Erscheint Dienstag, Donnerstag, DamStag und Sonntag mit der GratiS-Beilage .Der Sonntags. Gast.'

Bestellpreis pro Quartal im Bezirk Nagold

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Man abonniert auSwirtS auf dieses Blatt bei den Kgl. Postämtern und Postboten.

Samstag, 3. Dezember

EinrückungSpreiS für Altensteig und r ohe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 Pfg. bei mehrmal. je 6 auswärts je 8 Pfg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum.

Verwendbare Beiträge werden dank­bar angenommen.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

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1898.

Amtliches.

Nach einer im .Staats-Anzeiger" veröffentlichten Bekanntmachung wirb auch im kommenden Jahre eine Anzahl von Mädchen zum Dienste bei den größeren Telephonaaflalten des Landes angenommen werden. Die Aspirantinnen müssen zwischen 16 und 2S Jahre alt, gesund und aut gebildet sein. Die Anstellung hängt von einer Prüfung ab. Gesuche um Annahme find bis 31. Dezember an die Generaldirektion der Posten und Telegraphen einzureichen.

Die zweite Dienstprüfung für BolkSschullehrer hat u. a. mit Er­folg bestanden: Jakob Kocher, Seminarunterlehrer in Nagold.

(Auszug aus der Geschworenenliste des Schwurgerichts Rottweil pro 4. Quartal 1898.) Georg Lieb, Kaufmann in Freudenstadt; Jo­hannes Bahnet, Bürgerausschußobmann in Obermusbach; Johannes Pfeisle. Gutsbesitzer in Göttelfingen.

Zur angebliche« Aleifchuot u«d Fleischteuerurrg.

(Schluß.)

3. Bei Kalbfleisch hatten wir höhere Durchschnittspreise als Heuer mit 1.45 Mk. pro KZ, in den Jahren 1894 bis 1895 mit 1.52 Mk. beziehungsweise 1.50Mk.; der niederste Preis differierte abgesehen von dem Jahre 1893 nie mehr als 810 Psg. pro kx gegen den heurigen Preis. Der Verbrauch in Kalbfleisch hat sich in den letzten zehn Jahren nicht wesentlich geändert. Im Jahre 1889 wurden 40555 Kälber geschlachtet, im Jahre 1897 41527 Stück. Das Kalbfleisch nahm am Gesamtfleischverbrauch der Stadt im Jahr 1889 noch mit 15,7°/, 1897 mit nur 12,8°/« teil. Die Preise für Kalbfleisch, obgleich dieselben nachgewiesener­maßen keine abnorm hohen sind, können für unsere Betracht­ung nicht maßgebend sein, in erster Linie, weil Kalbfleisch wohl zum wenigsten Gegenstand der Einfuhr aps dem Aus­land sein könnte, da es im lebenden wie geschlachteten Zu­stand weite Transporte kaum erträgt, zudem ist Dasselbe nicht eigentlichVolksnahrungsmittel" zu nennen, es unterliegt daher auch mehr als jede andere Fleischsorte Saisonpreisen und differiert hier zugleich Schlachtpreis und Ladenpreis am meisten. Nach meinen eigenen Notizen und nach Umfrage bei anderen Landwirten hält sich der Lebend-Preis für Kalb­fleisch schon seit wehr als zehn Jahren zwischen 36 u. 45 Pfg. pro Pfd. und wird heute auf dem Lande nicht mehr als 42 Pfg. pro Pfund lebend bezahlt.

4. Schaf- und Ziegenfleisch wird bei uns noch viel zu wenig genossen, was der Landwirt nur aufrichtig be­dauern kann, es bleiben daher die Preise schon seit langer Zeit gleich niedrig, obgleich sich die Qualität wesentlich verbessert hat; 1889 nahmen beide Kategorien zusammen mit 1,5°/o, 1897 mit 1,4°/o am Gesamtflcischverbrauch der Stadt Stuttgart teil.

5. Beim Schweinefleisch waren die Preise von 1889 bis 1895 schwankend zwischen 1.46 Mk. im Jahr 1890 und 1.35 Mk. im Jahr 1893. 1896: 1.28 Mk. pro LZ, 1897: 1.44 Mk. pro 1898: 1.53 Mk. pro KZ. Wäh­rend im Jahre 1889 nur 33 998 Stück Schweine geschlachtet

wurden, wurden im Jahr 1897 im ganzen 53 660 Stück geschlachtet, und während im Jahr 1889 das Schweinefleisch am Gesamtfleischverbrauch der Stadt Stuttgart nur mit 26,20/y teilgenommen, steigerte sich der Verbrauch im Jahre 1897 auf 33,6°/o. Gesteigerter Nachfrage und erhöhtem Verbrauch pflegen im allgemeinen nach volkswirtschaftlichen Gesetzen so lange erhöhte Preise zu entsprechen, bis die ge­steigerte Produktion der Nachfrage genügt. Rückhaltlos ist jedenfalls zuzugeben, daß die Preise für Schweinefleisch im letzten Jahrzehnt, wenn auch mit starken Schwankungen, so doch stetig steigende sind. Dennoch kann ich den Grund für die höheren Preise nicht direkt und allein auf mangelnde Zufuhr aus dem Jnlande zurückführen. Gar häufig sind die Unterhändler, wie schon oben gesagt, genötigt, zum Markt gestellte Schweine bis zum nächsten, ja übernächsten Markttage einzustellen, und gar mancher Landwirt, der gerne sein Schwein bei den gegenwärtig guten Preisen verkaufen möchte, hört von dem Abnehmer, sei er Schlächter, sei er Unterkäufer:Es giebt Schweine genug, wir können bei den schlechten Zeiten so hohe Preise nicht anlegen!" Eine Erfahrung, die mir jeder Landwirt bestätigen muß und die auch aus der Monatspreisstatistik jeden Jahres deutlich her­vorgeht, lehrt uns, daß die Schweinepreise vom Frühjahr bis über den Hochsommer fallen, und erst vom Spätjahr an wieder anziehen, was daher kommt, daß der Landwirt im Sommer den Ausbruch der Schweineseuche befürchten muß, und wenn dieselbe im Dorf ausgebrochen ist, seine Ställe so rasch wie möglich räumt. Gegen Spätjahr und Winter will der Bauer seine Bestände wieder ergänzen, es erhöht sich deshalb die Nachfrage und es mangelt an Schlacht­tieren umsomehr, als zuvor vielfach unreife Tiere geschlachtet wurden und auch der Landmann im Winter eher Verwendung für Schweinefleisch im eigenen Haushalt hat.

Kann hier nun eine schrankenlose Einfuhr von Schweinen Wandel schaffen? Sicherlich nicht! Durch vermehrte Ein­fuhr wird auch die Verseuchung unserer Bestände vermehrt, und damit würden die Preisschwankungen ebenfalls ver­mehrt, ja, es würde die Schweinehaltung in vielen Fällen gänzlich unmöglich gemacht, was jedenfalls zur Verbilligung des Schweinefleisches nicht beitragen und uns von Jahr zu Jahr abhängiger vom Ausland machen würde.

Ganz im Gegenteil sehe man peinlich darauf, daß wir gegen das seuchenverdächtige Ausland abgesperrt werden und rotte im Inland die Seuchen aus durch Impfung, ja sogar durch Impfzwang, der doch sonst so beliebt ist, dann werden wir auch in Württemberg einen neuen Aufschwung der Schweinehaltung und stabilere Preise zu verzeichnen haben. Zur Zeit aber lasten die ungeheuren Verluste durch die Seuchen lähmend auf diesem Gebiete; belief sich doch nach dem neuesten statistischen Jahrbuch für Württemberg

im Jahr 1897 der aus der Rotlaufseuche erwachsene Ver­lust auf 327197 Mk.! Die höheren Schweinepreise sind aber auch noch bedingt und berechtigt durch andere Ver- hältnisse. Man sucht gegenwärtig nicht mehr wie früher ausgemästete, fette Schweine, sondern jüngere Tiere mit durchwachsenem Fleisch, die älteren fetten Schweine sind nahezu unverkäuflich nicht zum wenigsten darum, weil dre Konkurrenz des amerikanischen Schweineschmalzes den Wert des Schweinefetts um mehr als die Hälfte gedrückt hat. Auch die Därme haben nicht mehr denselben Wert wie früher. Somit trifft auch für die erhöhten Schweine­fleischpreise nicht die Begründung zu, die von der gegnerischen Seite mit mehr Geräusch als Inhalt beliebt wird.

Schwankungen in den Biehpreisen sind bedingt durch die Natur des landwirtschaftlichen Betriebes, solche sind aber nicht allein den Biehpreisen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen eigen, sondern der Mehrzahl aller Produkte auf dem Weltmarkt, und eben den Schwankungen in der Preisgestaltung verdankt nicht zum wenigsten der so wichtige Handel seine Existenz und seine Berechtigung, v. G.-H.

Laservslttrr.

Eine neue Militär-Vorlage steht bevor. Die Friedens­stärke des Heeres soll um 11424 Mann und 2850 Pferde vermehrt werden. Die letzte Militärvorlage von 1893 erhöhte die Friedenspräsenz von 468 000 auf 487 000 Mann und jetzt kommen wir also netto auf eine halbe Million. Eine Vermehrung der Militärlasten erwächst daraus aber weder für den Staat, noch für die einzelne Person, denn zieht man die Bevölkerungsvermehrung in Betracht, so erweist sich die Ziffer der Hceresverstärkung als ihr noch nicht einmal angepaßt. Unser Volk steigt in seiner Zahl jährlich um nahezu 700000 Köpfe, also um etwa 3^/? Millionen innerhalb der fünfjährigen Bewilligungsperiode. Würden nun die Rekruteneinstellungen einfach in demselben Prozent­satz wie 1893 erfolgen, so könnte unser fruchtbares Volk

um 30 000 Mann seine Friedensstärke vermehren.

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Betreffs der lippeschen Angelegenheit kursiert nach dem B. T. in Bundesratskreisen die Ansicht, daß sich wahrschein­lich der Bundesrat darauf beschränken wird, den Schieds­spruch des Königs von Sachsen als einzige Richtschnur seines Verhaltens anzusehen, und zwar so, daß durch diesen Schieds­spruch. der den Grafen Ernst zu Lippe-Biesterfeld zur Führung der Regentschaft berief, auch die Thronfolgefrage in Lippe-Detmold als zu Gunsten der Nachkommen des Grafen geregelt angesehen wird.

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Es war eine bitternste Zeit, als am 2. Dezember 1848 Kaiser Franz Josef den Thron bestieg. In Oesterreich-

«8 Lefefrucht. K

Werde munter, mein Gemüte,

Und vergiß der Angst und Pein,

Groß ist Gottes Gnad' und Güte,

Groß muß auch dein Hoffen sein!

Zwischen zwei Wetten.

Roman von Louise Cammerer.

(Fortsetzung.)

In Dresden fand ich gute Stellung, allein kaum war ich einigermaßen zur Ruhe gelangt, als ich einen Brief von Marthas Hand erhielt, der mir ihr ganzes Unglück schilderte. Mein Bruder war durch das Mißgeschick gleichgültig und unthätig geworden und hatte sich dem Trunk ergeben. Die Wirtschaft ganz verkommen lassend, setzte er den ruhigen Vorstellungen seiner Gattin die roheste Behandlung ent­gegen. Ihre Eltern hatten sich des erst vor kurzem ge­borenen Kindes angenommen. Um einem Weiterleben mit dem Verhaßten zu entgehen, schrieb sie, bleibe ihr weiter nichts übrig, als ihr trauriges Dasein zu beendigen.

Die unwürdige Behandlung, die mein Bruder dem Mädchen meiner Liebe widerfahren ließ, erweckte mein Mit­leid und dieses Gefühl steigerte sich zur alten Liebe; ich schrieb ihr und bot ihr weine Hilfe an. Sie antwortete wieder und wieder und allmählich sprach der alte vertrau­liche Ton aus unfern anfangs nur freundschaftlich beraten­den Briefen. Meine ehrliche Natur sträubte sich gegen diesen Betrug ; was konnte, was durfte mir das Weib meines Bruders fein, welcher der Vater ihres Kindes war? Indes durch tausend täuschende Scheingründe brachte ich wein Ehrgefühl zum Schweigen. Noch immer standen wir uns fern, noch immer lag die Untreue nur in Gedanken.

Da eines Abends kam sie zu mir nach Dresden ge­reist bleich, verhärmt, ein Schatten ihres früheren Jchs. Durch den leichtsinnigen Lebenswandel meines Bruders war

das Gut unter den Hammer gekommen, er hatte sie und sich erschießen wollen. Bei Nacht und Nebel war Martha dem grausamen Familienzwist entflohen und flehte nun auf den Knieen um meine Hilfe. Ich liebte sie noch immer und zog sie an mein Herz. Die Hälfte meiner geringen Ersparnisse des letzten Jahres sandte ich an meinen Bruder, mit der andern Hälfte reiste ich mit Martha nach Hamburg ab, von dort nach Amerika, wo wir uns zivilrechtlich ver­banden. Nach Jahren zog ich unter der Hand Erkundig­ungen aus der Heimat ein und vernahm, daß wein Bruder am Säuferwahnsinn zu Grunde gegangen, sein Kind aber bei den Eltern Marthas wohl versorgt sei. Gern hätten wir dieses zu uns genommen, allein es den Großeltern zu entziehen, vermochten wir damals nicht.

Mein lieber Sohn, ich fordere dich nun auf, dieses Unrecht an dem Sohn meines Bruoers, der ja auch dein Halbbruder ist, zu sühnen und einen Teil meines großen, dir hinterlaffenen Vermögens an ihn zu übermitteln. Du hast Millionen und bedarfst bei deiner fast klösterlich einfachen Lebensweise so wenig. Mein letzter Wille ist es, daß du selbst nach Deutschand gehst, um nach deinem Halb­bruder oder dessen Nachkommen zu forschen und denselben ein Vermögen sicher zu stellen, welches sie vor Not schützt. Hunderttausend Dollar bestimme ich aus meinen reichen Mitteln, und bitte dich, dies als meine letzte nicht zu um­gehende Verfügung anzusehen. In der Voraussicht, daß du, mein Sohn, meinen letzten Willen bestimmt und unweigerlich achtest, verbleibe ich in ewiger Liebe dein treuer Vater Johann Wolfgang Leuthold."

Mister Brown faltete die Schrift zusammen. Ein gespannter, nachdenklicher Zug lag auf seinem Angesicht. Also das war das Geheimnis, welches so schwer auf meinen Eltern lastete und so verdüsternd auf meine Jugend­zeit fiel? Doch nicht umsonst sollst du auf meine Ehre gebaut haben, dein letzter Wunsch soll mir heilig sein, mein

Vater! Ob ich Harry mit der Sendung betraue oder selbst hinübergehe?" fragte er sich. Dann faßte er den Entschluß, mit seinem Sohn in Gesellschaft Günthers die Reise nach Deutschland zu machen.

Kommerzienrat Günther war nicht wenig erstaunt als ihm der kühle Amerikaner die Eröffnung machte, sich der kleinen Gesellschaft als Reisegefährte nach New-Dork anschließen zu wollen. Im Gegensatz zu dem vorhergehenden Abend entwickelte Brown jetzt eine solche Liebenswürdigkeit gegen den Kaufherrn, daß dieser herzlich erfreut war. Mister Brown behielt diese Liebenswürdigkeit auch auf der ganzen Reise und war gegen die Damen, namentilch auch gegen Frau Burger, voll der größten Aufmerksamkeit; die Folge davon war, daß sich der kleine Kreis bald in auf­richtiger Freundschaft zusammenthat.-

Auch Ernst Burger war auf der Heimreise begriffen, er war in Harrys Interesse sehr thätig gewesen und zwar mit großem Erfolg. Die harte Lehrzeit im Hause Mister BrownS sollte ihm im Verkehr mit allerlei farbigen Ar­beitern sehr von Nutzen sein. Gleich nach seiner Ankunft in den Ansiedelungen hatte er um Arbeit in den Fabriken nachgesucht und sofort welche erhalten.

Die Ländereien, obwohl für das geplante Unternehmen nicht geeignet, waren durchaus nicht so wertlos, als Mister Davis sie hingestellt, und Ernst sollte seine Wahrnehmungen bald bestätigt sehen. Portugiesische und spanische Kaufleute suchten das ganze Gebiet an sich zu bringen und strebten deshalb mit der Wilsonschen Kompagnie in Unterhandlungen zu treten.

Ernst, der als Arbeiter im Berpackungssaal Be­schäftigung gefunden hatte, wurde auch hie und da zu kleinen Dienstleistungen im Kontor verwendet, welche Be­günstigung von sehr großem Nutzen für ihn werden sollte. Ein derartiger Auftrag führte ihn heute wieder in das