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erlangen und dem Leben und Eigentum der britischen Unter- thanen Schutz zu verschaffen. Der Versammlung wohnte eine Anzahl Beamter und Buren bei. Es kam zu einem Zusammenstoß zwischen beiden Parteien. Man hieb mit Stöcken aufeinander los. Einem englischen freiwilligen Major wurde der Rock vom Leibe gerissen. Die Buren zogen sich nach dem Postgebäude zurück. Die Petition ist dem englischen Vizekonsul überreicht worden, welcher versprach, sie weiter zu befördern.
* Bei Colonia (New-Jersey) rannte am Donnerstag morgen ein Schnellzug, der von Washington nach New-Aork fuhr, in den Schlafwagen eines auf der Station stillstehenden Personenzuges. Es wurden 19 Personen sofort getötet; die übrigen Insassen des Personenzuges wurden wehr oder minder verletzt.
* Geld hat der Amerikaner nur für Sachen übrig, die von neuem Geld einbringen. Luxus oder Bequemlichkeit im Geschäftsbetriebe findet man deshalb in ganz Amerika nicht oder nur da, wo es gilt, das Publikum anzulocken. Die großen Schweinekrösusse in Chikago, di« Vieh im Werte von 600 Will. Mark jährlich schlachten und verpacken, be- Helsen sich noch immer in elenden Baracken aus ungehobeltem Holz, deren sich eine Provinzialstadt von 30 000 Einwohnern in Deutschland schämen würde. Auch die Bahnhöfe der großen Privatgesellschaften in Chikago, deren Aktionäre oder alleinige Inhaber in ihren Millionen ersticken, sind unsäglich jammervolle Bretterbuden. Die Stadt thut nichts zur Ausschmückung; die Laternenpfähle für das elektrische Licht z. B. bestehen noch aus rohen, flüchtig abgeschälten Baum- stämmen, ohne jede Bearbeitung, genau so wie in den Städten des wilden Westens, die in »einer Nacht wie die Pilze aus der Erde schießen. Das Straßenpflaster ist noch schlechter als das in New-Iork, auf vielen sehr belebten Straßen überhaupt nicht vorhanden, so daß bei Regenwetter der Schmutz auf Fahrdamm und Bürgersteig mit der Schlammanhäufung polnischer Dörfer oder morgenländischer Städte wetteifern kann.
* (Amerikanisches.) Aus St. Louis (Missouri) wird geschrieben: Eine wild-westliche Gerrchtsscene wurde hier aufgesührt. Polizeirichter Thomas U. Peabody, Advokat I. D. Stört? und mehrere Polizisten waren die handelnden Personen. Der Kadi, so erzählt die „N.-A- Staats-Ztg.", saß bewaffnet zu Gericht; ein geladener „Bulldogge-Revolver lag handlich an seiner Seite. Auf alle Fälle war er vorbereitet, denn dem vor ihm stehenden jähzornigen Advokaten Storts, der schon lange sein bitterer Feind ist, traute er das Schlimmste zu. Der Anwalt führte die Verteidigung von vier Frauenzimmern, die man wegen Nachtwandelns verhaftet hatte. In beredten Worten schilderte er seine Klientinnen als verfolgte Unschuld und stellte dann den Antrag, einen Aufschub von mehreren Tagen zu gewähren, dock wollte der Richter die Verhandlung nur um 24 Stunden ver
schieben. Advokat Storts geriet darüber in fürchterliche Wut, erklärte die Entscheidung für ungerecht und begann dann den Richter zu beschimpfen, während er mit einem Revolver wild umherfuchtelte. Richter Peabody nahm nun auch sein Schießeisen zur Hand und rief den Polizeidienern zu, den Gewaltthätigen hinauszuführen. Die Ordnungswächter schlugen sich eine Weile mit dem wütenden Anwalt herum, ehe es gelang, ihn zu entwaffnen und zur Abkühlung hinter Schloß und Riegel zu setzen. Dann verdonnerte der Richter die vier Mädchen zu schwerer Geldbuße. Am Abend hatte die stürmische Gerichtsscene noch ein Nachspiel. Richter Peabody wurde auf dem Heimwege von zwei Männern, vermutlich guten Freunden des eingesperrten Advokaten, hinterrücks überfallen und mit kräftigen Fäusten bearbeitet. Es würde ihm schlimm ergangen sein, wenn nicht auf seine Hilferufe ein Polizist herbeigeeilt wäre. Die Angreifer entkamen.
Thomasmehl zur Kopfdüngung.
^ Allem Anscheine nach ist in diesem Jahre bei der Herbstbestellung die Thomasmehldüngung vielfach unterlassen worden. Dies beweisen die zahlreichen Anfragen, welche sich in den landw. Zeitungen finden, oder an den Land- Wirtschaftslehrer gestellt werden, und welche dahin gehen, ob die bei der Herbstbestellung der Aecker versäumte Thomasmehldüngung jetzt noch nachgeholt werden könnte, ohne befürchten zu müssen, daß die Phosphorsäure wirkungslos bleibe. Herr Professor vr. Wagner beantwortet diese Frage in der Zeitschrift für die landwirtschaftlichen Vereine des Großherzogtums Hessen folgendermaßen:
„Es ist ein Irrtum, wenn man glaubt, das Thomasmehl komme nur dann zur Wirkung, wenn es tief in den Boden gebracht und längere Zeit der zersetzenden Wirkung von Humus, Kohlensäure, atmosphärischer Luft und Wasser ausgesetzt werde. Das ist, wie gesagt, ein Irrtum. Das Thomasmehl bedarf nicht einer längeren Einwirkung genannter Agentien, und es ist nicht nötig, daß es in den Boden gepflügt werde. Wer es also unterlassen hat, im Herbst mit Thomasmehl zu düngen, der thue es jetzt, und will man sicher sein, daß genügende Wirkung eintritt, so gebe man lieber einen Zentner mehr auf den Morgen als man für den Herbst vorgesehen hatte. Der Ueberschuß geht ja nicht verloren; er bleibt der Nachfrucht. Die Düngung kommt zu befriedigender Wirkung, falls sie reichlich genug bemessen wird und der Boden nicht zu schwer ist. Diese Erfahrung ist ja auch nicht neu; aus der Praxis der Wiesendüngung ist sie längst bekannt.
* (Vorschlag.) Verteidiger (nach der Verhandlung): „Jetzt habe ich Sie schon zum dritten Mal wegen Diebstahl freigrkriegt, Huber!" — Angeklagter: „Ja, wir sollten halt'n Compagnie-Geschäft aufmachen, Herr Doktor!"
Verantwortlicher Redakteur: W. Nieter, Altensteig.
nehmen. Die sich hiezu Meldenden werden bei der Bezirks- Verwaltung einer Prüfung unterzogen. Von der Garnison in Simferopol haben 2 Offiziere den Wunsch nach solchen Stellungen ausgedrückt und haben Aussicht sie zu erhalten.
* Belgrad, 23. Dez. Die Regierung beabsichtigt, der Skupschtina einen Gesetzentwurf über die Erhöhung der Apanage Milans auf 700000 Franken vorzulegen.
* Konstantinopel, 22. Dez. Die Ermordung des Albanesen Gani Bey. Flügeladjutanten des Sultans, vom Gardekorps, durch Hafus Pascha erfolgte gestern abend im Magasin von Patischir in Pera. Hafus Pascha ist Mitglied der Stadt-Präfektur und Intendant Raghib Beys, Kammerherrn des Sultans. Gani Bey starb einige Stunden später, nachdem Hafus Pascha auf ihn mit einem Revolver geschossen hatte, im französischen Hospital. Er war der Schrecken aller schwachen Leute mit etwas Geld, weil er im Rufe stand, unter Androhungen des Todes Erpressungen zu verüben. Nach dem griechisch-türkischen Kriege wurden seine Missrthaten immer zahlreicher und ärger, da er sicher vor Strafe war. Sein Tod wird in Pera von Vielen als Erleichterung empfunden.
* Madrid, 27. Dezember. Im letzten Mimsterrat bat der Kolonienminister mitgeteilt, er benötige noch zur Liquidierung 61 Millionen Pesetas. General Jimenez Castellano meldete, am l. Januar würden noch 34000 spanische Soldaten auf Kuba bleiben. Zur Deckung der notwendigsten Forderungen übermittelte der Finanzminister dem Kolonienminister 32 Millionen.
* Der Krieg mit Amerika kostet den Spaniern: 21 Kriegsschiffe, zwei gefangen genommene Armeen, Kuba (41 865 englische Quadratweilen und 1 600 000 Einwohner), Porto- rico (3500 englische Quadratmeilen und 800000 Einwohner), die Philippinen (114326 englische Quadratmeilen mit 8 000000 Einwohner), dre Suluinseln (950 Quadratmeilen mit 79 000 Einwohnern) und verschiedene andere Inseln. Vor einem Jahre hatte Spanien 10000000 Unterthanen in seinen Kolonien, jetzt sind weniger als 200 OM übrig geblieben.
* In Transvaal gährt es wieder einmal unter den Engländern. Am Montag vor acht Tagen war in Johannesburg der britische Unterthan Edgar von einem Burenpolizisten erschossen worden, der dann gegen eine Bürgschaft von 200 Pfd. Sterling freigelassen worden. Aus Anlaß dieses Vorfalles fand am Weihnachtstage in Johannesburg eine Protestversamwlung von Engländern statt. Es wurde beschlossen eine Petition an die Königin von England zu richten, in der in entschiedener Sprache über die Tyrannei der Burenpolizei Klage geführt und die Königin gebeten wird, den diplomatischen Vertreter Englands dahin zu in- struieren, daß er Schritte thue, um ein gerichtliches, vollständig unparteiisches Vorgehen gegen den Polizeibeamtrn, welcher Edgar erschossen hat, sicher zu stellen und überhaupt Abhilfe gegen das rücksichtslose Auftreten der Polizei zu
Es war heute heiliger Abend und damit der Anfang des schönsten und heiligsten christlichen Festes, wo vor vielen, vielen Jahren zum ersten Male der Menschheit die frohe Botschaft verkündet ward: „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen." Ja, „Friede auf Erden!" so klang es unaufhörlich dem einsamen Reisenden in das Ohr
— aber konnte auch Friede und Wohlgefallen in dem Schlosse sein, wo der Gatte und Vater auf dem Schmerzenslager mit dem Tode rang?
Es war schon vollständig dunkel, als der Schlitten mit Franz Berthold in die Pappelallee einbog, und oben am Firmament funkelten die Sterne wie ungezählte Kerzen zu Ehren des heiligen Abends.
In welchem Gegensatz zu früheren Jahren war heute die Stimmung in dem stolzen Schlosse, wo zu einer solchen Zeit stets Jubel und Helle Freude geherrscht hatte. In der ärmsten Hütte wurde sicher mit freudigeren Gefühlen in das Weihnachtsfest ringetreten, als hier. Kein Weihnachtsbaum brannte, und auch bei der Dienerschaft herrschte die gedrückte Stimmung. Vor wenigen Stunden war der Arzt fortgefahren; sein Trostspruch lautete allerdings dahin, daß die Krisis überwunden war, aber das Leben des Barons in des Höchsten Macht stand.
Die Ankunft des jungen unbekannten Mannes rief einige Aufregung hervor, und ihm selbst war es recht bange umS Herz, als er sich bei der Familie melden ließ und dringend verlangte, sofern es der Zustand des Kranken erlaube, in das Krankenzimmer des Barons geführt zu werden.
Baron von Traunstein hatte heute zum ersten Male einige lichte Augenblicke gehabt und fühlte sich auch besser, und so ließ man den Fremden ein, dessen Besuchszweck allen ein Geheimnis war. Als dann wenige Minuten später die Baronin durch ein Glockenzeichen in das Krankenzimmer gerufen wurde, und sie nach einem scheuen Blick auf den Fremden sich zu ihrem Gatten niederbeugte, da flüsterte ihr dieser leise zu: „Der Retter unserer Familie
— nun wird noch alles gut!"
Die Baronin, die das über die Familie hereingebrochene Unglück furchtbar getroffen hatte, begriff sofort, daß sich vor ihrer Ankunft ein hochernster Moment zugetragen haben mußte, und sie, die sonst so stolze, schöne Frau, sank vor dem jungen Mann auf die Kniee und ergriff seine rechte Hand: „Tausend Dank!" war alles, was sie mit thränen- erstickter Stimm« hervorzubringen vermochte.
„Um Gotteswillen, stehen Sie auf, gnädige Frau!" sagte erschrocken Franz Berthold. „Vergeben und vergessen ist Christenpflicht!" —
Wie von Zauberhänden geschaffen, flammten kurz« Zeit darauf in dem Krankenzimmer die Kerzen eines Christbaumes auf, und denselben umstanden dir Glieder der Familie. Es war ein schöner, erhebender Moment, und die Macht de-
christlichen Glaubens und Fühlens feiert- auch hier wieder einen ihrer unzähligen Triumphe.
Als die einzige Tochter d,s Barons Franz Berthold, wie die anderen Familienmitglieder, ihren Dank abstattete und er einen Blick in ihre wie zwei herrliche Sterne leuchtende Augen that, da war er davon überzeugt, daß er auch einen guten Teil gewonnen — er batte die Gefährtin fürs Leben gefunden und sollte in seiner Hoffnung nicht getäuscht werden. —
Bürgerssohn und Edelmannstochter schlossen wenige Monate nach dem schönen Weihnachtsfeste den heiligen Bund fürs Leben.
Ende.
Ein Gang durch Jammer und Not.
Unter obigem Titel erscheinen demnächst Reiseberichte eines Mannes, der es sich zur Aufgabe gestellt hat, durch Schilderung der Wohnungsverhältnisse in einer größeren Anzahl von deutschen Städten die geradezu verhängnisvoll zersetzenden Einflüsse nachzuweissn, welche die Wohnungsnot ausübt. Wir greifen aus den Mitteilungen, aus denen schon jetzt ein längerer Auszug veröffentlicht wird, einen Abschnitt heraus, der die Verhältnisse in Stettin betrifft. Da heißt es:
Zu einer der ersten Wohnungen, die wir in Stettin besuchten, mußten wir in einem neuzeitigen Massenquartier drei Treppen empor. Dort fanden wir drei ganz hübsche, lichte Räume, die indessen nicht weniger als 360 Mark kosteten. Um diese Summe zu erschwingen, mußte die Mieterin, eine Witwe, sich mit ihrer ganzen Familie auf einen Raum beschränken. Den zweiten hatte ihre Schwester, ebenfalls Witwe, und deren zwei Kinder in Aftermiete. Im dritten haMsn zwei Schlafburschen. Die Wirtin selbst hatte von 14 Kindern, die sie gehabt, noch fünf bei sich. Diese sechs Personen mußten sich, wie gesagt, mit dem einen Stübchen bescheiden und des nachts Unterschlupf in zwei Betten und auf einem Sofa suchen. Die Frau, ein sehr ordentliches Weib, hatte eine Auswartestelle und suchte mit der ältesten, gerade konfirmierten Tochter weiter durch Nähen sich und ihre Familie durchzubringen. Lanze war sie krank gewesen, und da hatte in der That der älteste 13jährige Knabe als Kegeljunge die ganze Familie ernähren müssen. Und zwar verdiente das arme Kind von abends bis oft 2 Uhr morgens ungefähr 75 Pfg., wozu der freundliche Wirt wohl noch ob und zu etwas Essen gab. Um halb sieben Uhr mußte das Kerlchen wieder zur Schule.
Bedeutend später traten wir über einen ganz kleinen Vorraum in ein fast dunkles Loch zu ebener Erde, neben dem sich der oft gesehene Herdwinkel befand. Der Geruch war entsetzlich. Und doch mußte hier ein Matrose, der augenblicklich des amerikanisch-spanischen Krieges wegen nicht angeheuert war, dessen Frau und sechs Kinder leben, von denen das älteste noch nicht konfirmiert war. Für alle acht
Personen waren in dem Loche drei Betten eingeschachtelt. Wie hier Menschcnlungen atmen konnten, war mir wieder ein Rätsel. Freilich sahen die Kindergesichtchen auch danach aus. Und dieses Nest kostete immer noch 132 Mk.
Mit die schicklichste Behausung, die uns in Stettin begegnete, sollten wir iud-s bald darauf erst sehen. Eine entsetzliche alte Treppe gu,g es empor. Draußen auf der Straße war es Heller, lichter Sonnenschein, dennoch wäre das Loch, das wir betraten, stockfinster gewesen, weil es eben fensterlos war, wenn nicht ein armseliges Petroleumlämpchen auf einem Tischchen an der Wand gegenüber ein müdes Licht gespendet hätte. An diesem Tischchen (es lehnte sich anscheinend altersschwach an die Wand) saß ein Mann im Arbeitshemd und Hose, den Kopf auf die Ellenbogen gestützt, die Hände im wirren Haar vergraben, und starrte vor sich in ein zerlumptes Buch. Dicht neben dem Tisch stand ein Kinderbett, auf dem tief eingesunken ein ungefähr 16jäbriges Mädchen saß und bei dem müden Lampenlicht eine Flickerei zu machen schien. So weit ich mich entsinne, waren außer Tisch, Kinderbettstelle und Stuhl kein Einrichtungsgegrnstand mehr, kaum noch ein paar Lumpen an der Erde, in diesem verschwärzten, schrecklichen Loche. Nebenan war noch ein ganz ähnliches, das indes an der einen Wand, hoch oben unter der Decke, ein paar vergitterte Fensterchen hatte, vor denen dicht sich aber auch die Mauer des Nachbarhauses auftürmte. Das Ganze machte unwillkürlich den Eindruck einer Zelle für schwere Verbrecher. Auch das eine armselige Bett, das an der Wand stand, änderte an diesem Eindruck wahrlich nichts. Einige Lumpen lagen auch hier auf dem schwarzen Fußboden und in einem kleinen finsteren Art Vorratsraum nebenan, sonst ebenfalls kein Einrichtungsgegenstand, nichts — nichts! Und in solchem Raume wohnten, atmeten und schliefen, wozu das Kinderbett und das eine Bett nebenan genügen sollte, Mann, Frau und 4 Kinder. Drei davon waren noch klein, das älteste war das Mädchen bei der Flickarbeit. Grau, elend, verkommen sah auch das Weib aus, wie alles, was hier lebte und webte. — Daß in einem Kulturstaate, wo dem Verbrecher nicht nur Obdach, sondern auch Verpflegung gereicht wird, freie Menschen in solch einem Loche Unterschlupf suchen und dasselbe noch mit 108 Mark bezahlen müssen, das sollte doch unmöglich sein! Der Mann, ein Töpfer, der seit lange arbeitslos war, schuldete nun freilich auch schon seit fünf Monaten die Miete. Und nur der Umstand, daß in solche Behausung doch nur die Aermsten unter den Armen gedrängt wurden, hatte wahrscheinlich den Hausherrn abgehalten, die Familie auf die Straße zu setzen."
Der Verfasser dieser Reiseberichts ist, wie hierzu bemerkt werden mag, Oberinspektor Lieber, der Geschäftsführer des Verein» „Arbeiterheim", der von Pastor Dr. v. Bodel- schwingh, dem bekannten Vertrauensmann de« Kaisers Wilhelm Ü., seiner Zeit Unter thätiger Beihilfe des Kronprinzen, nachmaligen Kaisers Friedrich, inS Leben gerufen wurde.