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Nr. 201 .

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Donnerstag, 29. Dezember

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Bei seinem Format und seiner wöchentlich 4maligen Erscheinungsweise istAus den Tannen" eines der billigsten Blätter des Landes.

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_Wandkalender

beigelegt.

Ergebenst

Die Expedition desAus den Tannen".

Zur Bewältigung des auf den Jahreswechsel zu erwartenden stärkeren Anfalls von Briefsendungen hat die Postverwaltung die geeigneten Maßregeln getroffen. Die Absender der Neujahrsbriefe würden die Wirksamkeit dieser Anordnungen erheblich unterstützen und zur rechtzeitigen Belieferung der Briefe wesentlich beitragen, wenn sie die Aufschriften ganz genau und deutlich fertigen und dabei nicht versäumen wollten, bei Briefen nach größeren Orten dem Namen des Empmngers. auch wenn dieser zu den bekannteren Personen des Orts zählt, die Angabe der Wohnung nach Straße und Hausnummer beizufügen. Frühzeitige Ein­lieferung der Neujahrsbiiefe zur Post wird besonders empfohlen. Die Wahl des gewöhnlichen BciefsormatS schützt gegen Verluste oder Ver­zögerungen, denen Brielsendungen in kleinerem Format (Visitenkarten­format rc.) durch Einschieben in größere (Drucksachen rc») Sendungen besonders bei gesteigertem Verkehr auSgesetzr find. Namentlich sollte von der Verwendung länglicher und dabei schmaler (nur 2 bis 3 am breiter) Umschläge zur Versendung von Visitenkarten rc. gänzlich abge­sehen werden, da Briefe von solchem Format auch den D enstbetrieb nicht unerheblich erschweren.

Verliehen wurde von Seiner Majestät dem König, der Olga­orden dem Forstrat Heigelin, Forstmeister in Heilbronn, früher Forst­meister in Altensteig.

In Ebhausen. Schönbronn, Unterschwandoif, Wenden, Wildberg, Emmingen, Oberkollbach. Oberreiche >bach, Holzbronn, Neuhengstett und Liebenzell ist die Maul- und Klauenseuche ausgebroche».

L Oefteweieh-Ititssririt.

Daß die gewaltige Krise, in der sich Oesterreich schon seit Jahren befindet, auch aus Ungarn übergreisen würde, war vorauszusehen. Gegenwärtig kann man nicht genau erkennen, in welcher der hadsburgischen Reichshälften die politischen Zustände ungemütlicher sind, diesseits oder jen­seits der Leitha.

Der ungarische Ministerpräsident Banffy führt zur Zeit mit der größten Zähigkeit einen Kampf bei dem er

L e f e f r ir cH 1.

Wir haben beobachtet, daß tiefes Gefühl gemeinhin geräuschlos ist und am wenigsten sucht, sich zur Schau zu tragen. Ehanning.

Iriede auf Krben!

(Schluß.)

Mit aufgeregten Schritten ging der Baron in seinem Arbeitszimmer aus und ab; er befand sich im Jagdkostüm, als wolle er das heutige herrliche Wmterwetter zu einem Jagdausflug in seinen weitgedehnten Forst benutzen. Heute morgen hatte er abermals einen reitenden Boten nach der Stadt mit einem Brief an Buchheim gesandt; er kannte keinen andern Ausweg mehr; in Kürze waren wieder be­deutende Zinsenbeträge fällig, mehrere Male hatte er schon um Gestundung ansuchen müssen und eine Menge unbezahlter Rechnungen harrten ihrer Begleichung, darunter waren einige, und zwar solche älteren Datums, mit recht bissigen Bemerkungen versehen, die seinen Stolz aufs tiefste ver­letzten, aber bezahlen konnte er sie nicht, denn in seiner Kasse war Ebbe, vollständige Ebbe; nur Aktien und an­gebliche Wertpapiere, die ihm kein Mensch abnehmen wollte,,« und Dividendenscheine, wofür die fälligen Zinsen niemals bezahlt worden, befanden sich hinter den festen Verschlüssen, darum mußte Buchheim noch einmal helfen. Zwar wußte der Baron schon im voraus, daß er wieder einen hohen Schuldschein ausstellen mußte und dafür nur eine verhältnis­mäßig geringe Summe erhalten würde, denn auf diese Weise war das Guthaben Buchheims schon zu einer enormen Schuldenlast angewachsen, aber von anderer Seite erhielt er keine Hilfe.

Stunde auf Stunde war schon verronnen, aber der Bote kam nicht. Di« Aufregung des Barons war schon aufs höchste gestiegen, er war keines klaren Gedankens, keines Entschlusses fähig wenn auch Buchheim seine Hilfe ver­sagte, was dann, was dann?

im besten Fall nicht viel gewinnen kann. Noch bevor er seinen erbitterten Gegnern auch nur den kleinsten Vorteil abringen konnte, sind bereits aus seinem Lager die an­gesehensten Bundesgenossen geschieden, und die Freunde, die ihm geblieben, um der Regierung unter allen Umständen eine Mehrheit zusichern", sind zum größten Teil solche, die jedem Kabinett dienen und jedem Machthaber nachlaufen. Aus der liberalen Partei sind bereits so ziemlich alle Per­sönlichkeiten von Bedeutung ausgetreten, während zu der Regierung nur noch der große Troß hält, der ihr jede beliebige Indemnität zu erteilen sich bereit erklärt. Zur Zeit zählt Banffy noch den greisen Koloman Tisza zu seinem Freund, aber die Bedeutung dieser Unterstützung darf nicht über Gebühr bemessen werden. Im Lande hat man sich m der letzten Zeit bei dem Klang des Namens Tisza, daran gewöhnt, nicht an den langjährigen Ministerpräsidenten zu denken, sondern an den mißliebigen Stephan Tisza, der jetzt allzu viel in den Vordergrund der politischen Er­örterung tritt.

Die Gegner der Regierung genießen den großen Vorteil, daß sie bisher den Boden der Gesetzlichkeit nicht verlassen haben.. Auch moralisch kann man ihnen nicht alles Recht absprechen, wenn man erfährt, wie leicht es Baron Banffy im Anfänge gehabt hätte, die Obstruktion zu beschwören. Ein großer Teil der Opposition, insbesondere die Nationalpartei unter der Führung des Grafen Apponyi, war ursprünglich geneigt, die Regierung unter gewissen Bedingungen zu unterstützen. Außerdem haben die Mit­glieder der Linken keine übertriebenen Forderungen gestellt, als sie von dem Ministerpräsidenten die Bekanntmachung der Ausgleichsbedingungen verlangten. Es mag ja sein, daß es für die Ausgleichsverhandlungen zuträglicher schien, deren Inhalt so lange als möglich geheim zu halten. In­dessen konnte sich's ja nur um eine kurze Zeit handeln, und schließlich muß doch das Land erfahren, welche Vereinbarungen die Regierung getroffen hat. Handels- und Zollverträge sind keine diplomatischen Noten, die man im Interesse der politischen Sicherheit des Staates geheim halten müßte. Baron Banffy hat seine Macht bedeutend überschätzt; er glaubte, gestützt aus seine gehorsame Mehrheit, von der Volksvertretung völlige Willenlosigkeit fordern zu dürfen und verweigerte deshalb jede Auskunft. Außerdem hat er die Bedeutung seiner Gegner sehr unterschätzt, er glaubte sie durch barsches Wesen leicht einschüchtern zu können. Die Folgen dieser falschen Rechnung zeigen sich nunmehr in der bedenklichsten Weise.

Baron Bansy glaubt vorläufig noch immer, aus dem Kampfe als Sieger hervorgehen zu können. Bor allem soll j-tzt ein energischer Reichstagsprästaent gewählt werden, der die Geschäftsordnung gegen die Opposition mit eiserner Strenge zu handhaben hätte. Als solcher ist bekanntlich der

Die Ratten verlassen das sinkende Schiff!" seufzte der Baron und trat bei seiner Wanderung durch das Zimmer wiederholt an das Fenster, von wo aus er in den Schloß­hof sehen konnte, um sich zu überzeugen, ob der Bote mit der Rückantwort noch immer nicht komme.

Endlich ertönte Husschlag; ein Gefühl der Erleichter­ung überkam den Baron die nächste Minute mußte ihn von der quälenden Ungewißheit befreien, ob er noch auf die Hilfe Buchheims zählen konnte. Er wollte dem Boten gleich entgegeneilen, doch besann er sich noch rechtzeitig, derselbe sollte nicht Zeuge seiner Aufregung sein.

Es währte auch nicht lange, da überreichte ihm der Bote den Brief Buchheims. Als der Baron wieder allein war, da riß er heftig das Couvert auf und hielt nun ein kleines Blättchen in der Hand. Mit verglasten Augen starrte er darauf, es enthielt nur wenige Worte in steifer kritzliger Schrift:Bin nicht in der Lage, Ihre Wünsche erfüllen zu können. Habe die Schuld- und Ehrenscheine verkaufen müssen, weil ich bares Geld brauchte. Unsere Geschäfts­verbindung ist damit gelöst. Isidor Buchheim."

Vorbei, vorbei!" schrie Baron Traunstein entsetzt auf und sank in den nächsten Sessel.Ich kann nicht länger mehr leben - die Schmach, ein Wortbrüchiger zu sein, ertrag' ich nicht!"

Wie gebrochen saß er da. das Antlitz mit beiden Händen bedeckend; nur das laute Schluchzen bekundete, daß noch Leben in ihm war.

Plötzlich sprang er auf, mit finsterem, entschlossenem Ausdruck in dem geisterbleichen Antlitz was er jetzt in den wenigen Minuten in seinem Innern durchgekämpft auf seinem Gesicht stand es deutlich eingegraben, es war mehr, als er zu ertragen vermochte. Flüchtige Bilder der Vergangenheit waren an ihm vorübergegangen; o warum hatte er nicht den genügsamen, einfachen Lebenswandel ge­führt wie seine Vorfahren, warum hatte er sich seinen

bisherige Minister des Innern Desider v. Perczel auSersehen. Die Gegner der Regierung wollen nun die Wahl des Reichs­tags-Präsidenten mit den Mitteln der Obstruktion bekämpfen, was ihnen auch für mehrere Tage gelingen dürfte. Sie betrachten die Kandidatur des Herrn v. Perczel als eine Herausforderung der Minderheit, und nicht ohne Grund. Der ehemalige Minister des Innern hat sich während der Wahlen als rücksichtsloser Gegner gezeigt, dem jedes Ge­waltmittel recht schien, wenn er dadurch nurgute Wahlen" herbeiführen konnte. Er schreckte vor keiner polizeilichen Willkür zurück, wenn es hieß, dem liberalen Regierungs­kandidaten Hilfe zu gewähren.

Dieser Mann soll nun seineeiserne Hand" auch im Parlament erproben. Indessen darf man es wohl für zweifelhaft erklären, daß sich. der Reichstag das gefallen lassen wird. In wenigen Jeihsen beginnt das neue Jahr, und damit unvermeidlich der gesetzlose Zustand in Ungarn. Von allen Seiten regen sich dagegen Bedenken. Es ist nicht unmöglich, daß auch die Behörden, soweit sie von der Regierung unabhängig sind, ihre Mitwirkung bei der Hand­habung der Verwaltung versagen werden. Ohne Reichstag darf man in Ungarn keine Rekruten ausheben, keine Steuern erheben, keine Zölle einfordern. Baron Banffy kann es rasch genug erleben, daß die Leute die Steuerzahlung nicht leisten und daß manches Organ der politischen Verwaltung, die in Ungarn selbständig ist, bei der nächsten Rekrutenaus­hebung seine Mithilfe verweigert. Das aber wäre die Anarchie!

L«rirdesir<retzirietztert.

* Alten steig, 28. Dez. Das liebliche Weihnachts­fest, das von der Jugend so sehnsuchtsvoll erwartet wurde, liegt hinter uns. Schön sind diesmal die Festtage gewesen, klarblauer Himmel und herrlicher Sonnenschein lockten ins Freie und es war bei den guten Wegen für Spaziergänge und Ausflüge reiche Gelegenheit vorhanden, recht zahlreich wurde auch dem Schlittschuhsport auf den spiegelblanken Eisflächen der Eisbahn und der Nagold gehuldigt. Von den Vereinen machte am Stcphanusfeiertag der Turnverein den Anfang in der Abhaltung einer Christbaumfeier und zwar in der Traube, der Familienkranz hielt gestern abend seine Feier in der Linde ab. Beide Veranstaltungen haben einen recht schönen Verlauf genommen. Weitere Feierlich­keiten mehrerer Vereine stehen noch in Aussicht.

und zahlreiches,Feuerwerk abgebrMrt. Dr?" Vorgang voll­zieht sich unter dem Gesang von Weihnachtsliedrrn und es macht die schöne Sitte jedesmal einen guten Eindruck aus die Wcihnachtsstimmung. Herr Kommerzienrat Brougier aus München hat auch dieses Jahr die Armen seiner Vater-

Kindern gegenüber schwach gezeigt, anstatt sie in schlichter, deutscher Art zu erziehen, die auch einem Edelmann gut steht, warum hatte er sie in dem Glauben gelassen, daß er über großen Reichtum verfüge, anstatt ihnen den Wert des Geldes zu lehren, warum hatte er den Einflüsterungen eines Mannes Gehör geschenkt, der es doch sicher nicht so auf­richtig mit ihm gemeint, sondern nur auf seinen Vorteil be­dacht gewesen war! Die Strafe für diese Sünden war hart ihm bl'eb nur die Kugel in wenigen Minuten war es vorbei mochte der allgütige Vater über uns ihm ein gnädiger Richter sein; seiner Familie war dann auch geholfen, denn eine sehr hohe Lebensversicherungssumme fiel ihr dann zu.

Mit zitternder Hand ergriff er das an der Wand hängende Jagdgewehr, um sich hinaus in den Forst zu begeben; dort wollte er sterben, wo er manchmal als eifriger Jäger so gern geweilt, es brauchte ja niemand zu wissen ein Unglück hatte ihn betroffen.

Eben im Begriff, das Zimmer zu verlassen, kam ihm unter der Thür seine Gattin entgegen, welche ihn erstaunt ansah.

Was ist Dir, liebes Männchen?" fragte sie.Du siehst ja so finster und mißmutig aus, man könnte sich vor Dir fast fürchten."

Es ist nichts von Bedeutung, wenigstens für Dich nicht," entgegnete er und zwang sich zu einem unbefangenen Lächeln.Der Förster hat heute morgen rapportiert, daß wieder ein bedeutender Holzdiebstahl ausgeführt worden ist, und da will ich mich nur einmal selbst überzeugen und das Weitere mit dem Förster besprechen."

O nein, das ist sicher nicht die Ursache Deiner offen­baren Mißstimmung. Du täuschest mich nicht, es ist eine andere Ursache, welche Deine Stirn umwölbt," sagte die Baronin und legte ihre Hand zärtlich auf seine Schulter. Ich habe schon lange die Beobachtung gemacht, daß Dich eine schwere Sorge drückt, laß sie mich mit Dir tragen."

Die Worte der Gattin gingen dem Baron sehr zu