brannte vollständig nieder. Vom Schwurgericht in Ulm wurde der der mehrfachen Brandstiftung angrklagte Schneider Bez von Schwendi, OA. Laupheim, zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt.

* Pforzheim. 22. Juli. Ein Liebesdrama (denn um ein solches dürfte eS sich handeln) hat sich in der Nacht zum Freitag im Walde zwischen Pforzheim und Eutingen m der Nähe des neuen Wasserwerks abgespielt. Am Donnerstag abend ver- schwandenderllljährigeMelkerJakobHäußermannvonEgliswyl (Schweiz) und die 20jährige Dienstmagd Luis« Linkenheil von Calw aus dem Hause ihres Dienstherr«, des Landwirts Pleiß in der Holzgartenstraße hier. Als gestern ein Mädchen an der oben bezeichneten Stell« vorüberging, wurde es von der Linkenheil, die auf dem Boden lag, angerufen, um Hilfe zu holen, da sie geschossen sei. Die Gendarmerie wurde benachrichtigt und so fand man die Linkenheil schwer verletzt, den Häußermann aber tot vor. Beide hatten zwei Revolverschüsse in der Brust. Wie die Verletzte angab, sei sie schon am Donnerstag abend von Häußermann geschossen worden, worauf sich letzterer selbst die tätlichen Schüsse beibrachte. Jedenfalls hatten die beiden beschlossen, gemeinschaftlich aus dem Leben zu scheiden. Die Gründe für diesen unseligen Entschluß sind nicht bekannt. Die Linkenheil wurde ins städtische Krankenhaus, Häußer­mann in die Leichenhalle verbracht.

* Würzburg, 21. Juli. Die Werkstätten und Lager­räume der Ottberg'schen Möbelfabrik sind heute früh zum größten Teil ausgebrannt.

* Bayreutb, 21. Juli. Am 20. ds. abends traf in Bayreuth die Königin von Württemberg ein, um der am 22. ds. stattfiadenden Aufführung des Nibelungenringes beizuwohnen.

D Mainz. Ein gemeingefährlicher Schwindler stand hier vor der Strafkammer, der 25jährige Kellner Guzielski aus Breslau. Derselbe reiste als Bautechniker, Postassistent, Bürgermeisterei-Angestellter, Offizier und Arzt, mietete sich unter den verschiedensten Namen ein und verübte bei Privat- und Wirtsleuten Betrügereien und Urkundenfälschung. Nach­gewiesen wurden ihm solche Fälle in Wiesbaden, Rüdesheim, Eisleben, Gotha, Spandau, Perleberg, Frankfurt und Oppenheim. In letzterer Stadt hatte er einem angesehenen Fräulein auch einen Heiratsantrag gemacht und sich als Militärarzt ausgrgeben. Das Gericht diktierte dem Erz­

schwindler vier Jahre Zuchthaus und 2100 Mk. Geldstrafe, für die eventuell weitere 140 Tage Zuchthaus angesetzt sind.

* Berlin, 21. Juli. D'e deutsche Regierung hat, nach der Natwnalztg., in Petersburg wegen der hohen Besteuerung der deutschen Handelsreisenden angeregt, ob nicht BllligkeitSgründe für die Beseitigung oder Abänderung der Abgabe in der Weise sprächen, daß diese nur für die Dauer des Aufenthalts und nicht in jedem Falle für dar ganze Jahr zu entrichten wäre. In gleicher Weis« dürften auch di« anderen am Handel mit Rußland beteiligten Mächte in Petersburg vorstellig werden.

* Berlin, 22. Juli. DerReichsanzeiger" veröffent­licht einen Erlaß des Finanzministers, wonach der Beschluß des Bundesrats, daß im Regulativ für Getreidemühlen und Mälzereien ein neuer Absatz einzufügen ist, welcher bestimmt, daß die Bewilligung eines Privatlagers unter amtlichem Mitverschluß neben dem Zollkonto unzulässig ist, am 1. Okt. in Wirksamkeit tritt.

* Das neue Jnvalidenversichrrungsgesetz, das der Kaiser in der vergangenen Woche vollzogen hat. tritt bekanntlich mit dem 1. Januar k. I. in Kraft. Obwohl bis dahin wenig mehr als 5 Monate zur Verfügung stehen, hofft man doch mit allen Vorbereitungen fertig zu werden, so daß die neuen Einzelheiten mit dem Beginn der nächsten Jahres ohne Schwierigkeiten praktisch werden wirksam werden können.

^ Kaiser Wilhelm hat dem König Albert von Sachsen zum 50jährigen Jubiläum als Ritter der Ordenskour 1« nasrits" die Krone zum Orden durch eine Deputation, mit dem Prinz-Regenten von Braunschweig an der Spitze, überreichen lassen.

* Die erste Schule in Deutsch-China ist eröffnet worden und zwar in Tfintau. Bi« jetzt sind erst vier Schüler und eine Schülerin vorhanden. 3 Lehrer erteilen den Unterricht. Die Nachrichten aus Kiautschou kündigen an, daß im ReichShaushaltetat für das nächste Jahr für diese Schule eine Forderung von 40 000 Mark eingestellt werden soll. Zunächst soll ein SchulhauS gebaut werden. Die Schule soll erweitert werden, so daß auf ihr das Reifezeugnis für den einjährig-freiwilligen Dienst erworben werden kann.

* Ein Charlottenburger kam am Montag nach Berlin Nachdem er in verschiedenen Kneipen schon des Guten zu viel gethan hatte, strandete er endlich in einem Pilsener Restaurant, das auch OiiainlirM ssparäes besitzt. Da er sich selbst nicht mehr viel Ueberlegung zutraute, übergab er dem Wirt seine Brieftasche, in der sich eine Anzahl brauner Scheine befanden, zur Aufbewahrung, dann setzte er sich mit ihm zu einem gemeinsamen Trunk nieder. Das Gelage dauerte nur fünf Stunden. Als der Gast dann aufstand, wurde ihm eine Rechnung über 952 Mark präsentiert. Auf derselben figurierten 60 Flaschen Sekt zu je 15 Mark, während 52 Mark für Liköre, Cigarren und dergleichen Kleinigkeiten angesetzt waren. Selbstverständlich war die ungeheure Menge Sekt nicht wirklich getrunken worden, vielmehr fielen die unter den Tisch gestellten Flaschen, kaum daß ein Glas aus ihnen eingeschenkt war. um, und während ein Haushälter den edlen Stoff aufwischte, schleppten die Kellner neuen herbei. Der biedere Charlottenburger war nicht dumm genug, die unverschämte Rechnung zu bezahlen. Er klagt«. Außerdem ist von der Behörde das Verfahren gegen den Wirt eingeleitet worden, das mit Konzessions- Entziehung enden wird.

* Das Gesetz zum Schutze Arbeitswilliger ist überflüssig. Der Richter hat jetzt schon genügend Handhaben, um eine Bedrohung zu bestrafen. In M.-Gladbach hatten die Ar­beiter der Firma Scheidt und Bachmann verabredet, zu streiken, wenn nicht die Zurücknahme der erfolgten Kündig­ung zweier Former erfolgte. Dieser Abmachung hatte sich anfangs auch der Arbeiter Hermann D. angeschlossen, der indes schon bald erklärte, daß er Weiler arbeiten werde. Als nunmehr D. eines abends die Fabrik verließ, trat der Former Josef Z. auf ihn zu und sagt« mit drohend erhobener Hand:Du bist der Schönste, du bekommst heute abend noch Prügel!" Auf Grund dieser Drohung hin wurde vor der Düsseldorfer Strafkammer Anklage erhoben und wurde Z. zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Was will man mehr?

2 Mülheim a. Rh. In Ratingen geriet ein junger Mensch von 20 Jahren mit seinem Vater in einen Wort­wechsel, in dessen Verlauf er eine Mistgabel ergriff und dem Vater in den Leib stieß. Der betagte Mann stürzte tot nieder, während der Vatermörder die Flucht ergriff.

0 Ein komischer Zwischenfall hat sich während der Kriegerfesttage in Osnabrück ereignet. Als die Krieger­vereine vor dem Prinzen Friedrich Heinrich von Preußen den üblichen Parademarsch auSführtrn, wurde zum allgemeinen