* Berlin, 13. Mai. Die Zustimmung des Kaisers zu der Vertagung des Reichstags am 15. Juni ist erfolgt.
* Gegen den Saufzwang der Studenten sprach sich dieser Tage Universitätsrektor Geheimrat Koester in Bonn aus. Er verwirft nicht das geregelte Trinken aus der Kneipe, wohl aber das maßlose Trinken. „In den letzten Jahrzehnten ist ein Bierkomment ausgestaltet und für viele studentische Vereinigungen als obligates Gesetzbuch gedruckt worden, der eine solche FüÜe von unflätigem Zwang ohne Sinn und Verstand, ohne Witz und Humor enthält, daß er als ein Produkt des reinen Blödsinns erscheint und nicht einmal in der Laune des Rausches entstanden sein kann. Es ist kaum begreiflich, daß der Student, der so stolz und eifersüchtig auf seine akademische Freiheit ist, sich zum Sklaven eines solchen sinn- und inhaltslosen Saufzwanges machen läßt. Nicht bloß seine Standesehre, die er sich nicht leicht von einem andern antasten läßt, giebt er Preis, seine leibliche und geistige Gesundheit opfert er geschmacklosen Formeln, die ihm selbst den Geschmack am Trinken verderben. Und das nur aus Renommisterei."
5^ Glogau. Der frühere Amtsvorsteher Graf Pückler m Kl. Tschirne hatte sich am Freitag vor der hiesigen Strafkammer wegen Aufreizung zu Gewaltthätigkeiten durch seine öffentlichen Reden zu verantworten. Graf Pückler hatte unter dem Motto „Nieder mit Israel" erklärt: „Frisch auf, ermanne dich endlich und werde ein Held; tritt ein in die Reihen der christlichen Streiter und fasse den Juden am Kragen mit deiner bärenhaft starken Faust und haue ihm die Jacke voll, daß die Knochen im Leibe krachen." Neben dem Grafen Pückler hatte sich der Geschäftsführer des Glogauer Druckerei'Vrreins, Schljeps, zu verantworten, der diese Rede gedruckt hatte. Beide, Graf Pückler wie Schlieps, wurden freigesprochen. Der Staatsanwalt hatte gegen den Grafen Pückler 100 Mark, gegen Schlieps 30 Mark Geldstrafe beantragt.
2 Straßburg. Der Gouverneur von Straßburg General der Infanterie, v. Jena, durfte dem Kaiser seine sechs Söhne vorstellen. Der in allen Herren der Welt gewiß sehr seltene, wenn überhaupt jemals vorgekommene Fall, daß gleichzeitig ein Vater mit seinen sechs Söhnen gleichzeitig dem aktiven Dienststande angehört, veranlaßte den Kaiser, bei der Parade der Stadt Straßburg die Meldung des Gouverneurs der Festung mit seinen Söhnen ent- gegenzunehmrn. Die Söhne des Generals v. Jena stehen bei der Garde, der Infanterie, der Kavallerie und den Jägern.
ArrrLändLfetzes
* Wien, 13. Mai. In Boryslaw wurden gestern die Bäckerläden von den Arbeitslosen geplündert. Die Zahl der letzteren wird auf 5000 geschätzt. Das Elend ist unbeschreiblich. Ungefähr 200 kleinere Schächte wurden gesperrt.
* In Brünn sind neuerdings 15 Personen, darunter 12 Hörer des dortigen Polytechnikums, zum Protestantismus übergetreten.
* Rom, 13. Mai. In Ancona endete heute der Prozeß wegen des angeblichen egyptischen Attentates auf Kaiser Wilhelm. Der Polizeispitzel Bazzani, der in Alexandria Bomben in ein Haus italienischer Anarchisten einschmuggelte, wurde wegen Verleumdung vom Schwurgericht zu 7^/r Jahren Zuchthaus verurteilt.
* Paris. 12. Mai. Krirgsminister Krantz teilte im Ministerrat nnt, daß er heute die Dienstentlassung des Hauptmanns Cuignet verfügt.habe. Cuignet habe Indiskretionen begangen, insbesondere die heute publizierten Briefe Delcasse's und Freycinet's an das „Ustit journal" geliefert.
* Paris, 12. Mai. Der Krirgsminister Krantz ermächtigte Professor Dupuy, seine Vorlesungen an der Polytechnischen Schule am nächsten Montag wieder aufzunehmen.
lladelphia-Reading-Eisenbahn auf der Station Exeter sechs Meilen preßzuges. 34 Personen wurden
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merrka m der Rücktritt von onen, des Kriegsministers Alger y. Nigers Nachfolger ist noch nicht teile tritt Kontreadmiral Watson r Manila liegenden Geschwaders, noch in den letzten Tagen einen t, seinen Todfeind, General Miles, nicht gelungen. Nun folgt der mit Ehren sagen seine Freunde, nachdem zwei UntersuchungS n Anschuldigungen reingewaschen, rschüttetr. Von Dewey hieß es, lima und Sorgen untergrüben sei» wenn er nicht schleunigst abgelöst or Monaten. Jetzt ist er endlich
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aus, als ob sie bombardiert worden wäre. Erstaunlich ist, daß nur drei Personen getötet und etwa zwanzig verletzt worden sind. Das Unglück entstand dadurch, daß in einem Hause der Kurtz'schen Vereinigten Alkaligesellschaft, in welchem chlorsaures Kali krystallisiert wurde, ein Feuer ausbrach. Die Feuerwehr wurde geholt und sämtliche Arbeiter wurden alarmiert. Alsbald ergriff das Feuer die etwa 80 Tonnen umfassenden Vorräte chlorsauren Kalis, zwei furchtbare Explosionen erfolgten kurz nach einander. Die Arbeiter, welche in der Nähe dem Feuer zusahen, wurden weggeschleudert und etwa 20 schwer verletzt. Die Trümmer wurden nach allen Seiten geworfen und in der benachbarten Fabrik von Hardshaw-Brook wurden zehn große Behälter, von denen jeder 100 Tonnen Vitriol enthielt, dem Erdboden gleich gewacht, so daß sich 1000 Tonnen Vitriol in Strömen über die Straßen und in die Kanäle ergossen. Die städtischen Gaswerke wurden ebenfalls stark beschädigt. Einer der Gasometer erhielt oben einen Riß, das Gas strömte aus und fing Feuer, das mit einer gewaltigen Flamme aufflackerte. Die brennenden Trümmer, welche auf andere Gasometer gefallen waren, wurden von den Arbeitern unter Lebensgefahr entfernt.
2 Zur finnländischen Angelegenheit meldet die ,Nowoje Wremja', es sei dieser Tage der Befehl ergangen, die Frage über die persönliche und finanzielle Wehrpflicht der Finnländer einem außerordentlichen Landtage zu überweisen. Die Frage gehöre zu den Reichsfragen und unterliege einer weiteren Beratung im Reichsrate; es handle sich somit um die erste Anwendung des Manifestes vom 3. Febr. Der finnische Landtag soll gehört werden, aber lediglich mit begutachtender Stimme. Die ,Nowoja Wremje' giebt sich die größte Mühe, das Vorgehen der russischen Regierung gegen Finnland zu rechtfertigen. Es handle sich um die Aufhebung unerhörter und darum unhaltbarer Privilegien.
2 Madrid. Vor kurzem starb der reiche Junggeselle Alexander Solar und hinterließ sein nach Millionen zählendes Vermögen der Königin-Regentin von Spanien. Die Königin hat nun von ihrem Erbe drei Millionen für wohl- thätige Zwecke bestimmt.
* New-Jork, 13. Mai. Eine Depesche vom Eagle Paß in Texas meldet, daß ein furchtbarer Tornado die mexikanische Houdo Kohlenmine heimgesucht habe. Zweiundzwanzig Personen seien tot und über hundert verwundet.
* New-Jork, 13. Mai. In der letzten Nacht stieß
Staaten. Kirkville im Staate whner. Von diesen hat der fürchtend des 26. April über 100 gr- wurdrn verwundet. Dos Unwetter ^ welches 29 englische Meilen weit
gehört wurde, unter plötzlichem Eintreten völliger Dunkelheit über die Stadt herein und fegte in wenigen Augenblicken alles, was ihm im Wege stand, glatt vom Erdboden hinweg. Gegen 400 Häuser wurden thatsachlich in die Lust gewirbelt und die Trümmer meilenweit mit fortgerissen. Es war gerade Abendessenszeit, als die Katastrophe eintrat und die meisten Bewohner befanden sich in den Häusern.
* Aus Manila wird gemeldet, daß der Filipino- Kongreß am 11. Mai in San Jsidoro zusamwengetreten ist, um über die Friedensbedingungen zu beraten.
* Peking, 13. Mai. Die chinesische Regierung bestätigte den Empfang der Mitteilung von dem englisch- russichen Abkommen, bemerkt aber ausdrücklich dabei, die Bestätigung bedeute in keiner Weise eine Unterwerfung unter das Prinzip, daß zwei Nationen Abmachungen über China treffen können, ohne China selbst zu fragen. Unmittelbar nach der Mitteilung der Vertragsbestimmungen machte der russische Gesandte wichtige Einzelforderungen geltend, ein Verlangen, das nur den Erfolg hatte, die Chinesen augenscheinlich nervös zu machen. Die Chinesen erklären, der neue Schachzug sei der brittischen Regierung unbekannt.
Verantwortlicher Redakteur: W. Nieker, Altenstetg.
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fiebergerötetem Antlitz den dichten Kreis des Volkes, gewaltsam an der Hand die sich vergebens sträubende Juanita mit sich zerrend.
Eine wilde Erregung bemächtigte sich im nächsten Augenblicke der Volksmasse.
„Der Schatten des Todes!" schrien die einen zurückbebend; „es ist Juanita, die Wahnsinnige des Dorfes!" riefen die anderen eben so hastig.
„Haltet ein, im Namen Gottes, haltet ein!" schrie Pablo Fuelde wieder, „denn hier steht die wahre Mörderin des Lopez!"
Ein einziger lauter Aufschrei machte die Masse erbeben, dann war wieder Alles still.
Annita, welche schon oben neben dem Alkalden gestanden war, streckte beide Hände gegen den Himmel und fiel dann lautlos auf die Knie nieder, das Antlitz mit verzücktem Ausdrucke gegen das ausgehende Sonneugestirn gerichtet.
Unter der Wucht des eben vernommenen Ausrufes war der Alkalde unwillkürlich bis zur halben Höhe des Felsens herabgestiegen. Jetzt richtete er stehen bleibend, sich starr in die Höhe und warf einen durchbohrenden Blick auf Pablo Fuelde.
„Was rufst Du Schurke und unterbrichst den Frieden des Gerichtes?"
Aber Pablo Fuelde achtete nicht auf ihn. In maßloser Aufregung zerrte er die sich sträubende Wahnsinnige bis zu der Bohre heran, welche inmitten des Gerichtsbannes stand und riß blitzschnell die verhüllende Decke von derselben.
„Sag' an, Verruchte, ob Du es warst, die diesen hier gemordet hat!" schrie Pablo.
Wie Wetterleuchten durchzuckte es das Antlitz Juanitas. Unverwandt starrte sie auf den Leichnam, der nun allen Blicken preisgegeben war, und ihre Gestalt wuchs ordentlich in die Höhe.
„Liegst Du tot?" entrang es sich endlich in zischenden Lauten ihren Lippen. „Meineidiger Schurke, der Du meine Ehre gestohlen und mich dadurch zum Abscheu des Dorfes gemocht hast!"
„Sag's, ob Dein Mordstahl Diesen traf!" schrie Pablo Fuelde dazwischen, die schwanke Gestalt roh und gewaltsam hin und her zerrend.
Ein dämonisches Lachen erhellte wie fahles Blitzesleuchten, das totenbleiche Angesicht der Wahnsinnigen.
„Ja, ich war's," frohlockte sie ordentlich, während ihre schlanke Gestalt von neuem sich in die Höhe reckte.
(Schluß folgt.)
DeiriirisHtes.
* Die Verzweiflungsthat des Kaufmanns Histrrmann in Berlin, der, infolge von Krankheit heruntergekommen, erst seine zwei Töchter tötete und dann sich selbst entleibte, veranlaßte die „Kaufmännische Reform" zu einer ernsten Mahnung an die jungen Kaufleute, der Zukunft zu gedenken. Das genannte Blatt schreibt u. a.: „Es giebt eine unendlich große Anzahl junger Kaufleute, die sich in günstiger Stellung befinden und fröhlich in den Tag hineinleben, ohne an das Morgen zu denken. Sie interessieren sich für alles Mögliche. Für Rennen, Sport, Mädchen, Theater, Politik, nur nicht für das. was sie am meisten angeht, Fortbildung und finanzielle Sicherung der Zukunft. Für diese jungen Leute ist mit dem Schluffe der Schulthür auch der Schluß der Bildung ringetreten, was sie noch an Wissen aufnehmen, ist das, was sie im Geschäft lernen und was sie aus den Zeitungsnachrichten schöpfen. Fürsorge für die Zukunft ist nicht vorhanden, sie wird als höchst überflüssig angesehen.
* H
* Aus Amerika schreibt ein Deutscher: „Wie sonderbar sich doch die deutsche Entrüstung über die
Samoafrage hier liest. Die deutschen Zeitungen thuu gerade, als ob die Behandlung, die Deutschland von England und Amerika erhält, etwas ganz Unerwartetes wäre. Die Deutschen in Amerika wundern sich nicht darüber. Seit Admiral Kautz nach Samoa geschickt wurde, war zu erwarten, daß für Deutschland eine Ueberraschung zu erwarten war. Die Deutschen in Amerika, welche die Ohnmacht der deutschen Flotte besser kennen und die jeden Tag den Spott der Amerikaner hören müssen, halten es für ganz natürlich. Recht menschlich klingt es von Deutschland herüber, daß sie mit Amerika keinen Krieg haben könnten, schon der vielen Deutschen wegen, die hier wohnen. Aber, die guten Leute wissen nicht, daß diese Rücksicht hier gar nicht verlangt wird. Die hiesigen Deutschen hätten durch einen solchen Krieg gar nichts zu verlieren. Von dem Tage an. an dem der Deutsche Amerika betritt, findet er täglich, daß gerade die Deutschen, und nur sie allein, die Zielscheibe des Spottes der Amerikaner sind. Warum? will ihm gar nicht klar werden. Das Schimpfwort „Dutch" wird er überall zu hören bekommen, auf der Straße, im Theater, in den Zeitungen, und wenn er lange genug wartet und hier Kinder hochzieht, vielleicht auch von diesen. In großen Städten wird der Spott weniger beachtet werden, umsomehr in den kleineren Plätzen, aber er wird es hören über das ganze Land, so groß es ist. Früher soll es noch schlimmer gewesen sein. 1870 hatte es sich gebessert, jetzt aber ist der Spott gegen die Deutschen wieder in voller Blüte.
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* (Sehr richtig.) „Du schreibst in „Keine Rosen ohne Dornen" Dornen klein. Ich habe Dir schon mehrmals gesagt: Alles, was Du anfassen kannst wird großgeschrieben." — „Aber die Dornen kann man ja nicht an- faffen!"