Erscheint Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag mit KerGratiS-Beilage »Der Sonntags Gast."
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Samstag, 24. Dezember
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbrettung.
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Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
1898.
Mit dem I. Januar 1899 tritt der Washingtoner Wettpostvertrag vom 15. Juni 1897 nebst den Nebenabkommen dazu in Kraft. Die gleichartigen Wiener Abmachungen vom 4. Juli 1891 ve-lieren von dem selben Tage ab ihre Geltung. Von den Aenderungen, welche aus Anlaß deS neuen Weltpostvertrags und der Nebenabkommen im Postv'rkehr Deutschlands mit dem Auslande eintreten, sind besonders folgende hervorzuheben:
1) Bezüglich der Nachnahmen: Der Meistbetrag der Nachnahmen auf Einschreibsendungen, auf Briefen und Kästchen mit Wertangabe, sowie auf Postpacketen wird auf 1000 Franken — 800 »4L erhöht; doch bleibt im Verkehr mit mehreren Ländern diebisherige Grenze von 500 Fr. —400^>L bestehen.
2) Bezüglich der Postkarten: Unfrankierte Polikarten unterliegen dem Doppelten der Taxe sür f ankierte Postkarten (nicht mehr der Tare für unfrankierte Briefe). Auf der Vorderseite der Postkarten können Vignetten und Reklamen angebracht werden; doch dürfen sie in keiner Weise die deutliche Angabe der Adresse, wie die Anbringung der Stempelabdrücke und der postbienül'chen Vermerke beeinträchtigen.
3) Bezüglich der Drucksachen: Album mit Photographien werden als Drucksachen angesehen. Es ist gestattet, auf gedruckten Visitenkarten gute Wünsche, Glückwünsche, Danksagungen, Beileidsbezeugungen oder andere Höflichkettsformeln mit höchstens 5 Worten (außer wie bisher mit Buchstaben) handschriftlich hinzuzuf igen, auf Weihnachts- und Neujahrskarten eine Widmung niederzuschreiben, und bei Zeitungsausschnitten handschriftlich oder auf mechanischem Wege Titel, Tag, Nummer und Adresse der Zeitung anzugeben.
4) Bezüglich der Geschästspapiere: Korrigierte Schülerarbeiten ohne Zensur sind als Geschä'tspapiere zugelassen.
5) Bezüglich der Warenproben: DaS Meiiigewicht der Warenproben wird von 2v0 F auf 350 z erhöht. — Warenproben mit Glasfachen, Flüssigkeiten, Oelen, fetten Stoffen, trockenen, abfärbenden oder nicht abfärbenden Pulvern und lebenden Bienen werden allgemein zur Beförderung zugelassen. Ebenso werden zur Warenprobentare zugelassen naturgeschichtliche Gegenstände, getrocknete oder konservier e T ere und Pflanzen, geologische Muster usw. deren Versendung nicht zu einem Handelszwecke geschieht und deren Verpackung den allgemeinen Vorschriften über die Warenproben entspricht.
6) Bezüglich der Briefe und Kästchen mit Wertangabe: Die Abänderung der Adresse ist zulässig bei Sendungen bis l ' 000 Franken (8000 -4L) Wertangabe (seither nur bis 500 Franken — 400-4LN Es ist verboten, in die Wertbriefe einzulegen: a. Geldstücke, i> Zollpflichtige Gegenstände mit Ausnahme von Wertpapieren, o. Gold- und ittbersachen, Edelsteine. Schmucksachen und andere kostbare Gegenstände. Aut Grund besonderer Vereinbarung sind jedoch im Verkehr mit einzelnen Ländern Erleichterungen in dieser Hinsicht zugelasssn. Bei Wertkästchen wird die Trauung der Zollgebühren durch den Absender im Verkehr mit einigen Ländern zugelossen.
7) Bezüglich der Posianweisungen: Der Meistbetrag der Postanweisungen wird aus 1000 Franken (800 »4L) erhöht. Im Verkehr mit einigen Ländern wird die bisherige Grenze von 500 Franken (400 „4L) beibehaken. Die Gebühr wrrd für Beträge über 100 Franken um die Hälfte ermäßigt; sie beträgt mithin in Zuku> ft 20 Pfg. für je 20 „4L der ersten 80 -4L und 20 Pfg. für jede weiteren 40 »^ Die Ausfüllung des Postanweisungsformulars kann außer handschriftlich auch durch Druck, mit der Schreibmaschine usw. erfolgen.
8) Bezüglich der Postpackete: Es ist gestattet, in die Postoackete ein Doppel der Aufschrift de - Packeis nebst Angabe des Absenders einzulegen. Im Falle der Wertangabe ist für jede Sendung eine besondere Packetadresse erforderlich,
9) Bezüglich der Postauiträge: Eine Postauftragssendung darf Wertpapiere für höchstens 5 Zahlungspflichtige enthalten, lieber die Einzelheiten der Neuerungen und Aenderungen erteilen die Postanstalten auf Verlangen Auskunft.
LefefrucHt.
"Nicht mit dem Mund ist's abgeihan
Willst du dich deinem Herrgott nahn;
Brauchst auch die Hände nicht zu ringen,
Wall' nur dein Herze mit dir bringen.
Iriede auf Kvden!
Weihnachtserzählung von Gustav Lange.
(Fortsetzung.)
Ein fast schüchternes Klopfen an die Thür störte ihn aus in seinem Nachdenken und aus das laute „Herein!" schob sich ein von einem dunklen, lockigen Bart umrahmter feister Kops mit einem listigen Gesicht, auf dem ein verbindliches Lächeln schwebte, durch die geöffnete Thür.
„Störe ich Euer Gnaden ?" fragte der Fremde höflich, fast unterthänig. „Wenn dies der Fall sein sollte, so werde ich ein anderes Mal im Scbloffe wieder vorsprechen, es eilt durchaus nicht — die Geschäfte gehen jetzt sowieso schlecht."
„Tretet nur näher, Herr Buchheim," beeilte sich Baron Traunstein zu erwidern, mit einer Freundlichkeit, die eigentlich von der Art des stolzen Aristokraten etwas abwlch, und auf diese Aufforderung hin trat Herr Buchheim mit vielen Bücklingen vollends ins Zimmer.
Nach dem äußeren Schein zu urteilen, mußte der Eingetretene ein feiner und auch reicher Mann fein; er trug sich nicht nur nach der neuesten Mode auf das Feinste gekleidet, eS glänzte auch an seinen Fingern von goldenen Ringen, ein prächtiger Solitär prangte aus feiner Kravatte und auf der Weste ruhte eine schwere, goldene Uhrkette.
„Wie gesagt, Herr Baron, ich komme eigentlich nicht in Geschäften; ich fuhr gerade am Schloß vorbei, da wollte ich schnell die Gelegenheit benutzen, mich nach dem Befinden des Herrn Baron, sowie der werten Familie zu erkundigen, nebenbei natürlich, wenn der Herr Baron einen Auftrag für mich haben, meine Dienste zur Verfügung zu stellen.
In Schopfloch, Untermusbach, Liebelsberg, Sommenhardt, Lützenhardt, Neuwetter, Oberkollwangen und auf dem Calwer Hof ist die Maul- und Klauenseuche auSgebrocheu.
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Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 20. Dez. (252. Sitzung.) Die gestern abgebrochene Generaldebatte über die Verfassungsrevlsion wird fortgesetzt. — Frhr. v. Ow: Wenn die Mitglieder der Ritterbank an eine Berfaffungsreform herantreten sollen, dann muß erst die Vorfrage erledigt sein, ob dadurch die Wahrung der konservativen Interessen, der idealen sowohl als der realen, zum mindesten keine Verschlechterung erfährt. Ueber den Begriff „konservativ" ist schon viel gestritten worden und es bestehen auch recht erhebliche Mauern zwischen dem Konservativismus eines Puttkamer, eines Heine, Stauffenberg, Richter oder Rickert. Der würt- tembergischen Ritterschaft können junkerliche Neigungen nicht nachgesagt werden, sie hat jedenfalls in diesem Hause keine rückschrittlichen Tendenzen vertreten. Schließlich erhebt Redner die Frage: Wäre es denn ein so großes Unglück, wenn die Reform durchfiele? Greifen Sie, m. H., in Ihren Busen und dann werden Sie selbst finden, daß das württ. Königreich ganz wohl weiterexiftiert, auch ohne die Reform. Selbst die Volkspartei wird es als kein so großes Malheur empfinden, besonders da bei den Neuwahlen so mancher volksparteiliche Sitz ganz bedeutend wackeln wird. Auch das N-chtzustandekommen der Steuerreform werde nicht von so großer Tragweite sein, zumal das Haus ja fortwährend gehalten ist, sich mit Steuerfragen zu befassen. Man werde nach dem Scheitern der Reformen später noch froh sein, in Ansehung der unruhigen Zeitläufte ein konservatives Element in der Volkskammer zurückbehalten zu haben. Dem Referenten rufe er zn: Bange machen gilt nicht! Wir haben wehr Charakter, als Sie glauben. (Heiterkeit.) Wenn wir je scheiden sollten, so geschieht dies mit guten Gewissen. (Vereinzelter Beifall). — v. Geß polemisiert gegen den, Ministerpräsidenten wegen dessen Aeußermig über die Wandel-' barkeit seiner (des Redners) Stimmung in der Budgetfruge. Im übrigen wiederholt er auch heute wieder namens der D. P., daß diese das Möglichste gethan habe, um die Reform zu Stande zu bringen. Sic habe anfänglich allerlei Bedenken gehabt, habe aber im Interesse des Ganzen nach- aegeben. — Haußmann, Balingen: Nicht mit gedämpftem Trommelschall, sondern mit klingendem Spiel wollen wir die Verfassungsrevision zu Grabe geleiten. Es hat sich neuerdings wieder in unserem Hause eine Scheidung zwischen dem blauen und roten Blute vollzogen. Dazu ist das Zentrum gekommen, das wir von jetzt an die „konfessionelle Partei" nennen wollen. Man mache jetzt der Volkspartei den ungerechtfertigten Vorwurf, sie sei kompromissüchtig oder gänz-
W-nn das Wetter so sortbleibt wie heute und die Tage daher, daun bekommen wir ein prächtiges Jahr; die Saat steht herrlich draußen, habe meine Freude daran gehabt, wie ich durch die Fluren fuhr."
„Und den Verdienst berechnet, nicht wahr, der Euch 'mal zufallen wird, Herr Buchheim," unterbrach der Baron den Wortschwall des Händlers und zwang sich zu einem unbefangenen Lächeln.
„Sehr richtig, der Herr Baron treffen immer den Nagel auf den Kopf; vom Verdienst lebt ja in der Hauptsache der Mensch, und so muß man auch immer darauf bedacht sein, und der Herr Baron wissen gewiß auch die Seg- nungen desselben zu schätzen," 'entgegnete Buchheim schlagfertig und dis fleischigen Finger seiner Hand spielten nachlässig mit der goldenen Uhrkette.
„Ja, ja, leider ist es so, muß gar sehr auf Verdienst bedacht sein, wir armen Menschenkinder schleppen diesen Umstand wie eine schwere Kett: mit uns herum. Offen gestanden, Herr Buchheim, es sind jetzt schwere Zeiten."
„Was wissen der Herr Baron von schweren Zeiten." warf Buchheim leichthin ein. „Wer ein so großes, schuldenfreies Gut sein eigen nennt, wie Euer Gnaden, der bringt schon etwas vorwärts."
„Ich bringe aber nichts vorwärts, lieber Buchheim," entgegnet- Baron Traunstein etwas verlegen. „Ihr wißt ja am besten, wir die Preise sür die landwirtschaftlichen Produkte gesunken sind; ich will Euch gegenüber aufrichtig sein, ich rechne auf Eure Verschwiegenheit: ich befinde mich manchmal wirklich in Verlegenheit, wenn ich die Barmittel für die laufenden Bedürfnisse aiifzubringen habe."
Buchheim sah nachdenklich vor sich hin und das gewöhnliche Lächeln war von seinem Antlitz geschwunden.
„Das Vertrauen des Herrn Baron ehrt mich; ich werde selbstverständlich verschwiegen sein über das, was mir der Herr Baron anvertraut haben; die Welt befindet sich
lich unfruchtbar. Glauben die Gegner der Reform, daß sie der Volkspartei durch ihr Spiel einen großen Schaden zufügen? Sicherlich nicht; auf unserer Seite ist der moralische Erfolg. Die Ritter bleiben nach dem Scheitern im Hause wieder als alte Salonwöbel aus der Zopfzeit zurück, denen nicht einmal ein Altertumswert zukommt. Die ganze öffentliche Meinung, einschließlich der Regierung und der Krone haben die Notwendigkeit der Entfernung der Privilegierten anerkannt und diese richten jetzt den größten Schaden selbst an, indem sie unter Berufung auf die Verdienste ihrer Vorfahren den Bürgerstolz verletzen. (Bravo!) Die Herren von der Prälatenbank haben schon manches kluge Wort gesprochen. Sollten ihnen die Augen nicht ausgehen über das Vorgehen des Zentrums, das mit seinem Streiche di« Regierung treffen will? Die Prälaten machen sich durch ihr Zusammengehen mit dem Zentrum zum Gerichtsvollzieher jener Partei. Zum Zentrum gewendet bemerkt Redner: Sie haben entschieden eine Schwenkung gemacht. Sie verhalten sich wie ein Angeklagter, der in der Voruntersuchung ein Geständnis ablegt, in der Hauptverhandlung aber behauptet, der Richter habe ihn falsch verstanden. — Was die Haltung der Regierung betrifft, so wäre cs vielleicht angezeigt, wenn die Regierung in der Budgetfrage den Standpunkt der Kommission einnehmen würde. Dann wäre es an der Zeit, an die ganze württembergische Bevölkerung zu appellieren. Der Volkspartei könne nichts erwünschter sein, als wenn sie im gegenwärtigen Augenblick vor das württembergische Volk treten könnte. In diesem Kampfe hätte sie die Regierung zum Bundesgenossen. Das württembergische Volk wisse nichts von den Vorrechten der Privilegierten und wolle nichts wissen von den konfessionellen Absichten deS Zentrums.
— Ministerpräsident v. Mittnacht: Gegen einen hier geäußerten Vorwurf erkläre er. die Regierung habe weder aus krummem noch uuf geradem Wege versucht, auf die Privilegierten einzuwirken. Dasselbe gelte gegenüber dem Zentrum. — Abg. Nieder will dem Abg. Haußmann auf das politische Gebiet nicht folgen, sondern sich zur Aufgabe machen, aktenmäßig nachzuweisen, wie das Zentrum zu seinem rndgiltigen Entschluß kommen mußte. Aus den Akten sei ersichtlich, daß das konfessionelle Moment in die Ver- fassungssrage durch den Berichterstatter Haußmann zuerst hineingebracht worden sei. Was das Zentrum gethan habe, müsse es vor dem ganzen Lande verantworten und es übernehme auch die Verantwortung. (Beifall im Zentrum). — Sachs rechtfertigt das von dem ritterschaftlichen Abg. von Schad angegriffene Verfahren der Deutschen Partei in der Reformfrage. Wir haben unser Möglichstes gethan, um dem Zustandekommen der Reform jeglichen Vorschub zu leisten. Herr Haußmann habe kein Recht, dieses berechtigte Bestreben der Deutschen Partei anzuzweifeln. (Beifall).
— Remboldt: Es sei davon gesprochen worden, daß
in dem Glauben, Euer Gnaden sitzen bis über die Ohren im Golde!"
„Da könnt Ihr sehen, zu welchen Trugschlüssen die Meinung der großen, urteilslosen Menge führt."
„Nun, ich gebe auch nichts auf die Meinung anderer Leute. Aber w-il wir einmal auf dieses Thema gekommen sind, so gestatten der Herr Baron mir wohl, einen Rat geben zu dürfen, ganz unparteiisch und uninteressiert?"
„Gewiß, Herr Buchheim, unsere mehrjährige Geschäftsverbindung berechtigt Sie hierzu allein schon."
Aus diesen Augenblick hatte der Getreide- und Viehhändler Buchheim offenbar nur gewartet, denn mit großem Eifer setzte er nun dem Baron auseinander, wie es doch vorteilhafter sei, einen Teil seines in dem Gute steckenden Vermögens flüssig zu machen und inhohe Dividenden bringenden Aktien anzulegen. Mit glänzenden Farben wußte er seinem Zuhörer alles auszumalen, sodaß derselbe ihn gar nicht zu unterbrechen wagte, sondern mit gespannter Aufmerksamkeit seinen Worten lauschte. Seinen guten Ratschlägen wußte Buchheim dadurch die Krone auszusetzen, daß er erzählte, wie in kurzer Zeit nur einige Stunden vom Gute des Baron von Traunstein entfernt eine Eisenbahn und mehrere industrielle, reichen Gewinn versprechende Etablissements auf Aktien gebaut werden sollten und angesehene Persönlichkeiten des Kreises ihre finanzielle Beihilfe in Aussicht gestellt hatten. weilsteebensallsausreichenGewinnhofften, und nachBuchheims Ausspruch öffnete sich dafür die Aktionäre eine wahre Goldader.
Lanze noch, als der Sprecher schon geendet, klangen die von Buchheim angeschlagenen Saiten in dem Baron fort; er fühlte gar nicht den forschenden Blick de« Händlers, der auf ihn gerichtet war; die Worte waren auf zu fruchtbaren Boden gefallen.
„Die Sache will reiflich überlegt sein, Herr Buchheim ; ich würde der erste Traunstein sein, welcher Geldgeschäfte machen würde; meine Vorjahren haben sich stets von der
!