Erscheint Dienstag, Donnerstag, SamStag und Sonntag «it derGratiS-Beilage .Der Sonntag S- Gast.«

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Donnerstag, 1. Juni

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1898.

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Um in dem fischreichen nördlichen Eismeer einen Stützpunkt zu haben, legt Deutschland die Hand auf die Bäreninsel. Die Bäreninsel ist ein gewöhnlich zur Gruppe von Spitzbergen gerechnetes Eiland, ganz aus Sand­stein und Kalk gebildet mit bedeutenden Kohlen- und Phos­phatlagern. Sie liegt ungefähr 225 Kilometer südlich vom Südkap Spitzbergens und umfaßt 68 Quadratkilometer. Die Insel ist herrenlos. Auch Spitzbergen befindet sich bisher noch nicht iw anerkannten Besitze eines Staates. Gegenwärtig machen sich Schweden und Rußland das Be­sitzreckt streitig und haben in diesem Jahre zur Erledigung des Streites eine Gradvermessungskommission dorthin ab­gesandt.

Ueber die Beteiligung unserer Industrie an der Pariser Weltausstellung läßt sich jetzt, nachdem der verfügbare Raum vergeben und Neuanmeldungen nicht mehr ange­nommen werden, ein übersichtliches Bild geben. Die deutsche Maschinenindustric wird in geradezu imposanter Weise ver­treten sein; sie wird einen Flächenraum von 1 Hektar be­decken. Hierzu kommt noch eine Nebenausstellung deutscher Maschinen in Vincennes und wiederum eme besondere Aus­stellung für Eisenbahnen. Gleich bedeutend wird die chemische und kunstgewerbliche Industrie vertreten sein, ebenso dürfte auch die deutsche Webwaren-Jndustrie eine würdige Vertretung finden.

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Es herrscht in außerösterr. Landen vielfach die An­sicht, daß die Tschechen eigentlich nichts Ungebührliches verlangen. Man verweist da öfters auf das Beispiel der Schweiz. Nichts ist ungereimter als das. In der Schweiz fällt es keiner Nationalität ein, zu fordern, was die Tschechen in Böhmen, Mähren und Oesterreich-Schlesien verlangen. Nur in den gemischtsprachigen Kantonen der Schweiz giebt es eine gemischtsprachige Verwaltung. Keinem Menschen fällt es ein, im Kanton Waadt oder Neuenburg eine ge­mischtsprachige Verwaltung zu verlangen, obwohl die Zahl der Deutschsprechenden daselbst sehr groß ist. Umgekehrt verlangt niemand im Kanton Solothurn, Aargau oder Zürich den Gebrauch der französischen Sprache, obwohl dort viele französisch sprechende Einwohner leben. Dabei ist noch zu bemerken, daß Französisch und Deutsch Kultursprachen sind, deren Kenntnis in der Schweiz bei der Mehrzahl der Ge­bildeten vorausgesetzt wird, während das Tschechische im Weltverkehr keine Rolle spielt. Dir tschechischen Forderungen gehen auf eine allmähliche Verdrängung der deutschen Beamten aus der Verwaltung hinaus, denen die Erlernung der äußerst schwierigen tschechischen Sprache viel schwerer fällt, als umgekehrt den Tschechen die Erlernung des Deutschen, das immer noch die Reichssprache bildet und dessen Kennt­nis daher unumgänglich notwendig ist. Durch die Tschechi- sierung der Verwaltung soll die völlige Tschcchisierung des Landes eingeleitet werden, das ist das Endziel der tschechischen Bestrebungen. Die Deutschen ihrerseits verlangen nichts Unbilliges. Die Lösung des Sprachenstreites, wie sie von den Deutschen angestrebt wird, würde ungefähr dem in der Schweiz geltenden Rechtszustande entsprechen.

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Es ist keine Ministerkrisis, sondern eine Staats- und Reichs-Krlsis, die gegenwärtig in Oesterreich-Ungarn herrscht und deren Lösung nunmehr von einem Machtspruch der Krone abhängt, nachdem alle Versuche, durch die einzelnen Regierungen zu einer Verständigung zu gelangen, gescheitert sind. Die entscheidende Wichtigkeit dieses Spruchs bekundet sich auch darin, daß der gemeinsame Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski in die Krise hineingezogen worden ist. Die Entwicklung der Dinge in der habsburgischen Monarchie hat sich so zugespitzt und die politischen wie die wirtschaft­lichen Verhältnisse zwischen den beiden Reichshälften haben sich so gestaltet, daß die Krone nicht mehr leitend und ob­jektiv über beiden Hälften schweben kann, sondern daß sie sich entschließen muß, ob sie ihrem Wesen und ihrer Macht nach ungarisch oder österreichisch sein will. Das ist für den Vertreter der habsburgischen Monarchie eine peinliche Situation. Den Kern des Streits bildet die Bankfrage. Die Szell'sche Ausgleichsformel will das Zoll- und Handelsbündnis nur bis 1903 oder 1904 erneuern; wird dann keine Einigung erzielt, so ist Ungarn berechtigt, seine Zoll- und Handels­politik selbständig zu ordnen. Dagegen soll die gemeinsame österreichisch-ungarische Bank jetzt schon organisiert werden

und ihr Privilegium bis zum Jahre 1910 dauern. Gegen diese letztere Bestimmung wendet sich jnun das Ministerium Thun mit aller Entschiedenheit, indem eS verlangt, daß das Bankprivilegium nicht länger dauere als das Zoll- und Handelsbündnis, und daß, da diese Dauer nur eine verhält­nismäßig kurze ist, auch die bisherige Organisation in Kraft bleiben solle, da es sich nicht lohne, die schwierige Arbeit der Neuorganisation nur für eine so kurze Frist zu machen. In dieser ablehnenden Haltung wird Graf Thun von allen Parteien Oesterreichs unterstützt, die nicht zugeben wollen, daß Ungarn auch in der Bankfrage alle Vorteile auf seiner Seite habe und sich für weitere Maßregeln stets den ihm beliebenden Zeitpunkt wähle. Auf der andern Seite steht Herr von Szell, in vollständiger Einigung mit seinem Parla­ment und sogar mit der Opposition; hinter dem Parlament steht offenbar das ganze Land und das Kabinett hat auch die Krone für sich, insofern die sogenannt« Szells'che Formel mit der die ungarische Regierungs- und Verfassungskrisis beigelegt wurde, die Genehmigung des Königs erhalten hat. Den Oesterreichern scheint in der That die Geduld gerissen zu sein. Sie erkennen immer klarer, wohin die jenseitige Reichshälfte steuert. Die Ungarn wollen auch jetzt wieder die politische Schwäche Oesterreichs ausbeuten, sich alle möglichen Vorteile zu sichern und bezüglich aller zukünftigen Entschlüsse für sich selbst freie Hand zu behalten. Fürst Bismarck hat bekanntlich einmal gesagt, wenn schon Noten veröffentlicht würden, so sei die Lage eine kritische. In der That kann man sich schwer mehr eine Vorstellung davon machen, daß zwei Regierungen, zwei Landesteile und zwei Bevölkerungen, die sich so erbittert bekämpfen, ein zusammen­gehöriges Ganzes bilden sollen, und man muß wirklich zu dem Gedanken kommen, daß es das Beste wäre, diese Musterehe" zu trennen.

* Alten steig, 31. Mai. Am letzten Sonntag und Montag fand im oberen Schulhaus wieder eine Ausstellung von Arbeiten der hiesigen von Fräulein Müller geleiteten Arbeitsschule statt. In letzterer wird im Stricken, Häkeln, Straminnähen, Sticken und auch im Flicken Unterricht er­teilt und auch diesmal (die erste Ausstellung fand vor 2 Jahren statt) erregten die ausgestellten Schülerarbeiten die Bewunderung der sachverständigen Beschauer. Der Besuch der hiesigen Arbeitsschule ist für alle Mädchen der Volks­und Töchterschule obligatorisch, so daß also jedes Kind die Ausbildung in obigen Arbeiten erhält, welche im späteren Leben sich äußerst nützlich erweisen wird. Zweifelsohne ist die Leitung der Anstalt in guten Händen und es haben die Eltern alle Ursache den bürgerlichen Kollegien für die Gründung der Arbeitsschule recht dankbar zu sein.

* Altensteig, 31. Mai. Seine Majestät der König haben dem Landpost-Boten Seeger in Lengenloch die silberne Zivilverdienstmedaille verliehen. Seeger wurde anfangs Mai 1869 für die Gemeinden Altensteig Dorf, Bernrck und Ueberberg als Postbote an- gestellt und begleitet dies« Stelle somit seit 30 Jahren. Der Mann hat in dieser langen Zeit wohl 18 000 mal hin und zurück seinen Dienstgang gemacht, und zwar oft­mals bei Nacht und Nebel, bei Frost und Hitze und sonstigen Unbilden der Witterung und trotzdem bewahrt er heute noch bei guter Rüstigkeit eine unverkennbare Berufsfreudigkeit. Indem wir dem Stephansjünger zu seiner wohlverdienten Auszeichnung herzlich gratulieren, wünschen wir und mit uns wohl Alle, denen er durch sein jederzeit gefälliges Be­nehmen Liebe und Achtung abgerungen, daß er noch viele Jahre bei guter Gesundheit der Ueberbringer froher Bot­schaften bleiben möge.

* AItensteig, 31. Mai. Er ist wieder vorüber, der sog. Wonnemonat, der uns wohl Knospen und Blüten ge­bracht hat, aber in der Mehrzahl seiner Tage solche, die uns nicht sonderlich gefallen haben. An seinem guten Ruf hat er Einbuße erlitten, denn er war so wetterlaunisch, regnerisch und frostig, wie sein Vorgänger, der April. Heute bei seinem Abschied hat er sich scheints noch eines bessern besonnen, er will uns wohl mit dem lächelnden Sonnenschein zurufen :Ende gut, alles gut." Nun gehts in den Sommer hinein, wenn uns auch der kalendermäßig« Anfang erst in einigen Wochen erwartet. Aber wir rechnen den Monat Juni schon zum Sommer. Das liebe Publi­kum giebt auf den Juni große Stücke der Rosen wegen, die er uns, einmal früher, einmal später, in so reicher Fülle in den Schoß wirft, vorausgesetzt, daß die Falbschen Niederschläge den Rosenflor nicht gerade so zerstäuben lassen, wie die Pfingstherrüchkeit. Der praktische Landwirt schätzt am Juni vor allem die gute Futterernte. Er hat

auch seine stille Freude an den Wiesen vor dem Mähen! Wie viele Städtler wohl heute aufmerksam bei einem Spa- ziergange den Blütenreichtum auf den Wiesen betrachten, der sich immer ändert und doch immer reizvoll und be­zaubernd ist? Ja der Schule wird die Jugend auf den Reichtum an Schönheit, den eine blühende Wiesenflur bietet, hingewiesen, aber wie bald ist nachher alles dem Gedächtnis entschlüpft? Botanik wird ja unerfreulicherweise von man­chen jungen Leuten nur so getrieben, daß sie abreißen und es gleich darauf wieder fortwrrfen, was sich am Wege ihnen bietet. In dieser Beziehung sollte kein Erwachsener es unterlassen, seine Autorität geltend zu machen. Viele Eltern sind ja der zwar schätzenswerten aber darum doch grund­falschen Ansicht, kein Erwachsener habe ihren Kindern etwas zu sagen, wenn sie in unbeaufsichtigten Stunden Nichts­nutzigkeiten treiben. Eine geeignete Zurechtweisung kann nichts schaden, sondern nur nützen, denn in der.Regel trifft es sich, daß Kinder und junge Leute, die Baum- und Pflanzenwuchs nicht schonen, auch im strafwürdigen Alter vor ganz anderen Dingen nicht zurückschrecken.

* Der 14. Verbandstag des Landesverbandes der Wirte Württembergs, welcher am 6./7. Juni in Freudenstadt ab­gehalten werden sollte, wurde auf dringendes Ersuchen des Festorts Freudenstadt auf 13./14. Juni verschoben.

* Stuttgart, 28. Mai. Der in der gestrigen Generalversammlung des hiesigen Exportmusterlagers erstattete 17. Jahresbericht konstatiert einen lebhafteren Geschäftsgang als in den letzten Jahren, insbesondere als in dem Jahre 1897; die Summe der verkauften Waren steigerte sich um mehr als 100,000 Mk. Di- bedeutende Zunahme des Umsatzes ist insbesondere der Anknüpfung neuer Geschäftsverbindungen in Ostasien und Australien zu verdanken. Die Zahl der Käufer war eine geringere als in den Vorjahren, doch stellt sich die Gesamtzahl der Aufträge mit 2540 im letzten Jahre höher, als in den beiden vorhergegangenen, wo sie 2433 und 2328 ausmachte. Die am Lager und schriftlich erteilten Aufträge verteilen sich auf 458 württembergische und nicht- württembergische Fabrikanten. Verluste kamen nicht vor, da an dem Prinzip der Kassaregulierung festgehalten wurde. Die Besucher und Aufträge verteilen sich auf eine große Zahl von Städten der ganzen Welt. Der Bericht giebt auch ein Verzeichnis der hauptsächlich bestellten Artikel.

* (Die besten Schützen.) Auf Befehl des Königs hat die 1. Kompagnie Infanterie-Regiments Kaiser Friedrich Nr. 125 Kompagniechef Hauptmann Ferling die Büste Königs Wilhems I. und die 5. Batterie Feld- artillerie-RegimentS Nr. 29. Prinzregent Luitpold von Bayern Batteriechef Hauptmann Schippern die Büste König Wilhems II. für gute Leistungen im Schießen im Jahr 1898 erhalten. Oben genannter Kompagnie bezw. Batterie wurde auch im vergangenen Jahre das Königszeichen verliehen.

* Ueber ein Nachspiel zur Stuttgarter Stadt- schultheißen-Wahl, dessen Schauplatz das Heilbronner Rat­haus war, berichtet dieHeilbr. Ztg." wie folgt: Am Schluß der Tagesordnung der letzten Sitzung des Gemeinderats und Bürgerausschuffes hielt Gemeinderat Fuchs folgende Anrede: Nachdem wir der Gefahr, unseren Oberbürgermeister nach Stuttgart zu verlieren, glücklich entronnen sind möchte ich den Vorschlag machen, daß wir jetzt den Erfolg (!!) des Herrn Oberbürgermeisters im Ratskeller gemeinsam feiern, und uns darüber mit ihm freuen, daß wir ihn hier behalten. Was wir an ihm haben, wissen wir, während ein altes Sprich­wort sagt:Es kommt selten etwas Besseres nach." Oberbürgermeister Hegelmaier: Ich glaube doch, daß eine derartige Behandlung der Sache nicht angemessen ist. Wenn die Herren in den Ratskeller wollen, habe ich nichts da­gegen, ich werde aber nicht erscheinen. Nachdem sich die Kollegialmitglieder von ihrer Verblüffung erholt hatten, zogen sie unter Heiterkeitsausbrüchen ab, jedoch nicht in den Ratskeller!

* (Stenographisches.) Die diesjährige Haupt­versammlung des württemb. Bundes für die vereinfachte deutsche Stenographie (Stolze-Schrey) findet am 10.12.Juni im Bahnhotel zu Ludwigsburg statt. Am Samstag abend treten die Abgeordneten der Vereine zur Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten und der Wahlen zusammen. Am Sonntag vormittag werden von 9 Uhr ab öffentliche Wettschreiben abgehalten, bei denen wie im Vorjahre mit Geschwindigkeiten bis zu 240 Silben in der Minute diktiert werden wird. In der auf 11 Uhr festgesetzten öffentlichen Versammlung wird Herr Kammerstenograph Frey aus Karls­ruhe den Festvortrag überStenographie und Fortschritt" halten.

* Schwaigern, 29. Mai. DerSchwäb. Merkur" berichtet über eine Mordthat: Frln. Gilbert, Lehrerin an