* Stuttgart, 1. Dez. (244. Sitzung.) Eingelausen sind verschiedene Petitionen, darunter eine solche des Schutz- Vereins für Handel und Gewerbe um anderweitige Be­steuerung der großkapitalistischen Detailgeschäfte, ferner eine solche um Konzessionierung einer elektrischen Straßenbahn von Heilbronn nach Sontheim und Erlaß eines Kleinbahn­gesetzes und ein Gesuch des Landesvorstandes der sozial­demokratischen Partei um präzise Auslegung des Art 1. des Reichs-Preßgesetzes betr. die Verteilung von Flugblättern. Hierauf erstattet Frhr. v. Breitschwert namens der Justizgesetzgebungskommission Bericht über die Eingaben der Marie Eichele von Obersontheim, jetzt in Hoheneck, O.-A. Ludwigsburg, die sich in einer Teilungssache seitens der Teilungsbehörde für benachteiligt hält. Die Kommission be­antragt Eröffnung an die Petentin, daß weitere Eingaben in der Sache, sofern sie nicht wesentlich Neues enthalten, zu den Akten gelegt werden. Nach kurzer Debatte wurde Uebergang zur Tagesordnung beschlossen. Ueber die Be­schwerde der Eva Wurster wegen unwürdiger Belästigung durch die Geheimpolizei wird dem Antrag des Berichterstatters Eckard gemäß ebenfalls zur Tagesordnung übergegangen, nachdem man eine weitere Petition (A. Bauer) der Regier­ung zur Erwägung übergeben hatte, schloß die heutige Sitzung. Morgen Beratung des Kommunalsteuergesetzes.

* Alten steig, 3. Dez. Indem gestrigen Artikel, das Telephon betr., ist durch Versehen des Setzers eine Aus­lassung vorgekommen. Es soll heißen in Zeile 3:wegen Anschluß der hiesigen Güterstelle an die seit 25. Oktober eröffnet« öffentliche Telephon-Anstalt". Sodann ist zu berichtigen, daß nicht die K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen, sondern die K. Generaldirektion der Staatseisenbahnen die Eingabe des Gewerbe­vereins abschlägig beschieden hat. Wir bedauern die vor­gekommene Verwechslung.

* Alten steig, 3. Dez. Mit den in Sicht befind­lichen Christbaumfeiern sind landauf landab die obligaten Gabenverlosungen verbunden, die die einzelnen Vereine für ihre Mitglieder veranstalten und die in der Regel auch nur in diesem Sinne von den zuständigen Behörden kon­zessioniert werden. Nichts desto weniger pflegt es da und dort mit dem Verkaufe der Lose nicht so genau genommen zu werden. Zweck dieser Zeilen ist, die Vereinsvorstände und Kassiere, um sie vor Schaden zu bewahren, darauf auf­merksam zu machen, daß der Verkauf solcher Lose au Per­sonen, welche nicht dem betr. Verein angehören, verboten ist und daß die Zuwiderhandlung gegen dieses Verbot Strafe nach K 286 des Reichsstrafgesetzbuchs zur Folge hat. Dieser Klautet:Wer ohne obrigkeitliche Erlaubnis öffent­liche Lotterien veranstaltet, wird mit Gefängnis bis zu 2 Jahren oder mit Geldstrafe bis zu 3000 Mk. bestraft. Den Lotterien sind öffentlich veranstaltete Ausspielungen beweg­licher oder unbeweglicher Sachen gleich zu achten."

* Stuttgart, 1. Dez. DerBund der Landwirte in Württemberg" hielt gestern seine Landesversammlung ab, wobei nach einem Referat des ritterschaftlichen Abgeordneten Freiherr v. Gaisburg-Helfenburg über die Fleischteuerung und Fleischnot folgende Resolution mit Stimmenmehrheit angenommen wurde: Die heute im Bürgermuseum versammelten Landwirte Württembergs stellen an die Regierung die dringende Bitte, im Bundesrat dahin zu wirken, daß den Anträgen auf Aufhebung der Einfuhr­verbote und Einfuhrbeschränkungen von Schlachtvieh aus dem Auslande nicht entsprochen werde. Jede Erleichterung der Einfuhr vom Ausland würde nur zur Weiterverbreitung der unfern Viehbeständen so verderblichen Seuchen bei­tragen, und damit die im Jnlande ergriffenen Maß­nahmen zur Bekämpfung derselben unwirksam machen. Das Bestehen einer Fleischnot läßt sich aus dem derzeiti­gen Stand der einheimischen Viehzucht durchaus nicht her­leiten, und es liegt auch im Interesse der Bewohner unserer Städte, daß ein wirksamer Seuchenschutz an der Grenze er­halten bleibt, weil die deutsche Landwirtschaft nur dann im stände ist, zu mäßigen Preisen dem stets sich steigernden Bedarf an Fleisch nachzukommen, wenn sie gegen die un­geheuren Verluste durch Viehseuchen geschützt ist."

* In der Automatenhalle zuKarlsruhe ist auch ein sog. Wechselautomat aufgestellt, der auf den Einwurf eines Markstückes eine Rolle von zehn Nickelstücken herausgiebt. Dieses machte sich ein Besucher der Halle zu Nutzen. Er warf in den Automaten zwei Blechmarken in Größe und Schwere eines Markstückes und erhielt dafür von dem

Automaten zwei Rollen Nickelstücke. Auf die Ermittlung dieses Schlaumeyers wurden von dem Besitzer der Autowaten- halle 10 Mk. Belohnung ausgesetzt.

* Berlin, 1. Dez. Die Antwort des Kaisers auf die Anrede des Bürgermeisters bei seinem heutigen Einzug in Berlin lautete nach Meldungen der Blätter etwa folgender­maßen : Ich danke Ihnen zugleich auch im Namen der Kaiserin für den uns gebotenen Empfang. Mich freut es, in die Vaterstadt wieder zurückzukehren, nach der Reise, auf welcher wir großartige Eindrücke gewonnen haben auf dem Gebiete der Religion, Kunst und Industrie. Eins muß ich sagen, daß ich in allen Ländern und allen Städten den deutschen Namen geschätzt und geachtet gefunden habe, wie nie zuvor, und ich hoffe, daß dies so bleiben wirv und daß die Reise dazu beigetragen hat, der deutschen Energie und deutschen Thatkraft neue Absatzgebiete zu eröffnen, und daß es mir gelungen ist, Mitzuwirken, den Völkerfrieden zu be­festigen. Ich kehre gern nach Berlin zurück, der Stadt, welche, wie Sie wissen, und wie Sie sehen, ich stets fördere, um meine Arbeiten wiederaufzunehmen und hoffe, daß das städtische Gemeinwesen unter Ihrer Leitung wie bisher sich segensreich entwickeln wird, ohne Rücksicht auf Parteiungen. Ich sage Ihnen auch im Namen der Kaiserin meinen Dank, daß Sie sich trotz des schlechten Wetters nicht haben ab­halten lassen, mir diesen patriotischen Empfang zu bereiten und beauftrage Sie, meinen Dank den städtischen Behörden zu übermitteln.

* Berlin. 2. Dez. Aus Madrid wird gemeldet: Mehrere Blätter melden, daß Verhandlungen wegen des Verkaufs der Karolinen an Deutschland stattfinden.

D Der oberste Gerichtshof des Heeres wird seinen Sitz in Berlin haben und in drei Senate von je fünf Mitgliedern zerfallen. Der eine von diesen drei Senaten wird der bayrische sein. Sein Vorsitzender, seine Mitglieder und sein Militäranwalt werden von Bayern ernannt werden. Wenn Konflikte in der Rechtsprechung zwischen den drei Senaten entstehen, so werden sie unter dem vom Kniser ernannten Vorsitzenden zu einer Plenarsitzung zusammentreten. Bayern wird also auf oie Beschlüsse des obersten Militärgerichtshofs einen viel größeren Einfluß ausüben, als ihm nach der Höhe seines Kontingents selbst dann zukäme, wenn es, wie die Militärvorlage in Aussicht nimmt, auf drei Armeekorps er­höht wird.

* Koblenz, 2. Dez. Hauptmann Feez, Bezirksoffizier in Forbach, erschoß sich hier in der Wohnung seiner Mutter.

Ausländische».

* Wien, 2. Dezember. Abg. Dr. Menger, dem der Orden der Eisernen Krone verliehen wurde, richtete an den Minister Grafen Thun ein Schreiben, worin er erklärt, daß er nicht in der Lage sei, diese Auszeichnung anzunrhmen, da sie auf Vorschlag eines Ministeriums verliehen wurde, gegen das er aus nationalen und politischen Gründen in entschiedener Opposition stehe.

* Budapest, 2. Dez. Das Regierungsjubiläum des Monarchen wurde durch Festgottesdienste in allen Kirchen und durch Festessen in den Kasernen gefeiert. Den Fest­gottesdiensten wohnten die Minister, das Consularcorps, die Behörden und das Offizierkorps der Garnison bei. Später fand die Verteilung von Jubiläumsmedaillen statt. Auch in den Provinzstädten wurden gleiche Feiern veranstaltet.

* Vor 10 Jahren ermordete der junge Severo Spediacci aus Gesuello bei Spezia in Italien aus Eifersucht einen gewissen Rosaia. Da er minderjährig war, wurde er zu nur 10 Jahren Gefängnis verurteilt, die er im April d. I. verbüßt hat. Bald nachdem er das Gefängnis verlassen hatte, trat er in Beziehungen zu einem Mädchen seiner Heimat; aber als dieses von der Verurteilung hörte, wollte es von dem gefährlichen Menschen nichts mehr wissen. Dieser Tage wollte Spediacci ein letztes Wort mit der Geliebten sprechen, und als sie bei ihrer Weigerung, den Verkehr fort­zusetzen, blieb, feierte er einen Revolverschuß gegen sie ab und verwundete sie an der Wange. Dann ging er nach Biliolo und suchte den 65 Jahre alten Flurwächter Pietro Lucchesie auf, der im ersten Mordprozesse Spediacci Be­lastungszeuge gewesen war. Als er dem Beamten gegenüber­stand, streckte er ihn, ohne ein Wort zu verlieren, durch einen Revolverschuß nieder. Darauf erschoß Spediacci einen an­deren Belastungszeugen, den Landwirt Lombardi. Nun suchte er den Pfarrer Ravazi auf, der gleichfalls gegen ihn ausgesagt hatte; aber die Köchin des Pfarrers erwiderte, daß der Geistliche nicht zu Hause sei.Sein Glück," sagte Spediacci und entfloh; bis jetzt ist er noch nicht ergriffen worden.

* Paris, 1. Dez. Der österreichische Botschafter wird

beute dem Kaiser persönlich im Aufträge des Kaisers von Oesterreich die goldene Jubiläumsmedaille überreichen.

* Paris, 1. Dez. Nach einer Meldung derAgence Havas" aus Madrid sind dort Nachrichten von den Philippi­nen eingetroffen, denen zufolge die Aufständischen die ame­rikanische Herrschaft zurückweisen würden; sie würden die Amerikaner bis aufs Aeußerste bekämpfen, und wollten 10 000 Mann spanischer Truppen als Gefangene zurückhalten, um sie zu zwingen, gegen die Amerikaner zu kämpfen.

* Parls , 2. Dez. (Kammer.) Der Nationalist Gauthier de Clagny beantragt die Dringlichkeit für seinen Gesetzes­vorschlag, der die allgemeine Wahl für den Senat einführen soll. Dupuy macht bezüglich des Inhalts des Antrages alle Vorbehalte, bittet aber die Dringlichkeit abzulehnen. Der Kammer gezieme es nicht, ein Gesetz zu überhasten, das die Grundlage des anderen Hauses antaste. Der Sozialist Biviani befürwortet die Dringlichkeit, weil der Antrag den ersten Schritt zur Beseitigung des Senats bedeute. Die Abstimmung ergiebt die Annahme der Dringlichkeit mit 245 gegen 228 Stimmen.

W Paris, 3. Dezbr. Die Demission Znr- linden's steht bevor, alsdann dürfte auch das Verfahren gegen Piequart eingestellt werde».

* London, 2. Dez. Nach einer bei Lloyds eingegangenen Meldung aus Lissabon berichtet das SchiffHolbein", es habe den DampferClan Drumond" im Meerbusen von Biscaya untergehen sehen und 23 Mann der Besatzung gerettet, während die übrigen 37 ertrunken seien.

^ Konstantinopel, 1. Dez. Heute nachmittag ist der Pforte von dem Dragomans der vier Mächte die Notifi­kation betr. die Ernennung des Prinzen Georg von Griechen­land zum Oberkommissar von Kreta überreicht worden. Die Notifikation ist begleitet von einer Note, in der erklärt wird, die vier Mächte würden die Interessen der öffentlichen ottomanischen Schuld auf Kreta wahren.

* Kanea, 1. Dezemb. Unter den Klängen russischer Marinemusik und Ovationen der Menge übergaben heute 300 Christen von Akrotiri ihre Waffen dem französischen Kommando.

* New-Dark, 1. Dezember. Ein Telegramm aus Managua besagt, die Begründer der Vereinigten Staaten von Zentralamerika erklären die große Republik von Zentral­amerika für aufgelöst. Nicaragua und die anderen Staaten nehmen den Charakt-r als vollkommen selbstständige Staaten an. Der Friede scheint bisher nicht bedroht.

H«rirdel rrird Ve<EetzV.

* Heilbronn, 30. Nov. Der gestrige Viehmarkt war sehr stark befahren. Es waren zu Markt gebracht: 151 Ochsen, 153 Kühe und 395 Stück Jungvieh. Im ganzen etwa 150 Stück mehr als am vorigen Markt, wovon 120 Stück von Händlern eingeführt wurden. Der Verkauf ging, da viele Händler am Platze waren, gut. Preise gut für Fettvieh, Milchkühe und Jungvieh, bei Ochsen, deren Verkauf flau ging, etwas rückgängig, was daher rühren mag, daß in letzter Zeit verschiedene Waggons Ochsen aufgekauft worden sind und daher gestern wenig Liebhaber am Platze waren.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

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Kammer der Abgeordneten.