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Erscheint Dienstag Donnerstag, Samstag und Sonntag mit der GratiS-Beilags .Der SonntagS- Gast.'

BestellpreiS pro Quartal i« Bezirk Nagold 90 ^

außerhalb desselben ^ 1.10.

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EinrückungSpreiS für Altcnsteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 Pfg. bei mehrmal. je 6 auswärts je 8 Pfg. die ispaltige Zeile oder deren Raum.

Verwendbare Beiträge werden dank­bar angenommen.

Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den Kgl. Postämtern und Postboten«

Donnerstag, 22. Septbr.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1898.

Einladung zur Keftellungs-Grrienernng.

Mit dem nächsten Quartal dem vierten des Jahres treten wir in die Wintersaison ein. Wenn vollends alles eingeheimst und die letzten Herbftgeschäste beendigt sind, nähert jene Zeit, welche den Landmann in seine stille Be­hausung bannt und ihn sür die langen Winternächte auf häusliche Unterhaltung hinweist. Da muß sich jeder befragen, wer ihm der treue Hausfreund sein werde, der ihm diese Mußestunden mit ergötzender Rede, froher Kunde und neuer Botschaft erfrische und erheitere.

Als solcher bietet sich dasTam»e«blatt" seinen Lesern an und ladet sie zu fleißigem Abonnement ein.

DasTannenblatt" wird es wie seither, so auch in der Folge nicht daran fehlen lassen, die Leser mit den wichtigsten Neuigkeiten auf das Prompteste zu bedienen und durch Mannigfaltigkeit der Nachrichten den verschiedensten Bedürfnissen nachzukommen. Dieses unser Bestreben hat auch stets die vollste Anerkennung gefunden und wir zweifeln nicht daran, daß das nächste Quartal uns eine beträchtliche Anzahl neuer Abonnenten in Stadt und Land zuführen wird.

Schließlich sei noch bemerkt, daß der bekannt billige Bezugspreis des Blattes auch fürs nächste Quartal un­verändert bleibt.

Alteirsteis Die Äe-erktrsn -es Vlerttes den Tsrmrrir".

Dem bekannten Sozi^' ftenführer Singer, der auch der Stadtverordneten-Versamml "!g in Berlin als Mitglied an- gehört, ist es verwehrt worden, in die städtische Schul­deputation einzutreten. Dresis Verhalten beruht auf einer allgemeinen Verfügung, die der Kultusminister Dr. Bosse am 4. d. M. an die Regierungen und an das Provinzialschul­kollegium in Berlin erlassen hat, und in der angeordnet wird, daß Sozialdemokraten in die Schuldeputationen uno Schulvorstände nicht eintreten dürfen. Diese Anordnung wird wie folgt begründet:Die Thätigkeit der Schulvor­stände sowohl wie der Schuldeputationsn beruhe auf einer Uebertragung obrigkeitlicher Befugnisse und erstrecke sich nicht nur auf äußere, sondern auch auf innere Angelegen­heiten des Schulwesens. Die Mitglieder der Schulvorstände hätten gewissenhaft dahin zu streben, daß die Heranwachsende Jugend nicht nur in den für das bürgerliche Leben nötigen allgemeinen Kenntnissen und Fertigkeiten unterwiesen, sondern auch zu gottesfürchtigen, sittlichen und vaterlandsliebenden Menschen erzogen würde. Die sozialdemokratische Partei erstrebe ausgesprochenermaßen die Beseitigung der bestehenden staatlichen Ordnung. Schon daraus ergebe sich folgerichtig, daß ihren Mitgliedern die Wahrnehmung obrigkeitlicher Be­fugnisse von Staatswegen nicht anvertraut werden könne. Sie stehe in einem grundsätzlichen Gegensatz zu den Auf­gaben der preußischen Volksschule. Daraus folge, daß ihren Anhängern die zur Mitwirkung bei der Erfüllung dieser Aufgaben erforderlichen Eigenschaften abgehen, und daß sie als Mitglieder einer Schulkommission nicht zugelassen werden können."

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Die Einleitung einer Aktion der europäischen Kabinette gegen die Anarchisten steht unmittelbar bevor. Die italienische Regierung wird schon in den nächsten Tagen die Initiative ergreifen, um bei den Mächten die Verein­barung von gemeinsamen Maßregeln zur Bekämpfung des Anarchismus anzuregen. Auch die Petersburger Regierung wünscht dringend eine Verständigung über ein gemeinsames Vorgehen gegen die Anarchisten, und von dortiger amtlicher Stelle wurde betont, es sei Gewissenspflichc, diese Aktion nicht länger hinauszuschieben.

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Vom französischen Ministerrat am Samstag giebt der Figaro" folgende Schilderung: Unter aufmerksamem Schweigen behandelte Sarrien die Dreysusfrage nur wie ein Richter die Berichterstattung ausübt; er erörterte alle Gründe für und gegen und gab alle Eindrücke wieder, die das Studium des Dossiers und andere Untersuchungen und Besprechungen hervorgebracht haben, ohne jedoch die Frage nach der Schuld Dreyfus zu entscheiden. Sarrien schloß mit den Worten, daß die Akten der Verhandlung des Kriegsgerichts mancherlei Widersprüche aufweisen und daß eine neue Prüfung des Bordereaus ein anderes Ergebnis hatte als die Gutachten, die den Richtern Dreyfus' und Esterhazy's Vorlagen. Sarrien sprach eine Stunde, dann erörterte Zur Linden die Gründe, weshalb er an der Ueberzeugung von der Schuld Dreyfus' festhalten müsse. Zur Linden schloß mit der Ankündigung seiner Demission, falls der Minister­rat die Revision zugebe. Hierauf äußerte Tillaye, der früher Professor der Rechte war, juristische Bedenken gegen die Revision, die Brisson und Buorgeois bekämpften. Nach einer kurzen weiteren, ziemlich erregten Debatte schritt Brisson zur Abstimmung. Sämtliche Minister außer den beiden genannten erklärten sich für die Ueberweisung des Dossiers an die Revisionskommission. Zur Linden stand auf und verließ, den Präsidenten Faure mit einer höflichen Ver­beugung grüßend, den Saal. Kurz darauf folgte ihm Tillaye.

* Altensteig, 19. Septbr. (Landwirtschaftliches Bezirks fest.) An die Dienstboten, welche Preise bezw. Ehrenbriefe erhielten, richtete Herr Oberamtmann Ritter anerkennende Worte. Heutzutage sei es etwas schönes um einen treuen Dienstboten, weshalb der landw. Verein sich veranlaßt gesehen habe, landwirtsch. Dienstboten, die sich durch langjährigen treuen Dienst auszeichnen, besonders zu ehren. Mit Geldpreisen wurden bedacht: Jakob Stoll von Nothfelden, bei Link, Tröllenshof, 20 Mk.; Thaddäus Letzkus von Oberthalhrim, bei Conrad, Kuon daselbst, 10 Mk.; Christian Sch von von Haiterbach, bei Klink zur Sonne" daselbst, 10 Mk.; Gottl. Mayer von Kirch- heim u. T., bei Ziegler Rauser, Nagold, 5 Mk.; Adam Bauer von Warth, bei Müller Silber, Altensteig, 5 Mk.; Mich. Waide! ich von Ettmannsweiler, bei Johs. Waide- lich daselbst, 5 Mk.; Martin Seeg er von Neuweiler, bei Jakob Dengler in Wenden, 5 Mk.; Joh. Mich. Härt­korn von Sulz, bei Müller Weidle daselbst, 5 Mk.; Friederike Hörmann von Effringen, bei Jakob Hansel­mann, Schönbronn, 20 Mk.; Magdalene Faßnacht von Unterthalheim, bei Lindenwirt Klenk daselbst, 10 Mk.; Heinrike Bühler von Altensteig, bei Müller Faist daselbst, 10 Mk.; Rosine Koch von Egenhausen, bei Louis Maier, Altensteig, 5 Mk.; Eva Marie Walz von Altensteig-Dorf, bei Gemeindepfleger Kolmbach daselbst, 5 Mk. Ehren- briefe erhielten: Johs. Kopp von Walddorf, bei Ge­meindepfleger Walz daselbst; Johs. Gackenheimer von Ebhausen, bei Müller Kayser in Pfrondorf; Johs. Jung von Warth, bei Phil. Baitling in Effringen; Katharine Schanz von Rohrdorf, bei Schultheiß Killinger daselbst; Anna Marie Theurer von Enzthal, bei Chr. Albert Walz in Oberschwandorf; Johanna Hiller von Haiterbach, bei Wilhelm Reich-rt in Nagold; Anna Marie Bauer von Ettmannsweiler, bei Mich. Friedr. Großmann daselbst; Agnes Erbele von Sulz, bei Philipp Dürr von Sulz. Die mit Ehrenbriefen bedachten Dienstboten erhielten sodann imHirsch" ein freies Mittagessen. Nun folgte die Verabreichung der Preise, welche' bei der letzten staatlichen Viehprämierung verstehen wurden. Unmittelbar schloß sich die Vorführung der vormittags prämierten Tiere und die Uebergabe der Preise an die Besitzer derselben an. Das diesbezügl. Verzeichnis enthält der Inseratenteil der heutigen Nummer. Uw 1^/2 Uhr begannen die Festessen in der Post" und imH rjch". Beim Essen in derPost" toastierte Herr Ober unimann aus Se. Majestät den König, den weisen Förderer der Landwirtschaft; Hr. Stadtschultheiß Brodbeck pries die Verdienste des Herrn Oberamtmann als Vorstand des Landw. Bezirks-Vereins und brachte ihm ein Zfaches Hoch dar. Beide Toaste fanden lebhafte Auf- nähme. Herr Oberamtmann dankte für die anerkennenden Worte seines Vorredners und bemerkte, daß die bürgerl. Kollegien der Stadt Nagold durch ihre Opferwilligkeit und die einzelnen Vereine zum Gelingen des Festes ihr Mög­lichstes gethan hätten. An Se. Majestät den König wurde ein Huldigungstelegramm abgesandt, und Glückwunsch­telegramme liefen u. a. ein: von der K. Kreisregierung in Reutlingen, von den früheren Vereinsvorständen Reg.-Rat Dr. Gugel in Ulm und Reg.-Rat Vogt in Reutlingen. Herr Oberamtmann Völter von Calw gab seiner Ver­wunderung Ausdruck, daß im Bezirk Nagold ein so be­deutender Fortschritt in der Viehzucht zu bemerken sei. Sein Hoch galt dem ferneren Gedeihen des landwirtschaft­lichen Bezirks-Vereins Nagold. Herr Amtmann Schüller feierte die Harmonie zwischen Landwirtschaft und Gewerbe im Bezirk Nagold, welche bei dem Feste in so schöner Weise zum Ausdruck gekommen sei. Nachmittags herrschte bei den Klängen der Musik ein buntbewegtes Leben auf dem Fest­

platz. Die Karroussels sorgten den Kleinen für ihr Ver­gnügen, die reifere Jugend schwang die Tanzbeine, wobei die lebenslustigen Burschen und Mädchen in ihrer ländlichen Tracht vieler Aufmerksamkeit begegneten. Es herrschte ein volksfestartiges Gewoge froher Menschen, zu dem vom blauen Himmel auch die Sonne lieblich herniederlächelte, wohl verur­sachte sie dabei eine im Juli d. I. vergeblich ersehnte Hitze, doch war ja ausgiebig gesorgt des Leibes Durst löschen zu können. Sehr beschäftigt waren die Schülerinnen des Wanderkoch­kurses in der in ihrem Pavillon improvisierten Küche, denn dem verlockend duftenden Kaffee und den sonstigen Speisen, welche verabreicht wurden, zollte man allerseits Anerkennung. Am Sonntag war der Besuch des Stadtackers ein enorm großer und der Besuch der Ausstellung war so stark, daß bis zum Abend die Zahl der gelösten Eintrittskarten 4000 betrug. Die Ausstellung in der Turnhalle und im Seminar- Hof war eine reichhaltige und musterhafte. Landwirtschaftliche Gewächse von seltener Größe und Schönheit waren in der Turnhalle ausgestellt und haben sich namentlich die Gärtner durch Ausstellung von Obstbäumen, Tafelobst aller Art, von Gemüsen, Träubleswein u. s. w. hervorragend beteiligt. Auch Industrie und Gewerbe hatte zahlreich ausgestellt, namentlich die Oelfabrik Nagold, welche einheimische und vom Ausland importierte Landesprodukte und die verschiedenen Oele, welche von denselben gewonnen werden, in Geschmack verratender Aufstellung veranschaulicht hatte. Landwirt­schaftliche Maschinen von W. Dengler in Ebhausen, C. P. Rau, Wildberg, Brezing, Nagold u.a. waren zahlreich ver­treten. Die Ausstellung des Fischereivereins war nicht nur gediegen und sehenswert, sondern auch wirklich lehrreich. Hervorragend beteiligt hat sich an derselben Gutsbesitzer Bücking m Schernbach. Die künstliche Fischzucht war in ihrem ganzen Entwicklungsgang veranschaulicht: Die Brut, 1-, 2- und 3jährige Forellen und Bachsaiblinge und in be­sonderen Wasserbehältern, welche direkt von der Wasserleitung ihren Zufluß bekamen, schwammen ganze Rudel sonst unsere Flüsse bevölkernde Fische. Viele recht ansehnliche Exemplare der­selben dürsten bald in den Bratpfannen der Hausfrauen ihres Lebens Dasein beschließen. Gut beschickt war sodann die Ausstellung der Bienenzuchtvereine durch verschieden­farbigen Schleuderhonig, Bienenvölker, Bienengeräte, Bienen­wachs und Wachsfiguren, welche künstlerische Geschicklichkeit der Aussteller bekundeten. Die Geflügelzüchtervereine hatten ebenfalls zahlreich ausgestellt. Die Ausstellung dieser jüngsten unserer Bezirksvereine lieferte den Beweis, daß von den­selben die Hebung der Geflügelzucht mit Erfolg angestrebt wird. Die Namen der prämierten Aussteller werden wir noch veröffentlichen.

-n. Nagold, 20. Sept. Am gestrigen Nachmittag kamen noch viele Besucher von auswärts hieher, um die ge- lungene Ausstellung zu besichtigen. Bald entwickelte sich auch auf dem Stadtacker wieder ein geselliges Leben. Zahlreich wurde das Zelt des Wanderkochkurses von Gästen umschwärmt, um sich von den angehenden Köchinnen eine Tasse Kaffee oder ein Stück Kuchen kredenzen zu lassen. Ein reiches Fischessen ließ der Fischereiverein seinen Mitgliedern zurichten, und auf dem Gewerbewagen war ein Fäßlein edler Neckarwein angezapst für die trinkbare Bemannung desselben. Gespannt war alles auf das Ergebnis der Lotterie; freudig leuchteten die Gesichter derer, denen Fortuna günstig war, enttäuscht schauten die drein, bei denen es hieß: ich nichts, du nichts, er nichts, wir nichts, ihr nichts, sie nichts. Dennoch aber ließ man sich trotz der Ungunst bei der Lotterie die Fest- freude nicht vergällen und hielt aus, bis die Stunde zum Aufbruch geschlagen hatte. Nagold kann auf drei schöne festliche Tage zurückschauen, die in vielen noch lange eine frohe Erinnerung zurücklassen werden.

L. Pfalzgrafenweiler, 19. Sept. (Korresp.) Gestern nachmittag hielt Herr Milo Zamba aus Afrika im hiesigen Schwanensaale einen äußerst lehrreichen und interes- santen Vortrag über die Sitten und Gebräuche seiner Land­leute. Es war für jung und alt sehr lohnend, seinen Aus­führungen zu lauschen. Wie verlautet, wird er sich in den nächsten Tagen auch in Altensteig hören lassen. Möge es doch niemand versäumen, ihn zu hören!

* Haiterbach, 19. Sept. Beim Brechen von Weiß­tannenzapfen stürzte vorgestern der etwa 50 Jahre alte Tag­löhner Walz von Oberschwandorf ab und brach das Kreuz und beide Beine. Der Unglückliche starb binnen kurzem.

* Freuden st adt, 19. Sept. Heute mittag stürzte in Dornstetten der bei einem Neubau beschäftigte Flaschner Caspar von einer Leiter und brach das Genick; der Tod trat sofort'ein.

* Rottenburg, 19. Sept. Wie Kapitularvikar Klotz öffentlich bekannt giebt, ist heute die Nachricht von Rom an­gekommen, daß Dr. v. Linsenmann als Oberhirte der Diözese Rottenburg vom Papste bestätigt worden ist.