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Sonntag, 18. SepLSr.
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1898.
Erscheint Dienstag Donnerstag, Samstag und Sonntag mit der GratiS-Beilage »Der SonntagS- Bast.-
BestellpreiS pro Quartal i« Bezirk Nagold
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Amtliches.
Versetzt wurde Schullehrer Gärtner in Altbulach (Calw) in den Ruhestand und ihm die Verdienstmedaille des FriedriLsord ens verliehen.
Lerservslitrk.
Zu dem Vorschlag, die Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs am 1. Januar 1900 den älteren Richtern, die sich nicht mehr in das neue Gesetzbuch einleben können und wollen, den Abgang dadurch zu erleichtern, daß ihnen das volle Gehalt als Pension auf eine Reihe von Jahren ge- währt werde, erfährt der ,Berl. Act/ aus guter Quelle: Im Schoße des preuß. Finanzministeriums denke man an eine solche Bewilligung nicht.
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Die Wendung in der Rede des Kaisers Wilhelm, daß «in schlagfertiges deutsches Heer die beste Friedensbürgschast sei, hatte in dem deutschgegnerischen Teil der russischen Presse angesichts der zarischen Friedenskundgebung Verstimmung hervorgerufen. Dieser tritt ,Mosk. Wjedomosti' entgegen, indem sie schreibt: „So lange die Friedenskonferenz noch nicht zu stände gekommen, wird die Regierung jedes Landes ebenso denken und handeln wie Kaiser Wilhelm, und Rußland, das die Friedenskonferenz beruft, wird keinen Augenblick seine Sorgen um die Heranbildung der Kriegsbereitschaft seiner Armee einstellen, in welcher es, so lange die Staaten keine anderen, den Frieden ohne diese Opfer für die Armee sichernden Mittel gefunden, ebenfalls die Friedensbürgschast erblickt."
r. 2<rirdesir«rehvietzteri.
* Pfalzgrafenweiler, 15. Sept. Heute kam der zur Erholung in Freudenstadt weilende schwarze Kameruner Landsmann Milo Zamba hieher und machte in einigen Familien hier Besuche. Wie bereits bekannt, wird Herr Zamba nächsten Sonntag nachmittag im „Schwanen" über Land und Leute von Kamerun einen Vortrag halten und uns da manches Interessante von den Sitten unserer schwarzen Brüder und Schwestern berichten. Da auch die „Landsleute der umliegenden Orte" eingeladen werden sollen, so ist an einem guten Besuch, den wir Herrn Zamba gönnen, nicht zu zweifeln.
* Niederstetten, 15. Sept. Heute vormittag ^12 Uhr ist Fürst Albert zu Hohenlohe-Jagstberg gestorben. Fürst Albert zu Hohenlohe-Bartenstein-Jagstberg war geboren zu Haltenbergstetten am 22. November 1842. Er war erbliches Mitglied der württembergischen Kammer der Standesherren. Der Fürst war nicht verheiratet.
* (Verschiedenes.) Der vor etwa 8 Tagen von dem 19jährigen Sohn der Sonnenwirtin Stickle inEbingen mit einem Prügel niedergeschlagene 26jährige Mälzer Renner von Germersheim ist jetzt seinen Verletzungen erlegen. — In Crailsheim erhängte sich der Gärtner Menikheim in seiner Wohnung. Er hinterläßt eine zahlreiche Familie. — In Schwaikheim wurde kürzlich zwei dortigen Bürgern Geld gestohlen, und zwar dem einen 62, dem andern 30 Mark. Des Diebstahls verdächtig ist ein zur fraglichen Zeit dort einquartiert gewesener Soldat, gegen den nun Untersuchung eingeleitet wurde. — In Stuttgart ist der den Herren Haarburger u. Fellheuner gehörende Teil des großen Bazars (Königsstraße 36) von Pelzwaren- händler Reinh. Müller (Marienstraße) für die Summe von 370000 Mark erworben worden.
* Seligenstadt, 13. Sept. Eine erschütternde Szene ereignete sich den Blättern zufolge am Mainufer. Der 22jährige Fabrikarbeiter Christoph Winkler beobachtete bei der fliegenden Brücke im Wasser einen treibenden Gegenstand. Er hielt ihn für einen Sack oder einen Holzklotz, hielt ihn an und entdecktem ihm — die Leiche seines eigenen Vaters, des 66 Jahre alten Gärtners Peter Winkler, mit dem er wenige Minuten vorher noch gesprochen hatte. Der Verstorbene litt seit Jahresfrist an einem unheilbaren Zungen- und Wangenkrebs. Das furchtbare Leiden scheint den Greis in den Tod getrieben zu haben.
* In einem von der „Bayerischen Landesztg." mitgeteilten Briese, den König Ludwig II. im Jahr 1883 an eine Persönlichkeit in Wien geschrieben hat, findet sich folgende Stelle: „Das Glücklichsein ist nur dann wahres Glück, wenn seine Quelle das Glücklichmachen ist. Nach diesen Prinzipien glaube ich zu handeln. Wenigstens bemühe ich mich, niemanden ungetröstet Weggehen zu lassen, der sich in seiner Bedrängnis an mich wendet. Wenn ich z. B. hauptsächlich der Kunst und dem Kunstgewerbe Arbeit gebe, so thue ich dies im Hinblick darauf, daß dieselben der Unterstützung vor allem bedürftig sind. Außerdem geben meine Bauten Tausenden von fleißigen Arbeitern reichen Verdienst und diese Tausende lassen wieder Taufende von Kaufleuten und Ge
werbetreibenden verdienen. Jedenfalls erfülle ich meine Aufgabe als König hierdurch vollkommener, als wenn ich Reich- tümer für meine Erben ansammeln ließe. Ein Fürst muß hauptsächlich die Verbesserung der Verhältnisse des größeren und ärmeren Teiles seiner Unterthanen im Auge haben. Wenn die Fürsten gar so gerne irdische Schätze aufspeichern, werden ihre Krönungsmäntel in der Regel von den Motten angenagt. Das Volk fühlt unter diesen Mänteln kein königliches und kein menschliches Herz schlagen."
* Berlin, 15. Sept. Der Kaiser ist heute früh 8 Uhr in Prenzlau eingetroffen. Auf dem Marktplatze vor dem Denkmal des Kaisers Wilhelm I. hielt der Kaiser auf eine Ansprache des Bürgermeisters eine Rede, in welcher er betonte: Die Zeiten seien jetzt ernster, es bleibe genug zu thun und es müsse darauf geachtet werden, daß den Umsturzgelüsten kräftig cntgegengetreten werde. Wie nötig das sei, beweise das fluchwürdige Ereignis der letzten Tage. Darum sollte gerade der Bürger immer in Treue und in vollem Vertrauen zu seiner Person und Regierung halten.
* Berlin, 16. Sepr. Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge trifft Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe heute abend in Wien ein, wo er morgen Kaiser Wilhelm empfangen und der Beisetzung der Leiche der verewigten Kaiserin beiwohnen wird.
* Berlin, 16. Sept. Nach den Morgenblättern besichtigte der Kaiser gestern nachmittag in Begas Atelier den Entwurf des Bismarcksarkophags für den Dom.
* Prenzlau. 15. Sept. Bei den heutigen Manövern griff Brigadekommandeur Herzog Albrecht von Württemberg die feindliche Division an und schlug diese, so daß sie zwei Stunden außer Gefecht gesetzt wurde. Bei Mühlbof meldete sich der neuernannte Brigadekommandeur Herzog Albrecht von Württemberg beim Kaiser.
Ausländischer.
* Wien, 15. Sept. Heute obend hielt die Leiche der Kaiserin Elisabeth ihren Einzug in Wien. Um 10 Uhr fuhr der Leichentrain auf der Elisabeth-Westbahn ein. Im Bahnhofe waren von offiziellen Persönlichkeiten nur der erste Oberhofmeister, Prinz Lichtenstein, einige Hofchargen, das gesamte Osfizierkorps der Wiener Garnison, der Bürgermeister und dessen beide Stellvertreter versammelt. Als der Sarg herausgehoben wurde, blieb kein Auge trocken. Die Leiche wurde in einen mit sechs Rappen bespannten Leichenwagen gebrockt. Vom Bahnhose bewegte sich der Zug mit spanischem Ccremoniell durch die Mariahilferstraße nach der Hofburg. In den düster beleuchteten Straßen bildete das Militär Spalier, wo etwa 100000 Menschen in tiefster Ergriffenheit standen. Die Leiche wurde in der Hofburg-Kapelle oufgebahrt. Der Kaiser war abends aus Schönbrunn bei Wien in der Wiener Hofburg eingetroffen und betrachtete vom Fenster den Leichenzug.
T Die auf nur wenige Stunden berechnete Anwesenheit Kaiser Wilhems bei den Trauerfeierlichkeiten in Wien, der mit dem König Albert dem Leichenkondukt folgen wird, entspricht dem Herzenswünsche des Kaisers Franz Joseph, der dem Begräbnis seiner geliebten Gemahlin das angemessene Gepräge zu geben wünscht.
* Wien, 16. Sept. Ein Korrespondent des „Neuen Wiener Journals" hatte Gelegenheit, Luccheni, den Mörder der Kaiserin, zu sehen und zu sprechen. Das Blatt berichtet darüber: „Luccheni's Aussehen, der Gesamtausdruck seiner Erscheinung ist der eines Strolches und Vagabunden, der unter den Pariser Voyous, den Wiener Strizzis, den Berliner Stromern und neapolitanischen Lazzaronis Tausende seinesgleichen hat. Keine Spur vom Typus des Anarchisten oder Sozialrevolutionärs in ferner Ersckeinung, seinem Benehmen und seiner Sprechweise.'" Im Verlaufe des Gesprächs, dem der Untersuchungsrichter anwohnte, machte Luccheni folgende Aeußerung: „Auch ich bin ein guter Mensch, denn ich gab Alles weg, wenn ich Geld hatte. Ich bin aber Anarchist und hatte ein Ideal, das war, die herzlose Menschheit in einer ihrer Spitzen zu treffen. Nun habe ich mein Ideal erreicht. Was die Welt sagt, ist mir gleichgiltig. Es ist mir gleichgiltig, ob Sie mich für einen Anarchisten oder einen Strolch, für einen Feigling oder für muthig halten. Ich bin mit meiner Thal zufrieden, das genügt mir."
* Budapest, 15. Sept. Die Sammlung für das Denkmal der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich hat bereits über 100000 Fl. ergeben. Aus allen Landesteilen werden Kränze nach Wien gesandt.
* Budapest, 16. Sept. Die Ortschaft Mihalyhaza im Veßprimer Komitate, welche aus 200 Häusern besteht, ist bis auf fünf, welche unbeschädigt sind, niedergebrannt.
* Zürich, 15. Sept. Die Züricher Polizei verhaftete gestern den italienischen Polizeispitzel Benedetti, der unter dem Namen Rei oder Loi in Zürich und Lugano zurUeber-
wachung der Flüchtlinge weilte, wegen Beteiligung an einer großen Diebstahlsaffaire. Der Hauptkomplice, der ehemalige Polizeikommissär Santora, weilt im Ausland. Diese haben die Nachricht über eine angeblich vor zwei Monaten stattgefundene Anarchistenzusammenkunft verbreitet.
* Rom, 16. Sept. Heute nacht würden weitere Verhaftungen vorgenommen. Insgesamt sind jetzt 350 Personen verhaftet. Es gewinnt immer mehr den Anschein, als ob Luccheni das Werkzeug eines Komplots gewesen ist, welches sich auch nach Italien erstreckt und in Mailand und vielleicht auch in Rom zum Ausbruch kommen soll. Soldaten erhielten in der letzten Zeit vielfach anarchistische Schriften aus der Schweiz zugesandt und übergaben dieselben sofort ihren Vorgesetzten, welche es der Polizei anzeigten. Drei in Mailand verhaftete Anarchisten sollen mit Luccheni bis zuletzt in Briefwechsel gestanden haben.
* Wie der Nat.-Ztg. aus Mailand gemeldet wird, erfordert der soeben fertiggestellte Flottenerneuerungsplan 350 Millionen Lire, die sich auf zehn Jahre verteilen sollen.
* Paris, 15. Sept. Der „Courier du Soir" teilt mit: Brisson richtete eine Umfrage an die Präfekten über die Stimmung der Bevölkerung wegen der Dreyfus-Affaire. Die Antwort fiel derart aus, daß Brisson in seiner Absicht, die Revision durchzufübren, entschieden bestärkt wurde.
* Paris, 16. Sept. Die „Aurore" meldet: Ein Offizier, der bei der Zusammenstellung des Dreyfus-Akten- Bündels mitarbeitete, dessen Namen man aber zur Zeit nicht nennen zu dürfen glaubt und der im Departement Meuse wohne, soll verhaftet werden.
* St. Thomas, 15. Sept. Ueber die meisten Wind - ward- und Leeward-Jnseln ist ein Orkan hingegangen, der furchtbare Verwüstungen anrichtete. Am meisten litt St. Vincent, 300 Personen sollen getötet, 20000 obdachlos sein. Häuser und Kirchen wurden durch Flutwellen zerstört. In Santa Lucia traten mehrere Erdstürze ein, wobei 12 Personen getötet wurden. Auch Guadeloupe ist schwer betroffen worden. Dort wurden 19 Bewohner getötet.
* London, 16. Sept. Der Kolonialminister empfing eine Depesche, welche die Nachrichten über den Orkan in Westindien vollauf bestätigt. Der Orkan dauerte 10 Stunden. Es ist noch unmöglich, Einzelheiten zu bringen, da alle Verbindungen unterbrochen sind. In Santa Lucia ist fast kein Haus unbeschädigt, in Barbados sind viele Häuser zerstört und soweit jetzt bekannt, sind 61 Personen tot, 31 verwundet. Etwa 2000 Häuser sind zerstört, 1500 Personen sind obdachlos.
* Konstantinopel, 15. Septbr. Die Pforte richtete an die Kabinete der Mächte zwei Rundschreiben, welche die Vorgänge in Kandia betreffen. In dem einen lehnt die Pforte die Verantwortung für die jüngsten Ereignisse ab und protestiert gegen das Bombardement. In dem andern wird die Zurückziehung der Truppen von Kreta abgelehnt und die Lösung der kretensischen Frage durch die Aufstellung eines Gouverneurs verlangt.
* Kanea , 15. Sept. Seitens der türkischen Regierung wurden beute 60 Auswiegeler den Engländern übergeben. Man verspricht für morgen fernere Auslieferung.
* Ne w-I ork, 15. Sept. Der „New-Aork Herold" meldet aus Valparaiso: Der Grenzstreit zwischen Chile und Argentinien werde wahrscheinlich zu einem gewaltigen Zusammenstöße ganz Südamerikas sich entwickeln. Man glaubt, Bolivien sei durch einen Geheimvertrag mit Argentinien verpflichtet, Chile entgegenzutreten, aber Peru werde Bolivien im Schach halten.
* Washington, 16. Septbr. An amtlicher Stelle wird wiederholt erklärt, die Friedenskommission gehe nach Paris mit einer vollständigen Instruktion für den Modus der Verhandlungen, wie diese in den beiden letzten Tagen in eingehenden Beratungen festgestellt worden sei. Bei den Verhandlungen in Paris solle von vornherein erklärt werden, daß keine Abweichung von den seitens Amerikas aufgestellten Forderungen acceptiert werden könne. Die Entscheidung des Präsidenten Mac Kinley sei in der gestrigen Sitzung des Kabinets einstimmig gebilligt worden.
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* Herrenberg, 15. Sept. Der heutige Viehmarkt war befahren mit 48 Paar Ochsen, 114 Kühen, 279 Stück Jungvieh, darunter von Händlern zugeführt 25 Kühe und 82 Stück Jungvieh; außerdem waren zu Markt gebracht 439 Milch- und 450 Stück Läuferschweine. Es waren viele Käufer am Platze und ging der Verkauf gut. Begehrt waren zu steigenden Preisen : fettes Vieh, Jungvieh, trächtiges Vieh und Milchkühe, außerdem Zugstiere; weniger Nachfrage war nach Ochsen, deren Preise gegen vorigen Markt fielen. Gegen letzten Markt waren etwa 100 Stück Vieh mehr zugeführt. Das Paar Milchschweine galt 25—36 Ml., das Paar Läufer 40—105 Mk. Der Verkauf dieser ging auch sehr gut.