Srschemr Dienstag vsnnerSmg, SamStag und Sonntag mit der GratiS-Beilage Der SonntagS- Gast."

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Verwendbare Beiträge werden dank­bar angenommen.

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Dienstag, 27. SepLbr.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg- I

reichste Verbreitung. ! 1898.

Einladung zur Hrstellnngs-Grnrurrnng.

Mit dem nächsten Quartal dem vierten des Jahres treten wir in die Wintersaison ein. Wenn vollends alles eingeheimst und die letzten Herbstgeschäste beendigt sind, nähert jene Zeit, welche den Landmann in seine stille Be- Hausung bannt und ihn siir die langen Wintecnächte auf häusliche Unterhaltung hinweist. Da muß sich jeder befragen, wer ihm der treue Hausfreund sein werde, der ihm diese Mußestunden mit ergötzender Rede, froher Kunde und neuer Botschaft erfrische und erheitere.

Als solcher bietet sich dasDanneublatt" seinen Lesern an und ladet sie zu fleißigem Abonnement ein.

DasTannenblatt" wird es wie seither, so auch in der Folge nicht daran fehlen lassen, die Leser mit den wichtigsten Neuigkeiten auf das Prompteste zu bedienen und durch Mannigfaltigkeit der Nachrichten den verschiedensten Bedürfnissen nachzukommen. Dieses unser Bestreben hat auch stets die vollste Anerkennung gefunden und wir zweifeln nicht daran, daß das nächste Quartal uns eine beträchtliche Anzahl neuer Abonnenten in Stadt und Land zuführen wird.

Schließlich sei noch bemerkt, daß der bekannt billige Bezugspreis des Blattes auch fürs nächste Quartal un­verändert bleibt.

Alteirsteis. Die Re-«rktts<r -er Vlsrtter ,,7lrrs -eir Ttririreir".

Amtliches.

Durch Beschluß der K. Regierung des Schwarzwald­kreises vom 22. September 1898 ist die Aufstellung des praktischen Arztes Friedrich Villinger aus Besigheim zum Distrikts- und Armenarzt für die Gemeinden Klosterreichen­bach, Jgelsberg, Heselbach, Roth, Hutzenbach und Schwarzen­berg, Oberamts Freudenstädt, mit dem Sch in Klosterreichen­bach bestätigt worden.

O Airs -enr Psrvise* Hexenkessel.

Auf des Messers Scheide balanciert die französische Republik. Was der Wilson-, Limousin-d'Andlau- und der Panamalskandal trotz alledem nicht vermocht haben, nämlich die gegenwärtige französische Staatsform in ihren Grund- festen zu erschüttern, das hat der Dreyfus-Skandal zuwege gebracht: auf der einen Seite steht das Ministerium Brisson, das im Prinzip für die Revision des Prozesses ist, auf der andern Präsident Faure und der Generalstab! Die Krise ist scharf, in einigen Tagen spätestens muß es sich entscheiden, ob Frankreich eine bürgerlich; Republik bleiben soll oder eine militärische Diktatur haben wird.

Aus der an sich einfachen und berechtigten Frage, ob Kapitän Dreyfus ein Vaterlandsverräter ist, hat sich ein Drama mit den höchsten tragischen Accenten entsponnen. So lange M> rischen noch menschlich fühlen, wird sie der Gedanke mit schauderndem Mitleid erfüllen, daß em Schuld­loser die Leiden der Entehrung zugleich mit den Qualen eines vergeblichen Kampfes um sein Recht ertragen muß. Aber noch immer ist die Frage nicht entschieden, ob der un­selige Mann, dessen Name heute die ganze Welt erfüllt, in Wahrheit von jeder Fehle freizusprechen ist, wenn auch die späteren Ereignisse die Wahrscheinlichkeit eines ungeheuerlichen Justizirrtums, oder selbst eines ungeheuren Justizverbrechens immer näher gerückt haben. Noch immer ist es möglich, daß ein Teil jener Schuld, die auf den Offizieren des Generalstabs ruht, auch auf seine Schultern fällt. Denn das harte Dilemma besteht noch heute, daß ein großer Teil der höchsten Offiziere seltsam urteilslos oder seltsam ver­brecherisch sein muß, wenn Dreyfus unschuldig sein soll, und schwer nur kann der Angehörige eines Volkes, das stolz ist auf den sittlichen Hochstand seiner Armee, sich in den Gedanken fügen, daß es in Frankreich anders sei als im eigenen Lande.

Wieviel Entwicklungsstufen hat schon der Dceyfus- handel durchgemacht! Es hatte sich ein förmliches D-ey'us- Syndikat gebildet, das sich zur Ausgabe machte, die Revision durchzusetzen. Unsinnig ist die Annahme, daß dieses Syndi­kat die Hunderte von hochgestellten und namhaften Männern Frankreichs und deS Auslandes bestochen hätte, welche sich im Laufe der Zeit für die Notwendigkeit der Revision er­klärten. Scheurer-Kestners Auftreten im Senat und seine Niederlage sind .noch in aller Erinnerung, ebenso Zolas Auftreten zu Gunsten Dreyfus' und der Prozeß gegen den vielgenannten Romancier. Und immer neue Prozesse knüpften sich an die vorhandene Kette. Gegen Scheurer-Kestner und Trarieux zwar ging man nicht vor, aber der Zolaprozeß schäumte auf in wilder Wellenbewegung, der Prozeß des Schriftsachverständigen folgte, Esterhazy wurde freigesprochen, um später dennoch aus der Armee ausgestoßen zu werden, dem Selbstmord Henrys folgte die plötzliche Flucht des vielgenannten Kommandanten, du Paty de Clam verfiel der Maßregelung, Picquart erschien vor dem Kriegsgericht, und eben jetzt wieder stand er vor den Richtern. Man hat ihn beschuldigt, Geheimnisse, die Frankreichs Sicherheit gefährden, verbreitet zu haben, indem er sie seinem Verteidiger Leblois mitteilte. So schwach die Grundlage ist, auf der diese An­schuldigung ruht nicht den Inhalt bestimmter General- stabspapiere hat Picquart dem Advokaten verraten, sondern

nur von ihrer Existenz berichtet so sollte doch augen­scheinlich diese Anklage dazu dienen, den gefährlichsten aller Zeugen, den Vorgänger Henrys als Chef der ominösen Nachrichtenabteilung, als Zeugen zu diskreditieren. Aber es ist nicht zur Verhandlung gekommen; in letzter Stunde hat der Generalstab oder vielmehr General Zurlinden ein neues Mittel gefunden, den gefährlichen Mann moralisch zu beseitigen: die Anklage, daß er eine Postkarte, das bekannte pstir blau", gefälscht habe. Auf Grund dieser neuen An­klage ist Picquart den bürgerlichen Richtern entzogen und dem Militärgericht ausgeliefert worden.

Die Rückwirkung dieser Prozesse auf die öffentliche Meinung in Frankreich ist in höchstem Maße erregend. Geordnete Rechtsprechung und militärische Gewalt! Beide stehen sich unpersönlich gegenüber. Wenn jemals ein Staats­streich in der Luft lag, so ist es jetzt der Fall, und schon ist als Sturmvogel der Herzog von Orleans am Horizont erschienen, um durch den Appell an die nationale Leiden­schaft seinen Plänen neuen Boden zu bereiten. Indem General Zurlinden gegen den Einspruch der Minister das militärische Oberkommando von Paris erhielt, ist jedenfalls erwiesen, daß der Tag des Triumphes für die Freunde des verbannten Kapitäns noch immer nicht angebrochen ist, und um die Fülle der Kombinationen zu vermehren, soll auch lder russische Oberst" Prinz Louis Napoleon Bonaparte plötzlich in Paris eingetroffen sein!

L«*sesvslttik.

Dem Zentralausschuß für innere Mission hat die Kaiserin für das Begrüßungstelegramm der Wittenberger Jubiläums-Versammlung herzlich gedankt. Hieran wird die Bitte geknüpft, daß die Vertreter des evangelischen Deutsch­land weiterhin besonders in unserer ernsten Zeit die seit 50 Jahren von Gott reich gesegneten Werke der inneren Mission überall und in gemeinsamem, treuem, festem Zu­sammenhalten fördern mögen, im Geiste der Liebe, Duldung und Versöhnung, damit unsere gesamte teure, äußerlich an­scheinend vielfach getrennte und deshalb oft verkannte evange­lische Kirche innerlich um so fester in der Einmütigkeit des Geistes auf dem einzigen Grunde Jesus Christus erstarke und gedeihe als Hort und Schutz ihrer weitverbreiteten

Glieder zum Segen unseres geliebten deutschen Vaterlandes.

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Militärfragen werden nicht allein im deutschen Reichs­tag den Schwerpunkt der kommenden parlamentarischen Verhandlungen bilden. Auch in der französischen Depu­tiertenkammer sind umfangreiche Debatten dieser Art zu er­warten, von der Marinevorlage Lockroys abgesehen. Den Anlaß wird vor allem der von sozialistischer Seite geplante Antrag auf Abschaffung des stehenden Heeres und Ein­führung des Milizsystems geben. Unleugbar ist der vor­nehmste Zirkel der französischen Offiziere, der Generalstab, durch die Dreyfus-Affaire bei der Bevölkerung stark in Mißkredit gekommen. Der Generalstab ist aber noch nicht die Armee, und daß man an der Seine auch keineswegs gesonnen ist, diese beiden zu identifizieren, hat der Verlauf des Prozesses Picquart gelehrt. Der Bericht verzeichnet Hochrufe und Händeklatschen", als der Verteidiger Labori betont, er habe das Heer-nie mit einer Bande von Fälschern verwechselt, deren es sich nicht zu schämen brauche, weil es groß genug sei, sich keines einzelnen schämen zu müssen. Praktischen Erfolg wird also der sozialistische Antrag nicht haben, er wird jedoch bewirken, daß im Parlament die Gerster mit vielleicht beispielloser Heftigkeit aufeinanderplatzen zur hohen Verwunderung und zum Mißvergnügen sicher­lich des Zaren, dessenAlliierte" auf alle Weise seine Weltfriedenspläne stören.

Zu der Meldung derFranks. Ztg.," daß Sansibar wieder unter deutsche Oberhoheit kommen solle, bemerken die Berliner Neuesten Nachr." :Wir haben die Abtretung Sansibars an Deutschland von vornherein als eine der besten für uns in Betracht kommenden Kompensationen für die Delagoabai bezeichnet, müssen aber auch der vorstehenden Darlegung gegenüber wiederholen, daß nach unseren Infor­mationen diese Abtretung in dem deutsch-englischen Abkommen leider nicht vorgesehen zu sein scheint." Aehnlich drücken sich andere Blätter aus, die hinsichtlich des deutsch-englischen Vertrages unterrichtet zu sein behaupten.

L^rr-erirtrehrrretzten.

* Alten steig, 26. Sept. Gilt der Postschein als Quittung? In geschäftlichen Kreisen ist vielfach bei Zahl­ungen der Vermerk:Postschein dient mir als Quittung" beliebt. Nach einer Reichsgerichtsentscheidung ist jedoch der Postschein über eine mittels Postanweisung gemachte Zahlung noch nicht als Quittung betr. die Tilgung einer Schuld anzusehen. Der Postschein gelte in diesem Falle nur als Beweis, daß an eine bestimmte Person ein gewisser Betrag eingezahlt, bezw. abgesandt wurde. Da nun mitunter der Postanweisungsbetrag nicht direkt an den Adressaten, sondern an eine Zwischenperson wie Ehegattin rc., ausgeliefert wird, so wird der Zahlende im Streitfälle den Beweis zu führen haben, daß die Postanweisung bezw. der darauf ein­gezahlt« Betrag richtig in die Hände des Forderungsbe­rechtigten gelange, was nicht immer leicht sein dürfte.

Alten steig, 26. Septbr. Mildem 1. Oktober, der uns im Laufe dieser Woche begrüßen wird, beginnt das letzte Viertel des Jahres, das nicht nur eine Zeit des Ver­gnügens ist, sondern noch mehr eine Zeit der Arbeit für das Geschäft der Weihnachtszeit, und eine Zeit des Lernens. Zum Lernen gehört aber heute vor allen Dingen, daß man sich auch um das bekümmert, was uns selbst und unser Volk angeht, angeht im Guten und im Argen, im Edlen und au trüben Zeiterscheinungen. Und hierfür fft eine Zeitungslektüre ganz unerläßlich. Das nächste Vierteljahr wird mit den ihm folgenden Monaten des neuen Jahres für unsere deutsche Nation ein überaus wichtiges werden, die neue Militärvorlage, die neue Streikgesetzgebung und Anderes werden an den Reichstag herantreten und wichtige wirt­schaftliche Reformgesetze, die mit Recht gefordert werden, müssen dazu beitragen, leidige Härten in unserem Erwerbs­leben auszugleichen. Dem zu folgen, ist keine Pflicht bloS oder ein Recht, es ist eine Notsache. Und auch sür das ganze europäische Leben, wie für die internationale Politik mögen leicht recht ernste Tage anbrechen. Das Friedens­manifest des Zaren glich einem kurzen Sonnenstrahl an einem langen Herbsttag, er blendete, aber er hat nirgendwo rechte Wärme hinterlassen. Dafür ist das entsetzliche Drama von Genf gekommen, das zeigt, was heute möglich, das fordert, was rm Interesse der Kultur und Zivilisation von Notwendigkeit ist. Es wetterleuchtet dazu an allen Ecken und Enden. Im fernsten Osten, in China, können, wie es immermehrden Anscheingewinnt, ganz außerordentliche Ueberraschungen mit Leichtigkeit ein- treten. Uns könnte das kühl lassen, aber am Horizont jedes ernsten chinesischen Zwischenfalle« steigt als dunkle Wetter- Wolke die Möglichkeit eines russisch-englischen Krieges auf. Im europäischen Hexenkessel, im Orient, ist es nichts weniger als ruhig, in Spanien gährt es, und was in Paris werden will? Ja, warum soll nicht in ein paar Monaten ein General mit der republikanischen Mütze auf dem Thron des Präsidenten sitzen?

* Alten steig. 26. Sept. Der Neger Milo Zamba aus Deutschafrika hielt gestern nachmittag im grünen Baum den angekündigten Vortrag. Er schilderte einleitend seine Jugendgeschrchte, wie er als 13jähriger Knabe mit seine« Vater, einem Dorfhäuptling, in den Krieg zog, gefangen genommen, an der Küste aber mit 5 Kameraden von Major Wißmann befreit und nach Deutschland gebracht wurde. Die Schilderungen über die Sitten und Gebräuche in seinem Heimatlande entbehrten der Jnteressantheit nicht, aber die Ausführungen wurden unverständlich, als Redner, der an­fänglich langsam ordentlich deutsch sprach, auf schnellerer Sprechen überging, angefangene Sätze nicht vollendete und plötzlich über andere Gegenstände diskutierte. Redner sprach sich recht dankerfüllt darüber aus, daß er nun lesen und schreiben gelernt habe und zum Christentum bekehrt worden sei. Trotzdem die kulturellen Zustände in Kamerun noch arg im Trüben liegen, besitzt Zamba doch eine innige Liebe an die Heimat. Sein Heimweh und seinen Gruß an dieselbe brachte er durch den Gesang eines angeblich selbst­verfaßten Gedichts:Leb' wohl mein schönes Afrika" geradezu rührend zum Ausdruck.

u. Alten steig, 26. Sept. Gestern hielt der hiesige