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Dienstag, 6. Juni
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1899 .
2 Die Derrtfetzen in Ltzinn
Selbst diejenigen Kreise, die mit der deutschen Kolonialpolitik nicht einverstanden sind, müssen zugeben, daß die „Pachtung" Deutschlands in China das wertvollste Stück aller deutschen Kolonien ist. Das ist auch von der Reichsregierung erkannt worden und man beginnt nun, sich in Kiautschou häuslich einzurichten. In den jüngsten Tagen find nun, wie die ,Köln. Ztg/ meldet, die Verhandlungen zwischen dem Schantung-Syndikate und der Reichsregierung über die von dem Syndikat in Schantung in Angriff zu nehmenden Eisenbahn- und Bergwerks-Unternehmungen zu einem erfreulichen Abschluß gelangt. Alle Schwierigkeiten, die bisher der Erteilung der erforderlichen Konzessionen seitens des Reichs entgegenstanden, sind nunmehr gehoben.
Der Verlauf dieser monatelangen Verhandlungen hat nach zwei Richtungen hin ein sehr befriedigendes Ergebnis erzielt. Zunächst ist es den Bemühungen der beteiligten Behörden gelungen, die verschiedenen Jnteressentengruppen, die sich an der wirtschaftlichen Erschließung Schantungs beteiligen wollen, unter einen Hut zu bringen; dadurch ist die Bürgschaft gegeben, daß nunmehr einheitlich und planmäßig mit ausreichenden Mitteln und mit voller Thatkraft an die große Aufgabe herangegangen wird. Daneben aber ist es auch gelungen, für das Reich solche Zugeständnisse zu erzielen, wie sie bisher in diesem Umfang noch seitens keines anderen Kolonialunternehmens zugestanden sein dürften; dazu zählt nicht bloß die Verpflichtung, für den Bau und den Betrieb der Bahnlinien nach Möglichkeit deutsches Kapital zu verwenden, dazu zählt weiter nicht blos eine wesentliche Mitwirkung der Regierungsbehörden bei dem Betrieb der Eisenbahnen und der Bergwerke, dazu zählt vor allem eine weitgehende Beteiligung des Reiches an den Einnahmen des Syndikats als Beitrag zu den Aufwendungen des Reiches für die Hafenanlagen in der Kiautschoubucht und zu den allgemeinen Verwaltungskosten des Schutzgebiets.
Sobald der Reingewinn die Auszahlung einer Jahresdividende von 5 Prozent gestatten wird, soll dem Reiche von dem Mehrbeträge von 5 bis 7 Prozent der 20. Teil, von dem Mehrbeträge von 7 bis 8 Prozent der 10. Teil und in dieser Weise weiter steigend vom Mehrbeträge über 12 Prozent die Hälfte zufallen. Ebenso ist dem Reiche das Recht eingeräumt, die Eisenbahnen nach Ablauf von 60 Jahren gegen maßvollen Ersatz des Wertes der Anlagen käuflich zu erwerben.
Als Gegenleistungen fallen dem von der deutschasiatischen Bank vertretenen Syndikat die nachstehenden Berechtigungen zu: Es erhält zunächst die Konzession zum Bau und Betriebe einer Eisenbahn von Tsintau über Weihsien nach Tsinanfu, mit Zweigbahn nach einem Punkte dieser Hauptlinie nach Poschan. Diese Linie muß innerhalb einer Frist von fünf
Jahren und die erste Strecke von Tsintau nach Weihsien sogar schon binnen drei Jahren vollendet werden. Weiter wird die Gesellschaft bis zum Ablauf des Jahres 1908 auch noch die Berechtigung auf die Eisenbahnlinien von Tsinanfu nach Jtichoufu und von Tsintau nach Jtschoufu erteilt. Die elftere Strecke von Tsinanfu nach Jtschoufu dürfte indessen inzwischen wohl für das Syndikat in Wegfall kommen, da sie durch die Strecke von Tientsin nach Tschinkiang ersetzt werden wird, über welche jüngst eine sehr befriedigende deutsch-englische Verständigung erzielt worden ist. Endlich ist dem Syndikat nach dem Muster vieler früherer Unternehmungen in bisher der Kultur noch nicht aufgeschlossenen Gegenden die ausschließliche Berechtigung erteilt worden, auf die Dauer von fünf Jahren in einer Breite von dreißig Li (fünfzehn Kilometer) auf beiden Seiten der genannten Eisenbahnstrecken nach Kohlen und andern Mineralien sowie nach Petroleum zu schürfen und auf Grund der gemachten Funde durch Mutung die Verleihung des Bergwerkseigentums zu beantragen. Doch wird dieses ausschließliche Recht nach zwei Seiten hin zu Gunsten des Reichs beschränkt; zunächst durch die Feststellung der fünfjährigen Frist, nach deren Ablauf das Schürf- und Mutungsrecht in dieser Zone wieder freigegeben wird, dann durch die Verpflichtung, innerhalb zehn Jahren nach Verleihung des Feldes den ordnungsmäßigen Bergwerksbetrieb zu eröffnen und von da an aufrecht zu erhalten. Endlich ist noch eine Einschränkung insoweit getroffen, als für den Fall, daß nach Ablauf von 20 Jahren der Umfang der verliehenen Bergwerksfelder die Hälfte des Gesamtflächeninhalts der 30 Li-Zone übersteigt, das über dieses Maß hinaus verliehene Bergwerkseigentum von der Regierung wieder zurückgezogen werden kann. Von den gewonnenen Kohlen müssen dir Bedürfnisse der Marm« nach Kohlen zu einem Vorzugspreis voraus befriedigt werden. Ebenso sind für den Betrieb der Eisenbahnen, fürdieReichS- post- und Telegraphen-Verwaltung weitgehende Vorrechte, vor allem kostenfreie Beförderung der Briefpost mit allen fahrplanmäßigen Zügen, ausbedungen worden. Endlich muß anderen Unternehmern der Anschluß an die Bahn durch Privatanschlußgrleise oder Anschlußbahnen gestattet werden, eine Bestimmung, die um so wichtiger ist. weil außerhalb der 30 Lt-Zone jedermann das Schürf- und Mutungsrecht auf Mineralien in Schantung nachzusuchen freisieht.
Reue Kolonialerwerbungen Deutschlands.
Die spanische Thronrede, mit welcher am Freitag die Cortes eröffnet wurden, besagt, mit dem deutschen Kaiser sei ein Abkommen unterzeichnet, wonach Spanien die Karolinen und Palaoinseln sowie den Spanien noch verbliebenen Rest der Marianen an Deutschland abtritt. — Diese
Inselgruppen schließen sich nach Osten und Süden zu unmittelbar an den seitherigen deutschen Kolonialbesitz in der Südsee an. Die größte der drei Inselgruppen, die Karolinen. haben zu nächsten Nachbarn die deutschen Marschallinseln und den Bismarckarchipel bezw. Neuguinea. Die Palaoinseln, westlich an die Karolinen sich anschließend, sind die nächsten bei den Philippinen, dem jetzigen amerikanischen Besitz. Nördlich von den Karolinen liegen die Marianen, deren größte, Guam, bereits an die Amerikaner übergegangen ist. — Die Karolinen (oder Neuphilippinen sind eine Gruppe 4—500 kleinen Inseln, zu Mikronesien gehörig, >>m Großen Ozean, zwischen 1 und 10° nördlicher Brette und 131°—163° östlicher Länge von Greenwich, 700 Quadratkilometer groß (etwa Vss von Württemberg). Die wichtigsten Inseln der Karolinengruppe sind Jap, Rüg, Ponape, (Ascension) und Kusai. Es ist dies die Inselgruppe, wegen deren im Jahre 1885 ein Streit zwischen dem deutschen Reich und Spanien entbrannte, zu dessen Schlichtung der Papst Leo XIII. von Bismarck als Schiedsrichter vorgeschlagen wurde. Die Spanier willigten ein, Leo XIII. entschied zu Gunsten Spaniens. Nunmehr nach dem Verlust der Antillen und der Philippinen hat Spanien sich entschlossen, seinen Kolonialbesitz und damit auch den im Großen Ozean aufzugeben. Die Bewohner, 22 000 an der Zahl, gehören zur östlichen Abteilung der Malayen, zum Stamm der Polynesier. Die Religion besteht in Geisterglauben und Zauberei. Hauptbeschäftigung: Fischfang und Schifffahrt. Der Handel ist Tausch, Landesprodukte werden gegen Boote Eisen, Zeuge und europäische Waren eingetauscht. — Die Palaos-Jnseln oder Palau-, englisch Pelew- auch Pelju-Jnseln, sind der westliche Teil der Karolinen, 750 Quadratkilometer mit 14 000 Einwohnern. Es sind 26 hügelige von Korallenriffen umgebene stark bewaldete Inseln. Die größte, Baobelthaob, umfaßt 300 Quadratkilometer und zählt 8000 Einwohner. Die Palaos sind mit einem breiten Riff umgeben, das von mehreren Kanälen durchbrochen wird, deren bedeutendster an der nördlichen Gruppe der Woodin-, an der westlichen der Arcmolungui- Kanal sind. Die Inseln sind vulkanisch, reich bewässert, sehr fruchtbar. — Die Marianen (Lodronen-, Diebs-, Lazarus-Inseln) von 20—30° n. Br. von Nord nach Süd sich erstreckend, zum Teil mit noch thätigen Vulkanen, z. B. auf der Insel Assumpcion, Vulkane mit 750 Meter Höhe. Küsten hoch, schwer zugänglich, Hafenarm. Meist bewaldet, fruchtbar. Die Einwohner sind ein Gemisch von Spaniern, Tagalen und eingeführten peruanischen Indianern, sämtlich römisch-katholisch, sie sprechen ein Dialekt der Tagalensprache und treiben Reis-, Baumwolle-, Cacao-, Mais- und Zuckerrohrbau, auch Handel mit den Karolinen. Die Inseln sind von Wert als Stationspunkt für die zwischen Südostasien
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Lefefrucht-
Wunderbar sind die Schätze verteilt: der Arme hat wenig: nichts der Bettler; zu viel der Reiche: genug — o nicht Einer!
Gerechtigkeit siegt.
Original-Roman von Gustav Lange.
(Fortsetzung.)
Der Haß und die Eifersucht beflügelten die Schritte des von Balbina verschmähten Liebhabers; es schien, als ob seine Füße den Erdboden gar nicht berührten, als er hinter Wilibald herftürmte, der noch unter dem Einflüsse der froh verlebten Stunden des Zusammenseins mit der Geliebten stand und daher wie aus allen Himmeln gefallen schien, als er so urplötzlich die heftigen Schritte hinter sich her vernahm und sich erschrocken umwendend den wilden Lorenz, den er in der Dunkelheit allerdings nicht gleich erkannte, wütend auf sich einstürmen sah.
„Ha, elender Mädchenjäger, die Zeit der Abrechnung ist da — Du oder ich!" rief Lorenz mit gedämpfter Stimme, als er ganz dicht an Wilibald herangekommen war.
„Was willst von wir?" stammelte Wilibald erschrocken. „Ich kenne Dich nicht!"
„Du kennst mich nicht? Sollst gleich erfahren, wer ich bin! Bei allen bösen Mächten der Hölle rate ich Dir, Dich nie wieder Balbina zu nähern, verstehst Du, und mit Deinem elenden Geplärre den Kopf zu verdrehen, oder es nimmt ein böses Ende zwischen uns!"
„Ah, Du bist es, Lorenz!" entgegnete Wilibald, nachdem er sich von dem ersten Schrecken einigermaßen erholt hatte und den ihm wohlbekannten Bauernburschen erkannte. „Wie kannst Du solche Sprache führen? Balbina ist mir doch allen Rechtes versprochen und ihr Vater hat seine Einwilligung gegeben."
„Versprochen mit Dir ist sie? Nein, abspenstig ge
macht hast Du sie mir, und sie war schwach genug, sich von Dir bethören zu lassen!"
Wilibald hatte nicht die Absicht, sich in Streit mit dem in heftigem Zorn befindlichen wilden Lorenz einzulafsen, Zeit und Ort dünkten ihm dazu nicht geeignet. „Wir treffen uns ein anderes Mal, Lorenz," sagte er besänftigend und wollte schleunigst seinen Weg fortsetzen, aber da hatte er sich in dem aufgeregten Burschen verrechnet, in dem alle wilden Leidenschaften durch die Eifersucht entfesselt waren und mit dämonischer Gewalt sein hitziges Temperament auf den Siedepunkt brachten, sodaß er seiner Sinne nicht mehr ganz mächtig war.
„Nein, jetzt sollst Du mir Rede und Antwort stehen!" zischte Lorenz und trat ganz dicht an Wilibald heran, wodurch der Gegensatz in der Gestalt dieser beiden Männer sich deutlich zeigte.
„Du bist aufgeregt, Lorenz, laß uns nach Hause gehen, Balbina mag entscheiden," machte Wilibald abermals den Versuch, sich aus der fatalen Lage, in welcher er sich befand, zu ziehen, denn es wurde ihm immer unbehaglicher zu Mute; trotz der Dunkelheit vermochte er die unheimlich funkelnden Augen des wilden Lorenz zu erkennen, die dieser fest auf ihn gerichtet hielt.
Dieses nächtliche Zusammentreffen der beiden Nebenbuhler nahm plötzlich eine Wendung, welche Lorenz sicher nicht vermutet hatte. Wilibald, der wohl einer plötzlichen Eingebung folgen mochte und den ein Gefühl der Furcht beschlich, wandte plötzlich dem wütenden Burschen den Rücken und eilte, so schnell ihn seine Beine zu tragen vermochten, davon. Nur einen Moment blieb der wilde Lorenz unschlüssig stehen, dann nahm er die Verfolgung des Flüchtigen auf.
Eine tolle Hatz entspann sich zwischen den beiden auf der Menschenleeren Dorfstraße, die sich zudem gerade an dieser Stelle ziemlich weitab von den einzelnen Anwesen
dahinzog. Wilibald, der sehr wohl wußte, daß sein Heil in der Flinkigkeit seiner Beine lag, wollte er nicht in die Hände seines Verfolgers fallen, über dessen Absicht er sich zwar noch im Unklaren befand, raste mit dem ganzen Aufgebot seiner Kräfte dahin. Schon erkannte er in einiger Entfernung auf der Anhöhe den Einödhof, hatte er denselben erreicht, so war er geborgen.
Eben will er zum letzten Ansturm ansetzen; doch bevor er dies thut, wendet er sich erst noch einmal um, gewissermaßen um die Distanz zu messen, die ihn noch von seinem Verfolger trennt, doch da ist auch Lorenz schon ganz dicht herangekommen. Blitzschnell springt der letztere auf Wilibald zu — einige derbe Flüche und die beiden sind im wütendstenHandgemengemiteinander. Trotz seinerschwächlichen Gestalt ist doch Wilibald höllisch flink und ringt mit dem Mute der Verzweiflung, aber gegenüber der rohen Kraft kann er nicht aufkommen. Jetzt holt Lorenz zu einem furchtbaren Schlag aus, an seiner Hand blitzt im Sternenlicht ein schwerer Schlagring — ein furchtbarer, markerschütternder Schrei tönt durch die Nacht — dann sinkt Wilibald lautlos zu Boden.
Eine unheimliche Pause trat ein. Wilibald gab keinen Laut mehr von sich. Jetzt kam auch die Besinnung wieder über Lorenz; erschrocken beugte er sich über den am Boden liegenden jungen Mann nieder und suchte ihn wieder aufzurichten, aber dies wollte ihm mcht gelingen, denn die Glieder desselben waren schon starr und steif. Kopf, Gesicht und Hände fühlten sich feucht und klebrig an, und als Lorenz seine Hände dicht vor die Augen hielt, da sah er, wie sie rot gefärbt waren vom Blut.
Die ganze Schwere seiner That wurde ihm jetzt klar, und diese Erkenntnis bewirkte eine niederschmetternde Ernüchterung von dem Zornesrausch, der ihn befallen hatte.
„Mörder! Mörder!" Diese» Wort tönte ihm schreck-