in dir Nahe des Rauch'schrn Palais, wo mir Oberbürger­meister Hegelmaier entgegenkam, der mir sagte, er hätte mich zur Unterstützung der Polizei, die mit der aufrührerischen Masse nicht mehr fertig geworden sei, rufen lassen. Sofort ging ich auf die Freitreppe des Rathauses und forderte die Menge auf, auseinander zu gehen. Ich vermute jedoch, daß meine Worte bei dem herrschenden Tumult nicht gehört wurden. Als niemand den Platz räumte, gab ich den Be­fehl zum Vorgehen. Es fielen die Rufe: Weg mit dem Militär! In kurzer Zelt war der Platz von den Soldaten, die mit aufgepflanztem Seitengewehr vorgegangen, geräumt. Oberstaatsanwalt: Waren die Gewehre geladen? Zeuge: Nein. Die Lage hielt ich zunächst nicht für so bedrohlich, die Gewehre laden zu lassen. Da die Heftigkeit des Inhalts der angeschlagenen Plakate in mir die Vermutung aufkommen ließ, daß es am Abend zu schweren Auftritten kommen konnte, war ich auf die Alarmierung gefaßt gewesen. Mir sind 2 Verletzungen bekannt geworden. Zeuge Leutnant Moschner giebt einige Angaben über die Art des Aufmarsches. Dir Soldaten seien mit Gejohle und Steinwürfen empfangen worden. In der Sulmerstraße wurde ich von einem Mann angefallen. Mit meinem gezogenen Säbel schlug ich auf den Angreifer ein, der wie ein Messer zusammenklappte, daß ich glaubte, er wäre tot. Die Räumung der angrenzenden Straßen gelang in einer halben Stunde. Sergeant Friedrich giebt eine ähnliche Darstellung. Zeuge stand mit seiner Abteilung in der Rathausgosse. Präsident: Sind die Leute gutwillig zurückgegangen? Zeuge: Nein, das Gewehr wurde mir aus der Hand geworfen, außerdem erhielt ick- einen Stemwurf auf die Brust. Sergeant Semmler vom Bezirks­kommando wurde von einem Prügel am Auge getroffen. Zeuge körte die Ausrufe:Saupreußen, man meint gerade, die Preußen kommen." Unteroffizier Babldick erhielt einen Steinwurf an den Fuß. Musketier Schm'dr wußte von dem Gewehre Gebrauch machen, um die Leu:, zurückzudrängen. Es sei ihm ein Stein auf den Helm geflogen. Reservist Weimer wurde von einem Stein am Beine getroffen, was eine blutende Wunde zur Folge hatte. Es seien die Rufe Depotbrüder" gefallen. Aehnlich lauten die Darstellungen der folgenden Zeugen. Es geht aus ihnen hervor, daß den Abteilungen teilweise Widerstand entgegengesetzt wurde.

* Heilbronn, 15. Duz. Im Wahlkrawaüprozeß wurden von den Angeklagten der ersten Gruppe Maile und Kittler zu je 6 Wochen Haft, vier andere zu je 5 Wochen Haft verurteilt. 3 wurden freigesprochen. Die Verurteilung erfolgte wegen groben Unfugs.

* (Verschiedenes.) In Neuenbürg verübte der 28 Jahre alte, ledige Goldschmied Hohl von Gräfrnhausen einen Selbstmordversuch, indem er sich den Hals durchschnitt und die Pulsader öffnete. Der Unglückliche dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. Schon verschiedenem«! suchte sich derselbe zu töten. Die Ursache liegt darin, daß ihm seinerzeit seine Braut, mit der er eine Reise machte, mit seinem ersparten Gelbe durchging, wodurch er in Trübsinn verfiel. In dem Pfarrdocfe Weiler bei Schorndorf stürzte der 65jährige Bauer Kolb die Treppe des Hauses hinunter, brach das Genick und war tot. Sein bester Freund

Eisenörsnn wollte ihm noch den letzten Liebesdienst erzeugen, ordnete alles zur Beerdigung Notwendige an und trug den Verstorbenen mit zu Grabe. Kaum war der Sarg auf dem Gottesacker abgestellt, fiel EisenbrZun um und war eine Leiche. Etn Herzschlag hatte seinem Leben ein Ziel gesetzt. In Stuttgart trank eine Frau in ihrer Wohnung anscheinend in selbstmörderischer Absicht Salzsäure, was ihren Tod zur Folge hatte.

* In Villingrn sprang ein Heizer Namens Brunner kurz vor der Abfahrt des Zuges noch schnell in die Bahnhofs­restauration, um sich mit Brot und Wurst zu versehen. Als er herauskam, war der Zug schon in Bewegung. Brunner wollte auf die ziemlich rasch dahinfahrende Lokomo­tive aufspringrn, rutschte aber aus. Da er nur eine Hand zum Halten frei batte, fiel er so unglücklich unter die Maschine, daß ihm beide Beine nahe am Unterleib abgefahren wurden und er nach wenigen Stunden starb.

* Es giebt Roheiten, für welche nur die ausgiebigste Prügelstrafe eine Sühne wäre. Ein Karlsruher Fuhrknrcht beging in Ettlingen eine solche That. Er band sein Pferd mit der Zunge an die Deichsel, und dann hieb er jo auf das arme Tier, daß diesem die Zunge teilweise ab­gerissen wurde und es getötet werden wußte.

* München, 14. Dezember. Bei der gestrigen Gala­tafel zu Ehren des Großderzogs von Baden trank der Prinz- regent Luitpold auf das Wohlseines ihm lieben Bundes- frrundrs". worauf der Großherzog mit einem Toast auf seinenlieben Freund den Regenten" und auf das könig­liche Haus erwiderte und zugleich für die Verleihung des in Metz garnisonierenden 8. bayerischen Infanterie-Regiments dankte. Vorher hatte der Großherzog u. a. auch den Ateliers der Maler v. Lenbacb, Defregger, Grützner, Kaul- back und Stuck Besuche abqestattet.

* Das größte Dorf in Europa istRixdorf bei Berlin. Es zählt nicht weniger als 90000 Einwohner. Freilich seiner äußeren Erscheinung nach hat das Rixdorfer Ge­meindeleben keine Aehnlichteit mit einem Dorfe. Zahlreiche, gut ausgestaltete Kaufläden sind bereit, alle erdsnklichen Wünsche zu erfüllen, die Straßen Und sauber und wohlgepflastert, das Ralhaus ist ein siattlicver Bau in norddeutschgothischem Stil, prächtige Kirchen sind emporgewachsen, ein großes Cafes wird demnächst eröffnet, Theater und Varietes helfen über die langen Winterabende hinweg. Das Leben und Treiben in Rixdorf ist ganz städtisch. Es wird deshalb auch zum April nächsten Jahres oen Charakter als Stadt erhalten.. Dabei verliert es natürlich den Ruhm, düs größte Dorf des Kontingents zu sein.

Arrstäirdisetzss

* Wien, 15. Dez. Nach einer Meldung des Neuen Wiener Tagblatts herrscht im Aildizkiosk starke Verstimmung gegen Rußland. Der Sultan hatte infolge vielfacher russischer Zusicherungen, besonders aber wegen des überaus freundlichen Empfanges der türkischen Spezialgesandtschost in Livadia und der Entgegennahme von Geschenken Hoff­nungen aus den Zaren bezüglich der Lösung der Kretafrage

gesetzt, welche jedoch nicht erfüllt wurden. Man dringt mit diesen Verstimmungen in Zusammenhang, daß unter den Mohammedanern in Kandia eine Adresse an die Königin von Eng­land zirkuliert, worin dieselben die Protektion Englands als des größten mohammedanischen Staates erbitten, weil sie kein Vertrauen zum Prinzen Georg besitzen.

* Die italienische Regierung verständigte nunmehr Don Carlos offiziell, daß sein eventueller Aufenthalt in Italien unbequem sei und daß sie die Betreibung einer earlistischen Agitation von Italien aus durchaus nicht dulde.

* Paris, 14. Dez. Die amerikanischen und später die spanischen Vertreter statteten heute vormittag dem Prä- sidenten Faurr und dem Kolonialminister Dclcäsfö Besuche ab, und dankten ihnen für die ihnen zu Teil gewordene Aufnahme und Förderung, welche sie bei der Erfüllung ihrer Aufgaben gefunden haben.

* Zu Tausenden wand-rrn die Türken in Kreta aus. Sie mögen nicht Unterthanen des griechischen Gerichtes sein. Bis jetzt haben bereits 10,200 Muhammedaner Kreta verlassen. Darunter haben gegen 5000 ihren Grundbesitz verkauft, während die anderen dieselben an Christen Ver­pachtet haben. Die Fahne der neuen Regierung wird ein weißes Kreuz auf blauem Grunde zeigen, mit einem kleineren Weißen Kreuze aus rotem Grunde in der linken Ecke.

* Madrid, 14. Dez. Die Aufständischen aus den Philippinen weigern sich, die spanischen Gefangenen auszu- liesern. Sie verlangen rin Lösegeld von 200 Will. Dollars.

* New-Iork, 14. Dez- Präsident Mac Kinley er­nannte den Generalmajor Brooke zum Gouverneur von Kuba. Der Präsident wird die Bewobnrr der Philippinen in einer Proklamation auffordern, alle Waffen niederzulegen und sich wieder friedlichen Beschäftigungen zu widmen.

"Peking, 15: Dez. Die Kaiserin-Witwe empfing gestern die Gemahlinnen der Gesandten der europäischen Mächte. Die Damen versammelten sich in der englischen Gesandtschaft und begaben sich zum kaiserlichen Palast, wo sie feierlich empfangen wurdew Der Kaiser saß- zur Linken der Kaiserin-Witwe. Die Kaiserin zeigte sich außerordentlich huldvoll und herzlich.

* Calw, 14 Dez. Der heutige Vrehmarkt war stark

befahren, e4 waren zugebracht 560 Stück Rindvieh, 186 Läuserschweine, 40 Kürte Milchschwnne, an Pferden waren 62: Stück ausgestellt. Der Handel zeigte sich durchweg flau. Fettvieh war im Preise gedrückt, während Arbeitsvieh ver­hältnismäßig hoch rm Preise stand. Auch aus dem Schweine- markt war der Handel stau. MilchsLweine konnten um 14 bis 26 Mark pro Paar erstanden werden._

Bernntwonlicker Redakteur : W. R ieker. Aiteiuieig.

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