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Donnerstag, 16. Wovernber

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

per Kaiser «ud der Wegeut vo« Lippe-Detmold.

DasNeue Wiener Tagblatt" ist in der Lage die Denkschrift mitzuteilen, die der Grafregent von Lippe-Detmold an den Bundesrat gerichtet hat bezüglich seines Meinungs­austausches mit dem Kaiser. Von besonderem Interesse ist dabei der vielbesprochene, aber bis jetzt noch nie im Wort­laut veröffentlichte Brief, den der Regent an den Kaiser richtete, und auf welchen hin der Kaiser jenes ungnädige Telegramm sandte. Der Brief lautete:

Detmold, den 15. Juni. Allerdurchlauchtigster Kaiser und König! Allergnädigster Kaiser und Herr! Euer Maje­stät wollen allergnädigst geruhen, mir in nachstehender Angelegenheit huldvollst Gehör zu schenken und mir Euer Majestät mächtigen Schutz und Beistand gewähren zu wollen. Nach Uebernahme der Regentschaft des Fürstentums Lippe habe ich, übrigens im Einverständnisse mit dem General­kommando des 7. Armeekorps, Anordnungen dahin erlassen, daß den Mitgliedern meines Hauses seitens der hier dis- locierten Truppen militärische Ehren zu erweisen, sowie daß in der Anrede das PrädikatErlaucht" anzuwenden sei. Beide Anordnungen sind jetzt seitens des kommandierenden Generals des 7. Armeekorps einseitig aufgehoben worden, letztere noch mit der Verschärfung, daß es den Offizieren des hiesigen Bataillons nicht einmal gestattet ist, aus Courtoisie die genannte Anrede zu gebrauchen. Ich darf dabei voraus­schicken, daß, wenn irgendwie der Wunsch an mich heran­getreten wäre, die getroffenen Anordnungen zu modifizieren, ich mich diesem Wunsche wohl nicht widersetzt hätte, und es ist auch weniger die nunmehr eingetretene Versagung mili­tärischer Ehrenbezeugungen für die Mitglieder meines Hauses der Grund dieser meiner Bitte an Euer Majestät, als der Eingriff des kommandierenden Generals in die Rechte des Kontingents- und Landesherrn und die unterschiedliche Be­handlung des Fürstentums Lippe im Vergleiche zu den anderen deutschen Bundesstaaten, welche mich zwingt. Euer Majestät allergnädigste Hilfe anzurufen. Durch die Militär­konvention vom 25. Juni 1874 ist zwar die Militärhoheit an Euer Majestät abgetreten, jedoch sind dem Kontingents­herrn diejenigen Rechte verblieben, welche nicht Gegenstand jener Uebereinkunft waren. Insbesondere sind dem Kontingents­herrn ausdrücklich die Stellung und die Ehrenrechte eines kommandierenden Generals gegenüber den im Fürstentum dislocierten Truppen eingeräumt worden. Unverträglich mit diesen verfassungsmäßigen Ehrenrechten des Kontingentsherrn dürfte es sein, daß der Dienstvorgesetzte eine von mir er­lassene Anordnung seinerseits aufhebt, und ebenso unberechtigt erscheint es, daß er meinen Landeskindern befiehlt, einer von mir getroffenen Anordnung auf einem nicht militärischen Gebiete ungehorsam zu werden. Dies Verfahren erscheint mir unrichtiger, als es von dem gegenüber anderen Bundes­staaten durchaus abweicht. in denen die gleichen Anordnungen

W_ Lefefrucht. M

Hoch steht über alle Begeisterung, allen Enthusiasmus, selbst über alles Genie und Talent die Gesinnung.

Zwischen zwei Wetten.

Roman von Louise Cammerer.

(Fortsetzung.)

Die Herzen voll reinsten Glücksgefühls schieden sie. Etelka hatte die Zeit nicht ungenützt verstreichen lassen. Aprany mußte handeln, wenn er das Mädchen verderben wollte. Mit eigenen Händen hätte sie die Hochmütige töten können, so unersättlich war ihr Haß. Sie schrieb an Aprany, und Janos mußte den Brief zur Garnison des Städtchens bringen.

Janos, durch die grausame Behandlung der letzten Zeit rachsüchtig geworden, hätte den Auftrag gern auf Um­wegen besorgt, um Gospodin Gervay, der stets ein freund­liches Wort, ein kleines Trinkgeld für ihn gehabt, von dem Vorhaben seiner Herrin zu verständigen, allein Frau von Török hatte ihm dringend Eile aufgetragen und sein Fort­gehen beobachtet so wurde sein Plan vereitelt.

Aprany hatte nur wenige Worte auf ein Blatt ge­schrieben und zur schleunigsten Zurückbesorgung abgegeben. Frau von Török wußte nun, woran sie war, ihr Verbün­deter schreckte vor keiner Schlechtigkeit zurück.

Nach Empfang der Zeilen verfügte sie sich sofort in Irmas Zimmer und sagte in eiskaltem Ton:Ihr weiterer Verbleib in meinem Hause ist völlig überflüssig. Hier ist Ihr Honorar, packen Sie Ihre Sachen, ich werde Sie zur nächsten Bahnstelle bringen lassen. Im Fall Sie weitere Empfehlungen wünschen, bin ich gern erbötig, über Ihre Leistungsfähigkeit die besten Aufschlüsse zu erteilen. Viel Glück wünsche ich für Ihre Zukunft."

Keines Wortes mächtig, war Irma sofort dem Be-

von altersher und unbeanstandet im Brauch sind. Artikel 12 der Konvention bestimmt ausdrücklich, daß, sofern nicht die Reichsverfassung und die preußischen Militärgesetze ein An­deres bestimmen, für die im Fürstentum Lippe dislocierten Truppen die hiesigen Gesetze, Verordnungen und Rechts­normen zur Anwendung kommen. Es dürfte daher unzu­lässig sein, daß der kommandierende General in Münster über den Kopf des Landes- und Kontingentsherrn weg dessen Anordnungen für unverbindlich erklären kann. Ein solches Vorgehen mußte mich umso schmerzlicher berühren, als es im eigenen Lande meine Autorität zu untergraben, den Geist des Widerspruches gegen meine Regierung zu stärken und die Anbahnung friedlicher und gedeihlicher Verhältnisse im Lande zu erschweren geeignet ist, wie auch anderseits die Lippe'sche Bevölkerung eine ihrem Regenten angethane un­gerechtfertigte Demütigung nicht verstehen will. Da ich im Interesse der Disziplin Anstand nehme, meinerseits Gegen­befehle zu geben, zu welchen ich als Kontingents- und Landes­herr dem auf mich vereideten und verpflichteten Truppenteile gegenüber voll berechtigt zu sein glaube, appelliere ich an Euer Majestät Gerechtigkeitssinn und bitte um die Gnade, durch ein kaiserliches Machtwort einem solchen Eingriffe in die Rechte eines Bundesfürsten Einhalt zu thun und dem kommandierenden General des 7. Armeekorps allergnädigst befehlen zu wollen, seine Anordnungen aufzuheben und sich jeglichen Eingriffes in meine Rechte fernerhin zu enthalten. Mit dem Ausdrucke unwandelbaren Respekts habe ich die Ehre zu verharren Euer Majestät unterthänigster Diener Ernst Graf-Regent zur Lippe.

Hierauf erhielt dann der Grafregent am 17. Juni durch Zustellung des Telegraphenamtes Detmold das Tele­gramm des Kaisers mit den kurzen Worten:Dem Regenten, was dem Regenten zukommt, weiter nichts!"

Ttrsespolitik»

Der neue Bischof von Rottenburg, Keppler, stammt aus gemischter Ehe. Sein Vater war Gerichtsnotar in Schorndorf und evangelischer Konfession. Der kürzlich verstorbene Bischof v. Lmsemann batte eine evangelische Mutter und hat seine evangelischen Anverwandten in Riet- heim bei Tuttlingen zu Lebzeiten unterstützt und im Tode mit Vermächtnissen bedacht. Die Eltern des Bischofs Hefele waren beide katholisch, dagegen war eine Schwester von ihm an einen Protestanten verheiratet und die Kindererziehung war eine durchweg protestantische.

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Frischen Wind in die Segel der bayrischen Partikularisten giebt die Thatsache, daß zur Untersuchung gegen den Simplizissimus" ein sächsischer Richter mit einem Referendar nach München kam, in der Redaktion Haussuchung hielt und Beschlagnahmen ausführte. Man kann sich auf die Straf­

fehl nachgrkommen. Nock immer hoffte sie Karoly eine Nachricht geben zu können doch Janos wurde nicht sichtbar und Marinka machte ein so hämisches Gesicht, daß Irma sicher sein konnte, ihren Brief sofort in Frau von Töröks Händen zu wissen. Irma tröstete sich mit dem Ge­danken, unterwegs Gelegenheit zu finden, Karoly Gervay benachrichtigen zu können.

Mit einem Seufzer der Erleichterung bestieg sie das alte, wacklige Gefährt, das nur zum Abholen der Dienst­leute bestimmt war und nun die Richtung gegen B. einschlug.

Der Wagen mochte stundenlang gefahren sein, noch immer machte er nicht Halt. Die Dunkelheit der Nacht brach herein und umhüllte die Umgebung mit einem düstern Schleier. Soweit Irmas Auge die nächste Gegend erspähen konnte, war sie unfreundlich und reizlos. Stunden der Nacht waren verflossen, Irma hatte vergeblich versucht, den Wagenschlag zu öffnen, auch ihr Klopfen hatte keinen Er­folg. Wohin brachte man sie?

Endlich hielt der Wagen. Der Kutscher, ein Stock­ungar, der wenig deutsch sprach und erst seit kurzem auf Török bedienstet war. öffnete den Schlag.

Wo sind wir?" fragte Irma beklommenen Herzens.

Konn ich sogen nix. muß ich fahren bis hierher, nix Wester!" war die mürrische Antwort.

Irma blieb zögernd am Wagentritt stehen. Vor ihren Augen sah sie die Mauern eines alten, unheimlichen Kastells, welches sich auf einer kleinen Anhöhe erhob und rings von einem tiefen Graben umgeben wurde. Das Ge­bäude sah einem alten, verfallenen Herrensitz gleich.

Sie müssen falsch gefahren sein, Jstvan," sagte Irma starr vor Schreck.

Bin ich nix!" klang es roh zurück.

Plötzlich warf man ihr ein Tuch über den Kopf und ein höhnisches Gelächter schlug an ihr Ohr. Mit der

EinrückungSpreiS sür Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 Pfg. bei mehrmal. je 6 auswärts je 8 Pfg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum.

Verwendbare Beiträge werden dank­bar angenommen.

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I 1898.

Prozeßordnung berufen, durch die solches Verfahren erlaubt wird. Aber die bayrischen Partikular:sten sagen, daß nur in Grenzbezirken üblich sei, daß ein Beamter in ein anderes Land übergreife. Ihre Blätter schreiben:Daß man nach München einen nichtbayrischen Beamten schickt und daß diesen die bayrische Justizbehörde amtieren läßt, das war noch nicht da. Darin liegt ein Mißtrauen gegen die bayrischen Richter, eine Beleidigung und ein Angriff in die bayrische Justiz­hoheit." Ein freisinniges Organ giebt den Rat, man möge doch gleich in München einen norddeutschen Unter­suchungsrichter etablieren, der dann immer gleich eingreife, wenn man es in Berlin oder anderswo wünscht.

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Die Zeit wird kommen, in der unsre großen Fabriken Filialen in Deutsch-China errichten. Es giebt Kohlen dort, der Hafen ist das ganze Jahr eisfrei, und Arbeits­kräfte giebt es im Uebermaß. Der Taglohn beträgt nach unserm Gelde höchstens 40 bis 50 Pfg., im Innern des Landes die Hälfte. Bei einem so geringen Arbeitslohn und der Billigkeit des Rohmaterials würde die Baumwoll­spinnerei ebenso lohnend sein, als die Seidenindustrie. Zur Eisenindustrie sind genug Eisenerze da, nicht zu sprechen

von den Edelmetallen, die nachweislich auch vorhanden sind.

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Preußen weist die dänischen Wühler in Schleswig- Holstein aus. Innerhalb der letzten 2 bis 3 Wochen wurden ca. 100 Personen ersucht, sich über die preußische Grenze zu entfernen.

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Zur Verurteilung Lucchenis, des Mörders der Kaiserin Elisabeth, durch das Genfer Schwurgericht schreibt der Hamb. Korresp." : Das Gericht ist offenbar bemüht gewesen, der Verhandlung den Charakter nachdrücklichen Ernstes zu bewahren, den die Sühne für eine so ungeheure That er­forderte, und verdient daher die Anerkennung der Kultur­menschheit, deren Sache es gegen ein vertiertes Scheusal geführt hat. Aber wenn der anarchistische Schandbubr in cynischer Verhöhnung des Gerichts und der Menschheit auszusprechen wagte, daß er die Mordthat noch einmal ver­üben würde wer hat es da nicht empfunden, daß eine Verurteilung, wie sie nach den Gesetzen des Kantons allein erfolgen konnte, einem solchen Individuum gegenüber eigent­lich eine Farce sei? Gerechtigkeit und Vernunft verlangen in einem solchen Falle gebieterisch die Ausrottung des Ver­brechers. Der Gedanke, daß Luccheni in einem nach allen Regeln der Hygieine und der Humanität ausgestatteten Zuchthause als Pensionär des Staates Genf Jahrzehnte lang verpflegt werden soll, um schließlich vielleicht doch noch einmal auf die Menschheit losgelassen zu werden, hat für uns etwas geradezu Unerträgliches.

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Stärke der Verzweiflung wehrte sie sich, nur mühsam schleppte man sie fort, doch die Zahl ihrer Peiniger vermehrte sich und schleifte sie endlich die zum Eingang des Kastells füh­renden Stufen hinauf in ein Gemach, dessen Thür man hinter ihr ins Schloß warf. Halbtot riß sie das Tuch sich von den Augen und tastete in dem Raum umher. Sie fand das Schloß der Thür und welches Glück für sie! darunter einen mächtigen Riegel.

Die letzte ihr zu Gebote stehende Kraft zusammen­raffend, verriegelte sie die Pforte, dann sank sie ohnmächtig zu Boden.

Ein nachhaltiges Klopfen weckte sie auf. Durch ein nahe der Decke angebrachtes Fenster fiel ein Heller Lichtstrahl in das Zimmer. Es war Tag geworden. Wieder pochte es und stärker an. Mühsam erhob sich Irma und fragte, wer da sei. Eine weibliche Stimme entgegnete, sie möchte öffnen, ihr das Frühstück zu reichen.

Ein Blick durch das Schlüsselloch vergewisserte Irma, daß man sie nicht getäuscht hatte. Vorsichtig schob sie den Riegel zurück und schloß ihn sofort wieder hinter der Eintretenden. Eine alte Zigeunerin mit pergawentfarbigem Gesicht und düsterglühenden Augen brachte ihr Speisen und Weine und entfernte sich dann, mehrmals des Tages wieder erscheinend, ihr dienstbar zu sein.

Tage vergingen, bis der Druck von ihrem Gehirn wich und allmählich die Gedanken klarer wurden. Noch immer lag es bleischwer auf ihren Gliedern. Wo befand sie sich und was wollte man von ihr? Entsetzen lähmte die Spannkraft ihrer Seele. Schon zweimal hatte sich der Tag geneigt, abends hatten die Bäume gespenstische Schatten in das Fenster geworfen und noch immer wußte sie nicht, zu welchem Zweck man sie hier festhielt.

Indes steigerte die Angst bei Irma sich ins Unerträg­liche und jagte ihr Fieberschauer über den Körper.

Am dritten Tage, bald nachdem sie ein wenig zu