das auch amtlich dem Auslande mitteilte, war mir egal. Das konnte nur ihn blamieren. Aber daß er bei der Wiener Sache in meine gesellschaftlichen Rechte eingriff ich habe ihn zuerst fordern wollen und hatte mir auch schon einen Kartellträger ausgesucht. Ich habe noch eine recht sichere Hand und hätte mich auch etwas eingeschossen. Aber da überlegte ich mir die Sache und fragte mich, was dann ge- schehen wird. Ich bm Offizier, man wird die Geschichte vor ein Ehrengericht von alten Generälen bringen, dann wird viel hin- und hergerrdet und zuletzt werden nichtssagende Erklärungen getauscht. Das hatte keinen Zweck und so Hab' ich's unterlassen."

0Eine goldene Uhr gratis!" versprach ein findiger Berliner Zigarrenfabrikant den Gastwirten und anderer Massenkundschaft in seinen Offerten. Tausend Stück Zigarren bot der Mann für den Preis von 38 Mk. an und sicherte jedem Abnehmer dieses Quantums eine goldene Herren- Remontoiruhr mit Sprungdeckel zu. Diejenigen, welche auf dies Lockmittel hereinfielen, merkten bald, daß sie schmählich betrogen worden waren. Die geschenkte Uhr enthielt nicht eine Spur von Gold, nicht einmal von einer Goldlegierung. Das ganze Gehäuse bestand vielmehr aus poliertem Messing, das Werk war ebenfalls minderwertig und die Uhr 4 bis 6 Mk. wert. Auch die Glimmstengel warenpickfein". Dem spendablen Fabrikanten dürfte bald das Handwerk gelegt werden, da verschiedene der Betrogenen gegen ihn Straf­anzeige erstattet haben.

* Eine unsinnige Wette gingen in Hörde i. W. junge Leute ein, nach der sich der eine verpflichtete, 15 Schoppen (je Vi Liter) Schnaps zu trinken. Der junge Mensch hat die Wette gewonnen, aber auch seinen Leichtsinn mit dem Leben bezahlen müssen; er ist an Alkoholvergiftung gestorben.

Ausländischer.

* Wien, 1. Okt. Die gestrige Sitzung des Abgeord­netenhauses, in welcher Graf Thun zweimal das Wort er­griff, um an die Opposition zu appellieren, daß diese die Beratung des ungarischen Ausgleich« ermögliche, endete mit einer Niederlage der Regierung. Der gegen dieselbe ge­richtete Antrag des verfassungstreuen Großgrundbesitzes, Graf Thun möge mitteilen, welches Uebereinkommen er mit der ungarischen Regierung für den Fall geschlossen habe, daß in Oesterreich der Ausgleich parlamentarisch nicht er­ledigt werden könnte, wurde mit Majorität angenommen. Graf Thun verweigerte die gewünschten Aufklärungen. Alle Redner der Oppositionsparteien, insbesondere der Sozialist Dasczynski und Dr. Lueger, griffen die Regierung heftig an. Aus der Abstimmung zeigt sich, daß Graf Thun für den Ausgleich keine Majorität besitzt.

* Der Rücktritt des Handelsministers Bärnreither ist unwiderruflich. Es heißt, daß ein Mitglied der klerikalen Partei das Handelsportefeuille erhält.

* Paris, 1. Okt. Frau Carnot, die Witwe des er­mordeten Präsidenten der Republik, ist gestern abend ge­storben.

* In Paris befinden sich seit kurzem 18000 Erd­arbeiter im Ausstand. Die Unternehmer erkennen die Kargheit der Löhnung an, weigern sich aber, die Forderungen der Arbeiter zu erfüllen, da sie die Arbeiten von der Stadt auf dem Submissionswegr zu den niedersten Preisen erhalten haben. Man wirft die Frage auf, ob den Unternehmern das Schicksal bevorstehe, welches 1876 bei der Erbauung neuer Forts vor Paris, die ebenfalls auf dem Submissions- Wege vergeben worden war, 13 Unternehmer in den Konkurs und fünf zum Selbstmord trieb. Man rechnet auf einen Sieg der Arbeiter, da deren Lieferanten, Bäcker, Fleischer, Krämer u. s. w. entschlossen sind, die Streikenden mindestens eine Woche lang zu unterstützen. Diese Woche können die Unternehmer nicht verlieren, da die Arbeiten zur Welt­ausstellung drängen.

sj Für die in Paris geführten Friedensverhandlungen ist ein Zeitraum von zwei Monaten in Aussicht genommen worden. Die Verhandlungen werden mit außerordentlicher Gründlichkeit geführt werden, wofür schon der Umstand spricht, daß, außer den Delegierten seitens Amerikas, auch der Gouverneur von Manila, General Merritt, sowie ver­schiedene Marine-, Militär- und Zivilpersönlichkeiten rc. nach Paris entsandt werden, um als Sachverständige von der Konferenz vernommen zu werden.

D Stockholm. Eine Nichte AndreeS, Fräulein Span- berg, hat sich in der berühmten Streichhölzerstadt Jönköping mit dem Ingenieur v. Feilitzen vermählt. Hunderte von Telegrammen an die Adresse des jungen Paares liefen während des Hochzeitsmahles ein. Einen ergreifenden Ein­druck machte es, als die Mutter der Braut sich erhob und im Namen ihres noch immer vermißten Bruders das Braut­paar beglückwünschte. Einige Augenblicke saßen alle Hochzeits­gäste in Gedanken vertieft, und viele Augen wurden feucht; dann ergriff Kapitän E. Andrer sein Glas, um in einer längeren Rede darauf hinzuweisen, daß ja sein Bruder selbst ausdrücklich erklärt habe, es würden wahrscheinlich ein, vielleicht auch zwei Jahre vergehen, bevor man von ihm etwas hören könnte, und daß er seine zahlreichen Freunde ersucht hatte, ihn erst im Verlauf dieser Zeit als verschollen zu betrachten. Die Anwesenden leerten stillschweigend ihre Gläser.

Die Zahl der zur Zivilbevölkerung gehörigen Spanier, welche, um der Herrschaft der Amerikaner zu entgehen, Kuba und Portorico verlassen wollen, übersteigt 200,000. In Andalusien stehen 7 Bataillone zur Abfahrt nach den Philippinen bereit.

* Ein Häuflein Asche ist alles, was den Spaniern von ihren westindischen Kolonien übrig bleibt: Die Asche des Kolumbus. Sie wurde seither in Havanna aufbewahrt und soll nun nach Granada gebracht und dort unter großer Feierlichkeit beigesetzt werden.

D Die Einwanderung nach Amerika, welche durch den spanisch-amerikanischen Krieg unterbrochen worden war. hat nunmehr nach Einstellung der Feindseligkeiten wieder begonnen. In großen Schaaren haben die Schiffe jwieder Auswanderer nach dem Gestade der Neuen Welt gebracht, die dort das gelobte Land zu finden hoffen. Unter den 2000 Einwanderern der letzten Woche nehmen die Deutschen mit 331 die zweite Stelle ein. Das größte Kontingent stellte Italien; zwei italienische Schiffe brachten zusammen 1263 Italiener. Die kleinste Zahl von Auswanderern stellte England, nämlich nur 245. In den nächsten Tagen wird ein weiterer Zuzug von 11000 Auswanderern erwartet.

* Die neuen Machthaber in Peking nehmen grausame Rache an denReformern". Am 28. September sind sechs Anhänger der Reformpartei, darunter ein Bruder Kang-Du- Weis, ein Zensor und ein Sohn des Gouverneurs von Hupe wegen Verschwörung gegen die Kaiserin-Witwe hingerichtet worden.

Handel und Verkehr.

* Entringen, 1. Okt. Gestern wurde hier die letzte Partie Hopfen, etwa 20 Zentner, zum Preise von 187 Mk. Pro Zentner verkauft.

* Stuttgart, 30. September. (Obstmarkt auf dem Wilhemsplatz ) Zufuhr 400 Ztr. Mostobst. Preis per Ztr. Mk. 4,505.20.

* Fellbach, 29. Sept. Auf hiesigem Bahnhof kam 1 Wagen Mostobst zum Verkauf; der Preis mußte von Mk. 3 50 auf Mk. 3 herabgesetzt werden, dennoch fand nicht alles Absatz.

* Stuttgart. 30. Sept. (Mostobstmarkt auf dem Nordbahnhof.) Laut amtlicher Aufzeichnung wurden heute zugeführt: 0 Waggon aus Württemberg, 2 aus Bayern, 1 aus Oesterreich-Ungarn, 24 aus der Schweiz, zusammen 27

Waggonladungen zu ca. 10,000 Mostobst, welche im großen zu 740900 Mk. und im kleinen zu Mk. 3.60 bis Mk. 4,80 teils verkauft, teils angeboten wurden.

* Göppingen, 30. Sept. Auf dem Bahnhof wurde Mostobst aus der Gegend von Ravensburg und Wangen i. A. verkauft, der Ztr. zu 4 Mk. 40 Pf. bis 4 Mk. 60 Pf.

Deirnrisetztes.

s) (Das Streichholz der Zukunft.) Wer sollte nicht der Ansicht zustimmen, daß unser Streichholz ver­besserungsbedürftig ist! Das Gift ist unseren modernen Sicherheitsstreichhölzernbrennen nur an der Reibfläche"

allerdings genommen, damit aber auch die Fähigkeit der alten giftigen Zündhölzer, eben von der braunen Reibfläche abhängig zu sein. Man kann daher unseren Chemikern nur dankbar dafür sein, wenn sie dauernd bestrebt gewesen sind, diese beiden Eigenschaften, die Nichtgiftigkeit und das Ueberall- entzünden, in einem einzigen Erzeugnisse zu vereinigen. Mehrere wissenschaftliche Zeitschriften melden jetzt gleich- zeitig aus England, daß ein Londoner Arbeiter NamenS Cordes die ersehnte Erfindung gemacht hat. In erster Linie kommt es bekanntlich d arauf an, die Verwendung des gelben Phosphors auszuscheiden. Der rote Phosphor dagegen scheint völlig ungiftig zu sein, denn man hat Hunden eine große Menge davon zu fressen gegeben, ohne daß es ihnen im Geringsten geschadet hätte. Die neue Zündmasse enthält demgemäß roten Phosphor, daneben chlorsaures Kall. Diese beiden Bestandteile würden für sich allein eine Zündwasse von sehr unerfreulicher Heftigkeit abgeben, sie werden daher durch Zusatz von Tünche, Stuck, Wasserglas und Leim in ihrer Wirkung abgeschwächt. In dieser Zusammensetzung entzündet sich die Masse bei der Reibung auf jeder beliebigen Fläche.

* (Abgeblitzt.) Höhere Tochter:Ist es wahr, Herr Professor, daß Ihr Herr Vater Gänsehirt gewesen ist ?" Professor:Ja, freilich, ia, muß ja auch Gänse hüten."

* (Sonderbares Verbot.) Lehrer (zu seinen Schülern):Das möchte ich mir ernstlich verbitten, mir hinter meinem Racken ins Gesicht zu lachen."

* (Stilblüte.) Die Passagiere begaben sich nachdem s

vorderen Teil des Schiffes. Edmund und Laura blieben / jedoch auf dem Hinterteile sitzen. j

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

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treuen Diener auf die roheste Weise, ferner mit seinem Herrn zu sprechen.

Nur wenn der Graf zur Unterhaltung des Alten ein russisches Lied vortragen durfte und dazu auf seiner Guitarre spielte, durfte ihn Iwan dabei begleiten, und dann flochten die beiden Gefangenen Frage und Antwort in das dem Tschetschenzen unverständliche Lied geschickt ein.

5.

Ein Vierteljahr war nach dem verunglückten Beutezuge verflossen, als Iwan bemerkte, daß in dem Tschetschenzendorfe etwas Außergewöhnliches vor sich gehe.

Mit Munition beladene Maultiere kamen an, die Männer schliffen ihre Säbel und machten sich zum Aus­rücken fertig, wozu der neue GlaubenSgenosfe jedoch nicht eingeladen wurde. Erst nachher erfuhren die Gefangenen den Zweck dieses plötzlichen Aufbruchs.

Er hing mit dem berühmt gewordenen Einfall Schamils in die Kobarda zusammen.

Die Russen hatten in der letzten Zeit so viele ent­schiedene Niederlagen in den Wäldern des Tschetschenzenlandes erlitten, daß Schamil beabsichtigte, einen Hauptschlag gegen die Landesfeinde auszuführen.

Eines Morgens nun entdeckte Iwan, daß die ganze waffenfähige Mannschaft des Dorfes ausgezogen war. Bei seinem Gang durch das stillgewordene Dorf hatte er Ge­legenheit, neue Beweise der Mißstimmung gegen sich zu er­fahren. Ein kleiner Junge sagte ihm ganz offen, daß ihn sein Vater töten wolle.

Nachdenklich nach seiner Hütte zurückkehrend, sah er auf einem Dache das Weib des jungen Tschetschenzen, dem er beim Uebergang über den Terek das Leben ge­rettet hatte.

Sie machte ihm in sichtlicher Angst deutliche Zeichen, daß er fliehen solle, indem sie nach Rußland hinwies.

Beim Eintritt in seine Hütte fand er den alten

Ibrahim damit beschäftigt, die Fesseln des Grafen genau zu untersuchen. Außerdem war noch ein zweiter Mann da, den das Wechselfieber gehindert hatte, dem Zuge zu folgen, und der jetzt dem alten Ibrahim beigegeben war, um die Auf­sicht über den Gefangenen zu verschärfen.

Iwan sah wohl die günstige Gelegenheit, welcher der Flucht durch die Abwesenheit der waffenkundigen Männer geboten wurde, nur die außerordentliche Wachsamkeit des alten Ibrahim und die neue Gegenwart d«S Fieberkranken machten den Erfolg fraglich.

Dagegen war sein Tod gewiß, wenn die Männer siegestrunken zurückkamen. Entweder mußte er jetzt seinen Herrn verlassen, oder dessen Befreiung versuchen. Doch wie hätte der brave Diener daran denken können, seinen Herrn in den Händen dieser Barbaren allein zurückzulaffen.

Der Graf hatte alle Hoffnung auf seine Errettung aufgegeben, und befand sich in einem willenlosen Zustande der Erstarrung.

Iwan machte sich mit heiterem Gesicht an seine ge­wöhnliche Arbeit, die Zubereitung des Mahles, und sang dabei ein russisches Lied, in welches er Worte der Beruhigung für seinen Herrn verflocht.

Die Zeit ist gekommen," sang erwir müssen unserem Elend ein Ende machen, oder sterben, Hai hiuli, Hai hiuli, morgen müssen wir auf dem Wege sein nach der Stadt, einer sehr niedlichen Stadt, Hai hiuli, Hai hiuli, fassen Sie Mut, gnädigster Herr, und verzagen Sie nicht, der Gott der Russen ist groß, Hai hiuli, Hai hiuli!"

6 .

Es war am Abend desselben Tages. Der Fieberkranke hatte von den saftig gebratenen Fleischstücken im Uebermaße genossen und dann einen so gewaltigen Fieberanfall be­kommen, daß er sich nach seiner Hütte schlich.

Iwan war doppelt lustig gewesen, um den alten Ibrahim sicher zu machen. Zeitig legte er sich dann auf eine an der Wand stehende Bank um abzuwarten, daß der Alte einschlafen würde. Dieser aber setzte sich auf einen Holzklotz gegenüber dem Gefangenen, nachdem er seine Schwiegertochter mit ihrem Sohn auf ihre Kammer geschickt und die Thür verschlossen hatte.

Iwan beobachtete genau. Matt flammte das kleine Holzfeuer auf, und bei dem flackernden Schein desselben ge­wahrte er in einer Mauervertiefung eine blanke Axt. Müde ließ der Graf den Kopf sinken, und auch der Alte nickte gleichmäßig vor sich hin.

Leise stand der junge Russe auf, doch im selben Augen­blick bob Ibrahim den Kopf und rief zornig:was willst du da?"

Der Angerufene ging schwankend an das Feuer, als sei er erst eben wieder erwacht, dann bat er den Grafen, ein Liedchen zu singen, um den Schlaf zu ver­scheuchen.

Der alte Ibrahim machte ein zustimmendes Gesicht, weil er dadurch auch munterer blieb.

Iwan gab dem anfangs abwehrenden Gefangenen das Instrument.Spielen Sie, gnädigster Herr, ich habe Ihnen etwas zu sagen."

Gleichgültig stimmte der Graf die Guitarre und sang: Hai hiuli, Hai hiuli, was hast du mir zu sagen, nimm dich wohl in acht!"

Dann sangen beide zusammen die folgenden Strophen:

.Der Frühling lacht von grünen Höh'n,

ES steht vor ihm die Welt jo schön,

Als seien eines Dichters Träume Getreten sichtbar in die Räume.

Hai hiuli, Hai hiuli,

Dich Olga, dich vergeh ich nie."

(Fortsetzung folgt.)