* Haag, 20. Sept. Die Königin eröffnet« heute, begleitet von der Königin-Mutter, die Tagung der General- staaten. In der Thronrede gedachte die Königin zunächst der seit ihrer Thronbesteigung zu Tage getretenen, unzählbaren Beweise der Vaterlandsliebe und der Anhänglichkeit an die Dynastie. Die Erinnerung daran sei unauslöschlich. Die Thronrede hebt sodann hervor, der Zustand des Landes und der Völker sei befriedigend, die auswärtigen Beziehungen seien fortdauernd sehr freundschaftliche. Mit besonderer Sympathie wird der Vorschlag des Zaren betreffend die Begrenzung der Rüstungen ausgenommen. Die Thronrede begrüßt die günstige Lage der Kolonien und betont, daß die in Atschin erzielten Ergebnisse das Vertrauen in eine dauernde Besserung des Standes der Dinge daselbst recht- fertigen, und widmet der ausdauernden, heldenmütigen Haltung des Heeres und der Flotte ehrende Worte. Die diesmaligen Aufgaben der Gesetzgebung seien von großer sozialer Bedeutung. Es werden Vorlagen angekündigt, welche die Verbesserung der Arbeiterwohnungen und die Bekämpfung der übermäßigen Beschäftigung Erwachsener in den Fabriken zum Zwecke haben.
* Konstantinopel, 20. Sept. Marschall Edhem Pascha, alle Divisionskommandanten, der Chef der Artillerie und der II. Chef des Generalstabs erhielten vom Sultan Geldgeschenke zwischen 5000 und 1000 türkische Pfund für ihre Verdienste während des griechisch-türkischen Krieges.
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Zu dem von der Bezugsvereinigung deutscher Landwirte erlassenen und überall verbreiteten Aufruf zur Boykottierung des Thomasmehles schreibt das Fachblatt „Stahl und Eisen" in seiner Nummer 14 unter vorstehender Ueber- schrifl wie folgt:
„Das Wohl des Einzelnen wie des Staates fordert es, daß die Vertreter der Landwirtschaft, Industrie und des Handels zusammenwirken, sich gegenseitig in ihrer Thätigkeit unterstützen. Da muß es überraschen, wenn plötzlich von einer neu gebildete» bedeutenden Vereinigung, der „Bezugsvereinigung deutscher Landwirte", ein Aufruf an die Landwirte erlassen wird, kein Thomasmehl zu kaufen.
Da dies r Aufruf nicht nur die Thomasmehl-, vielmehr auch in hohem Grade die Thomasstahl-Industrie betrifft und zu schädigen droht, erscheint es angezeigt, das Vorgehen dieser Führer der deutschen Landwirtschaft, die sowohl im Reichstag wie Landtag und in allen landwirtschaftlichen Vereinen vertreten sind und ihren Einfluß geltend machen, die zugleich auf alle landwirtschaftlichen Zeitschriften, Anstalten, sogar auf die landwirtschaftlichen Versuchsstationen die größte Einwirkung gewonnen haben, einmal näher zu beleuchten.
Abgesehen von den Kalisalzen, haben die der Bezugsvereinigung angehörrnden Korporationen bisher nur etwa von der Gesamtmenge des in Deutschland verbrauchten Düngers an ihre Mitglieder abgeliefert. Dazu sind ihre Mitglieder meist die solventen Landwirte, während die Kreditbedürftigen den Düngerfabrikanten und Händlern überlassen bleiben.
Für den An- und Verkauf beanspruchten diese Bezugsgenossenschaften von jeher höhere Rabatte und Vorteile, als die Düngerhändler; von diesem Rabatt gaben sie allerdings einen kleinen Teil an ihre Mitglieder ab. Immerhin aber erschien durch diese sehr hohen Rabatte (Geheimrabatt?) der Preis des Thomasmehls in den Augen des Landwirts viel höher, als er in Wirklichkeit war, so daß ein Vergleich des Thomasmehlpreises mit dem Preise des Superphosphats, bei dem in der Regel solche Rabatte nicht gefordert werden, zuungunsten des Thomasmehls ausfallen wußte. In Wirklichkeit liegt die Sache aber ganz anders. Werden diese Rabatte von dem Bruttopreise abgezogen, so stellt sich der Nettopreis der Phosphorsäure im Thomasmehl beinahe auf
die Hälfte des Preises des Superphosphats, wie solches auch heute wiederum der Fall ist. Um ihren Zweck zu erreichen, um die Preise der Düngemittel möglichst zu drücken, wurde seitens der landwirtschaftlichen Bezugsgenossenschaften der Bezug vom Ausland, welcher durch die zollfreie Einfuhr aller Düngemittel begünstigt wird, als Drohmittel benutzt und auch zeitweise in Anwendung gebracht, es wurde bald der Ankauf des Superpho sphats, bald derjenige des Thomasmehls empfohlen.
-Nachdem in den Jahren 1884/86 durch Hoyermann die ersten Thomasschlacken gemahlen und bei den Landwirten als wirksam befunden, als diese Schlacken in fein gemahlenem Zustande von Albert als leicht assimilierbar ermittelt worden waren und die Professoren Wagner und Fleischer Topf- uni- Felddüngungsversuche mit glänzenden Beweisen der Wirkung der Thomasmchl-Phosphorsäure ausgefübrt hatten, unternahmen zuerst deutsche Düngerfabriken den Abschluß mehrjähr. Schlackenkontrakte und/die Errichtung großer Mahlwerke.
Nur wenige Stahlwerke befaßten sich selbst mit der Mahlung. Die ersten kostspieligen Mühleneinrichtungen waren durch die vielen den Schlacken anhaftenden Stablteile in zwei Jahren zerstört, andererseits wirkte der bei dem Mahlen massenhaft entwickelte Staub lebensgefährlich, so daß entweder der Betrieb eingestellt oder zu Neuanlagen ohne Staubentwickelung geschritten werden mußte. Erst nach Einführung der Kugelmühle durch Albert gelang es, diesen Uebelständen abzuhelfen und die Mühlen mehr leistungsfähig zn machen.
Bei sehr niedrigen Verkaufspreisen waren deshalb die ersten Jahre nahezu Verdienstlos, und dies führte 1889 zu einer Vereinigung der Mahlindustrie und zu einer Erhöhung des Preises, aber auch zu einem ersten Boykottaufruf, 1890, welcher jedoch erfolglos verlief, weil die Landwirte den um die Hälft« billigeren Dünger für den Herlftbedarf verlangten und vorzogen. Dieser so behauptete Preis hielt sich 5 Jahre lang, bis durch die enorm gestiegene Eisenproduktion und Schlackengewinnung von 1895 an die Preise wesentlich herabgesetzt wurden, und zwar freiwillig, um den Absatz zu vermehren, was voll gelungen ist. Jetzt will nun die Bezugsvereinigung. an ihrer Spitze der bekanntlich sehr streitlustige Geheime Regierungsrat Haas in Offenbach, besonders, nachdem die Superphosphate durch den spanisch-amerikanischen Krieg ganz bedeutend in die Höhe gegangen sind und mangeln, durch einen neuen Boykott ein Wiederhinaufgehen des Thomasmehls zum alten Preise im voraus verhindern.
Obwohl das Thomasmehl stets billiger als das Supcr- phosphat war, ja sogar die Veranlassung dazu gegeben Hot, daß das Superphosphat ebenfalls billiger geworden ist, und es so der deutschen Landwirtschaft bei einem Verbrauch von 15 Millionen KZ-Zentner ermöglicht wurde, ihren Phosphorsäurebedarf um 45 Millionen Mark jährlich billiger anzu- sckaffen, empfiehlt man jetzt den Landwirten, so lange kem Thomasmehl zu kaufen, bis man es ihnen wieder erlaubt.
Wenn die Bezugsvereinigung der deutschen Landwirte die Thomasschlacke lediglich als ein Abfallprodukt hinstellt, welches ohne Kosten gewonnen wird, daher zur Vermahlung ohne nennenswerten Preis abgegeben werden muß. so be- rücksichtigt sie nicht, daß die Stahlwerke große Ausgaben fürZuschlag phosphorreicher Eisenmaterialien, Kalk, Maschinenabnutzung, Arbeitslohn usw. haben, wofür sie lange Jahre hindurch nicht annähernd den vollen Ersatz ihrer Auslagen erhielten, und daß heute alle Stahlwerke ohne Ausnahme auf eine hohe Einnahme aus Schlacken rechnen müssen. Man will nicht anerkennen, daß, je mehr die Thomasstahlwerke prosperieren und sich vermehren, desto mehr Thomasmehl in Konkurrenz dem Superphosphat gegenübertritt und dessen Preis niedrig hält. Soweit sich zusammenstellen läßt, werden in Europa 30 Millionen LZ-Zentner Superphosphat fabrizierr gegenüber 13 Millionen lr§-Zentner Thomasmehl. Dagegen sind allein in Deutschland bei einer j
Kulturfläche von rund 100 Millionen Morgen Ackerland und rund 40 Mill. Morgen Wiesen und Weiden mindestens 45 Millionen lrA-Zentner Phosphorsäuredünger jährlich nötig, um die Ernten auf ihrer jetzigen Höhe zu erhalten und den Phosphorsäureentzug wieder zu ersetzen, ganz abgesehen davon, daß eine wesentliche Ertragssteigerung größere Mengen Phosphorsäure jährlich erfordert. Es ist daraus zu ersehen, daß niemals das Thomasmehl ausreichen wird, das Superphosphat zu verdrängen, sondern daß beide Produkte notwendig sind, um den Bedarf an Phosphorsäure nur annähernd zu decken.
Die Propaganda seitens der Thomasmehl-Fabrikanten hat dazu beigetragen, daß der deutsche Gesamtverbrauch in Phosphorsäuredüngern, welcher hier im Jahre 1896 nur etwa 5 Millionen KZ-Zentner betrug, jetzt auf 15 Millionen angewachsen ist, und es jetzt allgemein anerkannt wird, daß die wesentliche Grundlage eines rentablen GutsbetriebeS rn der vermehrten Phosphorsäuredüngung liegt, diese aber leider noch in sehr ungenügender Weise ausqeführt wird. Brachte doch die Kaliphosphatdüngung auf Wiesen und Leguminosenfeldern stark vermehrte und an Stickstoff reichere Heu-Erträge, und konnte damit der Viehstond so vermehrt werden, daß die Fleischeinfuhr trotz der sehr gestiegenen Bevölkerung sehr eingeschränkt worden ist. Die damit verbundene Produktion großer Mengen von Stalldünger hat zur Folge gehabt, daß die Erträge an Getreide, wie die Statistik nachweist, in Deutschland in den letzten 10 Jahren um rund 100 pro Hektar gestiegen sind. Während im Durchschnitt heute in Deutschland überhaupt der Hektarertrag an Körnern rund 14 lr§-Zentner beträgt, weisen exakte DüngungS- versuche auf minderwertigen Bodenarten nach, daß durch rationelle Anwendung von künstlichen Düngemitteln oben erwähnte Durchschnittserträge verdoppelt werden konnten. Wir bedürfen aber nur eines Mehrertroges von 2 KA-Ztr. Körnern pro Hektar, um alle Einfuhr fremden Getreides unnötig zu macken, und es ist gewiß, daß dieser Fortschritt eintritt und gleichen Schritt halten wird mit der wachsenden Bevölkerung, wenn nach und nach statt V» der Ländereien sämtliches Kulturland ausreichend gedüngt wird. Darin stimmen olle klar sehenden Landwirte mit überein, daß bei einer sehr gesteigerten Produktion auch eine große Verbilligung der Produktionskosten eintritt und die deutschen Landwirte mit angemessenen Schutzzöllen gegen die ausländische Konkurrenz bestehen können.
Die Aufhetzung der Bezugsvereinigung gegen Industrie und ihre Kapitalien, welche ihr so nützlich zur Seite stehen, muß aufhören, es muß vielmehr ihre Einwirkung sich dahm geltend machen, daß allgemein die Ertragssteigerung der Kulturflächen durchgeführt wird.
Der Abschluß von einer Milliarde jährlich für Nahrungsmittel ins Ausland muß thunlichst beseitigt werden; es könnte und sollte für eine steigende Bevölkerung das nötige Fleisch und Brot nach Möglichkeit im Jnlande selbst beschafft werden.
Es wird wohl niemand bezweifeln, daß derartige Aufrufe, wie sie die Bezugsvereinigung erläßt, nicht zur Belehrung der Landwirte beitragen können, sondern den landwirtschaftlichen Lehrkräften ihre Arbeit, die Landwirte zu einer rationellen Düngung zu bewegen, unendlich erschweren. Durch Belehrung und Ermahnung der zurückgebliebenen Landwirte ist dies zu erreichen, nicht aber durch ruinöse Düngerpreise, daß die in diesen Fabriken für die Landwirtschaft angelegten vielen Millionen nicht mehr rentieren und, statt vermehrt, zurückgezogen werden. Träte deshalb auch wirklich eine Preiserhöhung von l'/r bis 2 Pf. f. d. Phosphorsäure ein, so würde solches bei einem regelmäßigen Ersatz von 300 lrA Thomasmehl pro Hektar rund 80 Pf. bis 1 Mk. betragen; eine winzige Summe gegenüber dem sicher zu erzielenden lOsachen Ertrage der Gesamtdüngungs- kosten m den nächsten drei Jahren."
Leiantwvrlliche! Redakt -ur : W. R i e k e r , Lltensieig.
Wirkten diese Entdeckungen vergiftend auf ihr Seele. Die guten Vorsätze erstorben wie junge Sprößlinge unter'm Eis. Sie lenkte hinauf in das große, schöne Dorf-Wirtshaus, um sich bei den ruhigen, vernünftigen Leuten, denen sie vor Jahren zur Uebcrnahme des stattlichen Anwesens behilflich gewesen, Ruhe und Ueberlegung, die ihr durch das Unerwartete gänzlich abbanden gekommen, zurückzuholen.
Doch was sie dort vernahm, verscheuchte den letzten Rest des mühsam errungenen Seelenfriedens! Dehnhardt war hier mit den Gerichtshcrren zusammengetroffen und ihnen aufs unhöflichste begegnet, um später wie toll dem Forst zuzurciten!
Der Wirt führte, wie alle, den ganzen Verfall der Besitzungen auf den Förster zurück. Der Inspektor, sowie die älteren rechtschaffenen Dienstleute hatten nach und nach feinen Angestellten weichen müssen, damit hatte er sich überall freien Spielraum geschafft. Der Herr Graf hatte ihn durch Schriftstücke zu allem ermächtigt.
In Rittas Augen flammte rin wilder Blitz und ihr Antlitz war gerötet vor innerer Erregung, als sie von den Leuten Abschied nahm. „Heimkehren," mit all den widerwärtigen Eindrücken, „nun und nimmermehr!" Sie wußte nun. wo ihr Platz war, sie sowohl als der Graf, beide trugen die Schuld, daß es so weit gekommen; jetzt wollte sie auch ihre ganze Kraft zur Abwehr des völligen Untergangs einsetzen.
Sie ritt nach dem Forsthaus, das schlimmste befürchtend! Wenn Dehnhardt seinen Leidenschaften die Zügel schießen ließ, wenn sein Jähzorn zum Ausbruch gelangte, war ein Menschenleben gefährdet.
Das Forsthaus mit seinem ehemals so anheimelnden Aeußern, mit den schmucken Verzierungen, wie sah es jetzt verwildert, verwahrlost aus! Die kleine, trauliche Wohnung war zur Brutstätte der Schlechtigkeit geworden! Eine mürrische alte Magd, die ganz in den Rahmen dieses
Bildes paßte gab Ritta Auskunft über die Herren. Sie waren zu den Holzplätzen hinunter.
Ritta band ihr schäumendes Pferd an einen starken Baum, damit es ausraste. Die kurze Strecke bis zum Holzplatz wollte sie zu Fuß gehen, denn jeder Baum, jeder Steg war ihr hier wohlbekannt. Auch an dem genannten Ort war keme Menschenseele zu entdecken. Beklommenen Herzens wollte sie ihren Rückweg antreten, als sie der Schall zweier heftig streitender Männerstimmen, die aus ziemlicher Entfernung zu ihr herübertönten, zurückhielt!
„Auf keinen Fall lasse ich mich so abspeisen, Herr Graf," hörte sie beim Nähertreten die eine Stimme rauh sprechen, „die Hauptkapitalien aus dem Erlös der Liegenschaften von Neideck fielen Ihnen zu, ich sandte sie nach Monaco. Sie schrieben ja stets nach Geld, da hieß es losschlagen. für mich blieb wenig genug! Entweder gewähren Sie mir eine Stellung auf Wolfenshagen, oder die geforderte Abfindungssumme, damit ich mir drüben eine Heimat gründe, außerdem giebt's andere Wege!"
Graf Dehnhardt lachte bei den Worten des Försters heiser auf: „Ah so, die Neidecker Herrlichkeit geht zu Ende, nun gelüstet's Euch nach Wo'fenshagen. Bei Euch kommt der Appetit mit dem Essen. Einen großen Teil von Lindenfels, einen noch größer« von Neideck hat Euer Magen schon verschlungen, nun wischt Euch das Maul. Wolfenshagen ist unumschränktes Eigentum meiner Frau, sie würde Euch die Herrin fühlen lassen!"
„Der Mann bleibt immer der Mitbesitzer des Vermögens seiner Frau," entgegnete der andere frech, „entweder — oder, Herr Graf, Sie wissen, ich lasse nicht mit mir spielen !"
„Blutsauger!" fuhr Dehnhardt heftig auf, „so macht den Verräter, ich bin der ewigen Erpressung müde. Die Strafe trifft Euch mit!"
Ich habe nicht viel zu verlieren, doch wie den hoch- geborenen Herrn der Zucht §auskittel kleidet?"
Dies waren di- l-tztcn Worte, die Ritta hörte, ihnen folgte ein heftiger K. ll, er noch lange als Echo in der Waldlichtung wiederhallte, dann ein leises Rascheln von scheuen Männertritten, welche sich über Zweige und und Dickicht fortbewegten; bewußtlos sank Ritta zu Boden.-
Ein kühler Hauch wehte erfrischend über ihr Antlitz und weckte die geschiedenen Lebensgeister. Mühsam erhob sie sich und schleppte sich weiter. Baumwurzeln, Dornen und Gestrüpp versperrten ihr den Weg, beschwerten ihre Füße und Kleider, sie achtete dessen nicht, sie mußte zu der Stelle, wo ein Mord begangen war.
Da lag der Förster wie ein gefällter Baum in seinem Blut, doch noch ruhte die Farbe des Todes nicht auf seinem Antlitz und wie ein leises Zittern flog es um den Mund. Alles was ihre Hände an Moos und Gras zusamwenraffen konnten, legte sie auf die klaffende Wunde. Die kleinen Hände regten sich geschäftig,- den roten Lebensstrom zu stillen. Das Zittern um den Mund des Sterbenden wurde stärker, kaum ihrer Sinne mächtig, schob sie ihren Arm stützend unter seinen Kopf. Die schweren Augenlider hoben und senkten sich rasch, ein halb verständnisvoller Blick aus brechenden Augen traf sie.
„Vater unser, der du bist im Himmel," betete sie inbrünstig aus tiefster, vollster Seele.
War es die flehende Mcnschenstimme, war es die Qual des sich entlasten wollenden Gewissens? Abermals hoben sich die schweren Lider, ein klarer Blick streifte die Hilfeleistende.
„Die Rachegöttin! Oswald von Finkeinstein im Irrenhaus zu B., bei Doktor Stern," lallten die Lippen kaum vernehmbar. „Himmel sei mir gnädig!" — Der Körper sank zusammen. (Forts, folgt.)