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Dienstag, 13. Dezember

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1898.

§ Ei*Kl«»ir- rrird Derrtfehltrird.

Englands Minister und sonstige Staatsmänner halten oft öffentlich Reden, um für ihre Politik Stimmung zu machen. Jetzt hat der Kolonialministcr Chamberlmn in Wakefield eine neue Rede gehalten, in der er namentlich die Frage einerEntente", einesEinverständnisses" zwischen Deutschland und England mehr als bisher behandelte.

Zunächst kam er auf das Verhältnis zu Frankreich zu sprechen, und zwar ohne den britischen Botschafter in Paris, dessen neuliche Rede noch immer in der öffentlichen Meinung Frankreichs ihre Wellen wirft, zu verleugnen. Die Zukunft, so äußerte er mit bezug auf Frankreich, seinoch immer ungewiß." Er wolle eine herzliche Freundschaft zwi­schen den beiden großen Ländern, doch sei diese unverträglich mit der Politik der Erbitterung und der Schikanen, welche seit so vielen Jahren verfolgt werde.Wir sind nicht ge- sonnen, diese Freundschaft um den Preis von Zugeständnissen, die ohne Gegenleistung für uns sind und die nur als Aus­gangspunkt für neue Forderungen dienen, zu erkaufen."

In der China-Frage hofft er auf eine freundschaftliche Regelung mit Rußland, allerdings auf Grundlage des freien Handels. In bezug auf letzteren hätten übrigens Japan, Deutschland und Amerika die gleichen Interessen, so daß man glaube, daß in Zukunft die Engländer nicht die einzigen Wächter deroffenen Thür" sein werden.

Dann ging Chamberlain auf die Bündnisfrage im all­gemeinen über:

Wir sind bereit, unsere eigenen Besitzungen und unsere ausschließlichen Interessen allein zu verteidigen; da­für verlangen wir keine Beihilfe, dafür haben wir kein Bünd­nis nötig. Aber es giebt andere Interessen, welche wir mit anderen teilen. Ist es nicht vernünftig, daran zu denken, daß es ein gewisses Zusammenwirken gäbe, um diese Inte- ressen zu fördern?"

Und nun wandte sich der Redner unmittelbar an die deutsche Adresse selber:

Ich gestatte mir, gewissen unserer deutschen Freunde zu sagen, daß es müßig ist, von einem Bündnis zu sprechen, wo der Vorteil gänzlich auf einer Seite ist. Wir verlangen nicht, daß sie unsere Kastanien aus dem Feuer holen, und wollen ihre Kastanien nicht aus dem Feuer holen. Aber was hat sich, was Deutschland betrifft, ereignet? Wir haben mittels eines freundschaftlichen und redlichen Gedanken­austausches sestgestellt, daß es sehr wichtige Fragen giebt, welche die deutschen Interessen ebenso wie die englischen Interessen berühren. Wir können uns verständigen, uns helfen und können unterlassen, in diesen Fragen einer die Politik des anderen zu behindern. Und ein Augenblick der Ueberlegung wird beweisen, daß die englischen und deutschen Interessen in keinem Teil der Erde in ernstlichem Wider­streit sind. Ich glaube daher, wir können hoffen, daß in Zukunft die beiden Nationen, die größte Flottenmacht der Welt und die größte militärische Macht, sich häufiger einander nähern können und daß unser gemeinsamer Einfluß im Interesse des Friedens und des freien Handels angewandt werden könne. Er wird in diesem Falle mächtiger sein, als der Einfluß der einen oder der anderen Macht allein. Inzwischen ist angesichts der jetzigen Weltlage die Freundschaft Englands nicht zu verachten. Ich kann unseren deutschen Freunden die Versicherung geben, daß, wenn jemals unsere Interessen nicht die gleichen sind, wenn je unsere Ziele nicht von ihnen gebilligt werden, wir ihre Mitwirkung nicht von ihnen verlangen und sie nicht wollen werden. Aber einstweilen behaupte ich, daß diese Entente mit Deutschland ein Erfolg ist und nicht der geringste der­jenigen, die die Regierung erreicht hat."

Zum Schluß allerdings gab Chamberlain wieder zu verstehen, daß Großbritannien nicht auf Deutschland an­gewiesen sei:

Wenn ich Sie zu der Entwickelung der guten Ge­sinnungen zwischen uns und der großen Festlandsmacht be­glückwünsche, so freue ich mich noch mehr über die Ent­wickelung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen uns und unseren Kolonien, sowie zwischen uns und den Ver. Staaten. Wenn wir die Freundschaft der angelsächsischen Rasse besitzen, giebt es keine andere Kombination, welche uns Furcht einflößen könnte."

Die Rede ist insofern verständiger, als die bisherigen offiziellen englischen Auslassungen betreff« Deutschlands, weil sie nicht einfach verlangt, daß sich unsere Politik von London aus ins Schlepptau nehmen lassen soll.

Würrtteurbersisehei; L«rirdt«rs.

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 10. Dez. (247. Sitzung.) Präsident Payer gedenkt nach Eröffnung der Sitzung des Hingangs

der Prinzessinnen Auguste von Sachsen-Weimar und Katharina von Württemberg und teilt mit, daß der König den Vorstand des Abgeordnetenhauses in Audienz empfangen werde. So­dann wird der wiedergewählte Abg. für Ellwangen, Landger.- Direktor Nieder für legitimiert erklärt und nimmt seinen Sitz wieder ein. Unter den Einläufen befindet sich eine Petition von Manufakturwarenhändlern auf Einführung einer Umsatzsteuer für die großkapitalistischen Detailgeschäfte. Erste und zweite Beratung des Initiativantrages des Ab­geordneten Häbnle auf Abänderung des Gesetzes über die Errichtung von Handels- und Gewerbekammern. (Es handelt sich darum, daß die gegenwärtigen Handelskammermitglieder bis zur Vornahme der Neuwahlen aus Grund des neuen Gesetzes in Funktion bleiben.) Ohne Debatte wird dieser von K. Haußmann veranlaßte Initiativantrag angenommen. Es folgt die Beratung der Petition von 19 Verlegern von Lokalzeitungen um Aufhebung des Amtsblatt-Privilegs, so­wie der Gegeneingabe von 54 Amtsblatt-Besitzern. Ref. Hoffner beantragt über die erste Petition zur Tages- Ordnung überzugehen und damit die zweite für erledigt zu erklären. Schmidt-Maulbronn: Er könne sich wohl in einigen Punkten mit den Anschauungen des Ref. ein­verstanden erklären, unbegreiflich sei aber, warum es nicht möglich sein solle, den Pauschalbetrag gleichmäßig zu ver­teilen, ohne die Konkurrenz aufzuheben. In Stuttgart z. B. erhalten sämtliche Parteiblätter einen gleich hohen Pauschalbetrag, und die Gemeindeverwaltung habe voriges Jahr gedroht, eine eigene Gemeindezeitung herauszugebsn, wenn die Parteiblätter eine Erhöhung der Vergütung ver­langen würden. Man könne sich darauf verlassen, daß ein Amtsblatt-Verleger jederzeit leicht zu finden sein werde. Was den Ministerialerlaß vom 10. Januar 1896 anbelange, so könne er mitteilen, daß dieser bei den Zeitungsbesitzern des Landes nictft allgemein bekannt gewesen sei. Der Kommissionsbericht leide an verschiedenen Mängeln und habe nicht alle Fälle genügend berücksichtigt. Wenn Aussicht vor­handen wäre, würde er der Regierung die Petition der Lokalblattverleger zur Berücksichtigung überweisen. Unter den gegebenen Umständen stelle er den Antrag, den Gegen­stand zur nochmaligen Behandlung an die Kommission zurück­zuweisen. Eckard (Ctr.) begründet seinen Antrag, die Petition insoweit, als das Verlangen auf gleichmäßige Zu­weisung der amtlichen Anzeigen in Betracht kommt, der Regierung zur Kenntnisnahme zu übergeben. Was das Verlangen auf gleichmäßige Verteilung von Pauschal- betrügen anbetnfft, so beantrage er Uebergang zur Tages­ordnung. Minister v. Pischek: Wir dürfen in Württem­berg sagen, daß unser Amtsblätterwesen weise geregelt und der Staat durch die Amtsblätter billig bedient ist. Die Amtsblätter bieten den Vorteil, daß sie einen großen ge­mischten Leserkreis haben und die verschiedensten politischen Parteirichtungen umfassen. Die große Mehrheit dieser Blätter verfolge keine ausgesprochene Tendenz, sondern be­mühe sich, nach allen Seiten hin zu gefallen. Es sei als Wohlthat zu bezeichnen, daß nicht alle Blätter des Landes auf einen gewissen Parteistandpunkt eingeschworen sind. Wir haben in Württemberg Amtsblätter, die den demokratischen, konservativen, bauernbündlerischen und klerikalen Standpunkt vertreten. Daraus geht hervor, daß die Regierung ihrer­seits keinen maßgebenden Einfluß auf sie auszuüben sucht. Wir haben in Württemberg auch keine offizielle oder offiziöse Korrespondenz, wodurch die Amtsblätter gezwungen wären, bestimmte Artikel aufzunehmen. Die Regierung geht mit offenem Visir vor und benutzt für ihre Zwecke lediglich den Staatsanzeiger". Von der Regierung könne man unter keinen Umständen verlangen, daß sie ihre Anzeigen denjenigen Blättern zuwende, welche die Handlungen der Regierung täglich verunglimpfen, die Autorität der Regierung und die Achtung vor sich selbst untergraben und dem Publikum gegenüber die Begriffe verwirren. Wir bitten über die Petition nach dem Vorschlag der Kommission im Interesse des Landes zur Tagesordnung überzugehen. Haußmann- Balingen (Volksp.): Der Kommissionsbericht erschöpfe die Materie nicht. Eine Reihe von wichtigen Momenten sei entweder gar nicht erwähnt oder oberflächlich behandelt. Diewohlerworbenen Rechte" der Amtsblattbesitzer seien mit denen der Amtsvorsteher zurückzuweisen. Die Erklärung des Ministers, die Regierung gehe stets mit offenem Visier vor, erschiene ihm sehr acceptabel. Allein es komme hierbei nur das Ministerium in Betracht, nicht aber das Verhalten der ihm unterstellten untergeordneten Instanzen. Es gebe in Württemberg viele Oberamtsleute, die in die Amtsblätter schreiben oder schreiben lassen und einen moralischen Druck auf sie ausüben. Redner führt eine Reihe von Fällen an, auch einen aus seiner praktischen Erfahrung. Ein Oberamt­mann, der inzwischen verstorben ist und dem es also nicht

mehr weh thnt, habe einmal einen hektographierten Artikel an einige Blätter versandt und dabei die Person des Redners heftig angegriffen. Wir freuen uns darüber, daß die gegen­wärtige Regierung es als Anstandspflicht erachtet, nur mit offenem Visier zu operieren, und wir möchten an sie die Bitte richten, diesen Grundsatz auch auf die übrigen Stellen des Departements auszudehncn. An dem Ministerialerlaß ist zu tadeln, daß die Oberamtmänner sich gegenüber dem Verlangen der Lokalblattbesitzer ausreden und ihnen durch Erschwerung die Vorteile des Erlasses illusorisch machen können; deshalb haben sich auch nur wenige Ver­leger gemeldet. Es sei doch ein kleinlicher Standpunkt, daß man wegen ein paar Groschen eine die Oeffent- lichkeit nahe berührende Angelegenheit solchermaßen behandeln solle. In welcher Zeit leben wir denn? Ist es denn ab­solut nötig, daß man zur Vervielfältigung von Schriftstücken extra einen Schreiber hinsetzt? Es giebt doch heutzutage Vervielfältigungsmaschinen genug. Der Staat müsse froh und dankbar sein, wenn alle in einem Bezirk erscheinenden Blätter die Anzeigen gleichmäßig veröffentlichen, und man sollte daher gegen die Lokalblätter so loyal wie möglich verfahren. Den Amtsblättern hafte auch heute noch etwas von dem früheren Frohnbotenwesen an und die Regierung verschaffe ihnen zum Dank für ihre Frohndienste einen Zwangsleserkreis. Wenn dem Minister das Wort Privileg nicht gefällt, so will Redner cs durch die Bezeichnung Monopol" ersetzen. Der Ministerialerlaß sei nur von einem Ressort ausgegangen; wo aber sind bis heute die übrigen geblieben? Haußmann bemerkt schließlich, daß «r zunächst dem Antrag Schmidt zustimme; für den Fall der Ablehnung beantrage er, die erste Petition der Regierung zur Erwägung zu übergeben. Es sprechen noch Minister von Pischek, Henning, Gröber, worauf der Antrag Eckard mit Majorität angenommen und die Anträge der Abg. Schmidt und Hauß­mann, sowie der Kommissionsantrag durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt wird.

^«rir-esiiLretzviehteir.

* Altensteig, 12. Dez. Der Unterhaltungsabend, welchen der Kirchenchor gestern abend im Gasthof zur Traube gab, war recht zahlreich besucht. Auch von auswärts waren Teilnehmer erschienen. Zur Aufführung kamen gemischte und Frauenchöre, Quartette, Terzette, Duette, Sopransolos, welche zumeist recht lebhaft applaudiert wurden. Herr Stadtpfarrer Breuninger begrüßte die Versammlung und sprach für das zahlreiche Erscheinen den herzlichsten Dank aus. Eine Zwischenpause benützte Herr Stadtpfarrer um über Dr. Martin Luther's Familienleben einen Vortrag zu halten. In lieblichen Bildern wußte der geehrte Redner so manches aus dem ächt christlichen Haushalt und gastlichen Hause Luthers zu erzählen und es lauschte die Zuhörerschaft den Ausführungen mit größter Aufmerksamkeit. Zum ge- bührenden Danke für den schönen Vortrag forderte Herr Kameralverwalter Schund zum Erheben von den Sitzen auf, welcher Aufforderung bereitwilligst entsprochen wurde. Der Abend hat sich recht genußreich gestaltet und sind wohl alle Teilnehmer von dem Unterhaltungsabend, in welchem sich alle Mitwirkenden vor allem aber Herr Siadtpfarrer Breuninger und der Dirigent des Kirchenchors, Herr Lehrer Finkh sehr verdient gemacht haben, wohlbefriedigt worden.

* Altensteig, 12. Dez. DerSchwarzwald-Bienen- zucht-Verein" hielt am Sonntag, den 11. Dezember, seine Herbst-Versammlung bei Mitglied Großmann in Ueberberg ab. Aus dem vom Vorstand gehaltenen Vortrag überDie Biene im Volksglauben und Volksmunde" ent- nehmen wir folgendes: Die Biene wird seit Menschenleben von den Menschen geliebt, gepflegt und geachtet. Aus dem Sagenkreis heidnischer Vorzeit kommt sie herüber ins christ- liche Altertum, ein wundersames Wesen geehrt, geliebt, gepflegt, solange die Erde steht. Den alten Deutschen schon galt sie als ein heiliges Tier. Der lautere, süße Honig bildete bei den Griechen den Hauptbestandteil des Götter- trankes bei den Germanen wurde er dem Götter- und Heldentrank beigemischt. Im Walhalla, dem göttlichen Freudensaale, erhielten die im Kampf gefallenen Helden den aus Honig bereiteten Meth durch die lieblichen Göttermäd- chen gereicht. Griechen, Römer und Germanen glaubten allgemein, die Bienen entnähmen den Honig nicht den Blüten, sondern erhalten ihn als Himmelstau. Die alten Deutschen lehrten: Mit besonderem Wohlgefallen hat Gott bei Er- schaffung der Welt auf die Biene herniedergeschaut und er- laubte als Ausnahme der Biene, auch am Sabbath sammeln zu dürfen. Nach Einführung des Christentums galt die Birne noch mehr als früher als ein unverletzliches, beinahe als ein hl. Tier, spendete sie doch der Kirche Wachs. Die