an. Alle spanischen Postbeamten scheinen Sammler von, oder Händler mit Postwertzeichen, oder fremden Ansichtspostkarten zu sein. Ich versendete deren ca. 10 Stück. Das „Einschreiben" eines jeden Briefes aber verteuert den Postverkehr nach Spanien in außerordentlichem Maße. Die Beraubung von Briefen durch die spanische Post ist etwas so Bekanntes, daß es dem mit den Verhältnissen Vertrauten gar nicht einfällt, Wertsendungen nach Spanien anders als durch Check, Wechsel oder Kreditbrief zu effektuieren. Schließlich sn noch der spanische Briefträger ein wenig besprochen. Eine Tasche für die zum Austragcn bestimmten Briefe führt er gar nicht. Er hat eine Partie Briefe in den Rocktaschen stecken und diejenigen, die er so nicht verwahren kann, trägt er in der Hand. WaS verloren geht an Briefen, bleibt verloren, denn ans Suchen denkt in diesem Lande der faul- tierartigen Trägheit kein Mensch und Funde bleiben dem Finder! — Nun hat der Empfänger — jedoch nicht obligatorisch! — fünf Centesimo für die Zustellung seines Briefes per Stück zu zahlen, denn der Briefträger ist, da er keinen Gehalt bezieht, auf diese Einnahme angewiesen. Zahlt der Adressat nichts, dann erhält er auch keine Briese! Der Briefträger kennt dabei diejenigen, welche den Obolus nicht entrichten, ganz genau, und richtet sich mit seiner Brief- bestellung an dieselben ein. Wie sie ausfällt, mag nach Vorgesagtem ermessen werden. Wendet man sich beschwerend an die Postbehörde, dann wird man mit Achselzucken oder gar mit Grobheiten beschieden. Vielleicht versucht einmal das Kollegium der Weltpostkonserenz, in diesen Augiasstall bessernd «inzugreifen, aber es wird wenig helfen, denn die öffentliche Korruption in Spamen und besonders im kastilischen Spanien, ist zu tief eingewurzelt."
* Washington, 18. Mai. General Otis telegraphiert aus Manila, der Vertreter Aguinaldos sei bemüht, die Friedcnsbedingungen mitgeteilt zu erhalten und daß die Filippmos zerstreut in den Lagern umherstreifen.
* Nerv-Jork, 18. Mai. Der Dampfer des Nordd. Lloyd, Barbarossa, der heute früh mit ungefähr 450 Passagieren abging, kehrte, nachdem er Sandyhook erreicht hatte, um, weil Feuer in dem Vorderraum ausgebrochen war. Der Dampfer ankerte an der Quarantainestation. Ein Regierungsschlepper und zwei Feuerspritzdampfer sind zur Hilfe abgegangen.
* London ist stolz auf seine Parks, Paris auf seine Monumente, Rom auf seine Paläste, Chicago auf seine Schlachthäuier. Wenn rin Fremder nach Chicago kommt und die Sehenswürdigkeiten der Stadt sehen will, führen ihn die Chicagoer sofort in die Schlachthäuser. Man zeigt ihm diese ungeheuren Etablissements, in welche» Rinder, Hammel und Schweine herdenweise abgeschlachtet werden, als etwas Herrliches, Monumentales. Die Schlachthäuser von Chicago sind für das Publikum geöffnet, wie in anderen Städten die Museen: täglich von 10 bis 4 Uhr, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage wegen der Sonntagsruhe. Der französische Schrifsteller Edouard Rod, der jüngst in Amerika Vorlesungen hielt und Studien über die Sitten der Jankees machte, konnte sich dem traditionellen Besuch der Schlachthäuser nicht entziehen. Seine Gastgeber würden es für eine grobe Pflichtverletzung gehalten haben, wenn sie dem hervorragenden Fremden nicht Chicagos Schlachthäuser gezeigt hätten. Dem zartbesaiteten Schriftsteller jedoch schien die Sache wenig Vergnügen zu machen. Als er den „Hammelsaal" betrat, in welchem das Blut in Strömen floß und di« Opfertiere mark- und brinerschütternd blökten, wurde ihm so schlecht, daß er hinausgehen und frische Luft atmen mußte um nicht ohnmächtig zu werden. Sobald er aber wieder zu sich gekommen war, schleppten ihn seine Begleiter in einen anderen „Saal" indem sie sagten: „Sie haben noch gar nichts gesehen, der Schweinesaal ist noch viel interessanter". Dabei stießen sie eine Tbür auf und führten ihn in ein Schlachthaus, in welchem ein Quieken und Grunzen herrschte, das Steine erweichen und Tote er
wecken konnte. Rod hatte genug und seine Gastgeber sahen mit Staunen, und nicht ohne Geringschätzung, daß er schleunigst Reißaus nahm, um sich in der Stadt des Pöckel- fleisches nicht mehr blicken zn lassen.
* Eine aus Shanghai ringetroffene Depesche besagt: Die chinesischen Truppen Huben sich nach Schetung begeben, um die Italiener am Landen zu verhindern. Die chinesischen neue» Kreuzer baben in der Bar von Weihaiwei Aufstellung genommen, um ebenfalls ein« Aktion der Italiener gegen die Sanmun-Bai zurückzuschlagen. Die italienischen Kreuzer sind in der Bai von Wusang stationiert, und es ist vorauszusehen, daß die Chinesen den Italienern einen verzweifelten Widerstand leisten werden (So viel Courage wäre bei den Chinesen etwas Neues.) England wird Italien dabei keine Hilfe leisten.
Irühzeitiger Aezug »o» Thomasmehl.
Die außerordentliche Preissteigerung, die das Superphosphat feit Frühjahr 1898 erfahren hat. und die infolge dauernden Anziehens der Preise für Rohphosphate sich noch zu verstärken droht, läßt mit Sicherheit erwarten, daß zum Herbste der Verbrauch an Thomasschlacke ein so starker sein wird, wie er vis jetzt noch nicht dagewesen ist. Konnten nun schon bisher die Lieferungen im Herbste nicht in allen Fällen so rechtzeitig ausgeführt werden, wie dies im Interesse der Besteller gewesen wäre, so liegt die Befürchtung nur zu nahe, daß sich in den kommenden Monaten Juli, August und September die Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der Werke noch ganz wesentlich erhöhen.
Wenn nun auch seitens der Werke alle Vorkehrungen getroffen werden, um den zu erwartenden größeren Anforderungen nach Möglichkeit entsprechen zu können, so dürfte es sich doch empfehlen, wenn die Landwirtschaft sich nicht der Gefahr etwaiger Lieferungs-Verzögerung aussetzt und schon in den Monaten Mai, Juni mit dem Bezug« von Thomasmehl beginnt.
Um nun Störungen im Bezüge vorzubeugrn, zugleich den Landwirten einen frühzeitige« Jezug von Thomasmehl ohne Mehrkosten zu ermöglichen, haben die Thomasphosphatwerke eine Vergünstigung in der Art eintreten lassen, daß für den Bezug im Monat Mar 2o/g, für den Bezug im Monat Juni i V^/o Lager- und Zinsvergütung gewährt wird. Es empfiehlt sich umsomehr, von dieser Gelegenheit des Bezuges im Monat Mai und Juni ausgiebigsten Gebrauch zu machen, als gerade in dieser Zeit der Landwirt durch die Anfuhr des Thomasmehles keine anderen , Arbeiten zu versäumen braucht, er zugleich der Gefahr sicher enthoben ist, vielleicht später gezwungen zu sein, an Stelle des billigen Thomasmehls das viel teurere Superphosphat benutzen zu müssen. Welche Nachteile ihm hieraus entstehen würden, ergiebt sich recht deutlich aus nachstehenden Zahlen. Zs kostet augenblicklich franko Station unserer Gegend 1, ÜK lösliche Phosphorsäure im Thomasmehl 28—29 Wfg., dagegen 1 lrA lösliche Phosphorsäure im Superphosphat 42—43 Hftg.; die lösliche Phosphorsäure im Thomasmehl ist also um 14 Afg. billiger, als die lösliche Phosphorsäure im Superphosphat; oder mit anderen Worten: im Sttper- phosphat kostet die wirksame Ahosphorsäme «m die Kälfte mehr, aksim Thomasmehle.
Hsrirs itird L^it-rr»Li;tf^«rfEctzes.
Use, use uS em Stall Mit de lobe Chüene,
Uest, schönt Zit isch cho,
Lust und Freiheit wartet scho Drinnen i de Flüh'ne.
So singt der Schweizer Hirt, wenn die Zeit zur Alpenfahrt gekommen ist. Wollen auch unsere Landwirte, soweit es ihrem Züchterfleiße gelungen ist, ordentliche Rinder heran- zuziehen, diesen die Vorteile des Weidganges gönnen!
Bietet Eueren Rindern Gelegenheit, Luft und Freiheit auf unserer Weide in Unterschwandorf in vollenZügen zu genießen. Sie lohnens Euch sicherlich!
pevurisehtes
* (Das Elend der Großstadt). In Wien, wie in anderen großen Städten veranstaltet die Polizei von Zeit zu Zeit eine Streifung (auf Deutsch Razzia genannt), die den Zweck hat, iw Freien nächtigende Personen aufzuheben und diese zum Ausweise über ihre Identität und ihre Erwerbsverhältnisse anzuhalten. Das Wiener Extrablatt veröffentlicht nun die nachstehende, sehr ernststimmende Schilder- ung, die rin Mann, der selbst der Streifung zum Opfer gefallen, entworfen hat: „Wenn der grüne Zellenwagen durch die Straßen radelt, blicken ihm viele Passanten nach, die wenigsten ahnen jedoch, welche Geheimnisse und welche» Unglück diese Wagen enthalten. Bei der letzten Generalstreifung hatte man mich auch gezwungen, diese unfreiwillige Fahrgelegenheit zu benützen. Und wie kam das? Ich arbeitete Montag bei einem Spediteur und verdiente bis 6 Uhr abends 2 fl. 50 kr., dann ward ich müde, legte mich zur Donau und schlief ein. „Auf, auf! Machend net viel' Uwständ'!" schrie man mir ins Ohr. Jetzt wurde ich wach. Der Lichtstrahl einer Blendlaterne ließ mich einige vor mir stehende Wachmänner erkennen. Bald war ich fertig und da eSsehrfrostig war und regnete, zog ich meinen Rock über die Ohren und fort ging'S in die Raphaelgasse. Ich bat, mich gleich dem Kommissär vorzuführen, damit ich freigelassen werde — ja, vorgeführt wurde ich, aber nur damit man mein Nationale aufnehme; kurz und gut, 11 Stunden war ich in einer kleinen Kammer mit noch 16 Häftlingen inhaftiert, dann ging eS in die bekannte Theoboldgaffe! Gott, ich bin selbst ärmer als arm, aber solches Elend Hab' ich nie gesehen, wie im Polizrihause. Leute ohne Schuhe sind nichts Seltenes, doch Leute ohne Hose, das ist doch das krasseste Elend. Freilich, diese Leute wurden im Polizei-Gefangenhause bekleidet, aber mit der sogenannten Schuvmontur. Der Mensch, welcher solche Hosen tragen muß, ist schon gebrandmarkt, denn jeder Wachmann kennt Stoff und Fayon, er kann keinen Schritt auf die Gasse machen, ohne beobachtet zu werden. Da war ein kleiner Knirps von ca. 8 bis 9 Jahren, der führte das große Wort — ich staunte! Er redete vom „Griaseln" (Vagabundieren), „Grean pfeifen" (im Freien schlafen), von der „Krim" (Landgericht) und „Beiß" (Arbeitsanstalt), wie ein alter Verbrecher; ich war mit einem Wort stumm vor Staunen. Es ist richtig, unter 2000 „Gestreiften" finden sich etwa 200 gesuchte Verbrecher. Die überwiegende Mehrzahl sind jedoch herabgekommene Gewerbsleute, in Not befindliche Arbeitsuchende und andere Unschuldige, die man wieder, wie mich, auf freien Fuß lassen mutz. Bei der lttzien Streifung wurde übrigens auch im Nordbahnpark eine Notarfrau mitgenommen, die einige Stunden warten wußte, bis ihr« Identität festgestellt wurde."
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Wtensteig.
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